Schmidt | Minnesang mit Lamm und Leier | E-Book | sack.de
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E-Book, Deutsch, 272 Seiten

Schmidt Minnesang mit Lamm und Leier

Fast eine Dramödie
1. Auflage 2020
ISBN: 978-3-7526-9318-8
Verlag: BoD - Books on Demand
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Fast eine Dramödie

E-Book, Deutsch, 272 Seiten

ISBN: 978-3-7526-9318-8
Verlag: BoD - Books on Demand
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Tierärztin Isa hat sich ihr Leben mit dem kauzigen Horst gut eingerichtet. Aber im Hintergrund lauert seine narzisstische Ex Erika. Sie besitzt noch immer einen Schlüssel zu seinem Haus und geht wie selbstverständlich dort ein und aus. Mit Bosheit und Raffinesse versucht sie, die Beziehung von Horst und Isa zu zerstören. Isa wehrt sich, aber sie beginnt zu zweifeln und verliert mehr und mehr den Glauben an Horsts Liebe. Sie zieht sich zurück und vergräbt sich in ihre Praxisarbeit. Als sie den attraktiven Max trifft, eröffnen sich neue Perspektiven.

Dagmar Schmidt, Jahrgang 1953, lebt mit ihrem Partner in der Nähe von Kiel. Das Spiel mit Situationskomik beherrscht sie perfekt. Damit tritt sie in die Fußstapfen ihres Vaters, der mit dem Buch »Opa, das kannst du auch« einen heiteren Bestseller über die Tücken geschrieben hat, die der Computer für Senioren parat hält. Seit Dagmar Schmidt 2018 aufgehört hat zu arbeiten, widmet sie sich ganz dem Schreiben. Dies ist ihr dritter Roman.

