E-Book, Deutsch, Band 333, 160 Seiten
Reihe: Perry Rhodan Neo
Schäfer Perry Rhodan Neo 333: NATHANS dunkler Zwilling
1. Auflage 2024
ISBN: 978-3-8453-5533-7
Verlag: Perry Rhodan digital
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection
Staffel: Primat
E-Book, Deutsch, Band 333, 160 Seiten
Reihe: Perry Rhodan Neo
ISBN: 978-3-8453-5533-7
Verlag: Perry Rhodan digital
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection
Im Jahr 2116: Nachdem die Menschen zahlreiche Schwierigkeiten überwunden haben, hoffen sie auf eine friedliche Zukunft. Auf der Erde und den Kolonialwelten arbeitet man vertrauensvoll an gemeinsamen Projekten, häufig zusammen mit Partnern aus anderen Sternenreichen. Aber dann taucht ein neuer Gegner auf. Er nennt sich Primat und steht in Verbindung mit einem mysteriösen Jungen namens Laumae. Er kann Materie und Energie in tödliche Waffen verwandeln, und das Ziel seiner mörderischen Angriffe ist Perry Rhodan. Doch der Terraner kann Laumaes Angriffen im Solsystem und zwischen den Sternen entkommen. In der Folge wird Laumae gefangen genommen. Auf dem Erdmond will NATHAN die Geheimnisse des Jungen ergründen. Aber Laumae bricht aus und will sich die mächtige Hyperinpotronik unterwerfen. Sein größter Widersacher hierbei ist NATHANS DUNKLER ZWILLING ...
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8. Thora Rhodan da Zoltral Männer! Sogar während sie alle gemeinsam durch die labyrinthartigen Korridore, Knotenpunkte und unterlunaren Räume hasteten, die das Innere der Hyperinpotronik durchzogen, war die Spannung zwischen Perry Rhodan und Reginald Bull beinahe mit Händen zu greifen. Sophie und Laura Bull-Legacy hatten die Führung übernommen. Ihr Vater eilte ihnen hinterher – sorgfältig darauf achtend, nicht direkt neben Rhodan zu laufen. Thora musste ihrem Mann nicht ins Gesicht sehen, um zu wissen, dass ihn die Situation belastete. Und damit meinte sie nicht die Tatsache, dass ihm ein kleiner Junge nach dem Leben trachtete. Das Verhältnis zu seinem besten Freund war nachhaltig gestört, und das schlug Rhodan aufs Gemüt. Große Männer beherrschen das Imperium, dachte sie an ein Zitat von Moraht da Them, des berühmtesten aller arkonidischen Philosophen. Große Frauen beherrschen die Männer. Bei der nächstbesten Gelegenheit würde sie eingreifen, denn allein schafften es die beiden Sturköpfe wohl nicht. Eine Freundschaft, die so lange bestand wie ihre, geriet irgendwann in Gefahr, als Selbstverständlichkeit betrachtet zu werden. Doch das war Freundschaft niemals. Männer mochten ihre Gefühle nicht so ehrlich zeigen, wie es viele Frauen zu tun pflegten. Aber es stand außer Frage, dass sie welche hatten. Bull hatte mehr als acht Jahrzehnte in einem vom restlichen Universum isolierten und schließlich von der Aphilie heimgesuchten Solsystem verbracht. Aus den Gesprächen mit ihm wusste die Arkonidin, dass er sich irgendwann damit abgefunden hatte, Perry wohl nie mehr wiederzusehen. Das war ein langer und schmerzhafter Prozess gewesen. Als der Freund urplötzlich doch aufgetaucht war, hatte das etwas ausgelöst. Und daran war auch der Umstand schuld, dass der große Perry Rhodan in wenigen Wochen etwas geschafft hatte, was Bull viele Jahrzehnte lang nicht gelungen war. Selbstverständlich war Rhodan nicht allein gewesen. Er hatte Verbündete gefunden und eine Menge Glück gehabt. Er war große Risiken eingegangen, und zum Schluss war vor allem ein Langzeitplan NATHANS für das Ende der aphilischen Schreckensherrschaft verantwortlich gewesen. Aber das hatte viele Terraner nicht interessiert. Im Mesh war