Schaeffer | Market of Monsters | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, Band 1, 384 Seiten

Reihe: Market of Monsters

Schaeffer Market of Monsters

Bis auf die Knochen

E-Book, Deutsch, Band 1, 384 Seiten

Reihe: Market of Monsters

ISBN: 978-3-492-60271-6
Verlag: Piper ebooks
Format: EPUB
Kopierschutz: Wasserzeichen (»Systemvoraussetzungen)



Von der Jägerin zur Gejagten Nita stammt aus einer Familie von Jägern. Sie handeln auf dem Schwarzmarkt mit Trophäen von Monstern aller Art. Ein lukratives Geschäft, denn viele glauben, sie könnten deren übernatürliche Fähigkeiten in Form von Pulvern, Blut oder anderen Körperteilen auf sich übertragen. Doch als Nitas Mutter ein »Monster« lebend mit nach Hause bringt, das wie ein ganz normaler junger Mann aussieht, verhilft Nita ihm zur Flucht. Ein folgenreicher Schritt: Wenig später wird sie entführt und landet als Sensation auf einem Schwarzmarkt, denn Nita selbst ist auch nicht ganz menschlich ... 

Rebecca Schaeffer ist im ländlichen Kanada geboren und aufgewachsen und seit ihrem 18. Geburtstag eine Weltenbummlerin. Allergisch gegenüber Stillstand bleibt sie nie länger als ein paar Monate am gleichen Ort. Sie liebt es bei ihren Reisen neue Sprachen zu lernen. Anzutreffen ist sie in einem Café auf der anderen Seite der Welt, wo sie über Gauner, Antihelden und moralisch sprunghafte Figuren schreibt.
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1
Nita starrte den Toten auf dem Küchentisch an. In mittleren Jahren, irgendwo zwischen pummelig und übergewichtig, lässiger Geschäftsanzug mit Nickelbrille, deren silberfarbene Bügel mit den grauen Schläfen verschmolzen. Äußerlich war er von anderen Menschen praktisch nicht zu unterscheiden – innerlich sah die Sache natürlich ganz anders aus. »Schon wieder ein Zannie?« Nita warf ihrer Mutter einen finsteren Blick zu und verschränkte die Arme vor der Brust, während sie die Leiche noch einmal betrachtete. »Das ist nicht mal ein Lateinamerikaner. Ich dachte, wir sind nach Peru umgezogen, um in Süd- und Mittelamerika Unnatürliche zu jagen. Chupacabras, Pishtacos und so.« Es war nicht so, dass Zannies besonders häufig vorkamen, aber Nita hatte im vergangenen Jahr, als sie noch in Südostasien gelebt hatten, im Laufe weniger Monate eine ganze Reihe von ihnen seziert und sich darauf gefreut, hier mal etwas Neues unter das Messer zu bekommen. Hätte sie Interesse daran gehabt, immer wieder die gleichen Unnatürlichen aufzuschneiden, dann hätte sie genauso gut darum bitten können, bei ihrem Dad in den Staaten bleiben und Einhörner verarbeiten zu dürfen. Ihre Mutter zuckte mit den Achseln und hängte die Jacke über eine Stuhllehne. »Ich habe einen Zannie gesehen, also habe ich ihn gleich getötet. Ich meine, er stand direkt vor mir. Wie hätte ich da widerstehen können?« Die schwarz-roten Strähnen wippten nach vorn, als sie mit einem leichten Lächeln den Kopf neigte. Unschlüssig trampelte Nita von einem Fuß auf den anderen und betrachtete die Leiche noch einmal. Schließlich seufzte sie. »Dann soll ich ihn jetzt zerlegen und für den Verkauf abpacken?« »Braves Mädchen.« Ihre Mutter grinste. Nita ging um den Toten herum. »Könntest du mir helfen, ihn in den Sektionsraum zu bringen?