E-Book, Deutsch, 100 Seiten
Schaefer / Anonym G.O.T.T.
1. Auflage 2020
ISBN: 978-3-946348-26-9
Verlag: Eridanus Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection
Sciencefiction Roman
E-Book, Deutsch, 100 Seiten
ISBN: 978-3-946348-26-9
Verlag: Eridanus Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection
„Dein Weg war, ist und wird mühsam,
aber wenn es dann zum Ende kommt,
dann wird es ein gutes sein,
da bin ich mir sicher."
Der Klang goldener Fanfaren hallt durch die Galaxien. Permana, die kleine, einem funkelnden Saphir gleiche Welt, ruft zum bedeutendsten Turnier des Universums und die Champions aller Völker eilen herbei, um den Schatz der Dynastie und mit ihm immerwährenden Ruhm zu erlangen. Noch ahnt niemand, dass für den Sieg weit mehr nötig sein wird als Kampfgeschick und Tapferkeit.
Fernab des Wettstreits taumelt ein gesichtsloser Reisender im verschmutzten Sartre-Anzug durch Raum und Zeit und stellt sich einer entsetzlichen Bedrohung, welche die gesamte Schöpfung ins Chaos stürzen könnte.
Die Schicksalsfäden von elf Charakteren, die unterschiedlicher kaum sein könnten, werden in G.O.T.T. auf höchst unerwartete Weise miteinander verwoben und schließlich zu einem großen Finale geführt. Das bildgewaltige SF-Spektakel bringt ein Wiedersehen mit den unsterblichen Wjui, dem Kult von Aszlil und den Gepps – diesen kleinen, neugierigen Nagetieren, die allzu gern Verwirrung stiften, indem sie mit ihren beherzten Pfoten am großen Rad des Schicksals drehen.
Sebastian Schaefer erschuf mit G.O.T.T. ein weiteres Kapitel seiner bildgewaltigen Space Opera. Der Initialroman für dieses Werk, »Der letzte Kolonist«, wurde für den Phantastikpreis der Stadt Wetzlar und den Deutschen Science-Fiction-Preis nominiert.
Autoren/Hrsg.
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Durch Verdammnis und Trostlosigkeit Das blutrote Wasser perlte an der knöchernen Staude herab und formte dabei ein Gebilde aus groben Adern, die den Anschein erweckten, als wäre noch irgendeine Art von Leben in dem versteinerten Leib der urwüchsigen Ishtiria. Auf den klebrigen Tropfen des dunklen Regens glitzerten die Lichter der elektrischen Nebel, die über den dampfenden Mooren aus verfaulten Algen und den unsichtbaren Fundamenten ausgelöschter Geschichte aufstiegen. Hin und wieder manifestierten sich festere Strukturen in dem Dampf aus Energie und gespenstischem Leuchten. Ab und zu würde man komplexere Gebilde in ihnen erkennen können. Manche von ihnen glichen Trichtern oder Röhren, deren Konturen deutlich zu sehen und durchscheinende, schimmernde Oberflächen so verfestigt waren, dass sich der von der stickigen Atmosphäre verfärbte Niederschlag in ihnen sammeln konnte. Nicht selten bildeten sich auf diese Weise glitzernde Rinnsale, die sich durch das Gewirr venöser Kanäle ihren Weg in die Tiefe bahnten, um dort unten Seen aus düsterem Karmesin entstehen zu lassen. Wenn sich diese unwirklich wirkenden Tümpel aus Flüssigkeit und dem Staub einer entsetzlichen Vergangenheit irgendwann so sehr anfüllten, dass sich ihre immer mehr verdichtenden Körper nicht länger von den vergänglichen Formen elektrisierter Schwaden im Zaum halten ließen, zerrissen ihre instabilen Hüllen. Das verfestigte Innere der Tümpel und Teiche zerbrach ihr Gefängnis und fiel gleich herrlich leuchtenden Rubinen hinunter, um in den Sümpfen der vor den schroffen Gebirgshängen liegenden weiten Ebenen bis in alle Ewigkeit zu verschwinden. Das, was sich hinter dem dunstigen Areal des morastigen Plateaus abzeichnete, war nicht etwa klobiges Gestein oder verwaschener Fels, auch wenn es auf einen ersten Blick den Anschein erweckte. Es waren die geschmolzenen Überreste einer riesigen Metropole, die einstmals Milliarden von Lebewesen sicheres Obdach gewährt hatte. Heute waren jede Sicherheit und jeder Schutz verloren und einem