einmal mehr ausschließlich Perry Rhodan, die Galionsfigur der Terranischen Union, als Heilsbringer und Retter in der Not gefeiert worden. Dafür konnte er nichts, aber das war hinsichtlich der Wirkung auf Reginald Bull egal. Der Tod von Stella Michelsen war nur – wie sagten die Menschen doch so treffend? – der Tropfen gewesen, der das Fass zum Überlaufen gebracht hatte. Thora erinnerte sich an die offizielle Trauerfeier für die ehemalige TU-Administratorin. Bulls Gesicht war eine steinerne Maske gewesen, während in seinem Innern, daran hegte sie nicht die geringsten Zweifel, ein emotionaler Orkan getobt haben musste. In all den Wochen davor und danach hatte er nicht ein einziges Mal die Haltung verloren – zumindest nicht, wenn andere in der Nähe waren. Er hatte seinen Kummer und seinen Schmerz in sich hineingefressen und nach außen den trauernden, aber gefassten Witwer gespielt. Damals hatte die Arkonidin begriffen, dass die Aphilie noch lange nicht vorbei war; dass sie für die, die sie miterlebt hatten, wahrscheinlich niemals vorbei sein würde. »NATHAN hat Angst«, riss Sophie Bull-Legacys Stimme sie in die Wirklichkeit zurück. »Die Kommunikation mit ihm gestaltet sich in jüngster Zeit immer schwieriger. Konkret seit dem ersten bekannt gewordenen Auftauchen von Laumae auf Terra.« »Was bedeutet das?«, hakte Perry Rhodan nach. »Ich wünschte, ich könnte es dir sagen. Einem Außenstehenden ist das ohnehin schwer zu erklären. Wie du weißt, reden Laura und ich nicht einfach mit NATHAN. Unsere Kommunikation mit ihm läuft vielfach auf einer wesentlich ... intimeren Ebene ab. Physiologisch handelt es sich um eine Verknüpfung zweier neuronaler Netzwerke, wobei das angesichts der schieren Größe der Hyperinpotronik eher eine Art Andocken ist. Laura und ich werden dabei – ähnlich wie die MINSTRELS – zu einem Teil der anorganischen Intelligenz. Dadurch nehmen wir nicht nur die reinen Informationen wahr, sondern auch Empfindungen, Launen, Stimmungen ...« Thora bemerkte, dass Bull zwar schwieg, seiner Tochter aber ein paar ziemlich schräge Blicke zuwarf. Es war allgemein bekannt, dass Laura und Sophie etliche Posbi-Implantate in sich trugen. Wie viele und was sie genau bewirkten, wussten dagegen wohl nur sie selbst – und NATHAN natürlich. Bull war davon nie begeistert gewesen und hatte das in der Vergangenheit auch nicht verschwiegen. Das hatte mit zu der Entfremdung beigetragen, die sich während der Aphilie zwischen dem Vater und den Zwillingsschwestern entwickelt und verfestigt hatte. »NATHAN ist nervös«, übernahm Laura Bull-Legacy die weiteren Erläuterungen. »Das trifft es vielleicht noch am besten.« »Und der Grund für diese Nervosität ist Laumae?«, fragte Rhodan. »Ja.« Diesbezüglich schien sich Laura sicher zu sein. »Allerdings gibt uns NATHAN keine nähere Erklärung. Wenn wir nachbohren, schottet er sich ab. Das hat er so bisher noch nie getan.« »Und jetzt will er mit uns reden«, mischte sich Thora in das Gespräch. »Mit Perry, Reg und mir ...« »Noch dazu an einem bestimmten Ort«, fügte ihr Mann hinzu. »Privat! Wohin gehen wir überhaupt? In NATHANS Herz? Zum Zeitbrunnen?