« Ihre Mutter krempelte die Ärmel hoch, dann schleppten sie den rundlichen, überraschend schweren Leichnam gemeinsam durch den Flur und legten ihn nebenan auf den glatten Metalltisch. Mit den weißen Wänden und den Leuchtstoffröhren ähnelte der Raum einem Operationssaal in einem Krankenhaus. Ordentlich aufgereiht warteten Skalpelle und Knochensägen in den Regalen, vor einer Kiste mit Glasgefäßen stand eine Waage, um die Organe zu wiegen. Eine Flasche mit Formaldehyd in einer Ecke verbreitete den Gestank des Todes. Der Geruch drang sogar aus dem Raum heraus und setzte sich in Nitas Kleidung fest. Sie fand es auf eigenartige Weise beruhigend. Wahrscheinlich ein schlechtes Zeichen. Wenn Nita ehrlich war, musste sie allerdings zugeben, dass die meisten ihrer Gewohnheiten und Entscheidungen schlechte Anzeichen waren. Ihre Mutter zwinkerte ihr zu. »Alles bereit.« »Es ist fast Mitternacht«, protestierte Nita nach einem Blick auf die Uhr. »Und?« »Irgendwann will ich auch mal schlafen.« »Das kannst du später immer noch.« Ihre Mutter tat den Einwand händewedelnd ab. »Es ist ja nicht so, als hättest du einen Grund, früh aufzustehen.« Nita zögerte, nickte und nahm es hin. Es war zwar schon Jahre her, seit ihre Mutter beschlossen hatte, gegen die Gesetze zu verstoßen und Nita von der Schule zu nehmen, doch noch immer meldete sich ein Instinkt in ihr, der sagte, sie dürfe nicht zu spät ins Bett gehen. Das war aber albern, denn selbst wenn sie noch zur Schule gegangen wäre, für eine Sektion hätte sie den Unterricht jederzeit sausen lassen. Das Sezieren machte nämlich Spaß. Es tat gut, den weißen Laborkittel wieder anzuziehen. Damit fühlte sie sich wie eine echte Wissenschaftlerin an einer anerkannten Universität oder in einem Labor. Manchmal setzte sie der Vollständigkeit halber sogar die Schutzbrille auf, obwohl es gar nicht nötig war. »Wann ziehst du wieder los?« Ihre Mutter wusch sich die Hände im Waschbecken. »Noch heute Nacht. Als ich diesen Hübschen hier geholt habe, hab ich einen Tipp bekommen. Ich fliege nach Buenos Aires.« »Pishtacos?«, fragte Nita mit verhaltener Hoffnung. Sie hatte noch nie die Gelegenheit bekommen, einen Pishtaco zu sezieren. Wie veränderten sich ihre Körper wohl, da sie sich doch ausschließlich von menschlichem Körperfett ernährten? Allein die Aussicht darauf, einen Pishtaco zu zerlegen, hatte Nita überzeugen können, nach Peru umzuziehen. Ihre Mutter wusste, womit man sie ködern konnte. »Warte mal, in Argentinien gibt es doch gar keine Pishtacos«, wandte Nita mit gerunzelter Stirn ein. Ihre Mutter lachte. »Keine Sorge, es ist sogar noch besser.« »Nicht schon wieder ein Zannie.« »Nein.« Ihre Mutter trocknete sich die Hände ab und kehrte in die Küche zurück. Im Gehen rief sie: »Ich fahre gleich zum Flughafen. Wenn alles gut läuft, bin ich übermorgen wieder hier.« Nita folgte ihr und fand ihre Mutter am Küchentisch, die Füße mitsamt Stiefeln auf den Tisch gelegt, wie sie eine Flasche Pisco aus dem Kühlschrank aufschraubte und einen Schluck nahm. Es war kein Cocktail und keine Mischung mit Mineralwasser, sondern der unverdünnte Schnaps. Nita hatte ihn einmal probiert, als sie allein zu Hause gewesen war, weil sie dachte, es sei die angemessene Weise, ihren siebzehnten Geburtstag zu feiern. Der Pisco brannte zwar nicht so stark in der Kehle wie Whisky, Wodka oder Sake, aber er wirkte schnell und wuchtig. Als ihre Mutter gekommen war, hatte Nita das Gesicht weinend gegen die Wand gepresst, weil es einfach nicht aufhören wollte. Ihre Mom hatte gelacht und sie leiden lassen. Später zeigte sie Nita die Fotos von der Wand, an der eine Menge Sabber klebte. Seitdem hatte Nita die Hausbar nicht mehr angerührt. »Oh, Nita, noch etwas.