Schmid | Safranrausch | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 216 Seiten

Schmid Safranrausch

Roman
1. Auflage 2021
ISBN: 978-3-7526-8006-5
Verlag: BoD - Books on Demand
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Roman

E-Book, Deutsch, 216 Seiten

ISBN: 978-3-7526-8006-5
Verlag: BoD - Books on Demand
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Das Bergdorf Mund bei Brig nennt sich Safrandorf, obwohl seit Jahren der Safran kaum mehr gedeiht. Die Leute bangen um ihr touristisches Aushängeschild, bis die junge Munderin Julia die Bauern der Safranzunft zu einer Erkundungsreise in den Iran, dem Safranparadies, ermuntert. Sie kann dabei ihre heimliche, jung entflammte Liebe, nämlich Râmin wieder treffen, während die Bauern in diesem weltweit grössten Anbaugebiet neue fruchtbare Sorten entdecken. Diese pflanzen sie nicht nur auf bisherigen Äckern des Bergdorfes an: Rundum auf allen Feldern erblüht bald das begehrte rote Gold dank iranischer Entwicklungshilfe. Gleichzeitig zeigt sich das Dorf gegenüber den iranischen Arbeitskräften reserviert. Im Strudel des entfesselten Safranrausches geraten Râmin und Julia in zwielichtige Verwicklungen und Intrigen. Ein pensionierter Lokaljournalist will das soziale Leben mit seinen kollektiven Gütern vor gierigem Gewinnstsreben bewahren. Doch mutlos sehen die Bewohner zu, wie der korrupte Zunftmeister die Gemeinschaftsgüter der Safranzunft an eine Firma verhökert. Mit deren Gunst würde er beinahe seine Karriere als Walliser Staatsrat krönen, käme ihm nicht die mutige Jungmanagerin Behnâz in die Quere. Sie hinterfragt seine Machenschaften und zahlt dafür einen hohen Preis. Die Geschichte rund um den Safran gibt Einblicke in Politik, Tradition und Glauben des dörflichen Lebens. Kulturen treffen aufeinander mit gegenseitiger Vorsicht, Abwehr, Beeinflussung und Verbindung. Anspielungen und Parallelen zur beschriebenen Region sind auch anderswo möglich. "Ich habe den Roman mit viel Vergnügen gelesen. Er steckt voller wirklichkeitsnaher Elemente, was Land und Leute sowohl in Iran wie auch in der Schweiz, speziell im Wallis betrifft." Philippe Welti, ehemaliger Botschafter der Schweiz in Teheran.

Lothar Schmid, geboren 1950 in Brig Studium Sozialpsychologie und Philosophie an Uni Zürich. Ab 1976 Sozialberatung und Psychotherapie, hauptsächlich in Basel. Vater zweier erwachsener Kinder.

Schmid Safranrausch jetzt bestellen!

Autoren/Hrsg.