Höllenpfuhl aus verstrahltem Schutt und ätzenden Gewässern gewichen, der noch weniger zu ertragen war als das, was die wahr gewordene Apokalypse nicht mit aller Gewalt getroffen und in den Abgrund der Vernichtung gerissen hatte. Aber auch dort, wo nicht das Zentrum der tödlichen Vernichtung gelegen hatte, gab es kaum noch etwas, das auf die Zeit hindeutete, in der noch alles ganz anders gewesen war. Die Vegetation war verdorrt und vergangen, mumifiziert wie die Ishtiria oder zu sterilen Einöden geworden wie die einst in goldener Pracht blühenden Titanweizenwälder an den vormals tosenden Wasserfällen der weit im Süden gelegenen Täler. Das, was die Zivilisation zustande gebracht hatte, war zerbrochen wie dünnes Glas. Es war einfach nicht fähig gewesen, Widerstand zu leisten gegen etwas, auf das es nicht gefasst gewesen war. Die Natur hatte sich dem Übermächtigen gebeugt und dort in Ehrfurcht verneigt, wo das übrige Leben aufrecht und starr geblieben war und so das eigene Ende hatte kommen sehen können. So gab es weder Augen noch Ohren, die Zeuge von dem wurden, was sich nun ereignete, auch wenn es nicht unbemerkt bleiben würde. Blitze zuckten durch die verregnete Nacht voller Schwärze und erhellten die verstümmelten Überreste dieser Welt. Ihr gleißendes Feuer nahm an Intensität zu, als sie den Himmel in Brand setzten und eine klaffende Wunde in die alptraumhafte Realität schlugen, die das Schicksal hier hinterlassen hatte. Der Horizont zerbarst in schrillen Farben und ein triefender Körper wurde hervorgeschleudert. Die humanoide Gestalt, die einen vormals weißen, aber jetzt zerkratzten, verrußten und vollkommen verschmierten Schutzanzug trug, rollte sich geschickt auf dem schlüpfrigen Boden ab und sprang auf die Beine, um eine breitläufige Massekanone von der Schulter zu reißen und durchzuladen. Das blasse Licht der Munitionsanzeige spiegelte sich auf dem glatten, kugelförmigen und vollkommen blickdichten, schwarzen Helm. Die Gestalt stand geduckt und wandte sich ruckartig zu allen Seiten, so als wartete sie nur darauf, von etwas angefallen zu werden. Nur zögerlich richtete sie sich langsam auf und zog sich vorsichtig einen kleinen Tornister von den Schultern, der nur den oberen Teil ihres Rückens verdeckt hatte. Noch immer schien sie mit einem plötzlichen Angriff zu rechnen und daher dauerte es doch eine ganze Weile, bis sie die weiße Tragevorrichtung von sich gelöst hatte und mit erneut gebeugtem Körper das mitgenommene Behältnis auf dem unsicheren Untergrund abstellen und öffnen konnte. Mit schützendem Stoff überzogene Hände fuhren hinein und ergriffen etwas, das ein wenig wie das Zepter eines Monarchen wirkte, allerdings anstelle von wertvollen Edelsteinen mit feinen Sensoren und blinkenden Leuchtdioden besetzt war. Der Ankömmling aktivierte das Gerät an dem mit aufgerauter Yill-Faser überzogenen Schaft und hob es anschließend abwartend in die Höhe. Die Gestalt schien auf etwas zu warten, vielleicht auf eine Veränderung in den wirr und willkürlich erscheinenden Mustern flackernder Lämpchen. Ein Außenstehender aber hätte zunächst nicht erkennen können, ob er den Sensorstab mangels eines besonderen Ergebnisses oder gerade wegen einer gewünschten Fluktuation im Lichterspiel wieder senkte, um ihn anschließend im Inneren des Tornisters verschwinden zu lassen. Als nächstes förderten flinke Hände ein quaderförmiges Gebilde aus mattem Metall zutage, das gerade so groß war, dass es die Seiten des breiten Gürtels überdeckte, an dem es die Gestalt über ihrer Hüfte befestigte. Es war ein einfacher Filter, wie ihn Waldarbeiter auf den Giftinseln von Certion oder die Bergleute auf Je’hmal benutzten, aber in einer Umgebung wie der hier vorhandenen, konnte er allenfalls eine Art gutgläubige Rückversicherung sein, für den Fall, dass die übrigen Schutzvorrichtungen des Sartre-Anzuges