Schlüter | Verschaukelte Liebe | E-Book | sack.de
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E-Book, Deutsch, 300 Seiten

Schlüter Verschaukelte Liebe


1. Auflage 2021
ISBN: 978-3-7546-0774-9
Verlag: Elvea
Format: EPUB
Kopierschutz: Adobe DRM (»Systemvoraussetzungen)

E-Book, Deutsch, 300 Seiten

ISBN: 978-3-7546-0774-9
Verlag: Elvea
Format: EPUB
Kopierschutz: Adobe DRM (»Systemvoraussetzungen)



Hannover im Herbst 1891. Die eigensinnige Elsa Martin, Ziehtochter in der Architektenfamilie von Elßtorff, ist verliebt. Allerdings stehen dem Glück der Zwanzigjährigen zahlreiche Hindernisse im Weg. Dass auch andere junge Frauen große Probleme bewältigen müssen, erfährt sie hautnah durch Kontakte zum Magdalenium, dem Asyl für gefallene Mädchen. Eine exklusive, ausgedehnte Lustreise zur See in den Orient im Januar 1892 verspricht erholsame und abwechslungsreiche Wochen. Familie von Elßtorff ist mit von der Partie, aber Schmuckdiebstähle, gefährliche Unfälle bei einem Mitglied ihrer Reisegruppe, vor allem aber Elsas ureigene heikle Situation, lässt die gesamte Familie nicht zur Ruhe kommen. Der vierte spannende Gesellschaftsroman um die hannoversche Architektenfamilie - mit vielen historischen Details zu den damals modernen Orientreisen!

Barbara Schlüter ist seit 36 Jahren selbständige Kommunikationstrainerin, Coach und Managementberaterin. Als wissenschaftliche Assistentin (damals Barbara Kroemer) am Historischen Seminar der Universität Hannover bot sie als Erste Veranstaltungen zum Thema ?Frauen in der Geschichte? an. Mit ihrem Sachbuch Rhetorik für Frauen (1987) hat sie Pionierarbeit auf diesem Gebiet geleistet. Sie lebt nach einigen Jahren im Rheinland seit 2001 wieder in ihrer Heimatstadt Hannover und auf La Palma.

