Schäfer | Die Tote vom Mangoldfelsen | E-Book | sack.de
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E-Book, Deutsch, 208 Seiten

Schäfer Die Tote vom Mangoldfelsen


1. Auflage 2019
ISBN: 978-3-7504-6438-4
Verlag: BoD - Books on Demand
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

E-Book, Deutsch, 208 Seiten

ISBN: 978-3-7504-6438-4
Verlag: BoD - Books on Demand
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Wer ermordete Ella Seelmann? Dies ist nicht die einzige Frage, die das Ermittlerteam um den Augsburger Kriminalhauptkommissar Robert Markowitsch beschäftigt. Ein grausamer Leichenfund an der A8 hält die Beamten der Mordkommission ebenfalls in Atem. Noch ahnt niemand, dass es einen seltsamen Zusammenhang zwischen beiden Fällen gibt.

Günter Schäfer, hauptberuflich als Fachinformatiker tätig, arbeitet seit 2003 auch als Autor im Bereich Kinderbuch und Kriminalroman. Im Jahre 2003 erschien als erster Titel "Emmili ist da", welcher 2010 neu aufgelegt wurde. Im Herbst 2009 brachte Günter Schäfer mit "Tod auf dem Daniel" seinen ersten Kriminalroman auf den Markt, Diesem folgte ein Jahr später "Der Schneemann", ebenfalls eine Kriminalstory mit schwäbischem Lokalcharakter. In der 2011 erschienenen Jugendkriminalgeschichte "Unser Lehrer hat 'nen Vogel" ermitteln die beiden Augsburger Kriminalbeamten Markowitsch und Neumann gemeinsam mit drei Schülern der Nördlinger Hauptschule, und 2011 stellte der Reimlinger Autor als Lese-Pate den Schülerinnen und Schülern der Grundschulen in Deiningen und Hainsfarth sein Kinderbuch Emmili ist da vor. Im Herbst 2012 folgte der zweite Nördlinger Krimi Endstation Alte Bastei, bevor der Autor 2013 in seiner Heimatstadt Rain am Lech seinen Krimi Der Rain - Fall präsentierte. Im Oktober 2015 erschien Der Henker von Nördlingen, der mit dem Tod auf dem Daniel und der Endstation Alte Bastei auch als Die Nördlinger Krimi-Trilogie erhältlich ist. Im März 2017 erschien der aktuelle Donau-Ries-Krimi Drohnenflug, in welchem die Augsburger Kriminalbeamten in Reimlingen ermitteln.

