E-Book, Deutsch, 130 Seiten
Schmeisser / Michaelis Rating und Basel III
1. Auflage 2016
ISBN: 978-3-7398-0060-8
Verlag: UVK
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Kreditzinsen nach dem Verursacherprinzip
E-Book, Deutsch, 130 Seiten
ISBN: 978-3-7398-0060-8
Verlag: UVK
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
In einer Zeit, in der die Boni der Mitarbeiter von Banken schrumpfen, in der Finanzkrise und Bankenkrise nicht aufhören und die Banken immer noch versuchen, mittels Schattenbanken, insbesondere Hedge-Fonds, staatliche Regulierung zu umgehen, ist es geboten, sich über das Instrument Rating bzw. Basel III zu informieren.
Die Bepreisung von Kreditrisiken sollte möglichst risikoadäquat erfolgen. Diese These ist weitgehend unumstritten, und der Grundgedanke dabei ist das Verursacherprinzip. Dagegen tritt bei einer bonitätsunabhängigen Kreditkondition das Phänomen der Quersubventionierung auf. Dieses Rating - nach Basel III - zu beschreiben, zu erklären, zu analysieren und den Zins zu kalkulieren ist Ziel des Buches.
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3 Risikoanalyse – Instrumente zur Beurteilung des Bonitätsrisikos
Oben wurde gezeigt, dass eine Kreditvergabe mit Risiken für das Kreditgeschäft verbunden ist. Dabei wurden die grundlegenden Kreditrisiken im engeren und weiteren Sinne aufgeführt. Die Vorstellung von Basel II (und MaRisk) übermittelte die neuen Anforderungen (an die Aufbau- und Ablauforganisation im Kreditgeschäft) und die differenzierte Betrachtung der Kreditrisiken. Im folgenden Kapitel werden Ansätze zur Identifizierung, Messung und Quantifizierung von Kreditrisiken aufgezeigt. Die nachfolgend vorgestellten Verfahren fokussieren dabei das Bonitätsrisiko, welches sich in Ausfallrisiko und Bonitätsänderungsrisiko unterteilt. 3.1 Bestandteile einer Kreditprüfung
Sofern ein Kreditnehmer einen Kredit beantragt, führt das Kreditinstitut eine Prüfung durch, um Risiken zu erkennen und auszuwerten. Dabei wird traditionell zwischen der Kreditfähigkeits- und Kreditwürdigkeitsprüfung differenziert. Der Begriff Kreditwürdigkeit wird in der heutigen Zeit als Synonym für Bonität genutzt. Bei der Frage nach der Kreditwürdigkeit einer Person, wird diese oftmals nur mit einer Ja- oder Nein-Entscheidung assoziiert. Wohingegen der Bonitätsbegriff mit der wirtschaftlichen Rückzahlungsfähigkeit von Kreditnehmern und der damit verbundenen Einstufung der Bonität anhand einer Ratingnote angesehen wird.70 Damit die Vorstellung einer Ja- oder Nein-Entscheidung in diesem Zusammenhang abgegrenzt wird und einer einheitlichen Sichtweise gefolgt wird, wird im Folgenden der Begriff Bonität verwendet. 3.1.1 Kreditfähigkeitsprüfung Der Kreditvertrag ist ein schuldrechtlicher Vertrag, der im BGB71 geregelt ist. Dabei kann es sich um eine Geldleihe oder eine Kreditleihe handeln. Vor dem Zustandekommen eines solchen Vertrages prüft das Kreditinstitut, ob der Kreditantragsteller überhaupt rechtswirksame Kreditgeschäfte eingehen darf. Kreditfähig sind Personen, die im Sinne des BGB geschäftsfähig72 sind und juristische Personen des privaten und öffentlichen Rechts und Personenhandelsgesellschaften. Bei der Kreditfähigkeitsermittlung von juristischen Personen wird zunächst ermittelt, ob die beantragende Person stellvertretend73 oder im eigenen Namen handelt. Sofern eine Stellvertretung vorliegt, muss sowohl die Rechtsgültigkeit der Vertretungsbefugnis als auch die Geschäftsfähigkeit