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  Himmelhochjauchzend, zu Tode betrübt
Hannover, Königstraße im September 1891
In der Königstrasse angekommen, begab sich Elsa sofort in ihre Zimmer und war froh, dass sie außer dem Dienstmädchen niemand gesehen hatte. Ihre Wangen glühten. Während der ganzen Fahrt in der Droschke 1. Klasse von Linden heimwärts waren ihre Gedanken Karussell gefahren – sie war heillos durcheinander. Nun saß sie in ihrem kleinen, mit Louis Philippe Möbeln eingerichteten Salon und schwebte voller Seligkeit auf Wolke sieben. Mit geschlossenen Augen und einem wohligen Seufzer erinnerte sie sich nochmals an den immer leidenschaftlicher werdenden Kuss, den sie überraschender Weise mit Cord Breuer in der Künstlerklause von Großvaters Möbelfabrik in Linden ausgetauscht hatte. Das hätte noch ewig dauern können! Ein Poltern hatte diese verführerisch nach mehr verlangende Situation leider abrupt beendet. Zum Glück hatte ihr dazukommender Großpapa nichts bemerkt. Allerdings hatte ihr wiederkehrender Verstand blitzschnell vermeldet, welche zahlreichen Schwierigkeiten einer Verbindung mit Cord im Wege standen, sodass sie mit dröhnendem Kopf doch tatsächlich umgekippt war. Aus ihrer kurzen Ohnmacht war sie aber schnell erwacht und hatte eine kleine Unpässlichkeit vorgetäuscht. Wahrscheinlich stimmt etwas mit mir nicht, sinnierte sie, da ich Männer offenbar körperlich anziehend finde. Das habe ich schon damals bei meinem Flirt mit den flotten Ferdi festgestellt. Und das ziemt sich nicht für eine höhere Tochter, wo doch allgemein behauptet wird, dass Frauen sich nur ihrem Gatten zuliebe hingeben, um Kinder zu bekommen. Aber jetzt mit Cord ist es etwas völlig anderes als mit dem blasierten Offizier. Dennoch verwirrt mich, dass mein langjähriger Jugendfreund, mit dem ich schon so manches detektivische Abenteuer geteilt habe, plötzlich solche Gefühle in mir auslöst. Sie holte tief Luft und analysierte weiter: Ja, Cord bin ich wirklich gewogen, schätze ihn und vertraue ihm. Und das beruht auf Gegenseitigkeit. Das zeigte sich auch bei unserem kurzen Gespräch unter vier Augen, als wir auf die Droschke gewartet haben, die mich in die Königstraße zu meinen Zieheltern, den von Elßtorffs, bringen sollte. »Elsa, mein Elschen, mach dir keine Sorgen. Dein Geheimnis ist bei mir sicher aufgehoben. Und jetzt kann ich es dir ja sagen: Ich verehre dich schon lange – du jedoch hast in mir immer nur den guten Freund gesehen, mit dem du so manches Abenteuer bestanden hast.« »Ja Cord, das stimmt, aber jetzt, jetzt ist irgendwie alles anders.« »Wir müssen uns unbedingt bald ungestört unter vier Augen sehen, hier könnte dein Großvater etwas bemerken, der glücklicherweise vorhin nichts mitbekommen hat.« »Wobei Großpapa große Stücke auf dich hält!« »Ich glaube, Wilhelm Jacob mag mich und er fördert mich – aber ob ich ihm als Ehemann seiner Enkelin willkommen wäre, das steht auf einem ganz anderen Blatt.« »War das etwa ein Heiratsantrag, Cord?« »Ja, zumindest die Verkündung meiner großen Zuneigung sowie meiner ernsten Absichten. Jedenfalls, wenn du einige Jahre mit der Heirat warten kannst und willst.« Elsa, wohl wissend, dass sie möglicherweise beobachtet wurden, drückte ihm unauffällig fest die Hand. »Jawohl, ich will, aber bis dahin fließt noch reichlich Wasser die Leine herunter«, meinte sie nachdenklich. »Eben. Denn es wird mindestens vier oder fünf Jahre dauern, bis ich eine Frau ernähren kann. Und weder in deiner noch in meiner Familie sind Begeisterungsstürme zu erwarten. Am besten wird es sein, unsere Liebe vorläufig geheim zu halten.« »Du hast Recht. Ich werde mich mit aller Kraft dem Entwerfen und Zeichnen von Möbeln widmen. Dann kann ich einiges zum Nutzen von Großvaters Möbelfabrik wie auch zu unserer Haushaltsführung beitragen.« Sie sah ihn strahlend an und stutzte. »Oder würde dich das stören?« Cord schluckte – er wollte der Zukunft nicht zu weit vorgreifen. Schließlich hatte Wilhelm Jacob ihn, den mittellosen Sohn eines Volksschullehrers, protegiert. Es schien ungewöhnlich, aber er konnte sich gut vorstellen, eines Tages mit Elsa gemeinsam in der Möbelfabrik ›Solida-Comforta‹ zu wirken. Nachdenklich meinte er. »Warum nicht? Du bist hervorragend im Entwerfen und hast Freude daran. Und deine Zwillingsschwester Emilie kann vortrefflich rechnen. In einem erfolgreichen Handwerksbetrieb arbeiten oft Familienmitglieder und vor allem Frau und Mann Hand in Hand. Das würde ebenfalls in einer Möbelfabrik funktionieren. Und wer sollte das besser hinkriegen als wir beide?« »Für solche Perspektiven lohnt es sich, zu warten.« Das war sozusagen das vorläufige Schlusswort gewesen, denn in diesem Moment fuhr die Droschke vor. »Wir sehen uns sobald als möglich, Cord«, hatte Elsa unnötigerweise geflüstert. Nachdem sie sich dieses wichtige Gespräch vergegenwärtigt hatte, ergriff sie an ihrem Louis Philippe-Sekretär entschlossen Papier und Feder und begann ihre abwägenden Gedanken schriftlich zu fixieren:   Pro: Vertrauen zu Cord Bewährte Freundschaft Gemeinsame Interessen an Leitung der Möbelfabrik Küsst hinreißend!   Contra: Beginnt gerade erst Studium Vater Volksschullehrer und strammer Sozialdemokrat Keinerlei Vermögen Unter Stand
