E-Book, Deutsch, Band 4, 240 Seiten
Reihe: Space Thriller
Schaef Space-Thriller 4: Mauern der Macht
1. Auflage 2016
ISBN: 978-3-8453-3253-6
Verlag: Perry Rhodan digital
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection
PERRY RHODAN Space-Thriller - die Verbindung aus realitätsnaher Science Fiction und spannendem Krimi
E-Book, Deutsch, Band 4, 240 Seiten
Reihe: Space Thriller
ISBN: 978-3-8453-3253-6
Verlag: Perry Rhodan digital
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection
Die Erde im 49. Jahrhundert: Polizisten finden eine männliche Leiche; es ist ein Agent des irdischen Geheimdienstes, dem offenbar das Gehirn ausgebrannt wurde. In New York erledigt ein geheimnisvoller Killer mit einer altertümlichen Feuerwaffe eine unbekannte Frau - und wird hinterher selbst Opfer eines Attentates. Und nacheinander verschwinden terranische Techniker und Wissenschaftler auf geheimnisvolle Weise, ohne dass klar ist, ob sie entführt wurden und von wem. Seit einem Jahr ist Bron Keijze, Agent des Terranischen Liga-Dienstes, von seinen Vorgesetzten kaltgestellt worden. Grund dafür ist der Tod seiner ehemaligen Gefährtin, die bei einem Einsatz ums Leben kam. Keijze erhält den Auftrag, sich um die verschwundenen Menschen zu kümmern. Sehr schnell erkennt der Agent, dass er auf ein Wespennest gestoßen ist, das wahrhaft kosmische Ausmaße besitzt ...
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2. Kapitel
Bron bewegte sich im Schlaf, murmelte und stöhnte so laut, dass er darüber erwachte. Etwas mühsam rollte er sich auf die Seite, strampelte das schweißfeuchte Laken von sich, stemmte sich hoch und stützte sich auf die Ellbogen. Benommen blinzelte Bron in die vertraute Umgebung seines Appartements. Sein Herz klopfte, und er konnte den Puls in seinen Schläfen hämmern spüren. Nur langsam klärte sich sein Geist; der Albtraum zog sich zurück, löste sich in nichts auf. Nur, es gab kein Entrinnen davor, wie er wusste. Entgegen den Versicherungen der Ärzte auf Mimas, die einen Teil seines Erinnerungsvermögens mit einer Blockade versehen haben wollten, schaffte er es nicht, ihn aus seinem Gedächtnis zu streichen. Ständig beschäftigte sich sein Unterbewusstsein mit jenem verhängnisvollen Einsatz auf Rakakurris. Mit Gambucci. Mit Chess. Vor allem mit Chess! Irgendwann, so erkannte er, würde er sich diesem Teil seines Lebens und den Erkenntnissen der Vergangenheit stellen müssen. Aber bis dahin ... Vielleicht sollte er sich wieder in die Obhut des Medik-Zentrums in Terrania City begeben. Doch die Erinnerung an die letzte Prozedur ließ ihm diese Idee als wenig erstrebenswert erscheinen. Immerhin schaffte sie es, ihn vollends wach zu machen. Er atmete geräuschvoll aus; fürs erste war er dem Traum entronnen und den vielbeinigen, klauenbewehrten Monstren seiner dunklen Phantasie. Kopfschüttelnd richtete er sich ganz auf und starrte in das Halbdunkel. Sein Appartement bestand aus einem einzigen großen Raum, einem ehemaligen Probestudio einer der zahlreichen Theatergruppen der Terra-Nostalgiker, bevor sie diesen Komplex am East River aufgegeben hatten, um ein paar Blocks weiter zu ziehen. Der Raum war zehn Meter breit und exakt zwanzig Meter lang. In der Mitte stand ein bis zur Decke reichender, verchromter Zylinder. Der wahre Mittelpunkt des Appartements, der Hygienemodul und Kücheneinheit wie die beiden Pole Yin und Yang in sich versetzt beherbergte. Daneben enthielt er die syntronische Energieversorgung sowie die Milieusteuerung. Links von ihm bestand die Wand aus einer synthetischen Ziegelmauer. Weiß gestrichen, von mehreren hohen Fenstern