E-Book, Deutsch, Band 3, 64 Seiten
Reihe: PERRY RHODAN-Mission SOL
Schmidt Mission SOL 3: Gefährlicher Pakt
1. Auflage 2019
ISBN: 978-3-8453-5328-9
Verlag: Perry Rhodan digital
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection
E-Book, Deutsch, Band 3, 64 Seiten
Reihe: PERRY RHODAN-Mission SOL
ISBN: 978-3-8453-5328-9
Verlag: Perry Rhodan digital
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection
Das Jahr 1552 Neuer Galaktischer Zeitrechnung: Seit über 3000 Jahren reisen die Menschen zu den Sternen. Sie haben unzählige Planeten besiedelt und sind faszinierenden Fremdvölkern begegnet. Terranische Raumschiffe erforschen das Universum, manche davon werden zu berühmten Legenden - dazu gehört insbesondere die gigantische SOL. Perry Rhodan hat die Menschheit von Beginn an bei ihren Vorstößen ins All geleitet. Als er in der Milchstraße eine kosmische Katastrophe abwenden will, wird er unfreiwillig an einen Ort versetzt, der Millionen Lichtjahre von der Heimat entfernt ist. Dort findet er die SOL und die Nachkommen ihrer Besatzung. Sie sind auf dem Riesenplaneten Evolux gefangen. Perry Rhodan muss herausfinden, was mit dem Generationenraumschiff und den Menschen an Bord geschehen ist - nur so gelingt ihm vielleicht die Rückkehr in die Heimat. Ein Augenzeugenbericht enthüllt, welche Gefahren die SOL auf ihrer langen Reise erlebt hat. Wie es sich herausstellt, hatte die Besatzung des Raumschiffs zeitweise nur eine Chance - aber es ist ein GEFÄHRLICHER PAKT ...
Autoren/Hrsg.
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4.
Chronik der SOL, 1377 NGZ – Jahr 8
Porto Deangelis verspätete sich. Allein stand ich im Gewimmel des holografisch nachgebildeten Theaterfoyers. Ich versuchte ein letztes Mal, ihn zu erreichen, aber vergeblich. Vermutlich würde man meinen Mann vor der Pause nicht mehr einlassen.
Und richtig: Das Licht in der Erholungslandschaft der SOL-Zelle 1 dämpfte sich, bis man kaum mehr die Hand vor Augen sah. Als es wieder heller wurde, war das Theaterfoyer einem waldigen Gelände gut hundertzwanzig Kilometer westlich von Moskau gewichen. Wir schrieben den 7. September 1812 alter Zeitrechnung. Alle Gäste, die mit mir im Foyer gestanden hatten, waren nicht mehr zu sehen, holografisch geschickt kaschiert.
Ganz wie SENECA prophezeit hatte, war an Bord der SOL ein Theaterboom ausgebrochen. 126 registrierte Sprech-, Musik-, Impro- und Interaktivtheatertruppen gab es zurzeit auf unserem Raumschiff. Mit der monumentalistisch-immersiven, werkgetreuen Inszenierung der Schlacht von Borodino aus Tolstois »Krieg und Frieden« strebte Roi Dantons Theatertruppe Maximalis nach dem Ruhm des größten Spektakels.
130.000 Soldaten waren auf russischer Seite beteiligt, hatte mir das Programm verraten, 120.000 Mann auf französischer, dazu insgesamt 1200 Kanonen. Natürlich wurden nur die Schlüsselfiguren von Lebewesen dargestellt, der Rest mit absoluter historischer Akkuratesse holografisch erzeugt, um zu zeigen, wie Napoleon Bonaparte gegen den russischen Generalfeldmarschall Kutusow einen Pyrrhussieg errang.
Ehrlich gesagt, hätte ich mir die Echtzeit-Episode gern geschenkt, aber als eingeladenes Mitglied der Schiffsführung konnte man kaum ablehnen. Repräsentationspflichten ... Der Crew meine Unterstützung zeigen: genau das, was ich Roi Danton bei unserer ersten Besprechung unter die Nase gerieben hatte.
Er hatte schon früh schauspielerisches Talent bewiesen – einen Hang zur Theatralik, sagten seine Konkurrenten –, als er zu Zeiten des Solaren Imperiums, maskiert als pränapoleonischer französischer Stutzer, niemand Geringerem als Perry Rhodan auf der Nase herumgetanzt war.