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2. ERIKA
Was für eine bodenlose Frechheit. Die Madame hatte sich aufgeführt, als sei sie die Hausherrin. Natürlich hatte ich die Contenance nicht verloren. Was bildete sie sich nur ein, mich einschüchtern zu wollen? Das war lächerlich. Und aus meinem eigenen Haus ließ ich mich selbstverständlich auch nicht vertreiben. Ich hatte ein deutliches Zeichen gesetzt. Dass sie versucht hatte, mich durch eine dummdreiste Unterhaltung mit Horsti zu provozieren, erregte allenfalls mein Mitleid. Nie hätte sie gewagt, mich zu schlagen, das wäre ja wohl auch noch schöner. Ihre Ironie prallte an mir ab und ließ mich kalt. Man musste diese impertinente Person wie Luft behandeln, etwas anderes verdiente sie nicht. Draußen blieb ich einen Moment lang unschlüssig stehen und überlegte, ob ich auch von der Terrasse etwas brauchen konnte. Ich nahm mir eine relativ neue Gartenschere und betrachtete sie. Sie war besser als die, die ich zu Hause hatte. Zwei konnten auf keinen Fall schaden. Ich steckte sie ein und stieg in den Kombi, den Rudolf mir geschenkt hatte. Wenn Horsti allein war, würde ich wiederkommen. Ich hatte es gar nicht nötig, mich mit Isa zu streiten. Die überschätzte ihre Rolle in diesem Haus gewaltig. Das stand fest. Horsti hatte nicht aufgehört, seine Rikki zu lieben. Mit verbalen Liebeserklärungen war er immer schon beleidigend sparsam gewesen. Aber ich kannte ihn gut genug, um trotzdem zu wissen, was er für mich fühlte. Schließlich hatte ich ihm die besten Jahre meines Lebens geschenkt. Kein Opfer war mir zu groß gewesen, um alle Missgeschicke auszubügeln, die durch seine Tölpeleien ständig geschahen, und das wusste er so gut wie ich. Wir hatten oft genug darüber gesprochen, wie bereichernd meine Ideen und Tatkraft für ihn und für den Bau des Hauses waren. Wir hatten den finanziellen Wert meiner Arbeit damals berechnet und die Summe war später Grundlage unserer Verhandlungen nach der Trennung gewesen. Es stand fest, dass er sich genau daran erinnerte, denn er vergaß nichts. Er hatte mir Vorschriften machen wollen, als ich Olfchen kennengelernt hatte. Natürlich ließ ich mich niemals zu etwas zwingen. Darum war ich schließlich gegangen. Er war undankbar und sein Rückzieher in dieser Finanz-Angelegenheit war sicher Isas Einflüstereien zuzuschreiben. Es gab einen neuen Mann in meinem Leben, aber Horst sollte sich tunlichst für mich freuen, anstatt zu erwarten, dass ich mir diese Liebe aus dem Herzen riss. Jetzt verweigerte er mir grundlos Freundschaft und Zuneigung und vor allem das Geld, das er mir noch schuldete. Das letzte Wort war längst nicht gesprochen. Ich fuhr in Rudolfs Einfahrt und parkte mein Auto neben seinem. »Da bist du ja, Rehlein!« Er stand vor mir und spitzte die Lippen, aber ich ignorierte die Aufforderung. Sein lichtes Haar war artig zur Seite gekämmt, eine altmodische Lesebrille thronte auf der Spitze seiner langen, schmalen Nase. »Hallo, Olfchen«, sagte ich nur und hängte meinen Mantel an die Garderobe. »Hattest du einen anstrengenden Tag im Geschäft?« »Wo warst du denn?« »Wir sind nicht einmal verheiratet, ich schulde dir keine Rechenschaft darüber. Wo ich war, ist ja wohl meine Sache.« Er kam immer mit Predigten, wenn er erfuhr, dass ich Horsti besucht hatte. Ich öffnete meine Handtasche und wühlte darin herum. »Hast du den Lehrling endlich gefeuert, der dich seit Wochen ärgert?« »Nein, er bekommt noch eine Chance.« »Sei doch nicht immer so ein Schaf, setz dich einmal durch.« »Ich bin kein Schaf. Das nennt man Verantwortung. Ich möchte dem Jungen nicht sein Leben verbauen.« »Es ist ja deine Schlachterei. Musst du wissen. Aber es ist unvernünftig, das steht fest.« Wir gingen ins Esszimmer, wo der Tisch festlich gedeckt war. Kerzen standen darauf und eine Vase mit einer einzelnen langstieligen roten Rose. »Alles Gute zum Jahrestag«, flüsterte er mir ins Ohr und hielt mir eine kleine blaue Schatulle entgegen. Ich nahm sie und öffnete mit den Fingerspitzen den filigranen silbernen Verschluss. Ein goldener Ring mit einem in viele winzige Diamanten gefassten dunkelroten Rubin funkelte im Licht der Kerzen. Ich betrachtete ihn genauer, drehte und wendete ihn zwischen meinen Fingern. Er war mit achtzehn Karat gepunzt. Olfchen hatte sich nicht lumpen lassen. Eine zarte, kunstfertige Goldschmiedearbeit. Dann streifte ich ihn über den rechten Ringfinger. Er passte perfekt. »Ist eine Antiquität, 1903, ich hab ein Zertifikat«, sagte er. »Ist der schön, wirklich wunderhübsch, danke.