Schleheck | Mörderisches Leverkusen und Umgebung | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 352 Seiten

Reihe: Kriminelle Freizeitführer im GMEINER-Verlag

Schleheck Mörderisches Leverkusen und Umgebung

11 Krimis und 125 Freizeittipps
2019
ISBN: 978-3-8392-5818-7
Verlag: Gmeiner-Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

11 Krimis und 125 Freizeittipps

E-Book, Deutsch, 352 Seiten

Reihe: Kriminelle Freizeitführer im GMEINER-Verlag

ISBN: 978-3-8392-5818-7
Verlag: Gmeiner-Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Leverkusen ist nicht nur Fußball, Autobahn oder Chemie, es ist ein spannender Ort mit viel Geschichte. In 11 kurzweiligen Krimis lässt Regina Schleheck bekannte Schauplätze der Stadt und des Umlands in neuem, kriminellem Licht erscheinen. Unterhaltsam und bunt sind die Geschichten - wie auch ihre 11 verschiedenen Protagonisten. Abwechslung garantiert! Und nach dem Lesen heißt es: Runter vom Sofa, hinaus in die Stadt oder die idyllische Umgebung, um die 125 Freizeittipps selbst vor Ort zu erkunden.

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Kreuz-Ritter
Wir waren noch mitten in dem Alter, in dem man auf Mittelalter steht, Ritter und so. Beziehungsweise die moderne Variante: Jedi-Ritter. »Wir« hieß Finn und ich. Weil man modernen Rittern nix vom Pferd erzählen kann, waren wir mit Skates und Mountainbikes unterwegs. Im Neuland-Park  1 , im Wiesdorfer Skatepark  2  unter der Stelzenbrücke und auf der Leichlinger Sandberge-Crosspiste  3  von »Forest Jump«. Als Padawane – so was wie Knappen oder Azubi-Ritter – wussten wir, dass es neben flexiblen Fortbewegungsmitteln auf totale Körperbeherrschung ankam. Also lagen wir unseren Eltern in den Ohren, dass wir was mit Klettern machen wollten. Im Aktionsklettergarten Alkenrath  4 , im A-Werk  5  und im Leichlinger Steinbruch  6 . Wir wollten fit sein für den nächsten Krieg der Sterne. Bis uns George und Lucas in die Quere kamen. Finn kannte ich schon seit dem katholischen Kindergarten Kreuzhof bei St. Antonius  7 . Die Kommunion, das Café Mittenmang  8 , diverse Zeltlager und die Zeit am Lise  9  hatten uns zusammengeschweißt. Unsere Freundschaft überlebte, als wir in die Pubertät kamen, Lisa und Maite und sogar Günni, der sich, wenn wir uns mit einigen aus der Klasse abends zum Lagerfeuer zwischen den Wiesdorfer Buhnen  10  unterhalb des Kanuclubs  11  und der »Wacht am Rhein«  12  trafen, vergeblich bemühte, uns ans andere Ufer zu locken, bis er schließlich dem dicken Dorian auf die Nerven ging, der bei den Mädels eh nix zu melden hatte. Finn stand Schmiere, als ich am Regenrohr zu Lisas Fenster hochkletterte, um einen Maibaum auf dem Sims zu befestigen. Zwei Monate später zündete ich auf demselben Fensterbrett eine Stinkbombe in Form einer mit Milch, Cola, Apfelschorle und Deo gefüllten Plastikflasche, in der eine Wunderkerze steckte, nachdem ich Lisa nach ein paarmal knutschen und kurz nach dem öffentlichen Bekenntnis, dass wir miteinander gingen, mit einem anderen Jungen erwischt hatte. Bei Maite war weder das eine noch das andere erforderlich, weil sie erst ab Juni mit Finn gegangen und in den Sommerferien überraschend weggezogen war. Ihr Vater wurde vom Bayer nach Brunsbüttel geschickt, wie sie Finn per SMS mitteilte. Das war’s dann erst mal mit der Minne. In den Sommerferien konzentrierten wir uns wieder auf unsere Kernkompetenzen als Ritter und trainierten Urban Climbing auf den Dächern unserer Elternhäuser. Als die Nachbarn Alarm schlugen, mussten