Mit jedem Lichtjahr, das die SOL sich von Terra entfernte, schien er mehr zu seinem damaligen Elan zurückzufinden.
Napoleon begann die Schlacht mit einem Ablenkungsangriff gegen das Dorf Borodino.
*
Zur ersten Pause verdunkelte sich die Erholungslandschaft, und als es wieder heller wurde, standen wir alle im Theaterfoyer. Mir klingelten vom Kanonendonner und Musketenknattern die Ohren.
Mein Blick fiel auf Oberstleutnant a. D. Steph LaNievand. Der gedrungene Mann mit dem auffälligen, ergrauten Schnauzbart hatte die SOL-Nachwuchsakademie geleitet, die Mom'Serimer im Schnellverfahren für den Borddienst schulte. Nachdem die hektischen Wesen die SOL verlassen hatten, war die Akademie aufgelöst worden.
»Guten Abend, Fee«, begrüßte er mich. Er sah nach links und rechts, als suche er jemand Bekanntes, um der Begegnung mit mir auszuweichen. An seinem altmodischen Abendanzug im Stil des 25. Jahrhunderts sah ich das Symbol der SOL-Nachwuchsakademie.
»Nostalgie?«, fragte ich lächelnd und wies darauf.
Er blieb ernst. »Nein.«
»Kehrst du etwa aus dem Ruhestand zurück?«, scherzte ich.
»Und wenn?«
Ich war perplex. Davon war mir nichts bekannt.
Er musste es mir angesehen haben. »Ich dachte, Roi hätte dich schon informiert.«
»Worüber?«, fragte ich. Roi Danton und ich konferierten nicht allzu oft. Ich erstattete ihm regelmäßig Bericht über den Zustand meines Schiffs und den Fortschritt der Reise, aber das war es auch fast schon.
»Roi ruft eine neue SOL-Nachwuchsakademie ins Leben.«
»Eine ... Wozu? Er will sich in die Ausbildung des Besatzungsnachwuchses einmischen?«
»Nein. Er will Zusatzqualifikationen anbieten. Im Bodenlandeeinsatz, im verdeckten Einsickern und Ermitteln, in ...«
»Agententätigkeiten. Das hätte er aber mit mir absprechen müssen.«
»Er sagt, du hättest dich nicht zugänglich gezeigt. Aber als Expeditionsleiter kann er solche Programme initiieren.«
Ich erinnerte mich. Bei einer Konferenz hatte Roi so etwas angeregt. Er war der Ansicht, ich würde die Risiko-Einsatzvorbereitung vernachlässigen. Seine Argumente hatten mich nicht überzeugt, und ich hatte das Thema für erledigt gehalten. Wenn er mit dem Ressourcenpool der Expeditionsleitung solche Vorhaben umsetzte, handelte er im Rahmen seiner Rechte. Aber eine Absprache hätte den guten Sitten entsprochen.
Ich verabschiedete mich von Steph, um meinen Gedanken nachzuhängen. Und auf Portos Kombiarmband und in seinem Büro anzurufen. Erfolglos.
*
Nach der Pause begann der Vizekönig von Italien mit drei französischen Divisionen einen massiven Frontalangriff gegen die Große Redoute, aber ich entfernte mich vom Haupthandlungsstrang, geriet in schweres Feuer und hatte mich nach wenigen Minuten heillos verirrt. Kopfschüttelnd überquerte ich das von Kanonenschüssen und Pferdehufen zerwühlte Schlachtfeld, auf dem Musketen, Bajonette, Tschakos und abgerissene Körperteile verstreut lagen. Pferde mit zerfetzten Bäuchen schrien zum Gotterbarmen, um einen zeitgenössischen Ausdruck zu verwenden.
Gefechte und Kriegshandlungen hatte ich selbst schon genug erlebt, und doch erschien mir der Kampf in unserer Zeit abgeklärter, sauberer. Die Wunde eines Strahltreffers blutete nicht; sie war sofort verödet. Was Bleikugeln, Stahlbajonette und eiserne Vollgeschosse aus den Kanonen mit Körpern aus Fleisch und Blut anrichteten, hätte auch gestandene Mediker wie Darla Markus und Hery-Ann Taeg erbleichen lassen.
Maximalis erntete tosenden Applaus.