« Ihre Mutter stellte den Pisco auf den Tisch. »Ja?« »Rühr den Kopf nicht an. Auf den Kerl ist eine Fangprämie von einer Million Dollar ausgesetzt, die ich gern kassieren würde.« »Ich bin ziemlich sicher, dass diese ›Tot oder lebendig‹-Geschichte seit dem Untergang des Wilden Westens nicht mehr gilt.« Nita blickte den Flur hinunter zu dem Raum mit dem Toten. »Wenn du nur den Kopf des Kerls anbietest, wirst du wegen Mordes angeklagt.« »Vielen Dank, dass du mich auf diesen wichtigen Umstand aufmerksam machst.« Ihre Mutter verdrehte die Augen. »Was täte ich nur ohne dich?« Nita zuckte zusammen. »Ähm …« »Der Zannie wird von der peruanischen Polizei wegen Kriegsverbrechen gesucht. Er hat unter der Regierung Fujimori der Geheimpolizei angehört.« Das war nicht weiter überraschend. Praktisch alle Zannies auf der Welt wurden wegen irgendeiner Art von Kriegsverbrechen gesucht. Wenn einem die eigene Biologie schon sagte, man müsse Menschen foltern und ihre Schmerzen essen, war die Berufswahl ziemlich eingeschränkt. Da fiel Nita etwas ein – in der letzten Ausgabe von Nature hatte ein Aufsatz über Zannies gestanden, den sie unbedingt hatte lesen wollen. Irgendjemand, der eindeutig weniger Zannies seziert hatte als Nita, aber über eine bessere Ausrüstung verfügte, hatte eine detaillierte Analyse zu der Frage veröffentlicht, auf welche Weise Zannies die Schmerzen konsumierten. Es gab alle möglichen Theorien darüber, dass Schmerz relativ sei, weil die gleiche Verletzung von zwei verschiedenen Menschen oft ganz unterschiedlich wahrgenommen werde. Die Wissenschaftler hatten die Zannies untersucht – war die Schwere der Verletzung entscheidend, oder ging es ihnen vor allem um das individuelle Schmerzempfinden der betreffenden Menschen? Sie hatten nachweisen können, dass die Zannies neben physischem auch emotionalen Schmerz konsumieren konnten, doch da war die Wirkung bedeutend schwächer. Im Gehirn überlagerten sich die Rezeptoren für emotionalen und physischen Schmerz, daher ergab sich die große Frage, warum sich die Zannies davon ernährten, anderen Menschen große körperliche Schmerzen zuzufügen, während sie von starkem seelischem Leiden weitaus weniger profitierten. Insgeheim dachte Nita, es liege daran, dass bei körperlichem Schmerz außerdem noch die Signale der Nozizeptoren hinzukamen, doch sie war neugierig, was andere dazu dachten. Ihre Mutter hatte nicht bemerkt, wie Nitas Gedanken abschweiften, und sprach weiter. »Eine ganze Reihe interessierter Parteien haben beträchtliche Kopfgelder auf ihn ausgesetzt. Im Gegensatz...


Schaeffer, Rebecca
Rebecca Schaeffer ist im ländlichen Kanada geboren und aufgewachsen und seit ihrem 18. Geburtstag eine Weltenbummlerin. Allergisch gegenüber Stillstand bleibt sie nie länger als ein paar Monate am gleichen Ort. Sie liebt es bei ihren Reisen neue Sprachen zu lernen. Anzutreffen ist sie in einem Café auf der anderen Seite der Welt, wo sie über Gauner, Antihelden und moralisch sprunghafte Figuren schreibt.

Rebecca Schaeffer ist im ländlichen Kanada geboren und aufgewachsen und seit ihrem 18. Geburtstag eine Weltenbummlerin. Allergisch gegenüber Stillstand bleibt sie nie länger als ein paar Monate am gleichen Ort. Sie liebt es bei ihren Reisen neue Sprachen zu lernen. Anzutreffen ist sie in einem Café auf der anderen Seite der Welt, wo sie über Gauner, Antihelden und moralisch sprunghafte Figuren schreibt.


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