unterbrochen. Sie gaben den Blick auf ein ehemaliges Industriegelände frei, das vor zwei Jahren von der Stadtverwaltung mit Hilfe NATHANS zu einem Abenteuer- und Freizeit-Park umgearbeitet worden war. Von seinem Bett aus gesehen stand am anderen Ende des Raumes in der Ecke neben der Tür die Butler-Manifestatur seines Heimsyntrons in Gestalt eines lamellengepanzerten Kriegers aus einer längst vergangenen Epoche. Die Wand zur Rechten wurde von einem vier mal zwei Meter großen Trividschirm dominiert. Ansonsten war der Raum kaum möbliert, abgesehen von ein paar schmalen Schubladencontainern zwischen den Fenstern. Licht sickerte durch die halb geöffneten Jalousien vor den verschmutzen Fenstern; von draußen drangen die Geräusche des Tages herein. Geräusche, die ihn vermutlich geweckt hatten. »Guten Morgen. Es ist ...«, sagte die Stimme seines Heimsyntrons. »Halt die Klappe!«, knurrte Keijze misslaunig. »... sieben Uhr dreißig, Mittwoch, der vierte Mai des Jahres 1281 Neuer Galaktischer Zeitrechnung. Und es liegen keine Nachrichten vor.« »Auch recht ...« Er gähnte ausgiebig. Als er sich zur Seite drehte, fiel sein Blick auf zarte Unterwäsche und ein paar Kleidungsstücke für darüber, die den Boden vor dem Bett bedeckten; ein hochhackiger Stöckelschuh stand weiter entfernt inmitten des Raumes, sein Pendant lag umgefallen zwei Schritte daneben ... Die junge Frau hinter ihm bewegte sich in den Kissen, wachte jedoch nicht auf. Er drehte sich um und hielt für einen Moment den Atem an vor dem Anblick, der sich ihm bot. Eine irrsinnige Hoffnung blitzte in ihm auf – dann verzog er den Mund. Es war nicht Chess, die da auf dem Laken neben ihm lag. Nein, das war sie nicht, wenngleich Ana ihr, was das Äußere anbelangte, verdammt nahekam, vor allem in gewissen Situationen. Und sie war da. War präsent. Die wirkliche Chess hatte ihn längst verlassen. Es fiel ihm noch immer schwer, sich mit ihrer Abwesenheit abzufinden, sie fehlte ihm, mehr, als er sich eingestehen wollte. Viele Nächte lang hatte er schlaflos verbracht, hatte ihrem Atem nachgespürt, ihrem warmen Körper. Er hatte im Schlaf mit ihr gesprochen, bloß um zu erwachen und sich daran zu erinnern, dass sie fortgegangen war. Ein Geräusch draußen vor den Fenstern ließ Keijzes Gedanken in die Gegenwart zurückkehren. Er griff nach dem Handgelenk der Nackten. Ihre Augen öffneten sich. »Wach auf!«, sagte Keijze. Es war keine überflüssige Aufforderung. Anas Augen standen zwar offen, doch wie er wusste, bot das keine Gewähr, dass sie auch wirklich wach war. Deshalb fuhr Keijze fort, ihre Handgelenke zu drücken, bis sich schließlich ihre Augenlider bewegten. »Himmel, bin ich müde!«, murmelte sie träge und verschlafen und streckte sich. »Weiß ich«, nickte er. Sie setzte sich auf. »Wie spät?« Er sagte es ihr. Es entstand eine kurze Pause. Dann schimpfte sie mit Inbrunst und leichtem Erschrecken: »Mist, verdammter! Der Termin ...« Sie schüttelte den Kopf, dass das lange, dunkle Haar nur so flog, und flitzte – nackt, wie sie war – aus dem Bett. Sie war braun gebrannt, gerade gewachsen und mit vollen Brüsten. Mit hektischen Bewegungen raffte sie ihre Kleider und ihre Tasche auf und verschwand damit im Bad. Als sie daraus hervorkam, bis auf die Schuhe vollständig angekleidet, hatte sich erneut die erstaunliche Metamorphose vollzogen, die aus einer leidenschaftlichen Geliebten eine kühle, pragmatisch denkende Dr. Anabel Cory machte, geschäftsführende Teilhaberin der renommierten Anwaltskanzlei Asprin, Perry & Shepherd. Keijze war stets aufs neue fasziniert von dieser Verwandlung. Das dunkle Haar von der Farbe gebrochener Kohle hatte sie straff im Nacken zurückgebunden, was ihre hohe Stirn betonte. Sie trug eine weiße Bluse unter dem blauen Kostüm, dessen enger Rock ihre Schenkel umspannte, und sie verbreitete einen Hauch von teurem, aber unaufdringlichem Parfüm. Sie blieb vor ihm stehen, sah ihn an. »Ich habe nicht ausgeschlafen«, sagte sie. Es klang vorwurfsvoll, anklagend. Keijze saß noch immer auf der Bettkante und hatte sich nicht gerührt. »Habe ich wieder im Schlaf gesprochen?