versagen würden. Mehr als ein letzter Hoffnungsschimmer, der vor dem Hintergrund der entstellten Welt kaum länger währen konnte als vielleicht drei oder vier Sekunden, würde damit nicht bewirkt werden, denn was nutzte schon ein einziges, trotziges Aufglimmen, wenn einem die erbarmungslose Kälte des sicheren Endes entgegenschlug? Nachdem der Ankömmling in dem keine Linderung versprechenden Schatten der Ishtiria diese Vorkehrungen getroffen hatte, nahm er den Tornister wieder über die Schultern und machte sich daran, mit vorsichtigem und nach festem Boden tastendem Gang den Weg nach vorne zu wagen. Es waren nicht die Überreste der untergegangenen und wie zu einem mahnenden Grabmal wieder ausgespieenen Stadt, die ihn zu locken schienen, sondern die unter einer borkigen Kruste liegende Quecksilberwüste, die in der von der Gestalt eingeschlagenen Richtung ruhte. Das über Gelenken und Wirbelsäule ruhende Exoskelett des Anzuges unterstützte die Bewegungen mit mechanischer Kraft und Stärke, aber auch so war es sichtlich mühsame Arbeit, vorwärts zu kommen und dem unwirtlichen Ort Meter für Meter abzugewinnen. Die Gestalt überwand die vor ihr befindlichen Hindernisse zielstrebig, wenn auch nicht übereilt. Ihre Schritte waren bedacht gewählt und immer wieder begleitet von Pausen, in denen sie stehenblieb und sich sorgfältig nach möglichen Gefahren umsah. Dabei waren es augenscheinlich weder die irisierenden Blasen, die aus den zu dichten Knoten verwachsenen Knollen von Fenris-Kraut austraten, um nach kurzem Flug in einem heißen Feuerregen zu zerplatzen, die der Ankömmling mit besonderem Argwohn durch die pechschwarze Oberfläche des Helms hindurch betrachtete, noch die aus scharfkantigem Metall erblühenden Replikorchideen, welche als unaufhaltsamer Wildwuchs schon lange keiner kontrollierenden Aufsicht mehr unterworfen waren. Er fühlte sich verfolgt. Verfolgt von dem, was als einziges erspüren konnte, wohin sich sein noch immer vom Transfergel triefender Körper seinen Weg gebahnt hatte. Die surreale und lebensfeindliche Landschaft war nicht das, was mehr als alles andere zu fürchten war, sondern das, was in dieser ihre Existenz bewahrt und der Umgebung aufs Schrecklichste angepasst hatte. Die in den Sartre-Anzug gehüllte Gestalt schritt weiter auf den dunklen Schorf über dem wabernden Silber zu, in dessen Tiefen vielleicht etwas verborgen sein konnte, was es wert war, einen Ort wie diesen aufzusuchen. Es war unwahrscheinlich, nahezu undenkbar, aber dennoch möglich, das ein lockendes Geheimnis unter allem Gift doch Heilung versprach. In gleichmäßigen Abständen unterbrach die Gestalt ihre Wanderung durch Verdammnis und Trostlosigkeit und zog aufs Neue den Sensorstab zu Rate, um die gewählte Route zu überprüfen und Abweichungen auf dem gewählten Weg mithilfe neuer Messungen ausgleichen zu können. So war ihr Vorankommen nicht schnell oder zügig, aber sie legte größeren Wert auf besondere Genauigkeit, auch wenn im Inneren des Schutzanzuges Angstschweiß über eine besorgte Stirn rann. Die Szenerie war leblos und bis auf den gesichtlosen Wanderer leer, aber dennoch nicht geräuschlos oder ohne Bewegung. Immer wieder zuckte er unter dem lauten Brechen einer Wüstenscholle oder dem auch noch hier ohrenbetäubenden Aufschlag eines Klumpen gefrorenen Gases zusammen, der auf den noch in Sichtweite ruhenden Kadaver der Stadt und dort hinunterging, wo ihre höchsten Türme den Himmel zu berühren schienen. Manchmal bedurfte es auch nur eines lauteren Knisterns der energetischen Moornebel, um den Sartre-Anzug zusammenfahren zu lassen, und je mehr sein Aufenthalt sich in die Länge zog, umso deutlicher fielen derartige Reaktionen aus. Mit spürbarer Erleichterung zog die Gestalt abermals den mit mit Yill-Faser überzogenen Schaft hervor und die empfindsamen Instrumente etwas erfassten, was sie...