Schäfer | Mainhattan Star | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 172 Seiten

Schäfer Mainhattan Star


1. Auflage 2015
ISBN: 978-3-95542-210-3
Verlag: Societäts-Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: Adobe DRM (»Systemvoraussetzungen)

E-Book, Deutsch, 172 Seiten

ISBN: 978-3-95542-210-3
Verlag: Societäts-Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: Adobe DRM (»Systemvoraussetzungen)



Thomas Bachs neuer Fall: Stalking! Schlagersternchen Nadine Goldberg wird von einem Stalker verfolgt. Nachdem ihr Fitnesstrainer erstochen aufgefunden wird, taucht Kriminalhauptkommissar Thomas Bach bei seinen Ermittlungen in den Glamour der Mainmetropole ein. Die Spuren führen den Frankfurter Ermittler in ein skandalträchtiges Beziehungsgeflecht, das manche falsche Fährte bereithält. Bis sich die Ereignisse zu überschlagen beginnen und Kommissar Bach dem Phantom auf die Spur kommt. Nach den Erfolgen von Mainhattan Blues, Mainhattan Ice und Mainhattan Hearts von seinen Fans lange erwartet, legt Andreas Schäfer endlich einen weiteren Mainhattan-Krimi vor. Lassen Sie sich vom intimen Kenner der Frankfurter Szene auf die Schattenseiten der Stadt entführen.

Andreas Schäfer ist Polizeihauptkommissar beim Polizeipräsidium Frankfurt am Main und versieht seit über einem Jahrzehnt Dienst in der Mainmetropole. In den letzten Jahren war er als Zivilfahnder im Rotlichtmilieu am Hauptbahnhof im Einsatz. Im Societäts-Verlag sind von ihm bis jetzt 'Mainhattan Blues' (2003), 'Mainhattan Ice' (2005) und 'Mainhattan Hearts' (2009) erschienen.
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Prolog


