E-Book, Deutsch, Band 98, 160 Seiten
Reihe: Perry Rhodan Neo
Schäfer Perry Rhodan Neo 98: Crests Opfergang
1. Auflage 2015
ISBN: 978-3-8453-4798-1
Verlag: Perry Rhodan digital
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection
E-Book, Deutsch, Band 98, 160 Seiten
Reihe: Perry Rhodan Neo
ISBN: 978-3-8453-4798-1
Verlag: Perry Rhodan digital
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection
Im Juni 2036 stößt der Astronaut Perry Rhodan bei seiner Mondlandung auf ein havariertes Raumschiff der Arkoniden. Damit verändert er die Weltgeschichte. Die Terranische Union wird gegründet, sie beendet die Spaltung der Menschheit in einzelne Nationen. Ferne Welten rücken in greifbare Nähe. Eine Ära des Friedens und Wohlstands scheint bevorzustehen. Doch dann bringt das Große Imperium das irdische Sonnensystem unter seine Kontrolle. Die Erde wird zu einem Protektorat Arkons. Die Terranische Union beugt sich zum Schein den neuen Herrschern, während der Widerstand wächst. Als das Protektorat in Dortmund Tausende von Widerstandskämpfern einkesselt, scheint ein globales Massaker unausweichlich. Crest da Zoltral, der Gelehrte und Gefährte Perry Rhodans, kann das nicht hinnehmen. Er will die Spirale der Gewalt beenden - und tritt einen Opfergang an ...
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2.
Chetzkel »Die Holoverbindungen sind aktiviert und stabil, Reekha. Bis auf die Einsatzleiter sind alle Offiziere zugeschaltet. Die Übertragung in den Stardust Tower steht und Sicherheitskoordinator Jemmico ist informiert.« »Gut.« Chetzkel nickte dem jungen Thos'athor zu, der als sein Adjutant fungierte. »Ich bin in ein paar Minuten so weit.« Er warf einen letzten Blick durch die hohen Fenster, von denen aus er einen Großteil der umliegenden Stadtviertel sehen konnte. Der von den Menschen kurz als »Florian« bezeichnete Turm, den er als Hauptquartier für die kommenden Stunden und womöglich Tage ausgewählt hatte, wurde überwiegend als Sendeanlage für Bild- und Tonübertragungen genutzt, besaß aber auch ein im Turmkorb untergebrachtes Drehrestaurant und eine Aussichtsplattform. Mit einer Höhe von über zweihundert Metern und in unmittelbarer Nähe der Ruhr-Arena gelegen, hatte sich das Bauwerk als Kommandozentrale geradezu aufgedrängt. Das Restaurant lag fast 140 Meter über dem Erdboden und rotierte dreimal pro Stunde um seine Mittelachse. Seine Spezialisten hatten daraus innerhalb nur einer Stunde ein mit allen nötigen Kommunikations- und Überwachungsgeräten ausgerüstetes Einsatzzentrum gestaltet. Im Maschinenraum hatten die Techniker einen modernen Fusionsreaktor installiert, der unter anderem ausreichend Strom für den Schutzschirm lieferte, der die komplette obere Turmhälfte umschloss. Als er hinter sich leise Schritte hörte, drehte er sich um. Mia trug ein hauteng anliegendes Kleid, das im Licht der Deckenstrahler grausilbern schimmerte und Chetzkel an molekülverdichteten Arkonstahl erinnerte. Die Tasthaare in ihrem Katzengesicht zitterten. Trotz der einschnürenden Garderobe bewegte sie sich mit der vollendeten Anmut eines Raubtiers. Sie näherte sich ihm, wurde dabei jedoch langsamer und blieb kurz vor ihm stehen. »Was ist?« Er lächelte kaum merklich. »Willst du den mächtigsten Mann im Protektorat von Larsaf III nicht angemessen begrüßen?