Weitere Infos & Material


Seidenstrasse zum Safran
Venetz ist stolz, als Reiseleiter der 18-köpfigen Gesellschaft im Jet Turboprop DHC6 Twin Otter, in welchem früher Bundesräte und höchste Beamte flogen, vorne Platz nehmen zu dürfen. Lächelnd winkt er aus dem Fenster dem fotografierenden Journalisten des Walliser Bote zu, der ein Dutzend Munder und fünf Vertreter der Wirtschaft und Politik trotz Eiseskälte der letzten Januartage bis zum Flughafen Bern-Belp begleitet. Noch so gerne wäre auch er mit geflogen, anstatt in der Redaktion nur einen Stimmungsbericht darüber zu verfassen. Als gewiefter ehemaliger Radiojournalist verkürzt Venetz die lange Flugzeit mit Berichten über Land und Leute des Iran: Die iranische Sprache gehöre im Gegensatz zum Arabischen zur indoeuropäischen Sprachfamilie. Er belegt sprachliche Gemeinsamkeiten, indem er die Reisenden iranische Begriffe raten lässt: Madar spricht er ins Mikrophon- und bald rufen einige von ihren Sitzreihen aus nach vorne: Mutter! Weiter fragt er Dokhtar? und er belehrt sie, dass dies nicht der Doktor, sondern die Tochter sei. Zuhause hat er eine Liste vorbereitet: Pedar - Vater, Barader - Bruder, moush - Maus, robudan - rauben, setare - Stern, tondar - Donner. Zudem erinnert er an deutsche Wörter persischen Ursprungs: Basar, Scheck, Paradies, Kaviar, Schach, Schal, Magier und Karawane. Dieser letzte Begriff Karawane dient ihm als Stichwort für die Seidenstrasse von China bis nach Europa. Teheran und die zweitgrösste iranische Stadt Mashad seien wichtige Stationen beim Handel von Seide, Gewürzen, Juwelen und Purpur gewesen. Zur iranischen Kultur gehöre auch der Religionsstifter Zoroaster oder Zarathustra, dessen Namen viele Menschen dank Friedrich Nietzsches Also sprach Zarathustra kennen. Der Zoroastrismus sei ca. tausend Jahre vor Christus entstanden und gelte als die älteste mono-theistische Religion. Obwohl im islamisierten Iran heute offiziell nur noch schätzungsweise 20’000 Zoroastrier leben, erachten viele Iraner den Zoroastrismus als ihre ursprüngliche Religion. Manche tragen darum als Halsschmuck das entsprechende-Symbol Faravahar, eine vogelähnliche Figur mit einem bärtigen Mann. Unter Venetz’ unterhaltsamer Begleitung gehen die neun Stunden im Fluge vorbei. Die Munder staunen bei der Ankündigung der Landung über einen grossen Gebirgszug mit schneebedeckten Gipfeln. «Sind wir schon wieder zurück in den Alpen?», witzelt einer. Venetz schwenkt eine grüne zehntausend Rial Banknote: «Auf diesem Geldschein seht ihr den höchsten Berg Irans, den Damavand im Elbursgebirge. Welcher Gipfel ist höher, der Mont Blanc oder dieser Damavand?» Jemand ruft: «Unser Matterhorn.» Gelächter. «Nein, leider muss ich euch enttäuschen. Unserem Matterhorn fehlen gegenüber dem Damavand mehr als tausend Höhenmeter! Persische Dichter beschreiben ihn als zentralen Berg der zoroastrischen Welt. Ein böser, dreiköpfiger Drache müsse in diesem grössten Vulkan Asiens bis zum Weltende angekettet bleiben.» «Zeigen wir diesem Drachen, dass wir keine Angst haben!», schlägt ein Munder vor. «Singen wir ihm doch unser Safranlied!» und schon heben sie zweistimmig an, besonders kräftig beim Refrain: Safran, Safran, Safran, Gewürz mit Kraft. Safran, Munder Safran, der gesund ist und Wonne schafft. … 2 Anders als beim kleinen, Flughafen der Schweizer Bundeshauptstadt, erwartet sie in Teheran eine riesige Flughafenhalle mit hohen Säulen und glänzenden Leuchtern. Bei der Gepäckentgegennahme erschrickt Julia. Zwei Uniformierte stellen sich ihr drohend entgegen. Grimmig deuten sie auf ihr unbedecktes Haupt: «Hidschab, Hidschab», wiederholen sie aufgeregt und sofort merkt Julia, mit Khomeinis Sittenpolizei lässt sich nicht spassen. Sie hat vergessen, schon bei der Landung ihr Kopftuch aufzusetzen, welches sie vorsorglich in ihrer Handtasche verstaut hatte. Eingeschüchtert deckt sie eiligst ihr Haar und gleichzeitig empört sie sich über diesen drängenden Befehl, wie sie sich kleiden solle. Ich bin doch kein Kind!, möchte sie schreien. Sie hatte sich den Empfang anders vorgestellt. Es sind halt Vorschriften, beruhigt sie sich selber, ich mach es ihm zuliebe. So aufmerksam und begeistert haben die in Mund Zurückgebliebenen schon lange nicht mehr die Nachrichten des Schweizer Fernsehens verfolgt: Die Moderatorin verkündet: «Wirtschaftsvertreter und Safranbauern des Bergdorfes Mund bei Brig im Wallis wurden heute am Flughafen von Teheran empfangen. Die Bergbauern, die Safran anpflanzen, möchten in Iran, der Wiege des Safrans, mehr über dieses einmalige Gewürz erfahren.» Das Bild zeigt, wie die Munder und die Begleitpersonen von Iranern in der Flughafenhalle begrüsst werden und darauf in Autos