« Ich küsste ihn und dachte an Horsti, der mir nie Schmuck geschenkt hatte. Olfchen strahlte wieder. Ich hatte unseren Jahrestag vergessen, aber mir schien er zu bedeutungslos, um ihn mir zu merken. Doch der Ring war hübsch, das stand fest. Außerdem war er wertvoll, vielleicht würde ich ihn eines Tages verkaufen. Dann aßen wir schweigend. Rudolf sah mich immer wieder über seine Brille hinweg an. »Was liegt dir auf dem Herzen? Du siehst verärgert aus«, sagte er endlich. »Ich war bei Horst, und seine neue Madame hat versucht, mich zu beleidigen. Natürlich vergeblich, sie kann mir nicht das Wasser reichen.« »Die Frau hat jedenfalls Mut, wie mir scheint«, murmelte er grinsend. »Warum hat sie dich denn beleidigt?« »Mut? Dreist und dumm war sie, sonst gar nichts. Warum, weiß ich nicht, aber sie hatte kein Recht dazu, das steht fest. Führt sich auf, als gehöre ihr unser schönes Blockhaus.« »Horst und das Haus tun dir nicht gut. Willst du nicht irgendwann selbst mal einen Schlussstrich ziehen, was erwartest du noch von ihm?« »Das Geld, das er mir schuldet. Das weißt du doch.« »Das stimmt nicht und du willst es nicht wahrhaben. Horst hat dir eine Abfindung für deine Arbeit am Haus gezahlt. Damit seid ihr quitt.« »Du weißt nicht, was du redest. Er hat mir nicht einmal die Hälfte von dem gegeben, was mir zusteht.« »Du hast keinen Cent in das Haus investiert und niemals Miete gezahlt oder laufende Kosten mitgetragen. Ich finde, dein Ex war großzügig.« »Für wen hältst du dich eigentlich? Alle künstlerischen Gestaltungen des Hauses sind aus meiner Kreativität erwachsen und ich habe ihm zwanzig Jahre lang den Haushalt geführt, ohne dafür irgendetwas zu erwarten.« »Rechne doch mal zusammen, was dich die Miete in zwanzig Jahren gekostet hätte. Wenn du nur dreihundert Euro im Monat veranschlagst, sind das bereits zweiundsiebzigtausend Euro. Und es waren ja sogar mehr als zwanzig Jahre.« »Das sehe ich anders. Ich habe für ihn alles aus reiner Gutherzigkeit getan.« »Du führst einen Haushalt nur, wenn du es willst und weil es dir selbst ein Bedürfnis ist. Außerdem hat Horst ja bestimmt auch etwas in eurem gemeinsamen Haushalt geleistet. Wir teilen uns die Arbeit hier ja auch und du stellst mir keine Rechnung dafür.« »Vielleicht sollte ich das in Zukunft tun«, sagte ich. »Horst hat offenbar vergessen, was ich ihm alles geopfert habe, meine Jugend, meine Freiheit, meine Arbeitskraft. Mach nicht den gleichen Fehler wie er, all meine Leistungen gering zu schätzen. Und ... zu deiner Information: Ich erwarte, dass du zu mir stehst und nicht seine Partei ergreifst.« Ich zupfte an der Stoffserviette, mein Sektglas fiel um und ergoss sich mir in den Schoß. Wütend wischte ich über meine nasse Hose. Rudolf sprang auf und kam mit einer Küchenrolle zurück. Er trocknete die Bescherung auf. Als er anfing, meine Jeans zu betupfen, schlug ich ihm auf die Finger und schob ihn fort. »Hör gefälligst auf damit!« »Du brauchst doch das Geld gar nicht, Rehlein. Du hast bei mir alles, was du benötigst. Ich lasse dich nicht im Stich, versprochen.« Ich bekam eine Witwenrente von meinem früh verstorbenen Mann, aber die war bei Weitem nicht hoch genug, um alle meine Pläne zu verwirklichen. Wolle spinnen, Tücher färben und mittelalterliche Kostüme nach Auftrag zu nähen, selbst die kleine Schafzucht brachte nicht genügend ein. Rudolf ermöglichte sie mir und er verkaufte das Lammfleisch in seiner Fleischerei. Den Erlös daraus behielt ich, denn ich war es, die alle Arbeit leistete. Anfangs hatte es mir Mühe gemacht, mich von den Lämmern zu trennen, aber die Vorteile lagen auf der Hand und ich konnte das kleine Zubrot gebrauchen. Wenn Olfchen sie zum Schlachten holte, verzog ich mich lieber. So direkt wollte ich nicht damit konfrontiert werden. »Ich will nicht dein Geld, ich will mein Geld. Das, was mir zusteht. Und ich werde es bekommen.« »Wie du meinst, Rehlein.« Er begann, meine Hand zu tätscheln, aber ich zog sie unwirsch weg. Rudolf stand auf, um den Tisch abzuräumen, und ich setzte mich ins Wohnzimmer. Ich brauchte Zeit und einen Plan, um zu erreichen, dass Horst mich wieder in sein Leben ließ. Er machte immer, was ich...



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