Schlüter / Bauer | Weltensprünge | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 84 Seiten

Schlüter / Bauer Weltensprünge

Fantastische Kurzgeschichten
1. Auflage 2016
ISBN: 978-3-7407-1706-3
Verlag: TWENTYSIX
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Fantastische Kurzgeschichten

E-Book, Deutsch, 84 Seiten

ISBN: 978-3-7407-1706-3
Verlag: TWENTYSIX
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



In der Unendlichkeit von Zeit und Raum existieren unzählige Welten, die voller aufregender Abenteuer stecken. Egal ob skrupellose Weltraumpiraten, die Wert auf gewaschene Hände legen oder magische Heldentrios bei fantastischen Kampfturnieren. Diese Anthologie verleiht Einblicke in Universen, die unterschiedlicher nicht sein können und zugleich viele Ähnlichkeiten mit dem unseren besitzen. Geschichten über Kassettenrecorder aus fremden Dimensionen oder faschistische Art Déco Regime vermitteln eine universelle Tatsache: Egal wo in diesem Universum der unendlichen Eventualitäten, es wird überall geliebt und gelitten, gekämpft und geflüchtet, gewonnen und verloren. Die beiden Autoren Sascha Schlüter und Karlheinz Bauer zeigen in liebenswerter Absurdität und entwaffnendem Witz, dass "Die Anderen" gar nicht so anders sind als wir.

Sascha Schlüter wurde 1989 in der Wartburgstadt Eisenach geboren. Von 2007 - 2010 studierte er an der renommierten Schauspielschule "Der Kreis" in Berlin mit dem Abschluss der Bühnenreife. Anschließend arbeitete er als Hörspielsprecher und machte nebenbei eine Weiterbildung zum Theaterpädagogen. Heute ist Sascha als freier Schriftsteller tätig.