steigen. Triumphierend schwelgen die Munder zuhause vor dem Weltfenster Fernsehen, rufen Namen, wenn sie Bekannte, Freunde und Verwandte erkennen. Es schwingt aber auch Enttäuschung mit, denn die Bilder und wenigen Sätze verrauschen wie kurz aufleuchtende Sternschnuppen. Schon wieder gebieten andere Meldungen Normalität. Die Ansagerin informiert. «Laut dem Staatssekretariat Wirtschaft geniesst die Schweiz in Iran einen guten Ruf. Nicht zuletzt auch dank ihrer Schutzmachtfunktion für die USA, seitdem nach Ausbruch der islamischen Revolution und der Geiselnahme amerikanischer Botschaftsangehöriger die US-Botschaft 1981 aufgelöst wurde. Ein Sprecher des Industrieverbandes Swissmen erklärt, es gäbe im Iran grossen Nachholbedarf, namentlich beim Schienenverkehr, spezialisiertem Werkzeug und Maschinenbau. Zudem seien die 80 Millionen ein interessanter Markt für die Nahrungs- und Pharmaindustrie. In der Empfangshalle erblickt Julia Râmin. Strahlend winkt sie ihm zu, nimmt sich aber gleich wieder zurück, denn er antwortet nur mit einem kühlen Handzeichen. Natürlich darf Râmin mich nicht beim ersten Wiedersehen vor aller Augen umarmen, muss sich Julia wieder trösten. Nach seinem enttäuschend nüchternen Handschlag stellt er ihr Behnâz vor. Diese überragt Julia um einen halben Kopf. Julia fühlt sich als unscheinbares Landmädchen neben dieser Frau mit schwarzen Mandelaugen, hohen Backenknochen, weiblichen Rundungen und elegantem Lächeln mit sinnlichen Lippen.. Ist sie gar seine Partnerin? Warum bin ich so weit gereist? Ich will wieder heim!, schreit es in ihr, während Behnâz beschwingt festellt: «As I heard from Râmin, you initiated originally this binational meeting. Râmin showed me fotos from your charming region and I visited the website of your nice village. It is near to the big Egyptian tourisme project in the middle of the Alps.» Julia entgegnet: «You mean Andermatt. It is not directly so near. It is seventy kilometers away from us.» Behnâz kichert gönnerhaft: «Seventy kilometers! What's that? That's nothing. Within Teheran you easily drive seventy kilometers, don’t you?», wendet sie sich Râmin zu. Dieser bestätigt und erklärt vermittelnd, in der kleinen Schweiz würden die Distanzen eben viel grösser wahrgenommen. Julia fühlt sich wie ein naives Schulmädchen. Warum muss er die Belehrungen dieser Frau bestätigen?, ärgert sie sich. «Wir müssen weiter», winkt Behnâz, die den Empfang organisiert. Gastgeber und Besucher bewegen sich zum Hallenausgang und zu den bereitstehenden Autos. Erleichtert freut sich Julia, dass Râmin neben ihr im Fonds Platz nimmt. Vorne zum Fahrer drängt sich noch ein Munder hinzu. Autos und Motorräder auf der achtspurigen Autobahn wechseln dauernd die Spuren, überholen sich, weichen Hindernissen rechts und links aus und dazwischen überqueren Fussgänger wagemutig die Fahrbahn. Der Munder lässt seinen überwältigenden Eindrücken freien Lauf: «Die fahren ja wie im Wilden Westen!», ruft er aus. «Wie im wilden Osten, meinst Du wohl», fühlt sich Julia zu antworten verpflichtet. Doch dann lässt sie die weiteren Kommentare des Munders im Raume stehen. «Wow, dieses Riesenbild von Khomeini!», bestaunt er eine grossflächig bemalte Häuserwand. «Und jetzt singt er noch!», meint er, als aus einer Moschee ein Muezzin ertönt. Hinten kreuzen sich Julias und Râmins Blicke, fragend gehobene Augenbrauen, erwartungsvolles Lächeln. Sie haben Respekt vor dem Rückspiegel des Chauffeurs, der zu eindeutige Signale registrieren könnte. Geschützt durch die vorderen Sitzlehnen streichen ihre Hände über das Sitzpolster, bis sich ihre Finger berühren. Râmin weist auf diese oder jene Sehenswürdigkeit hin. Auf halber Strecke des 50 Kilometer nach Teheran führenden Highways erklärt er: «Hier rechts von uns siehst du das Imam Khomeini Mausoleum mit der riesigen goldenen Kuppel und den vier hohen Minaretten. Khomeini, der religiöse Führer der Islamischen Revolution, war zehn Jahre lang bis zu seinem Tod 1989 das Staatsoberhaupt. In dieser Periode, 1980 bis 1988 waren wir auch im Krieg gegen Irak.» Sie fahren weiter...



Ihre Fragen, Wünsche oder Anmerkungen
Vorname*
Nachname*
Ihre E-Mail-Adresse*
Kundennr.
Ihre Nachricht*
Lediglich mit * gekennzeichnete Felder sind Pflichtfelder.
Wenn Sie die im Kontaktformular eingegebenen Daten durch Klick auf den nachfolgenden Button übersenden, erklären Sie sich damit einverstanden, dass wir Ihr Angaben für die Beantwortung Ihrer Anfrage verwenden. Selbstverständlich werden Ihre Daten vertraulich behandelt und nicht an Dritte weitergegeben. Sie können der Verwendung Ihrer Daten jederzeit widersprechen. Das Datenhandling bei Sack Fachmedien erklären wir Ihnen in unserer Datenschutzerklärung.