wir etwas Neues auftun. Also suchten wir am Wochenende Baustellen heim und fuhren unter der Woche durch die Gegend, um Gelegenheiten zu checken. Unsere Eltern waren einigermaßen gechillt und fragten nicht, wo wir uns rumtrieben, während sie in der Firma waren. Auch nicht, als die Schule wieder anfing. Hauptsache, es gab keine Klagen und wir brachten gute Noten heim. Wo es später hingehen sollte, war eh klar: Unsere Eltern und Großeltern waren beim größten Arbeitgeber vor Ort, auch wenn der inzwischen lauter andere Namen hatte. Irgendwie blieb trotzdem alles in der Familie. Opa hatte noch Elektriker gelernt, Papa war Industriemechaniker. Ich hatte in beiden Abteilungen ein Praktikum gemacht, aber als wir in der siebten Klasse Chemie bekamen, wusste ich, dass ich wie meine Mutter Chemikant werden wollte. In der Schule kamen wir klar. Die meisten Lehrer waren cool drauf und verstanden Spaß. Einmal packte Herr Sauer, unser Chemielehrer, Finn, der mitten im Unterricht laut und anhaltend rülpste, unter den Armen, hob ihn hoch und hängte ihn mit den Worten: »Frische Luft gefällig?«, aus dem Fenster unseres Klassenzimmers im ersten Stock. Herr Sauer hatte Schwarzenegger-Format und hielt Pädagogik für Bullshit, wie er sagte. Alle Mädchen waren in ihn verknallt. Noch in der gleichen Nacht schmissen wir ihm eine Rauchbombe durch das gekippte Klofenster seines Einfamilienhäuschens in der Waldsiedlung  13 . Da er uns das Rezept dazu – mit Kaliumnitrat, braunem Zucker und Backpulver gefüllte Tischtennisbälle – im Chemieunterricht persönlich diktiert hatte, konnte er sich denken, von wem der Gruß kam. Als er am nächsten Tag den Klassenraum betrat, steuerte er mit erhobenem Arm unseren Tisch an, knurrte: »Finn und Oliver! Wie ich sehe, habt ihr in meinem Unterricht tatsächlich etwas gelernt!«, holte mit der geöffneten Handfläche aus, als wollte er uns eine scheuern, stoppte mitten in der Bewegung, zwinkerte, sagte: »Gimme five!«, und wir klatschten uns ab. Chemie war neben Sport unser Lieblingsfach. Schon großartig, was man mit ein bisschen Pulver oder Säure anstellen konnte. Als Ritter sowieso. Wobei wir weniger über Sprengstoffanschläge, Raketen oder Bomben nachdachten als über Nebelmaschinen und Blendfeuerwerk, alles also, was den Gegner verwirrte, aber nicht umbrachte. Wir waren Jedis, keine Schlächter. Am Kiosk im Stadtpark  14  trafen wir die Realos, die inzwischen an der Ecke Rathenaustraße/Am Stadtpark untergebracht waren. Bis vor Kurzem hatte unser Gymnasium das Gebäude des ehemaligen Carl-Duisberg-Gymnasiums  15  gemeinsam mit der Realschule genutzt. Da hatte es auf dem Schulhof dauernd Zoff gegeben. Außerhalb des Schulgeländes flogen erst recht die Fetzen. Gelegentlich, wenn die eine oder andere Gruppe in der Unterzahl war, landeten Turnbeutel in der Dhünn. Oder deren Besitzer. Was nix machte, weil die Dhünn viel zu niedrig war, als dass man hätte ertrinken können. Aber auch nasse Schuhe und Klamotten sorgten für Ärger, es gab Elternabende, Konferenzen, Bannmeilen. Am Kiosk kamen natürlich trotzdem alle zusammen. Da lernten wir George und Lucas kennen. Die genauso dicke Freunde waren wie wir. Nur eben nicht unsere. Realos halt. Wir waren die Gümmis. So was wie natürliche Feinde. Wie Sith-Lords die Feinde der Jedis sind. Wichtigster Unterschied: Jedi-Ritter kämpfen für das Gute. Sie beherrschen ihre Gefühle und stehen einander bei. Die Sith bedienen sich der dunklen Seite der Macht. Von ihnen gibt es im Star-Wars-Imperium immer nur zwei, einen Lehrer und einen Schüler, der seinem Meister so lange unterlegen ist, bis er ihn tötet und selbst zum Meister wird. Für die beiden Realos passte das wie die Faust aufs Auge. Der eine war gut einen Kopf größer und doppelt so breit. Eindeutig der Bestimmer. Einmal nickte der Kleinere uns zu, als wir am Kiosk rumstanden. »Hallo.