« »Tust du das nicht immer?« »Natürlich. War es schlimm?« »Nicht schlimmer als sonst.« Danach herrschte Schweigen. Schließlich ging sie langsam durch den Raum und schlüpfte in ihre Schuhe. Dann sank sie in einen Sessel neben dem Bett, sah ihn an und seufzte. Ihre langen Beine waren ausgestreckt, das Kostüm modellierte ihren Körper nach. Keijze betrachtete sie. Eine begehrenswerte Frau. Eine Schönheit – nur eben nicht Chess. »Du solltest dich mal analysieren lassen«, sagte sie nach einer Weile. »Dein Termin«, erinnerte er. »Sagtest du nicht, du hättest es eilig?« Sie bewegte leicht den Kopf und beobachtete ihn aufmerksam. »So eilig auch wieder nicht.« Es klang beiläufig, aber Bron hörte die unausgesprochenen Fragen dahinter. Fragen, die sie früher oder später doch laut stellen würde. Und die er dann beantworten musste, wenn er Wert darauf legte, dass ihre Beziehung Bestand haben sollte. Aber er war sich nicht sicher, ob das überhaupt erstrebenswert war. Er versuchte sie als das zu sehen, was sie war: eine begehrenswerte Frau. Sie war es auch. Trotzdem würde er sie ständig mit Chess vergleichen – und das hatte sie nicht verdient. Jetzt sagte sie: »Dieser Einsatz auf Karrako... Rakko...« Sie suchte nach dem richtigen Namen. »Rakakurris«, half er ihr. Sie nickte. »Genau das ist der Name, den du immer in deinen Träumen murmelst und stöhnst.« – Neben dem Namen von Chess natürlich, dachte er, aber das erwähnst du nicht. – Sie fuhr fort: »Weshalb hat man dich eigentlich auf Eis gelegt nach diesem Einsatz?« Keine Antwort. Nach einigen Sekunden schien es klar, dass auch keine Antwort kommen würde. Ana befeuchtete sich die Lippen. »Sehen wir uns wieder?« Nicken. »Wann?« Achselzucken. Eine oder zwei Minuten lang sagte keiner von ihnen etwas. Dann seufzte sie erneut. Sie erhob sich mit einem »Bemüh dich nicht, ich finde den Weg allein« und ging, ohne sich noch einmal umzusehen. Lediglich ihr Geruch in den Bettlaken erinnerte daran, dass sie dagewesen war. Bron stand auf und streckte sich. Er war einsfünfundachtzig groß und breitschultrig. Sein Gesicht war hager, von den Strapazen vieler Einsätze gekennzeichnet. Er hatte auffallend klare, hellbraune Augen. Über den hohen Backenknochen und der breiten Stirn wuchs dunkelblondes Haar. Er trug es länger, als es die zur Zeit herrschende Mode eigentlich vorschrieb. An den Schläfen wurde es bereits von ersten grauen Fäden durchzogen. Falten einer Müdigkeit lagen um seine Mundwinkel, die keinesfalls von zuwenig Schlaf herrührten. Er war ein introvertierter Einzelgänger, vorsichtig und misstrauisch wie ein angeschossener Naarg, aber auch empfindsam und empfänglich für die feineren Strömungen des Lebens, die Illusionen schaffen oder zerstören konnten. Als er in Richtung Bad schlurfte, erwachte der Trividschirm lärmend zum Leben und bot ihm auf den schachbrettartig angeordneten Insert-Displays die augenblicklich laufenden Programme der 24-Stunden-Nachrichtensender an. Das übliche Konglomerat. Keijze hörte schon gar nicht mehr hin, sondern flüchtete vor der überbordenden Flut an Spekulationen, Halbwahrheiten und den wenigen wirklichen...