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Die sieben Tage von Astea
Sascha Schlüter
Getreue Bürger von Astea!
Unser geliebter König Orean lässt mit Stolz verkünden, dass im Zuge der Versöhnungen mit den einst verfeindeten Völkern ein siebentägiges Festspiel ausgerichtet wird. In den kommenden Monaten erwarten wir zahlreiche Wettkampfteilnehmer aus allen Ländern unserer Welt. Die Disziplinen der Wettkämpfe wurden vielseitig gestaltet.
Sowohl die Magier und Zauberer, als auch kampferprobte Krieger, Athleten und Strategen werden Astea an diesen Tagen mit ihren Fähigkeiten begeistern und somit ein Zeichen für den Frieden setzen. Aus diesem Grunde werden sich, gemäß den Wettkampfregeln, jeweils drei Teilnehmer verschiedener Herkunft und unterschiedlicher Qualifikation zusammenfinden, um als Gruppe gemeinsam für den Sieg zu kämpfen.
Alle weitere Bekanntmachungen, werden in den kommenden Tagen für die Öffentlichkeit ausgehängt. Ein lauter Schrei hallte durch das Haus. Vonsicus trat wütend aus seinem Schlafzimmer. „Romdomtom!“, schnaubte der graubärtige Zauberer. „Wie oft habe ich gepredigt, dass mein Zauberstab kein Zahnstocher ist!“ Mit großen Schritten ging der Zauberer auf seinen Mitbewohner zu. In seiner Hand hielt er seinen Zauberstab, der mit allerlei Essensresten und Speichel bedeckt war.
Reumütig senkte der beinahe vier Meter große Riese sein Haupt und starrte auf den Holzboden. Vonsicus seufzte und sprach mit gesenkter Stimme dem beschämten nordischen Krieger zu. „Hör zu. Ich weiß du hast es nicht böse gemeint, aber ich habe dir schon mehrmals gesagt, dass wir diese Spiele nur gemeinsam gewinnen können. Um das zu erreichen, müssen wir auch gemeinschaftlich miteinander umgehen. Dazu gehört auch, dass man das Eigentum des Anderen respektiert. Verstehst du, was ich meine?“ Romdomtom schaute unsicher in die blauen Augen des alten Mannes und wendete seinen Blick wieder zum Boden. „Romdomtom haben immer etwas zwischen den Zähnen. Leute sagen, Romdomtom haben Mundgeruch. Nicht schön sein, wenn sie das sagen“, sprach der Riese mit seiner tiefen Stimme. „Es liegen genügend Äste und Zweige auf den Straßen herum. Warum kannst du nicht einen von denen nehmen? Es wird Stunden dauern, bis mein Zauberstab wieder sauber sein wird.“ „Warum zauberst du ihn nicht einfach sauber?“, klang es plötzlich aus der Küche nebenan.
„Sei still, Noax!“, rief Vonsicus zurück. Der junge Söldner trat in das Gemeinschaftszimmer. „Jetzt lass ihn in Ruhe. Er hat seine Lektion gelernt.“ Noax hielt einen kleinen Kochtopf mit Kräutersuppe in der Hand und rührte diese gewissenhaft um. „Am besten ist es wohl, wenn ich noch einen Topf aufsetze. Die Spiele heute waren wirklich eine Herausforderung. Ich gehe nicht davon aus, dass es morgen leichter sein wird.“ Vonsicus nickte. „Du hast recht. Wir brauchen die Kräfte. Vielleicht sollte ich noch ein paar Jacobiskräuter besorgen. Nachdem ich meinen Stab gereinigt habe!“ „Romdomtom haben Lust auf Zinobishaxe. Geben viel Kraft und schmecken lecker.“ „Und wo möchtest du in hier in Astea einen Zinobis fangen?“, fragte Noax ironisch. „Die Kräutersuppe wird dir guttun. Sie enthält alles, was du für die Wettkämpfe benötigst.“ „Romdomtom brauchen saftiges Fleisch, um zu kämpfen, sonst Arme schlaff werden. Romdomtom ein großer Mann. Brauchen blutige Keule von Seber oder Aligis.“ Während der nordische Riese nach seinen Leibspeisen schmachtete, wischte Vonsicus mit einem Tuch die groben Rückstände von seinem Zauberstab, als es an der Tür klopfte. „Herein!“, rief Vonsicus und öffnete die Tür mit einer kurzen Armbewegung. „Guten Tag, Ihr Herren. Mein Name ist Syna, ich bin eine der Betreuerin für die Teilnehmer der Festspiele.“ Die junge Frau hatte eine kaffeebraune Haut. Ihr ebenholzschwarzes Haar war zu einem Flechtzopf gebunden. Der einzige Schmuck, den sie trug, war ein blutrotes Armband, welches Noax bereits öfter in Astea gesehen hatte. Es kennzeichnete die Menschen als persönliche Sklaven des Königs. Mit ihrer makellosen Haut und ihrem gelassenen Auftreten sah diese junge Frau kaum älter als dreißig Jahre aus. Doch in manchen Momenten, vor allem, wenn sie sprach, lag eine tiefe, zeitlose Weisheit in ihren Augen, die vermuten ließ, dass sie um einiges älter sein musste. Syna legte eine versiegelte Schriftrolle auf den Tisch, als Vonsicus seine tägliche Bürstenzeremonie beendet hatte. „Unser geliebter König Orean hat befehlen lassen, Euch, gnädige Herren, das Dokument mit den Disziplinen für den morgigen Tag auszuhändigen.“ „Habt vielen Dank, schöne Frau.