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5. Kapitel
Ella Seelmann lehnte sich mit dem Kopf gegen die Scheibe des Fensters, aus dem sie auf die Promenade hinunterschauen konnte. Mit ihren achtundsiebzig Jahren war sie sich bewusst, dass sie den größten Teil ihres Lebens bereits hinter sich hatte. Sie konnte auf eine schöne, wenn auch arbeitsreiche Zeit zurückblicken, auch wenn ihr das Zurückdenken zunehmend schwerer fiel. Vor etwa zwei Jahren hatte sie die Veränderung an sich bemerkt. Zunächst waren es nur einzelne Namen oder Worte, die ihr nicht mehr so schnell in den Sinn kamen, was sie allerdings auf ihr zunehmendes Alter schob. Nachdem sich diese kleinen Aussetzer jedoch mehr und mehr auch in Gesprächen mit Freunden, Bekannten und Nachbarn bemerkbar machten, entschloss sie sich letztendlich für eine fachärztliche Untersuchung. Das Ergebnis, das sie insgeheim schon befürchtet hatte, bestätigte leider die Diagnose: fortschreitende Altersdemenz. Trotz der vom Arzt verordneten Medikation, die zu einer Verzögerung des Krankheitsverlaufs beitragen sollte, bereitete sich die alte Dame innerlich auf den Abschied aus ihrem aktiven Leben vor. Nicht, dass Ella Seelmann sich mit dem Gedanken trug, ihrem Dasein selbst ein Ende zu setzen. Sie wollte vielmehr auf den Zeitpunkt vorbereitet sein, an dem sie nicht mehr in der Lage war, ihre alltäglichen Dinge selbst zu entscheiden. Nachdem sie keine direkten Angehörigen mehr besaß, entschied sie sich dazu, ihre Wohnung in der Donauwörther Parkstadt aufzugeben und sich um einen Platz im Pflegezentrum zu bemühen. Mehr als vierzig Jahre lang hatte Ella, die mit richtigem Namen Elvira hieß, als Hebamme so manchem Menschen dabei geholfen, das Licht dieser Welt zu erblicken. Wie viele es genau waren, darüber hatte sie sich nie wirklich Gedanken gemacht. Für sie war stets nur ein Satz wichtig, der sie in ihrem Tun bestätigte: Mutter und Kind sind wohlauf. Natürlich gab es auch die eine oder andere Situation, in der sie dem Verzweifeln nahe war. War das Neugeborene etwa gesundheitlich beeinträchtigt, vielleicht gar behindert, tat Ella Seelmann stets alles in ihrer Macht Stehende, um die betroffenen Eltern möglichst behutsam darauf vorzubereiten. In den Anfangsjahren ihrer Tätigkeit gab es im Gegensatz zur heutigen Zeit kaum Möglichkeiten, solche Dinge während der Schwangerschaft genau vorherzusehen. Auch beschränkte sich die Arbeit als Hebamme in ihren letzten aktiven Jahren zunehmend auf die Schwangerschaftsbegleitung, da sich immer mehr Frauen dazu entschieden, das Kind nicht auf natürliche Weise zu bekommen, sondern es per Kaiserschnitt auf die Welt holen zu lassen. Eine Sache, die Ella Seelmann in gewissen Situationen als hilfreich und gut ansah, wenn Komplikationen vorhersehbar waren. Allerdings wurde dadurch der Mutter das grundlegende Erlebnis einer natürlichen Geburt, einer noch tieferen, emotionalen Bindung, vorenthalten. Vor ihren Augen sah sie an manchen Tagen die trotz der erlebten Schmerzen letztendlich doch glücklichen Gesichter vieler Mütter, die ihr Neugeborenes in den Armen hielten. Dass es dabei je nach Situation auch hin und wieder einmal unglückliche Frauen gab, war nicht zu vermeiden. Bei diesen Gedanken drehte sich Ella Seelmann plötzlich vom Fenster weg und setzte sich schwer atmend auf den danebenstehenden Stuhl. Als wäre es gestern gewesen, zogen die Umstände ihrer letzten Geburtsbegleitung geradezu wie ein unheilvolles, drohendes Gewitter am Horizont vor ihren Augen auf. Niemals hätte sie sich darauf einlassen sollen. Doch ab einem gewissen Zeitpunkt war es zu spät, Ella Seelmann hütete ab da ein dunkles Geheimnis, das sie endgültig dazu trieb, ihren Beruf aufzugeben. Die plötzliche Enge an ihrem Brustkorb veranlasste die Bewohnerin des Pflegeheims dazu, das Fenster zu öffnen, um etwas frische Luft in ihre Lungen zu atmen, wobei ihr Blick wieder hinunter in Richtung des Mangoldfelsens ging, der von hier oben zu sehen war. Die langsam hereinbrechende Dunkelheit machte sich bemerkbar, doch trotz dessen erkannte die Frau die Gestalt, die sich auf der Parkbank nahe dem Felsen niedergelassen hatte. Schon seit einigen Tagen saß dort immer um die gleiche Zeit ein Mann, der scheinbar mit seinem Blick die Fassade des Pflegezentrums abzusuchen schien. Jedes Mal, wenn Ella Seelmann versuchte, sich einen Reim darauf zu machen, weshalb sich dieser Mann dort aufhielt, beschlich sie ein ungutes Gefühl. Trotz ihrer noch relativ guten Augen konnte sie auf diese Entfernung natürlich keine Details erkennen, dennoch trieb ihr die Anwesenheit dieses Unbekannten regelrecht den Schweiß auf die