Das Appartementhaus lag in der Allerheiligenstraße, an der Kreuzung zur Breiten Gasse. Die triste Fassade und die blinden Fensterscheiben der oberen Etagen reihten sich nahtlos in die trostlose Umgebung eines längst verblassten Rotlichtviertels ein. Hier hatte sich in den letzten Jahrzehnten ein Latinomilieu etabliert, in das wir, wie auch am Hauptbahnhof, immer mal wieder eintauchen mussten, um einen Fall zu klären. So wie heute, an diesem schwülen Nachmittag. Die dunklen, schweren Regenwolken hingen über den Bankentürmen der Mainmetropole, die feucht-heiße, tropenartige Luft sprang uns förmlich an, als wir aus unserem klimatisierten BMW stiegen. Rainer hatte unseren zivilen Dienstwagen auf dem Seitenstreifen geparkt, direkt vor einer kleinen, unscheinbaren Kneipe dem trostlosen Appartementhaus gegenüber. Auf der anderen Seite blinkten die blassen, roten Leuchtreklamen eines Sexshops und der Bordelle in der Breiten Gasse, dieser letzten sündigen kleinen Meile der Frankfurter Altstadt.
„Dann wollen wir mal“, meinte mein Teampartner, und ich nickte, während mir der Schweiß aus den Poren schoss. Wir überquerten die Straße und gingen an dem ehemaligen Bistro im Erdgeschoß des Hauses vorbei, das ich noch als Verkehrslokal für kolumbianische Drogenkuriere und Wohnungseinbrecher in Erinnerung hatte. Direkt daneben führte eine Eingangstür in das Anwesen, in dem die Kolumbianer auch schon damals oft Unterschlupf fanden. Der Hausmeister hielt uns die Tür auf: „Guten Abend, die Herrn, die Kollegen von der Streife warten oben, zweiter Stock, gleich das erste Appartement …“ Ich nickte knapp und ging grußlos an dem schmierigen Typen vorbei, den ich noch als Hehler kannte, der den Einbrechern Goldschmuck anstatt barer Miete abgenommen hatte. Rainer folgte mir und wir nahmen die verschmutzten Treppenstufen in den zweiten Stock. Auf dem Flur stand Manni, ein Kollege vom ersten Revier, vor der Tür eines der vielen kleinen Appartements. Er war einer der langgedienten Veteranen auf dem Altstadtrevier, ein Schutzmann mit Leib und Seele, mir noch aus gemeinsamen Zeiten bekannt. Damals, als ich in den 80ern noch Funkstreife beim benachbarten vierten Revier fuhr. Er zog die Lederhandschuhe aus. Sein breites Grinsen und der kräftige Händedruck waren das erste Erfreuliche an diesem Einsatz. „Guude Thommy, hallo Rainer“, begrüßte er uns. „Servus Manni“, erwiderte ich und erinnerte mich an unsere gemeinsamen Schlägereien mit den Altluden des Rotlichtmilieus. Damals, als die Zuhälter noch lange, blonde Haare hatten und Porsche fuhren. Früher konnten die meisten Probleme noch ohne viel Schreiberei mit gesundem Menschenverstand und klaren Ansprachen geregelt werden.
„Heute wieder ein Wetterchen, fast wie in Spanien, oder?“, meinte Manni.
„Ja, nur ist das kalte Bier hier besser“, gab ich zurück, „Also, die Meldung hieß Suizid, ein Latino?“
„So wie’s auf den ersten Blick aussieht. Er liegt mit geöffneten Pulsadern in der Badewanne. Neben dran das blutige Küchenmesser. Das Wasser ist übergelaufen und ein Stockwerk weiter unten rot verfärbt aus der Decke gekommen. Die Nachbarin drunter hat dann angerufen. Da drin …“, er deutete mit dem Daumen über seine Schulter in den Flur der Wohnung, „… auf dem Wohnzimmertisch ist ein leeres Glas, eine leere Bierflasche, ein geleertes Blister starker Schlaftabletten. Kein Abschiedsbrief. Die Wohnungstür war geschlossen, aber nicht verschlossen. Der Schlüssel steckte von innen, wir haben sie eingetreten, falls noch was zu retten gewesen wäre“, fasste Manni kurz und knapp zusammen.
„Ein Latino, ist das bestätigt?“, hakte ich nach, auch um seine ersten Eindrücke abzurufen.
„Ein richtiger Spanier“, klärte er uns auf, „keine der üblichen Gestalten, die hier sonst gehaust haben.“
Ich nickte, während er fortfuhr: „Er war wohl mal ein richtig guter Tennisspieler, an den Wänden findet ihr Fotos und so. Dann ist er hier irgendwie hängen geblieben. Wahrscheinlich wegen einer Chica, wie die unter ihm, bei der sein Badewasser durch die Decke gekommen ist. Die Details hat Carlos notiert, er schreibt den Bericht an euch.“ Wieder zeigte er mit seinem Daumen in Richtung Flur, in dem wahrscheinlich sein Teampartner wartete.
„Okay, danke Manni“, raunte ich und wir betraten die Wohnung. Links hing ein Baumarktspiegel neben einer leeren Garderobe, gegenüber ging eine helle Tür ab, auf der ein Aufkleber „Baño“ prangte. Zwischen der Unterkante der Tür und den Teppichfliesen des Flurs war hellrot gefärbtes Wasser auf hellem Linoleum erkennbar. Auf dem Flur stand das Wasser lediglich an einigen Stellen, da es durch die dunklen quadratischen Teppichfliesen offenbar teilweise aufgesaugt worden war. In der Wohnzimmertür stand Mannis Partner.
