E-Book, Deutsch, 296 Seiten
Schäfer Tod auf dem Daniel
1. Auflage 2017
ISBN: 978-3-7460-3876-6
Verlag: BoD - Books on Demand
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
E-Book, Deutsch, 296 Seiten
ISBN: 978-3-7460-3876-6
Verlag: BoD - Books on Demand
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Der spektakuläre Tod des Nördlinger Türmers Markus Stetter ruft die Augsburger Staatsanwaltschaft und Kommissar Markowitsch auf den Plan. Als dieser vor Ort eine seltsame Entdeckung macht, ahnt er bereits, dass dieser Fall nicht allein mit den herkömmlichen Methoden der kriminalistischen Aufklärung zu lösen sein würde.
Günter Schäfer, hauptberuflich als Fachinformatiker tätig, arbeitet seit 2003 auch als Autor im Bereich Kinderbuch und Kriminalroman. Im Jahre 2003 erschien als erster Titel "Emmili ist da", welcher 2010 neu aufgelegt wurde. Im Herbst 2009 brachte Günter Schäfer mit "Tod auf dem Daniel" seinen ersten Kriminalroman auf den Markt, Diesem folgte ein Jahr später "Der Schneemann", ebenfalls eine Kriminalstory mit schwäbischem Lokalcharakter. In der 2011 erschienenen Jugendkriminalgeschichte "Unser Lehrer hat 'nen Vogel" ermitteln die beiden Augsburger Kriminalbeamten Markowitsch und Neumann gemeinsam mit drei Schülern der Nördlinger Hauptschule, und 2011 stellte der Reimlinger Autor als Lese-Pate den Schülerinnen und Schülern der Grundschulen in Deiningen und Hainsfarth sein Kinderbuch Emmili ist da vor. Im Herbst 2012 folgte der zweite Nördlinger Krimi Endstation Alte Bastei, bevor der Autor 2013 in seiner Heimatstadt Rain am Lech seinen Krimi Der Rain - Fall präsentierte. Im Oktober 2015 erschien Der Henker von Nördlingen, der mit dem Tod auf dem Daniel und der Endstation Alte Bastei auch als Die Nördlinger Krimi-Trilogie erhältlich ist. Im März 2017 erschien der aktuelle Donau-Ries-Krimi Drohnenflug, in welchem die Augsburger Kriminalbeamten in Reimlingen ermitteln.
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1. KAPITEL
Nachdenklich stand Michael Akebe am Fenster seiner Praxis und sah hinaus auf die nächtlichen Straßen Nördlingens. Er ließ die Vergangenheit vor seinem geistigen Auge Revue passieren. Seit einigen Jahren schon hatte der inzwischen 36-jährige Sohn eines afrikanischen Arztes und einer deutschen Reiseleiterin nun seine Arztpraxis für Naturheilkunde und Allgemeinmedizin im Zentrum der Stadt. Für die Familie war es nicht gerade einfach gewesen, hier in Deutschland Fuß zu fassen. Das Vertrauen der Menschen zu gewinnen hatte sich als langwierige Prozedur herausgestellt. Gerade für Michael, der einen afrikanischen Vater hatte. Aber auch seine Mutter Christine war in ihrem Bekanntenkreis häufig auf Unverständnis gestoßen, als heraus kam, dass sie mit einem Afrikaner nach Nördlingen zurückkehrte. Abedi Akebe und Michaels Mutter hatten sich damals auf einer ihrer Studienreisen nach Togo kennen gelernt. Sein Vater hatte in Deutschland das Medizinstudium mit Auszeichnung absolviert, bevor er nach Afrika zurückging, um dort in einem Krankenhaus in Lomé, der Hauptstadt Togos, sein erworbenes Wissen anzuwenden. Auf ihrer damaligen Reise hatte Michaels Mutter einen kleinen Unfall, bei dem sie sich am rechten Fuß verletzte. Nicht besonders schlimm, jedoch etwas schmerzhaft. Um eine ambulante Versorgung im Krankenhaus war sie nicht herum gekommen. Michael erinnert sich daran, dass sie manchmal lächelnd zu seinem Vater sagte: „Natürlich war es notwendig, dass ich damals ins Krankenhaus ging. Sonst hätten wir beide uns womöglich niemals kennen gelernt.