« Als Mia zögerte, packte er sie um die Taille, zog sie zu sich heran und küsste sie fordernd. Für einen Augenblick glaubte er Widerstand zu spüren, doch dann erwiderte sie seinen Kuss und drängte sich in gewohnter Weise an ihn. Vermutlich hatten ihr die dramatischen Ereignisse in der Ruhr-Arena mehr zugesetzt, als sie wahrhaben wollte. »Du solltest auf die AGEDEN zurückkehren und dort auf mich warten«, sagte er, als sie sich voneinander lösten. Auf der Unterlippe der jungen Frau glänzte ein winziger Blutstropfen. In der Hitze des Augenblicks vergaß Chetzkel immer wieder, wie spitz und gefährlich seine Schlangenzähne sein konnten. Blitzschnell schoss seine gespaltene Zunge nach vorn und leckte das Blut weg. »Jetzt dauert es nicht mehr lange«, sagte er leise. »Die Berichte der Einsatzleiter sind soeben eingetroffen. Alles entwickelt sich zu meinen Gunsten.« Mia legte die Stirn in Falten. Sie wirkte blass, doch das war nach den Ereignissen der letzten Stunden kaum verwunderlich. »Aber ... die Rebellen«, wandte sie zögerlich ein. »Free Earth hat verhindert, dass ...« »Sprich nicht von Dingen, die du nicht verstehst.« Chetzkel ließ sie nicht ausreden. »Begreifst du nicht, was geschehen ist? Mit den Holoaufnahmen kann ich beweisen, dass sich unter den Angreifern einige führende Köpfe der Widerständler befunden haben – unter anderem die gesuchten Terroristen Bai Jun und Lesly Pounder. Free Earth hat endlich sein wahres Gesicht gezeigt. Mit dem verschwundenen Fürsorger und der unterbrochenen Hyperfunkrelaiskette nach Arkon habe ich praktisch freie Hand.« »Was wirst du tun?«, fragte Mia. »Das, was Satrak nicht konnte: Ordnung schaffen! Wenn sich die Menschen nicht freiwillig fügen, werde ich sie zwingen!« »Dann wird es noch mehr Tote geben.« »Das ist nicht allein meine Entscheidung. Free Earth hat sich offen und gewaltsam gegen das Protektorat gestellt. Arkoniden haben deshalb ihr Leben verloren. Wenn ich diese Verbrechen nicht mit aller gebotenen Härte verfolge und die Schuldigen bestrafe, wird sich aus dem Feuer ein Flächenbrand entwickeln.« Er atmete tief durch. »Im Moment steht die Welt noch unter Schock«, fuhr er fort. »Die Bilder aus dem Stadion sind für die meisten Menschen verstörend. Es ist jetzt ungeheuer wichtig, dass das Protektorat Stärke zeigt. Es muss die Lage innerhalb kürzester Zeit unter Kontrolle bekommen und den Aufständischen unmissverständlich klarmachen, was passiert, wenn sie die Hand gegen das Imperium erheben!« Mia nickte und bedachte ihn dabei mit einem undefinierbaren Blick. Sie machte auf ihn den Eindruck, als hätte sie gar nicht gehört, was er gesagt hatte, sondern sei tief in Gedanken versunken. »Was ist mit dir?«, wollte er wissen. »Du wirkst abwesend.« »Ich bin nur müde.« Ein kurzes Lächeln huschte über ihr Gesicht. »Du hast recht. Ich sollte auf die AGEDEN zurückkehren. Du hast viel zu tun, und ich würde dich nur unnötig ablenken.« Mit den letzten Worten wandte sie ihm den Rücken zu und verließ den Raum in Richtung der Aufgänge zur Aussichtsplattform. Dort parkte eine Reihe von Gleitern und Transportfähren. Chetzkel sah ihr noch ein paar Sekunden nachdenklich hinterher, dann straffte er sich und überprüfte reflexhaft den korrekten Sitz seiner Uniform. Um Mia konnte er sich später kümmern. Da draußen wartete eine ganze Welt darauf, dass das neue Oberhaupt des Protektorats das Wort an sie richtete ... Als er den ehemaligen Speisesaal erreichte, verstummten die verhalten geführten Gespräche, und die Augen der Anwesenden richteten sich unwillkürlich auf ihn. Er sah viele bekannte Gesichter. Frauen und Männer, die teilweise seit vielen Jahren unter ihm dienten und mit denen er schon so manche Schlacht geschlagen hatte. Der Raum nahm fast eine komplette Hälfte des Turmkorbs ein. An seiner Vorderfront erlaubten hohe Panoramafenster einen beeindruckenden Ausblick auf Dortmund – oder »Mirktron«, wie er die Stadt auf Arkonidisch