Stirn. So auch heute wieder, genau jetzt, in diesem Augenblick. Ella Seelmann begab sich an die kleine Kommode, die an der Wand gegenüber ihrem Bett stand und griff nach einem Taschentuch, um sich die unangenehme Nässe an der Stirn abzuwischen. Sie fühlte die Unruhe tief in sich und war sich bewusst, dass wohl wieder eine nahezu schlaflose Nacht vor ihr lag, wie so oft in der letzten Zeit. Sie versuchte verzweifelt, einen klaren Gedanken zu fassen. Weshalb beunruhigte sie die Anwesenheit dieses Unbekannten dermaßen, dass sie sich bis in ihr Innerstes bohrte und ihr jedes Mal beinahe die Luft zum Atmen nahm. Ella Seelmann überlegte. Sie war eine Bewohnerin des Hauses und konnte bis jetzt noch immer alles Wichtige selbst entscheiden. Also konnte auch niemand etwas dagegen haben, wenn sie noch einen kurzen Abendspaziergang durch die Promenade machte. Das Abendessen war vorbei, so musste sie lediglich bei einer der Pflegekräfte Bescheid geben, damit man sie nicht vermissen würde. Entschlossen holte sie sich eine warme Jacke aus ihrem Schrank, zog sich ein paar Schuhe an und verließ ihr Zimmer, um die verantwortliche Pflegerin zu informieren. Kurz darauf verließ die Frau das Gebäude. Durch den Haupteingang trat sie ins Freie und wandte sich nach rechts, wo sie die etwas abschüssige Straße hinab in Richtung Kaibach führte. Da Ella Seelmann noch relativ gut zu Fuß war, hatte sie nach nur wenigen Minuten die Promenade erreicht und erblickte kurz darauf zu ihrer Rechten die kleine Kapelle ‚Maria Schnee‘. Hier hatte sie früher oft ein Dankgebet gesprochen, wenn wieder einmal ein neuer Erdenbürger mit ihrer Hilfe auf diese Welt gekommen war. Die alte Dame überlegte kurz, verwarf aber angesichts der fortschreitenden Dunkelheit den Gedanken, ein paar kurze Worte an die Gottesmutter zu sprechen. Der Weg der Promenade führte sie mit einer leichten Rechtsbiegung direkt auf den berühmten Mangoldfelsen zu, hinter dem sich die Donauwörther Freilichtbühne befindet. Nur Augenblicke später, an der Weggabelung angekommen, konnte sie die immer noch auf der Parkbank befindliche Person erkennen, deren Blick sie trotz der zunehmenden Dunkelheit regelrecht zu fixieren schien. Ella Seelmann spürte ein leichtes Frösteln auf ihrem Rücken und zog instinktiv den Kragen ihrer Jacke etwas zu, obwohl sie wusste, dass die leichte Gänsehaut nicht durch die Temperaturen hervorgerufen wurde. Sie überlegte sich kurz, einfach umzudrehen und in ihr Zimmer zurückzukehren, doch in diesem Augenblick erhob sich die Gestalt und kam mit langsamen Schritten in ihre Richtung. Ella sah sich nicht in der Lage, der unmittelbar bevorstehenden Begegnung auszuweichen, selbst wenn sie dies gewollt hätte. Ihre Beine schienen in diesem Moment wie festgewachsen. Sie erkannte die Gesichtszüge eines jungen Mannes, doch keinerlei Erinnerung kam in ihr zum Vorschein, dass sie ihm jemals begegnet wäre. Nur diese Augen. Tief in ihnen glaubte Ella Seelmann für den Bruchteil einer Sekunde, eine unendliche Traurigkeit zu erkennen, welche sie jedoch nicht ergründen konnte. Ihr Blick löste sich von den Augen ihres Gegenübers und sie glaubte ein Lächeln in seinem Gesicht zu erkennen. Ein Lächeln allerdings, welches der Frau das Blut in den Adern gefrieren ließ. Beinahe körperlich konnte sie die Gefahr spüren, die ihr entgegenschlug. Wie von selbst setzte sich ihr Körper in Bewegung, schlich mit kleinen, vorsichtigen Schritten rückwärts, bis sie die kleine Hecke an ihren Beinen fühlte. Drei, vier kleine Schritte später bemerkte Ella Seelmann, dass sie buchstäblich mit dem Rücken zur Wand zum Stehen kam. Erschrocken, den Blick noch immer auf das Gesicht des jungen Mannes gerichtet, ertasteten ihre Hände das kalte Gestein des Mangoldfelsens. Sie wandte ihren Kopf über die Schulter nach oben, erkannte die Ausweglosigkeit ihrer Situation. Nachdem sie ihren Blick wieder nach vorne richtete, erkannte sie, dass der Mann mit seiner rechten Hand ein Messer aus der Tasche zog. Sein Gesicht kam dem ihren nun ganz nahe, sodass sie den fremden Atem direkt auf der Haut spüren konnte. Sie ahnte dabei, was die Stunde geschlagen hatte, versuchte dennoch verzweifelt, ihn davon abzuhalten. „Es ist Unrecht, was sie tun“, brachte sie gequält hervor, was den Mann jedoch in keiner Weise zu beeindrucken schien. Langsam, beinahe wie in Zeitlupe ausgeführt, zog er seinen rechten Arm zurück. „Unrecht?“, fragte er leise mit spöttischem Unterton. „Ausgerechnet sie sprechen dieses Wort aus? Ich glaube, sie wissen ganz genau, was es bedeutet, gegen das Recht zu verstoßen.“ Mit einer...



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