Sie legte den Federhalter, den sie schwungvoll in das Tintenfass der Firma Günther Wagner getaucht hatte, beiseite. Unter unserem gesellschaftlichen Stand – nun ja. Die unsägliche Tante Edelgarde, Gräfin von Potocki, würde sich gewiss mokieren. Gerade auch über Cords Vater, den roten Breuer. Aber andererseits, sinnierte sie, sind Emilie und ich unehelich geborene Töchter von Ernestine Jacob und Friedrich Graf von und zu Hohenstein, der im Deutsch-Französischen Krieg fiel. Ob er wegen des enormen Standesunterschiedes Ernestine wirklich geheiratet hätte, sei dahingestellt. Sehr rosig sind unsere Heiratsaussichten nicht, zumal nachdem die Münchener Großmutter so plötzlich verstarb, dass sie uns nicht viel hinterlassen, geschweige denn adoptieren konnte. Sie seufzte tief und überlegte: Aber es wird nicht leicht sein, solange mit allem zu warten, wonach ich mich sehne. Allerdings müssen sich zahlreiche andere Paare ebenso gedulden, bis sie heiraten können. Und Cord ist der richtige Mann für mich. Sie schob den Bogen Papier gefaltet in das Geheimfach des Sekretärs unter dem rechten Türchen der aufgesetzten Balustrade, gerade rechtzeitig, bevor ihre Zwillingsschwester eintrat.   Cord: eine Liebe mit Hindernissen
Bei Familie Breuer in der Falkenstraße in Linden
Luise Breuer beobachtete ihren Sohn unauffällig von der Seite. Mit leuchtenden Augen und einem seligen Lächeln war er nach Hause gekommen. »Guten Tag, liebe Mutter«, hatte er sie ungewohnt stürmisch begrüßt und ihr einen Kuss auf die Wange gehaucht. Dabei war er mit Zärtlichkeitsbezeugungen in den letzten Jahren eher sparsam geworden. Er ist verliebt, war ihr erster Gedanke. »Du siehst aus, als wolltest du die ganze Welt umarmen, mein Sohn! Ist etwas Erfreuliches passiert?« Da Cord nun errötete, bestärkte sich ihr Verdacht. »Eigentlich nicht, ich war in der Möbelfabrik von Wilhelm Jacob und habe beim Verladen einiger Schränke in einen Güterwaggon auf dem Bahnanschluss geholfen.« »Das ist ja kaum ein Anlass, um zu strahlen wie ein Honigkuchenpferd.« Cord wand sich vor Verlegenheit. »Nun, es ist doch erfreulich, dass ich auch dort etwas dazuverdienen kann für das Studium – nicht nur in der Continental-Caoutchouc AG, wo Direktor Seligmann mir nach meinem Praktikum wohlgesonnen ist, und im Architektur-Bureau von Maximilian von Elßtorff. Wir können schließlich jede zusätzliche Mark gebrauchen.« Seine Mutter nickte, ging darauf aber nicht weiter ein. »Apropos Möbelfabrik, war die von Elßtorffsche Ziehtochter Elsa ebenfalls dort? Sie hat doch so ein großes Talent für den Möbelentwurf.« »Ja, mit ihr habe ich auch gesprochen.« Cord wich dem fragenden Blick seiner Mutter absichtlich aus. Was nichts half, denn Luise war sich jetzt sicher – ihr Sohn erschien ihr bereits länger in seine Freundin verliebt, auch wenn ihm das bisher wohl nicht bewusst gewesen war – und Elsa schon mal gar nicht. Aber nun musste etwas geschehen sein. Sie entgegnete sachlich: »Eine ungewöhnliche junge Dame, diese Elsa. Und es ist famos, wenn du mehrere Möglichkeiten hast, etwas dazu zu verdienen. Außerdem profitierst du bei allen dreien, was deine technischen Kenntnisse betrifft.« Inzwischen trommelte Cord mit den Fingern auf die blankgescheuerte Platte des Küchentisches. Seine gerunzelte Stirn verriet, dass er mit seinen Gedanken gewiss nicht in der blitzsauberen und gemütlichen Breuerschen Wohnküche weilte. »Hör bitte auf, so ungeduldig zu Klopfen«, bat Luise. »Das Essen ist noch nicht so weit und dein Vater kommt später. Auch wenn du hungrig bist, brauchst du noch etwas Geduld.« »Geduld«, knurrte Cord, »ja, davon braucht man als junger Mann eine ganze Menge. Es dauert ja ewig, bis man seine Ausbildung fertig hat und endlich auf eigenen Füßen steht und Geld verdient.« Da er an Elsa dachte, entfuhr ihm ein kräftiger Seufzer – und Luise sah ihren Verdacht erneut bestätigt. Der Volksschullehrer Hannes Breuer, der in diesem Moment eingetreten war, gab seinem Sohn sofort contra. »Du solltest froh und dankbar sein, dass du studieren darfst und nicht mit spätestens 14 Jahren anfangen musstest zu arbeiten, wie die meisten Lindener Butjer hier. Außerdem...



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