getauft hatte. Die Rückseite wies rechts und links je ein breites Portal auf, das in eine Art Foyer führte. Drei kleinere Türen trennten die Küche, eine Kühlkammer und einen schmalen Serviceraum vom Speisesaal ab. Tische und Stühle waren entfernt und durch eine Batterie von Holokonsolen ersetzt worden. Die ehemalige Bar, die aus einer verspiegelten Regalwand und einer halbrunden Theke bestand, war in eine Art Kommandozentrale verwandelt worden. Über der blank polierten Thekenplatte schwebten mehrere Projektionen, die dreidimensionale Darstellungen der Umgebung zeigten. Die Einsatzgebiete der verschiedenen Kommandotrupps waren farblich markiert. Lomgrin, ein ungewöhnlich großer und schlanker Arkonide mit glatten Gesichtszügen und schulterlangen weißen Haaren, eilte auf ihn zu. Auf der AGEDEN bekleidete er die Funktion eines Beibootkommandanten im Rang eines Tharg'athor. Chetzkel hatte ihn als Verbindungsoffizier für die Dauer des Einsatzes in Dortmund und seiner Anwesenheit im Florianturm bestimmt. »Alles ist vorbereitet, Reekha«, sagte Lomgrin. »Allerdings habe ich noch kein Manuskript erhalten ...« »Ich werde frei sprechen«, erwiderte Chetzkel. »Ah ... ich verstehe ... Nun, dann ...« Der Offizier deutete auf ein improvisiertes Rednerpult. Hinter dem leicht erhöhten Podest schwebte das Siegel des Großen Imperiums als transparentes Holo. Mehrere Kameradrohnen umschwirrten den Aufbau wie ein Schwarm Dulmen eine verfaulte Jaris-Frucht und würden dafür sorgen, dass jedes Wort und jede Geste Chetzkels festgehalten wurde. »Gibt es Nachrichten von Administrator Adams?«, erkundigte sich der Reekha. »Der Administrator wurde von unseren Männern zurück in seine Büros im Stardust Tower gebracht«, antwortete Lomgrin. »Er ist wohlauf und in Sicherheit.« Chetzkel nickte knapp, trat hinter das Rednerpult und gab mit einer Geste das Zeichen, mit der Übertragung zu beginnen. Im Hintergrund materialisierte ein großes Holo, das das aktuelle Live-Bild zeigte; daneben erschienen zwei Dutzend weitere mit den Köpfen der direkt zugeschalteten Offiziere. Für einige Sekunden musterte der Reekha die vertrauten Mienen. Traguran, mit seinen 150 Jahren der Älteste unter seinen Weggefährten. Dennoch hatte er es nur bis zum Sek'athor gebracht, weil er von Disziplin und Selbstverzicht nicht allzu viel hielt. Als Motivator und Stratege war er dagegen unerreicht. Kathirna, von deren vernarbtem Gesicht eine schwer erklärbare Faszination ausging. Mit ihr hatte er bereits vor vierzig Jahren während der Revolte auf Azgola gemeinsam gekämpft. Als er das Kommando über die AGEDEN erhielt, hatte er die wortkarge Waffenexpertin als eine der Ersten an Bord geholt. Tik'Urudim, der einzige Levhian an Bord seines Schlachtschiffs. Wenn es um Fragen der Logistik ging, bewies der Kolonialarkonide geradezu magische Fähigkeiten. Angeblich gab es nichts, was er nicht innerhalb eines Tages beschaffen konnte. Selnir, Gestraga, Minos, Terplantir – sie alle waren da und warteten darauf, dass er das Wort ergriff und ihnen sagte, wie es weiterging. Chetzkel nahm sich die Zeit, jeden Einzelnen kurz anzusehen und den einen oder anderen mit einem Kopfnicken zu begrüßen. »Heute ist ein trauriger Tag«, sagte er. »Denn wir haben viele Kameraden verloren. Tapfere Frauen und Männer, die ihr Leben dem Imperium geweiht und seine Werte bis zuletzt mit ihrem Blut verteidigt haben. Sie sind in Erfüllung ihrer Pflicht gestorben, ermordet von gesetzlosen Aufrührern, die sich als Freiheitskämpfer bezeichnen und im gleichen Atemzug diese Freiheit mit Füßen treten.« Chetzkel ließ einige Sekunden verstreichen,...