“ Noax versuchte, der jungen Frau in die Augen zu schauen, doch diese wendete den Blick stets ab. „Unser geliebter König Orean lässt des Weiteren ausrichten, dass an den morgigen Disziplinen, je Wettkampf nur ein Teilnehmer pro Mannschaft antreten darf. Die gnädigen Herren dürfen selbstredend untereinander absprechen, wer an welchem Spiel teilnehmen wird.“ Ihre Worte verrieten nicht die geringste Spur eines Akzentes. Noax kam dieses Gesicht äußerst bekannt vor, doch er konnte es nicht einordnen. „Wenn die gnädigen Herren soweit wären, würde ich Euch gerne die Waffen aushändigen, die Euch für die morgigen Disziplinen gestellt werden.“ „Soll das bedeuten, wir dürfen nicht unsere eigenen Waffen verwenden?“, fragte der Söldner.
„Unser geliebter König Orean überlässt den gnädigen Herren die Auswahl erlesener Blankwaffen. Er macht diese den gnädigen Herren zum Geschenk und möchte gleichzeitig daran erinnern, dass nur diese ausgehändigten Schwerter für die morgigen Spiele zugelassen sind.“ Syna drehte sich zu Noax. „Wie man hört, seid Ihr im Gebrauch mit Blankwaffen sehr geübt, gnädiger Herr.“ Noax nickte stolz. Dank der zahlreichen Gelegenheiten, seine Fertigkeiten und Talente zum Einsatz zu bringen, hatte er auch schnell gelernt, immer die Waffe einzusetzen, die sich je nach Situation am besten eignete. Der Söldner hatte sehr früh seine Talente für Blankwaffen entdeckt. Als Syna die Schwerter und Dolche auf den Tisch legte, schnappte der alte Vonsicus plötzlich nach Luft. Der graubärtige Mann schaute sich die Waffen mit zusammengekniffenen Augen an. „Azianische Raubritter haben vor über 500 Jahren im alten Horkma mit solchen Waffen gekämpft.“
Der Zauberer kam aus dem Staunen nicht mehr heraus. Einzeln musterte er jede Klinge.
„Und diese hier nannte man Sicavas. Die Poleonen benutzen diese Kurzschwerter für Ihre Attentate an dutzenden Staatsmännern. Und dort! Diese Dolche wurden von den Vedertajin geschmiedet. Sie verwendeten diese allein, um Ihre Opfer zu foltern.“ Während Romdomtom sich respektlos eines der Kurzschwerter schnappte, um erneut seine Zahnzwischenräume zu reinigen, erweckten die dunklen Vergangenheiten der Waffen bei Noax großes Interesse. Erbost entriss Vonsicus dem Riesen das Kurzschwert und legte es vorsichtig zu den anderen Waffen zurück. „Ist euch der Schwertschmied Kala-u ein Begriff?“, fragte der Zauberer. „Selbstverständlich“, antwortete Noax sarkastisch. „Viele halten Kala-u für den größten Schwertschmied auf Erden. Man sagt, die Schwerter aus seiner Hand würden sich selbst aussuchen, wer mit ihnen kämpfen dürfe.“ „Ihr seid gut informiert, gnädiger Herr“, lächelte Syna anerkennend. „Vonsicus schon sein 1000 Jahre alt“, sprach Romdomtom. Der alte Magier nahm ein Loremin und hielt es flach auf beiden Händen. „Vor vielen Jahren bekam ich schon einmal einen solchen Dolch. Er trug den Beinamen wilder Fluss. Typisch für die Makalanen, dass sie einer Waffe einen so poetischen Namen gaben.“ Während Vonsicus begann, still vor sich hin sinnieren, wandte sich Syna den anderen zu. „Ich muss die Euch jetzt verlassen. Ich wünsche den gnädigen Herren einen geruhsamen Abend.“ Als Syna die Tür hinter sich geschlossen hatte, sahen sich Noax und Vonsicus an. „Ist sie dir auch so bekannt vorgekommen?“, fragte der junge Schönling.
„In der Tat.“ Vonsicus legte das Loremin zu den restlichen Waffen und streichelte nachdenklich seinen Bart.
Der Riese ging zum Fenster und schaute der jungen Frau nach. „Mädchen hübsch. Romdomtom haben gerne.“ „Wir sollten zunächst etwas essen, wir werden die Kräfte morgen brauchen.“meinte Noax „Kommen hübsches Mädchen wieder?“ „Morgen vielleicht“, meinte Vonsicus. „Sehr hübsch. Mädchen haben Gesicht wie Statue aus Nubia.“ Noax horchte auf. „Was hast du gerade gesagt?“ „Aber selbstverständlich!“, fiel es nun auch Vonsicus wie Schuppen von den Augen. „Aber meint ihr wirklich …?“ „Das können wir ja feststellen“, unterbrach ihn Noax. Der Söldner rannte nach draußen. Mürrisch beäugte ihn ein wachhabender Soldat und suchte zunächst nach einem Grund, den jungen Kämpfer aufzuhalten. Aber Noax gehörte zu den prominenten Leitfiguren dieser Festspiele und genoss dadurch gewisse Privilegien. Es dunkelte bereits. Das Haus von Syna lag auf einer Anhöhe. Es war ungewöhnlich, dass Sklaven ihre eigene Behausung hatten. Doch für die Wettkampfspiele wollte der König vermutlich Großzügigkeit propagieren. Noax eilte die breite Straße entlang. Links und rechts standen weitere kleine Häuser in blühenden...



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