« »Fresse, Lucas!«, knurrte sein Kumpel. Der zog den Kopf zwischen die Schultern. »Ist ja gut, George!« Das Muskelpaket machte nicht den Eindruck, als wäre es Lucas an Intelligenz überlegen. Wieso ließ der sich das gefallen? Was in ihm steckte, war schwer einzuschätzen, weil er tatsächlich meist die Fresse hielt. So oder so: Es musste Gründe geben, wieso beide es nicht aufs Lise geschafft hatten. »Wie heißt du? George?«, vergewisserte Finn sich. »Bist du Engländer?« »Geht dich das was an?«, pampte der zurück. Vermutlich hatte er die Frage nicht zum ersten Mal gehört. »Komm, Finn.« Ich zog meinen Kumpel am Ärmel. »Finn?«, höhnte George. »Bist du Finnländer?« »Wenn schon, dann Finne«, gab Finn zurück. George zog geräuschvoll Rotz hoch und spuckte uns vor die Füße. Damit waren die Fronten geklärt. Sportlich waren sie. Was George Lucas an Kraft vo­­raushatte, machte der mit Gewandtheit wett. Im Luna-Park rund um die Doktorsburg  16  standen reichlich Bäume, die Finn und ich zum Klettern nutzten. Das war halt unser Ding. Bis wir eines Tages George und Lucas beobachteten, die in den Platanen an der Dhünnallee herumkraxelten. Unser Ehrgeiz war geweckt. Wir nahmen uns vor, sämtliche Bäume im Stadtpark bis an das CaLevornia  17  zu schaffen. George und Lucas sahen es – und machten es nach. Wir fingen an, Zeichen in die Baumstämme zu kratzen, die zeigten, dass wir dagewesen waren. Ein »F« und »O« für »Finn« und »Oliver«. Dazwischen ritzten wir eine Schlangenlinie, von der ich gar nicht mehr sagen kann, wie sie zustande gekommen war. Vielleicht hatten wir den Bindestrich beim ersten Mal nicht sauber hingekriegt, später verband ich damit die geschlängelten Wege, die man halt beim Biken, Skaten und Klettern zurücklegt. Dann registrierten wir, dass unsere Zeichen entfernt wurden. Die Rinde war mehr oder weniger sauber abgeschält, und unmittelbar daneben hatte jemand ein »G« und »L« angebracht. Damit wären wir ja noch irgendwie klargekommen. Aber die Schlängellinie zwischen den beiden Buchstaben war geklaut. Das konnten wir nicht auf uns sitzen lassen. Wir hinterließen am Kiosk Botschaften. Zettel, die wir mit Kreppband befestigten. Zeichnungen vom Park, auf denen wir Bäume mit Kreuzchen versahen, die wir markiert hatten. Reine Provokation. Klar hätten wir das auch bei Instagram oder so hochladen können. Aber der Kick war ja gerade das Nichtvirtuelle. Die physische...


Schleheck, Regina
Regina Schleheck hat sich im Krimi und in der Phantastik einen Namen gemacht. Mit dem Friedrich-Glauser-Preis der Krimiautoren und dem Deutschen Phantastikpreis wurden ihr die begehrtesten Auszeichnungen beider Genres zugesprochen - neben vielen anderen. Die Oberstudienrätin, freiberufliche Referentin, Herausgeberin, Lektorin und fünffache Mutter veröffentlicht seit 2002 ihre Werke. Unter ihrem Namen sind Hunderte Kurzgeschichten erschienen, zudem Hörspiele, Lyrik, Theaterstücke und Drehbücher. Sie ist Mitglied im Phantastik-Netzwerk PAN, in den Kriminetzwerken »Syndikat« und »Mörderische Schwestern« sowie im PEN. Mit »Mörderisches Leverkusen und Umgebung“ wendete sie sich ihrer Wahlheimat Leverkusen schriftstellerisch zu.



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