“ Christine ahnte schon bei dieser ersten Begegnung, dass sich in ihrem Leben etwas entscheidend verändern würde. Sie brach ihre Studienreise kurzfristig ab, und mietete sich für die verbleibenden Tage in einem kleinen Hotel in der Nähe des Krankenhauses ein. Sie wollte auf alle Fälle jede Möglichkeit nutzen, um diesen Menschen näher kennen zu lernen. Immer wieder suchte sie eine Gelegenheit, um Abedi zufällig oder auch geplant über den Weg zu laufen. So ließ sie sich dann auch ihre kleine Verletzung von ihm öfter nachbehandeln, als es eigentlich notwendig gewesen wäre. Irgendwann verstand auch er, dass ihre Besuche im Krankenhaus eigentlich mehr ihm als ihrem inzwischen fast verheilten Knöchel galten. Dass auch er von Christines Art, ihrem Auftreten und ihrer Ausstrahlung mehr und mehr gefangen genommen wurde, konnte er nicht allzu lange verheimlichen. So kam es schließlich, dass die Beiden die letzten Tage von Christines Aufenthalt in Afrika mehr und mehr gemeinsam verbrachten. Kurz vor ihrer Rückreise in die Heimat gestand Abedi ihr, dass er sich ein Leben ohne sie nicht mehr vorstellen könne. Nachdem Michaels Mutter dann nach Deutschland zurückgekehrt war, gab es einen regen Briefwechsel und jede Menge Telefonate zwischen ihnen. Auch gegenseitige Besuche hatten sie geplant, diese erwiesen sich von Seiten der Angehörigen allerdings eher als schwierig. Schwarz und Weiß ist nun einmal schon seit jeher ein nicht enden wollender Gegensatz in unserer Gesellschaft. Diesen jedoch haben Christine und Abedi durch die Beständigkeit ihrer Liebe eindrucksvoll widerlegt. Sie wollten sich durch nichts auf dieser Welt mehr auseinanderbringen lassen. Als die Beiden sich letztendlich sicher waren, den restlichen Weg ihres Lebens gemeinsam gehen zu wollen, war eigentlich eine traditionelle Hochzeitsfeier in Afrika vorgesehen. Christines Eltern allerdings, beide damals schon in fortgeschrittenem Alter, überzeugten sie davon, sich lieber in ihrer Heimatstadt das Jawort zugeben. Obwohl sie den zukünftigen Ehemann ihrer Tochter als liebevollen und aufrichtigen Menschen kennen gelernt hatten, gab es irgendwo in ihrem Innersten noch diese veralteten Ansichten. Da sowohl Abedi als auch Christine wussten, dass man Menschen in diesem Alter nicht mehr umdrehen kann gelang es den Beiden schließlich, auch seine Familie zu überzeugen. Einerseits fand es Christine schade, denn sie hatte viel gehört und gelesen über die farbenprächtigen Zeremonien auf dem afrikanischen Kontinent. Nach der Hochzeit kehrte Christine mit Michaels Vater zurück in dessen Heimat. Er wollte unbedingt noch für einige Jahre dort arbeiten, um die in Deutschland erworbenen medizinischen Kenntnisse weiter zu vermitteln. Er war bereits am Aufbau von zwei Krankenhäusern beteiligt, und man schätzte sein Fachwissen sowie sein soziales Engagement über alles. Nicht dass es in Afrika keine guten Ärzte gab, allerdings waren die Europäer in der medizinischen Entwicklung, und vor allem in der Ausstattung der Kliniken mit medizinischem Gerät ein ganzes Stück voraus. Diesen Vorsprung wollte Abedi Akebe, soweit es ihm möglich war, in seine Heimat mitnehmen. Und wo könnte er dies besser umsetzen als in einem Krankenhaus? Er wurde ein angesehener Arzt, auch wenn er anfangs mit Vorurteilen zu kämpfen hatte. Abedi, der aus einem kleinen Dorf im Landesinneren von Togo stammte, hatte es mit sehr viel Fleiß, aber auch dem Glück des Tüchtigen zu einem Stipendium der medizinischen Hochschule in Hannover geschafft. Diese Früchte seiner mühsamen Arbeit konnte er nun ernten. Mit jedem Patienten der als geheilt entlassen werden konnte, sah er sich in seiner Arbeit bestätigt. Um ab und zu etwas Ruhe und Erholung zu finden, fuhren er und Christine zu den