der verhandelnden und der juristischen Person geprüft werden.74 Diese Prüfung ist unabdingbar und unabhängig von den folgenden Verfahren, das in den nächsten Abschnitten dargestellt wird. 3.1.2 Bonitätsprüfung Um eine Aussage treffen zu können, ob ein Kreditnehmer voraussichtlich in der Lage sein wird, seine Zins- und Tilgungsleistungen entsprechend der Kreditsumme vertragsgemäß zu leisten, wird eine Bonitätsprüfung des Kreditnehmers durchgeführt. Die Zielsetzung einer Bonitätsprüfung ist die Ermittlung und die Beurteilung der Bonität eines Kreditnehmers. Durch die Bonitätsanalyse sind die persönliche und materielle Kreditwürdigkeit am stärksten betroffen. Bei der persönlichen Kreditwürdigkeit stehen die persönlichen Eigenschaften des Kreditnehmers bzw. des gesetzlichen Vertreters einer juristischen Person im Vordergrund. Die Hauptpunkte der Prüfung sind die menschlichen und charakterlichen Eigenschaften, die fachlichen und beruflichen Fähigkeiten, die unternehmerischen Fähigkeiten sowie generelle Einstellungen zu speziellen Aspekten. Eine Unterschätzung dieser Prüfung wäre fatal, denn Aussagen der Krisenursachenforschung bestätigen, dass die künftige Unternehmensentwicklung sehr stark von den Fähigkeiten des Managements abhängen.75 Bei der materiellen Kreditwürdigkeitsprüfung stehen die wirtschaftlichen und finanziellen Verhältnisse des Kunden im Vordergrund. Bei Unternehmen liegt der Schwerpunkt der Prüfung auf der Beurteilung der zukünftigen Entwicklung. Dabei spielen die Vermögens-, Finanz- und Ertragslage des Unternehmens eine bedeutende Rolle. Sofern die gegenwärtigen und zukünftig erwarteten, wirtschaftlichen Verhältnisse den Eindruck hinterlassen, dass die Zins- und Tilgungsleistungen für den Kredit perspektivisch erbracht werden können, erscheint die Bonität des Kreditnehmers als angemessen.76 Im Folgenden wird auf mehrere Verfahren eingegangen, die zur Einschätzung der Bonität dienen. 3.2 Ausgewählte Verfahren der Bonitätseinschätzung
Heutzutage stehen zahlreiche Methoden und Instrumente zur Einschätzung der Bonität zur Verfügung. Sowohl die Beurteilung quantitativer Daten als auch die Untersuchung qualitativer Aspekte können Inhalte einer konsistenten Bonitätsprüfung sein. Ziel der nachfolgenden Abschnitte ist die Vorstellung ausgewählter Verfahren der Bonitätsanalyse, wobei nur die bekanntesten und praxisrelevantesten Verfahren vorgestellt werden. Im Anschluss erfolgen eine kritische Stellungnahme und die Überprüfung der Eignung für die Ermittlung von risikoadjustierten Zinssätzen bei der Vergabe von Krediten. 3.2.1 Traditionelle Bonitätsanalyse Bei der traditionellen Bilanzanalyse, die in vielen Banken vorherrschend ist, liegt der Fokus neben den persönlichen, individuellen Eigenschaften77 des Antragstellers auch auf den Managementqualitäten. Vor allem aber im Firmenkundengeschäft ist diese stark auf bilanztechnische Erkenntnisse fokussiert.78 Insofern werden die eingereichten Jahresabschlussunterlagen der Unternehmen ausgewertet, die einen ausreichenden Einblick in die Vermögens- Finanz- und Ertragslage liefern soll, um einen Rückschluss auf die wirtschaftliche und finanzielle Widerstandskraft der Unternehmung zu ziehen. Im Rahmen der Jahresabschlussanalyse werden die Unterlagen nach festgelegten Kriterien formell aufbereitet und anschließend eine Verdichtung ausgewählter Zahlen zu Kennzahlen vorgenommen. Die Auswahl geeigneter Kennzahlen variiert von Bank zu Bank, trotzdem bilden sie im