Schmidt | Der meuchelnde Geisterrabe | E-Book | sack.de
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E-Book, Deutsch, 124 Seiten

Schmidt Der meuchelnde Geisterrabe


1. Auflage 2019
ISBN: 978-3-7481-9649-5
Verlag: BoD - Books on Demand
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

E-Book, Deutsch, 124 Seiten

ISBN: 978-3-7481-9649-5
Verlag: BoD - Books on Demand
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Seltsame Morde beschäftigen den Bader eines kleinen Dorpes in der Nähe von Cöln. Er glaubt nicht an die Mär, dass es sich um einen Helfer des Satanus handelt, der in Gestalt eines Raben scheinbar wahllos seine Opfer finde...es muss mehr dahinter stecken

Der 1947 geborene Autor Roman Schmidt hat mehrere Mittelaltergeschichten und Krimis veröffentlicht.

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Ruaraidh, der Gaelic
„Jetzt bist du erwachsen!“ Mit diesen Worten hatte sein Vater ihm soeben feierlich einen Dolch gegeben, den der Kleine mit großen Augen betrachtete. Es war schon seit drei Jahren sein größter Wunsch gewesen, eine solche Waffe endlich sein eigen nennen zu dürfen. „Jetzt bin ich ein Laird!“ rief er und stürmte aus der Hütte, die ebenerdig mit Bruchsteinen mannshoch aufgeschichtet, im Moor der schottischen Highlands lag. Die Mutter stand am offenen Feuer, mittig in dem einzigen Raum, der für Mensch und Vieh eine dürftige Unterkunft bot. „Ist das nicht zu früh, ihn als erwachsen zu bezeichnen?“ Eachann schüttelte den Kopf: „Weib, wie oft haben wir das beredet! Er hat acht Winter überstanden! Drei kleine Seelen haben diese ersten Lebensjahre nicht erreicht. Wäre er ein Findelkind im Stift, so würde er von den Monks nun auf sich gestellt in die Highlands geschickt. Er bleibt ja noch bei uns, reg dich also nicht weiter darüber auf. Je früher er lernt damit umzugehen, umso länger wird er in dieser Welt bestehen können. Kein Wort mehr, meine Entscheidung steht!“ Vater hatte ihm schon seit mehreren Monden oft sein eigenes Messer geliehen, wenn es darum ging, Rüben zu schneiden oder aus trockenen Ästen dünne Kienspäne zu schnitzen. Er konnte damit umgehen, ohne seine Haut zu öffnen und den Lebenssaft unnütz zu vergießen. Catriona rührte in dem Kessel, der an einer Kette über dem Torffeuer hing, als die Brettertür aufflog und der kleine Ruaraidh wieder hereinstürmte. Er blieb abwartend unter der offenen Tür stehen. Die Eltern konnten nur seinen Schatten sehen, da er sich gegen das helle Sonnenlicht draußen abzeichnete: „Aye? Das ist doch eine gute Idee, oder?“ Eachann ging zu dem Kleinen und warf hinter ihm die Tür zu. Jetzt erkannten sie auch, warum er so stolz gefragt hatte. Er hatte den Dolch mit einem Lappen umwickelt an seiner linken Hüfte in den Bund seines, mehrfach um die Hüften gewickelten Rocks gesteckt. Diese dicke, zweckmäßig aus Schafswolle gewebte Stoffbahn, die „feileadh-beag“, diente als wind,- und wasserdichte Zudecke und Beinkleid in einem. Wieder klopfte er stolz auf sein neues Geschenk: „Zum Schutz, damit er mir nicht verloren geht oder den beag zerschneidet, wenn ich ihn so trage!“ Eachann lächelte stolz: „Siehst du, Catriona, er hat sich Gedanken gemacht, wie er die scharfe Klinge bei sich tragen kann, ohne Schaden daran zu nehmen.“ Der Vater legte den Arm um die kleinen Schultern und geleitete den stolzen Spross zu seiner Schlafstatt, die am hinteren Ende des ebenerdigen Hauses direkt neben dem Tiergatter stand. „Aye, ein Schutz aus Kaninchenfell wird noch haltbarer sein!“ murmelte er und kramte in der Ecke im Weidenkorb. Plötzlich wurde die Tür aufgestoßen und fünf bewaffnete Männer mit roten Uniformjacken sprangen herein. „Weib! Rühr dich nicht!“ rief Eachann, der sah, wie seine Frau zur Anrichte griff, um einen Eisentopf vom Haken zu nehmen. Die gezogenen Degen verhießen nichts Gutes. „Kriech unter die Schlafstatt, schnell!“ flüsterte er seinem Sohn zu und schob ihn mit einem Fußtritt unsanft in den schmalen Durchlass. Es passierte oft, dass die Sasunnach, wie die verhassten Soldaten aus dem Süden genannt wurden, plündernd durchs Land zogen, aber was wollten sie hier oben in der Einsamkeit? Es gab bei ihnen nichts Wertvolles, außer dem Vieh, das draußen im Gatter stand. Eachann ging auf die Männer zu, wollte sie besänftigen, mit ihnen reden und da er ihre Sprache nicht konnte, deutete er auf die Feuerstelle, wo ein großer Kessel mit einer Kräutersuppe garte. Sie schauten in diese Richtung, lächelten und gingen auf sein Weib zu. Hatten sie die Situation völlig falsch verstanden, oder war es von Anfang an ihr Plan gewesen, sich des Weibes zu bemächtigen? Als der Crofter die Situation erkannte, stellte er sich ihnen in den Weg und führte mehrfach seine Hand an den Mund. Er wollte ihnen damit zeigen, dass sein Weib etwas Essbares zu sieden gedachte. Da traf ihn von hinten unvermittelt der Knauf eines Degens hart am Kopf, er taumelte, prallte unsanft