Verwandten in sein Heimatdorf. Dieses lag nahe der Grenze zu Ghana, und die Einwohner bewahren sich bis heute viele ihrer Traditionen. So gibt es verschiedene Rituale für den Menschen bei dessen Geburt, bei seiner Volljährigkeit, bei Eheschließungen und auch beim Tod. Auch Michael, der ein Jahr nach Christines und Abedis Rückkehr nach Afrika zur Welt kam, wuchs hier zum Großteil auf. Lebten er und seine Eltern zwar hauptsächlich in der Stadt, waren sie jedoch an vielen Wochenenden oder während der Urlaubstage hier draußen, wo das Leben teilweise noch sehr ursprünglich ablief. Am liebsten ging Michael mit seinem Großvater durch den Busch. Hier gab es so viel Faszinierendes und Geheimnisvolles zu entdecken, und Michael konnte zusammen mit Gleichaltrigen wertvolle Erfahrungen über die Natur und ihre Wunder sammeln. Wenn sein Großvater sich jedoch mit anderen Männern in den Busch begab, durfte Michael ihn nicht begleiten. Auf sein Nachfragen erfuhr er immer nur den gleichen Grund, dass sich sein Großvater mit Medizinmännern auf den Weg machte, um Pflanzen und andere Zutaten zu sammeln. Diese wurden gebraucht, um die alten, seit Urzeiten überlieferten Rituale afrikanischer Heilkunst durchzuführen. Eines Tages wird der Zeitpunkt da sein, an dem ich dich in die Geheimnisse des Heilens einweihen werde, sagte er zu Michael. Da dein Vater sich mehr der ärztlichen Kunst der Neuzeit verschrieben hat wirst du es sein, der die alten Traditionen fortführen soll. Ich glaube, dass du dafür vorbestimmt bist. Die meisten Bewohner der kleinen Dörfer in Afrika hielten nicht viel von der modernen Medizin. Sie ließen sich lieber von den erfahrenen Alten helfen. Sie waren Naturmenschen, lebten in, mit und von der Natur. Was die Natur schwächt, kann durch sie auch wieder gestärkt werden. Und der alte Akebe war sich seiner Aufgabe bewusst, diese Traditionen weiterzugeben. In seinen Augen war sein Enkel der Richtige, nur den Zeitpunkt dafür sah er noch nicht als gekommen. Um das Ganze in seiner Wichtigkeit und Tragweite zu begreifen, war er in den Augen des alten Akebe noch einige Jahre zu jung, aber der Moment würde kommen, an dem er ihn in seine Bestimmungen einweihen konnte. Und wenn er die notwendige Reife besitzt, wird er all das erfahren, was man über die Götter der Natur wissen muss, um sich ihrer Kraft und Geheimnisse zum Wohle der Menschen zu bedienen. Die Götter der Natur stehen für viele der afrikanischen Einwohner im Mittelpunkt ihres Lebens. Voodoo! Diese uralte Religion ist auch heute noch für viele Menschen verschiedener Kulturen der Mittelpunkt ihres Glaubens. Er wird von den Ältesten der Familien an ihre Nachkommen vererbt. Michaels Großvater gar war ein echter Priester des Voodoo! Er war ein Eingeweihter der alten Traditionen. Er besaß das medizinische Wissen und kannte die uralten Gesetze, Tänze und Lieder durch die er es verstand, Mensch und Natur in Einklang zu bringen. Wenn Michael manchmal etwas vorlaut oder zu unbedacht war und damit die Missachtung anderer auf sich zog, wies ihn der alte Akebe oft zurecht. Deine Worte sind zerbrechlich wie Glas. Wenn dieses erst einmal zerbrochen ist, kann man es nicht wieder richtig zusammen fügen. Denke also mehr als nur einmal nach, bevor du sprichst. Michaels Vater hielt als praktischer Arzt nicht sehr viel von diesen uralten Weisheiten. Durch seinen jahrelangen Aufenthalt in Europa hatte er gelernt, anders zu denken. Für ihn musste alles einen logischen Sinn ergeben. Rationales und modernes Denken war mehr und mehr in den Vordergrund seines nicht nur beruflichen Alltags getreten. Da er zwar des Öfteren die Heilkunst seines Vaters erleben...