Buch, Deutsch, Band 7, 351 Seiten, GB, Format (B × H): 155 mm x 225 mm, Gewicht: 603 g
Reihe: Literatur aus Siebenbürgen
Eine siebenbürgisch-deutsche Familienchronik
Buch, Deutsch, Band 7, 351 Seiten, GB, Format (B × H): 155 mm x 225 mm, Gewicht: 603 g
Reihe: Literatur aus Siebenbürgen
ISBN: 978-3-941271-75-3
Verlag: Schiller Verlag
Die Familienchronik setzt mit der Lebensbeschreibung des in Siebenbürgen aufgewachsenen Eitelfritz Roth ein. Ihn zieht es von der deutschen Minderheit in Rumänien zurück ins Reich, voller Bewunderung für den Aufschwung Deutschlands unter Hitler, den er durch seinen Schwiegervater, einen Münchner Fabrikanten und frühen Förderer Hitlers, auch persönlich kennenlernt. Eine Karriere in der NSDAP steht ihm bevor.
Die Chronik berichtet von tüchtigen und rechtschaffenden Mitgliedern einer Familie, welche sich dem Dritten Reich anzupassen weiß. Ihnen hilft in manchen Lagen Klugheit weiter als Tugend. Auch in der Nachkriegszeit mit Besatzungsmacht, Krieggefangenschaft und Wirtschaftswunder kommen sie trotz mancher Widrigkeiten zu bemerkenswerten Erfolgen.
Peter Scheiner stellt die wechselvolle Geschichte des 20. Jahrhunderts im Fokus einer siebenbürgisch-deutschen Familie lebendig und glaubhaft dar. Die gründlich recherchierten Details reichen über die individuellen Schicksale hinaus und haben dokumentarischen Wert.
Zielgruppe
Siebenbürgen und Deutschland wärend des Zweiten Weltkrieges und danach anhand einer teilweise fiktiven Familinchronik.
Weitere Infos & Material
Prolog
Endzeit
Überleben
Erfolg
An den Gräbern
Ich hätte es mir an meinen zehn Fingern abzählen können, dass Mama und Tata nicht meine wirklichen Eltern waren. Schließlich ist Georg, Mamas ältester Sohn, 23 Jahre älter als ich. Aber neben Georg gab gibt es ja auch noch Gerlind und Fritz, Lenore und Hannelore, Barbara und Burghard und schließlich Hagen, der
ja nur zehn Jahre älter war ist als ich. Welches Kind zweifelt schon an seiner Mutter, wenn diese es offensichtlich liebt?
Und dann dies! Da feiert man im Kreis seiner Lieben seinen 18. Geburtstag, und statt guter Ratschläge für sein künftiges Leben, für das man nun selbst alle Verantwortung tragen soll, stellte mir Mama meine richtige Mutter vor. Und nicht etwa eine wildfremde Frau, sondern meine Halbschwester Solveig, eine Tochter aus Tatas erster Ehe. Von meinen älteren Geschwistern mochte ich Solveig nach Georg am liebsten. Sie hat sich immer besonders um mich gekümmert, solange ich mich erinnern kann. Und wenn sie von Anfang an meine Mutter gewesen wäre, hätte ich dagegen sicher keine Einwände erhoben. Aber mich 18 Jahre lang zum Narren zu halten, das fand ich doch ein starkes Stück. Und das alles angeblich nur aus Rücksicht auf einen schon längst verblichenen Urgroßvater, der Solveig als Mutter eines unehelichen Kindes niemals als Nachfolgerin in seinem Unternehmen eingesetzt hätte.
Natürlich wollte ich jetzt auch wissen, wer mein Vater ist. Denn nachdem Tata der Vater meiner neuen Mutter Solveig ist, wird er ja nicht auch noch meiner sein. Derartige Familienverhältnisse gibt es wohl nur in der Literatur, so wie bei Thomas Mann im 'Erwählten'. Aber mit dem richtigen Vater rückten Mama und Solveig nicht heraus. Ist es möglich, dass Solveig da selbst nicht ganz sicher war?
Jedenfalls war ich nicht bereit, mich mit dieser ungeklärten Situation zufrieden zu geben. Ich wollte der Sache auf den Grund gehen. Begonnen habe ich auf dem Friedhof von Grünwald, wo ich einen protzigen Grabstein fand, auf dem unter dem Namen Xaver Thalhofer 'Fabrikant' eingemeißelt war. Also musste Solveig die Fabrik wohl von ihm geerbt haben. Solveigs Mutter Erika war die älteste Tochter dieses Fabrikanten und die erste Frau Tatas, also gewissermaßen Mamas Vorgängerin. Bei dieser Erkenntnis begann die Geschichte für mich nicht mehr ganz nachvollziehbar zu sein. Denn wenn meine Mutter die Tochter von Tatas erster Frau ist, wieso hat Mama mich dann als eigenes Kind großgezogen? Um das zu begreifen, und da mein Urgroßvater nicht bereit war, aus dem Grab aufzusteigen und mir meine Fragen zu beantworten, beschloss
ich, mit meinen Recherchen bei Tata zu beginnen. Weil Solveigs Mutter Erika Tatas erste Frau war, war Tata auf alle Fälle mein Großvater. Und da er vor Solveig der Boss der Fabrik war, würde er sicherlich eine Schlüsselfigur meiner noch ungeklärten Geschichte sein.