Wesentlichen die Ertrags-, Finanz, Vermögens- und Liquiditätslage ab.79 Jedoch ist die traditionelle Bonitätsanalyse immer wieder massiv unter Druck geraten, da der eingeschränkte Informationsgehalt der veröffentlichten Jahresabschlussdaten einen entscheidenden Nachteil darstellt. Denn die Jahresabschlussanalyse ist nur eine vergangenheitsorientierte Momentaufnahme des Unternehmens zum jeweiligen Bilanzstichtag und somit spiegeln die verwendeten Zahlen nur die Vergangenheit wider. Somit kann die Bonitätsanalyse nicht rechentechnisch gelöst werden, sondern muss auf die zusätzliche Einschätzung der Zukunft durch den Kreditgeber erweitert werden.80 Ein weiterer Nachteil liegt in den zahlreichen Bilanzierungsund Bewertungswahlrechten innerhalb des Handelsrechts oder der IFRS, so dass vorherrschende Unternehmenssituationen besser dargestellt werden, um die Chancen auf einen Kredit zu erhöhen.81 Auch die hohe Subjektivität in den Ergebnissen der Bonitätsanalyse ist ein negativer Aspekt, denn das Kreditgespräch wird von einem Menschen geführt, der natürlicherweise seine subjektiven Wahrnehmungen in die Kreditentscheidung mit einfließen lässt. Gleichwohl sind die Auswahl, Bewertung und Gewichtung der Kennzahlen stark von subjektiven Einflüssen geprägt. Obwohl die Kreditinstitute ihre Kreditentscheidungsprozesse systematisiert und standardisiert haben, verbleibt weiterhin ein Spielraum beim zuständigen Kreditsachbearbeiter.82 Bis heute ist die traditionelle Bonitätsanalyse in vielen Kreditinstituten fester Bestandteil, jedoch kann sie als alleiniges Instrument für die Ermittlung risikoadjustierter Kreditkonditionen nicht als geeignet angesehen werden. 3.2.2 Formalisierte Bonitätsanalyse Die hohe Subjektivität der Kreditentscheidungen ist eine fundamentale Schwäche der traditionellen Bonitätsanalyse. Im Hinblick auf eine risikoadjustierte Konditionierung ist dieses Verfahren aber ungeeignet. Durch den Einsatz formalisierter Verfahren können die Kreditprozesse objektiviert werden und so eine konsistente und bankweite Kreditbeurteilung gewährleisten. Die Argumentation eines bonitätsabhängigen Kreditzinses den Kreditnehmern gegenüber, erfordert eine Vermeidung differierender Bonitätseinschätzungen innerhalb eines Kreditinstitutes. Eine bessere, objektivierte Beurteilung und eine Reduktion der Kreditrisiken ist folglich das Ziel der formalisierten Verfahren.83 Diskriminanzanalyse als mathematisch-statistisches Verfahren Die Diskriminanzanalyse ist ein mathematisch-statistisches Verfahren zur Analyse von Gruppenunterschieden, das auf der sogenannten Insolvenzforschung basiert. Mit Hilfe von statistischen Untersuchungen werden genau die Merkmale bzw. Merkmalskombinationen von Kreditnehmern herausgearbeitet, die besonders gut geeignet sind, um insolvenzgefährdete Engagements von den solventen Engagements zu unterscheiden.84 Dabei haben sich die Jahresabschluss- und Finanzkennzahlen als besonders gute Merkmalsvariablen herausgestellt. Es wird von der Hypothese ausgegangen, dass sich „gesunde“ und „kranke“ Unternehmen in ihren Kennzahlen, welche aus dem Jahresabschluss abgeleitet wurden, signifikant voneinander unterscheiden und dies schon weit vor Beginn der Unternehmenskrise.85 Um eine bestmögliche Trennung zwischen solventen und insolventen Unternehmen gewährleisten zu können, wird anhand von Voruntersuchungen ein sogenannter cut-off-point ermittelt. Es muss eine ausreichend große Grundgesamtheit an vergleichbaren...