*
In der zweiten Pause war ich mit den Gedanken nach wie vor bei Roi Danton. Ich war mir ziemlich sicher, was er mit seiner neuen SOL-Nachwuchsakademie bezweckte. Seine Agenten hatte er nicht an Bord bekommen, daher wollte er sich nun einen Kader schmieden, seine eigene kleine USO schaffen.
Dass Expeditionsleiter, die auf langen Reisen wenig zu tun hatten, Kajütenkoller bekamen und sich eine Beschäftigung suchten, war nichts Neues. Mich ärgerte nur, dass Danton dazu tendierte, mich vor vollendete Tatsachen zu stellen.
Unerwartet klopfte mir jemand von hinten auf die Schulter.
Ich drehte sich um, und vor mir stand Porto. Er trug nicht die altmodische Galakombination, die ich für den Anlass hatte anfertigen lassen, sondern seinen normalen Bordanzug. Er hätte sich nicht stärker von mir abheben können.
»Fee, du siehst perfekt aus.« Er lächelte mich an, aber das prallte an mir ab.
»Tauchst du auch schon auf?«, fragte ich.
Nun wirkte er zerknirscht. »Fee, es tut mir leid. Mir ist der Termin gerade erst eingefallen.«
»Ich habe dauernd versucht, dich zu erreichen.«
»Heute Morgen habe ich mein Komarmband zu Hause liegen gelassen.«
Ich merkte, dass es ihm wirklich unangenehm war. Andererseits hatte ich mich drei Stunden zurechtgemacht für den Tag, um auszusehen wie damals, als wir uns kennengelernt hatten. Und er kam in einem Bordoverall mit Staubflecken an den Knien.
»Praktisch für dich«, sagte ich.
»Das Interkom habe ich nicht gehört, weil ich in den Lagerräumen unterwegs war. Trotzdem ...« Er sah mich an, und in seinen Augen stand ein gehetzter Ausdruck, den ich nicht von ihm kannte. »Ich habe nicht nur das Armband, sondern auch den Termin vergessen. Als ich deine Nachricht im Büro abrief ... Das hat Fee mir nicht gesagt, war mein erster Gedanke. Aber dann stand in meinem Terminkalender Borodino, und ich kann mich nicht erinnern, das eingetragen zu haben.«
Ich reichte ihm ein Glas Sekt. »Wir trinken etwas, und du beruhigst dich erst mal. Ich habe auch schon Dinge vergessen.«
Er nickte, aber der gequälte Ausdruck wich nicht aus seinem Gesicht.
1384 NGZ – Jahr 15
Die Galaxis Vilamesch war der terranischen Astronomie schon lange vor Beginn der Raumfahrt als M 66 bekannt und bildete mit M 65 und NGC 3628 das Leo-Triplett, eine kleine Galaxiengruppe. Nach vielen Jahren im Leerraum flog die SOL wieder zwischen Sonnen, die einzeln erkennbar waren, und vor dem prächtigen Sternenhintergrund standen die beiden anderen Galaxien als große helle Nebel in den Randbereichen des Panoramaschirms.
Wir hatten uns in der Kommandozentrale des SOL-Mittelteils versammelt und blickten fasziniert in den Sternenhimmel. Wie ich diesen Anblick vermisst hatte! So erging es mir nach jeder intergalaktischen Reise.
»Siebenundzwanzig Millionen Lichtjahre«, sagte Roi Danton fast schon andächtig.
Ich saß im Kommandosessel und sah ihn an. »Mehr als die Hälfte.«
»Und wir gelangen bei einigen Rohstoffen an die Reserven«, äußerte Porto. Mein Mann war vollkommen ergraut, und seine Fältchen wirkten längst nicht mehr fein. Er tat nichts gegen die Spuren des Alters. Neben ihm wirkte ich wie seine Enkelin. »Der Handelsposten im Birbilisystem sollte aber alles haben, was wir brauchen – oder es in kurzer Zeit beschaffen können.«
Danton sah ihn fragend an. »Sollte? Ich dachte, es steht fest, dass sie alles haben, was wir benötigen. Siehst du Probleme voraus, Porto?«
»Es gibt keine Probleme in meinem Ressort.«
Die Antwort auf Dantons Frage kam in sehr scharfem Ton. Ich blickte auf.
Porto hatte das Kinn gereckt, Röte war ihm ins Gesicht gestiegen, ja, er hatte sogar die Hände zu Fäusten geballt. »Das einzige Problem ist hier, wenn einem die Worte im Mund rumgedreht und dann noch auf die...