« »Nein«, antwortete Sophie und deutete voraus auf ein großes Doppelschott. Es war in dunklem Rot lackiert, einer in den Eingeweiden der Hyperinpotronik eher seltenen Farbe. Als sich Laura und Sophie näherten, glitten die beiden Schotthälften beiseite und gaben den Blick auf eine höchst ungewöhnliche Szene frei. Die kuppelförmige Halle war nicht in ihrer gesamten Ausdehnung zu erfassen, musste aber ziemlich groß sein. Sie hatten auf ihrer Route zweimal einen Antigravschacht benutzt, um in die Tiefe zu schweben. Deshalb wusste Thora nicht exakt zu sagen, wie weit sie in die Untergrundbereiche von NATHAN abwärts vorgestoßen waren. Ein paar Hundert Meter waren es allerdings sicher gewesen. Vor ihnen erhoben sich regalähnliche Gestelle. In ihnen hingen rund einen Meter durchmessende, sphärische Gebilde, die Thora sofort als MINSTRELS identifizierte. Doch sie wirkten seltsam unfertig. Ihre Oberfläche war metallisch stumpf, und an vielen Stellen klafften kleine und größere Löcher. Die Luft war von einem beständigen Zwitschern und Summen erfüllt, als sei die Halle von Vögel- und Bienenschwärmen bewohnt. Diese Geräusche kannte Thora von früheren Begegnungen mit den NATHAN-Ablegern, die als verlängerte Arme der Hyperinpotronik galten. Wirklich mit ihnen zu kommunizieren vermochten indes nur Interpreterinnen wie Laura und Sophie Bull-Legacy. Außerdem sah die Arkonidin zahllose, nur millimetergroße Würfel, die scheinbar ohne Ordnung umherflogen. Lediglich die MINSTRELS wurden von ihnen umschwirrt, als wären die kleinen Kuben Insekten und die Kugeln hell leuchtende Laternen. Dabei verschwanden die Winzlinge nach und nach in den Lücken der kugelförmigen Maschinen, die sich dadurch zunehmend schlossen. All diese Eindrücke waren so ungewöhnlich und vielfältig, dass Thora nun erst die Wolke bemerkte, die sich in der Mitte der Halle wie eine Gewitterfront zusammenballte. Offenbar konzentrierten sich die Würfel dort und bildeten einen träge rotierenden Nebel, von dem sich immer wieder dünne Schwaden lösten und nach allen Richtungen davondrifteten. Das ist der Ort, an dem die MINSTRELS entstehen, begriff Thora. Der Ort, an dem sie gewissermaßen geboren werden. Die Würfelwolke leuchtete von innen heraus in einem strahlenden, aber nicht blendenden Weiß. Aus ihrem Zentrum kam auch das Zwitschern und Summen, doch was genau dort vor sich ging, blieb rätselhaft – wie so vieles andere, wenn es um NATHAN ging. Laura und Sophie hatten ihren Begleitern ein paar Minuten Zeit gegeben, um die faszinierenden Bilder in sich aufzunehmen. Nun drängten sie wieder zur Eile. Anscheinend war die MINSTREL-Halle nicht ihr eigentliches Ziel. Die beiden Schwestern führten ihren Vater, Perry Rhodan und Thora eine schmale Treppe hinauf, die auf einem geländergesäumten Wandsteg endete, der eine Rundhallenseite umlief. Von dort oben aus waren die Zentrumswolke und die Gestelle mit den halb fertigen MINSTRELS, die sich darum herum verteilten, fast in ihrer Gesamtheit zu sehen. Die Arkonidin war normalerweise nicht leicht aus der Fassung zu bringen, doch dieser Anblick berührte sie auf eine Weise, die ihr Gänsehaut verursachte. Wenn man es genau betrachtet, wissen wir so gut wie nichts über NATHAN, dachte sie. Und doch ist er als integraler Teil der menschlichen Zivilisation nicht mehr wegzudenken. Ihr kamen die Tron'Taàrk in den Sinn, eine philosophische Gruppierung im Großen Imperium, die geglaubt hatte, Maschinen könnten bessere Entscheidungen treffen als Arkoniden, weil sie nicht von Gefühlen und Eigeninteressen beeinflusst wurden. Ihre Angehörigen hatten damals dafür plädiert, den Imperator durch eine Positronik zu ersetzen. Würden die Terraner eines Tages auf dieselbe Idee kommen und eine Art Robotregenten schaffen? Oder würde gar NATHAN diese Entscheidung treffen? Die Möglichkeit, den Unionsrat und seine Gremien abzusetzen sowie die Macht innerhalb der Terranischen Union zu übernehmen, hätte er zweifellos längst. Am Ende des Galeriestegs öffnete sich ein weiteres Doppelschott. Es führte in einen...