gegen einen Stützbalken und blieb dann bewegungslos liegen. Nun fielen sie auch schon über sein Weib her und er musste, halb bewusstlos und ohnmächtig vor Wut mit ansehen, wie sie seine wehrlose Frau bäuchlings auf den Tisch warfen und festhielten, während schon der erste seinem Trieb folgte. Mit letzter Kraft bäumte sich Eachann noch einmal auf und dachte dabei wütend an seinen Sohn, der mit aufgerissenen Augen unter der Bettstall lag und das alles mit ansehen musste. Er schlug mit letzter Kraft seine Faust gegen die Hüfte des Soldaten, der mit heruntergelassenen Beinlingen sein Weib schändete. Der verhasste Sasunnach drehte sich und trat ihm mit dem Stiefel ins Gesicht. Gleichzeitig verspürte er einen stechenden Schmerz. Ein weiterer Rot Rock hatte ihm die Klinge seines Degens so fest in den Rücken gestoßen, dass die Spitze vorn aus seiner Brust wieder herausdrang. Bilder seiner Kindheit rasten an ihm vorbei, er sah seinen Vater, seine Mutter, die ihn anlächelte und dann wurde der schwarze Vorhang des ewigen Vergessens über ihm ausgebreitet. Eachann, der Crofter war tot. Gemeuchelt von den ewigen Besatzern, die sich immer wieder als Herren ihres Gaelischen Nordreiches aufspielten. Sein geschändetes Weib musste auch die anderen Männer machtlos ertragen, bevor sie vom Tisch geworfen und ebenfalls mit den Degen zerstochen wurde. Blut quoll aus ihrem Mund, als sie auf dem Boden liegend noch ein letztes Mal zu ihrem Sohn schaute. Ruaraidh meinte, ein ängstliches Kopfschütteln wahrgenommen zu haben, als ihr Augenlicht brach und die Seele auch ihren Körper verließ. Der kleine Rotschopf war plötzlich zum Waisen geworden. Seine Eltern wurden nicht ohne Gegenwehr gemeuchelt und würden mit Sicherheit von den Walküren abgeholt, um in Walhalla neben den Helden der Ahnen zu sitzen. So hatte es zumindest sein Großvater immer gesagt. Ein Nordmann, der mit einer Horde junger Krieger in einem Lang Boot gekommen war, aber dann doch ohne Blutvergießen bei den Scoten ein Weib gefunden hatte und hier in den Highlands geblieben war. Ruaraidh, den sie immer nur Ruadh gerufen hatten, rutschte zurück und klemmte sich in die hinterste Ecke seines engen Schutzes, während nun ein Tumult und Gewühl, begleitet von fremdartigen Wortfetzen der Soldaten einsetzte. Hoffentlich würden diese Mörder nicht die Nacht hier verbringen, denn er konnte nicht mehr lange in dieser Enge ausharren. Vor kurzer Zeit noch waren sich alle sicher gewesen, dass die Fremden hier nur Schutz vor der Dunkelheit gesucht hatten. Welch fatale Fehleinschätzung. Sein Versteck hätte er beinahe schon verlassen, als dann plötzlich dieses Massaker einsetzte. Sein kindliches Denkvermögen konnte nicht die endgültige Konsequenz verstehen, die da wie Donars Gewitter über die Familie hereingebrochen war. Lange währte der Überfall nicht, denn die Sasunnach hatten offensichtlich bekommen, was sie wollen. Sie ließen die Brettertür achtlos offen, das Scharmützel war vorbei und eine gespenstige Stille setzte ein. Ruadh traute sich dennoch nicht, sein geborgenes Nest zu verlassen. Dieser Überfall lastete schwer auf seiner kindlichen Seele. Er zitterte, obwohl er nicht fror und empfand weder Hunger, noch Müdigkeit oder Durst. Seine Augen starrten ungläubig auf die toten, dampfenden Körper seiner Eltern, denn diese Barbaren hatten sie in die mittige Feuerstelle unter den siedenden Kochkessel gelegt und die gierigen Flammen leckten an ihren zerfetzten Kleidern und den nackten Gliedmaßen. Erst als zusätzlich ein lautes Knistern zu vernehmen war und helle, dichte Rauchschwaden zu ihm unter das Bett krochen, war er gezwungen, sein Gesicht in die Armbeuge zu drücken. Er rollte sich aus der Deckung und stand plötzlich mitten in der qualmenden Hütte. Vom bereits lichterloh brennenden Dach fielen zuerst vereinzelt, dann immer heftiger, glühende Funken und Äste herunter. Lange konnte er so nicht mehr hier stehenbleiben, aber seine Angst lähmte ihn immer noch. Keine Träne kam aus seinen Augen, kein Laut über seine Lippen, als die tosende Feuersbrunst sich immer tiefer in das trockene Strohdach fraß und die gelb-roten Flammen an den Stützbalken hinauf tänzelten. Erst als er den geöffneten, hinteren Verschlag sah, durch den wohl das Vieh herausgetrieben worden war und nun durch die windige Frischluft die tragenden Balken und Stämme noch intensiver von den züngelnden Flammen erfasst wurden, gab er sich endlich einen Ruck. Er rannte durch das offene Tor, rutschte aus und fiel in den nassen Schlamm, den der Regen hier hinterlassen hatte. Die Kühle, die ihn nun umfing tat seiner angeflämmten Kleidung und der geröteten Haut gut. Er raffte sich auf und lief zu der kleinen Hütte, die etwas abseits hinter dem Gatter stand. Sie hatte kein Feuer gefangen, denn der Wind blies die lodernden Flammen in die entgegengesetzte Richtung. Im Schuppen lagen alte...



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