Er war etwa Mitte zwanzig und Polizeikommissar, wie der einzelne silberne Stern auf der dunkelblauen Schulterklappe über seinem hellblauen Diensthemd verriet. Er zog ebenfalls den Handschuh aus, wir gaben uns die Hände und ich stellte uns vor.
„Carlos Hernandez“, gab er zurück, sah mich aufmerksam an, nahm dann seine Kladde hoch, sah aber nur ab und zu während seines Vortrages darauf: „Laut Unterlagen heißt er Jaime Cortez, Alter achtundzwanzig, wohnt offenbar seit zwei Jahren alleine hier. Die Nachbarin direkt unter ihm hat angerufen, das Wasser ist bei ihr im Bad durch die Decke gekommen.“
„Danke. Die Personalien der Nachbarin habt ihr?“
„Ja klar“, nickte er, „ich habe alles notiert, der Bericht zum ersten Angriff kommt heute noch als Sofortsache. Übrigens …“
„Ja?“
„… Wir haben nur den Wasserhahn der Badewanne spurenschonend angefasst, um das Wasser abzudrehen.“
Ich nickte, drehte mich um und sah Rainer, der mittlerweile Latexhandschuhe trug und das Schloss der Wohnungstür inspizierte.
„Und, wie sieht’s so aus?“, fragte ich den jungen Polizeikommissar, um auch seinen Eindruck mitzunehmen, während ich meine Handschuhe aus der Tasche kramte.
Er sah mich ernst an, verzog für einen Sekundenbruchteil spöttisch die Lippen, während er die Kladde herunternahm und strich sich dann über seinen Dreitagebart. „Nach den Fotos im Wohnzimmer zu urteilen, hat er mal richtig gut Tennis gespielt. Dann ist er offenbar an die Falschen geraten und hier gestrandet.“
„Welche Falschen?“, hakte ich nach.
Sein Blick fiel kurz zurück ins Wohnzimmer. „Die Partybilder hier, da sind eine Latinohure und offenbar ihre Zuhälter mit drauf, sehen Sie sich die mal an“, meinte er vorsichtig.
„Jemand Bekanntes dabei?“
Jetzt sah er mir in die Augen, leicht misstrauisch, als wollte ich ihm etwas unterstellen.
„Ich bin erst seit einem Jahr hier, aber ich steige auch mal mit Manni aus dem Auto aus, um welche zu kontrollieren, und zwar die richtigen, wie diese Typen. Ich schreibe Ihnen die Personalien der Latinos von den Fotos in meinen Bericht auf. Schon mal vorab: kleine Zuhälter, Koksdealer und Angeber. Im Wohnzimmer liegen die üblichen Kokser-Utensilien. Im Badezimmer befinden sich Tranquilizer, um wieder herunterzukommen“, er zeigte auf die Badezimmertür: „Und im Bad liegt neben der Wanne das Küchenmesser, das aus dem Messerblock in der Wohnküche fehlt.“
Er sah mich nun offen und wieder erheblich freundlicher an. „So wie es aussieht, hat er einen Absturz nicht verkraftet, sich im Koks verloren und dann den Rest gegeben.“
Ich nickte und kramte meine Visitenkarte aus meiner Brusttasche: „Danke für die Einschätzung. Wenn dir später noch etwas einfällt, dann ruf mich an. Für uns ist es immer wichtig zu wissen, was hier in der Altstadt los ist.“
Er nahm die Karte, studierte sie aufmerksam und steckte sie dann in seine Brusttasche. Dann gab er mir noch einmal die Hand. Der Händedruck war nun etwas fester: „Gerne, ich melde mich, wenn mir noch etwas einfällt.“ Dann ging er an Rainer vorbei, der ihm die Tür aufhielt. Ich drehte mich zur Badezimmertür, mein Blick fiel auf den Aufkleber „Baño“ und erst dann sah ich daneben den winzigen Aufkleber, direkt neben dem Badezimmertürschild. Er zeigte einen Mexikaner, der sitzend die Beine von sich streckte, einen Sombrero trug und einen Revolver hielt. Ich zog mir meine Latexhandschuhe an und drückte die Badezimmertür auf.
Er lag in der Wanne und trug ein ehemals graues T-Shirt und schwarze Bermuda-Shorts. Sein Kopf war auf die rechte Schulter gefallen, die Augen blickten leblos, die kurz geschnittenen, schwarzen Haare klebten nass an seinem Kopf, als ob er sich noch einmal geduscht hätte. Das Küchenmesser lag auf der Matte direkt neben der Wanne. Ich trat einen Schritt vor, ging in die Knie und sah in das blutgetränkte Wasser. Dann griff ich seinen linken Arm und zog ihn raus. Das durchtränkte T-Shirt rutschte ein wenig zurück und offenbarte ein kleines Tattoo auf dem Oberarm. Das Motiv zeigte den gleichen Mexikaner wie auf dem Aufkleber der Badezimmertür. Ich hob den leblosen Arm noch ein Stück hoch und sah mir die glatte Schnittwunde an den Pulsadern des Handgelenkes an. Ich visualisierte im Geiste, wie er sich mit der rechten Hand die Pulsadern am linken Handgelenk aufschnitt, das Messer aus der Wanne fallen ließ und dann endgültig das Bewusstsein verlor. Augenscheinlich lagegerechtes Spurenbild, dachte ich. Dann erhob ich mich und ging zunächst in den Flur und dann in das Wohnzimmer hinüber. An der linken Wand stand ein Wohnzimmerschrank, Ikea-Klasse, rechts in der Ecke ein Flachbildfernseher, rechts daneben eine Schlafcouch, darüber die Fotos, die der Kollege angesprochen hatte.
Davor stand der flache...



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