Schneider | Was wir über Bewusstsein wissen sollten | E-Book | sack.de
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E-Book, Deutsch, 440 Seiten, Format (B × H): 140 mm x 210 mm, Gewicht: 664 g

Schneider Was wir über Bewusstsein wissen sollten

E-Book, Deutsch, 440 Seiten, Format (B × H): 140 mm x 210 mm, Gewicht: 664 g

ISBN: 978-3-905574-03-6
Verlag: Kommode
Format: EPUB
Kopierschutz: Wasserzeichen (»Systemvoraussetzungen)



Was ist Bewusstsein? Was sind Voraussetzungen dafür und was die Folgen daraus?
In welchem Verhältnis stehen Information und Bewusstsein?
Wie viele Entscheidungen treffen wir tatsächlich bewusst? Sind unsere Gedanken frei? Wie manipulierbar sind wir?
Beeinflussen unsere Gene das Unbewusste?
Gibt es eine Anatomie des Bewusstseins?
Wo sind Erinnerungen gespeichert? Und welche Rolle spielen Meeresschnecken dabei?
Wie interagieren Geist und Gehirn? Und was hat Quantenphysik damit zu tun?
Was Hyperventilation mit Hollywood?
Der Bicycle Day mit Depression?
Oder Ekstase mit Burn-out?

"Was wir über Bewusstsein wissen sollten" bietet einen umfassenden, kompakten Blick auf den Stand des Wissens und führt uns die Vielschichtigkeit der Thematik vor Augen.
Die Wissenschaft kann keine klare Definition für Bewusstsein bieten. Es gibt keine Einzeldisziplin, die dem komplexen Phänomen gerecht wird, aber den Konsens, dass Bewusstsein zu den gewichtigen Instrumenten der Evolution zählt.

Das Buch thematisiert grundlegende Fragen wie das Leib-Seele-Problem, es erläutert Zusammenhänge mit neurologischen Vorgängen, geht auf mentale Prozesse ein, stellt diverse Methoden und Zustände von verändertem Bewusstsein vor und spricht die Rolle von Informationen an.

Dabei geht es der Entwicklung des Ich-Bewusstseins nach, umfasst Fragen zur Kreativität, Intelligenz und psychischen Fragilität, dem kollektiven Bewusstsein und Unterbewusstsein. Der Einfluss von Emotionen, Erinnerungen und Intuition wird genauso beleuchtet wie die Forschung zu Brain-Machine-Interfaces, zelluläres Erinnerungsvermögen und kulturelles Gedächtnis. Denn erst wenn die vielen Aspekte zusammengetragen werden, entsteht ein vages Gesamtbild.
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Dominante Funktion
Die Bedeutung unbewusster Aktivitäten hat sich erst durch die Hirnforschung nachweislich offenbart. Das Unbewusste reguliert überlebenswichtige Körperfunktionen, agiert aber auch als eine Art Wundertüte: Sie beinhaltet scheinbar Vergessenes und Verdrängtes ebenso wie unterschwellig Wahrgenommenes, Triebhaftes, Gewohnheiten, Talente, Konditionierungen, Erlerntes und Gefühle. Allein unsere Sinne verarbeiten nach aktueller Schätzung von Neurologen mehrere Millionen Basiseinheiten von Information (Bits) pro Sekunde. Nur ein Bruchteil all dessen, was der Organismus an Bits gleichzeitig bewältigt, dringt bis ins Bewusstsein vor. Der deutsche Hirnforscher Gerhard Roth schätzt, dass uns weniger als 0,1 Prozent von all dem, was in unserem Kopf vor sich geht, bewusst wird. Das Ausmaß der unbewussten Informationsverarbeitung wurde lange unterschätzt. Als einer der ersten trug der Berliner Philosoph Eduard von Hartmann 1869 mit seinem Buch »Philosophie des Unbewussten« zur Verbreitung des Begriffs bei. Einer der ersten Mediziner, der dem Unbewussten Aufmerksamkeit schenkte, war der Wiener Hausarzt Josef Breuer. Seine Patientin Bertha Pappenheim (1859–1936) erlangte als Anna O. in der Fallgeschichte »Studien über Hysterie« Bekanntheit. Die österreichisch-deutsche Frauenrechtlerin war 21 Jahre alt, als ihr Vater schwer erkrankte. Nachts an seinem Krankenbett wurde die junge Frau von Angstzuständen und Halluzinationen gequält. In der Folge litt sie an Sprach-, Seh- und Essstörungen, Lähmungserscheinungen, Neuralgien, extremen Stimmungsschwankungen und Erinnerungslücken. Breuer ging davon aus, dass ein Zusammenhang zwischen körperlichen und psychischen Problemen besteht und Reden heilsam wirken kann. Seine Behandlungsmethode weckte das Interesse seines Freundes Sigmund Freud (1856–1939), der diesen neuen Ansatz zur Psychoanalyse weiterentwickelte. Freud machte deutlich, dass sich Unbewusstes vorwiegend intuitiv, durch Bilder, Träume, Verhalten und Empfindungen bemerkbar macht. Manipulierbarkeit
Die Annahme, Menschen seien über ihr Unbewusstes manipulierbar, weckte im Kalten Krieg das Interesse der Geheimdienste wie auch das der Marketingforschung. Es ging darum zu erkunden, ob, wie und wie stark sich das Unbewusste lenken lässt. So sorgte 1957 der amerikanische Marketingexperte James Vicary für Aufruhr, als er publik machte, ein Kino in New Jersey habe 18 Prozent mehr Cola und 58 Prozent mehr Popcorn verkauft, weil das Publikum während des Films in kurzen, nicht bewusst wahrnehmbaren Sequenzen dazu angeregt wurde. Fünf Jahre später gab Vicary zu, dass das Experiment Betrug war, genauer gesagt eine PR-Aktion für seine damals neu gegründete Agentur. Auch der 1958 durchgeführte Versuch eines kanadischen Fernsehsenders, seine Zuschauer mit einer nicht bewusst wahrnehmbaren Botschaft zum Anrufen zu bewegen, scheiterte. Dass wir uns durch unbewusste Eingebungen nicht so stark manipulieren lassen, auf Befehl komplexe Tätigkeiten wie Telefonieren oder Einkaufen auszuführen, wurde in weiteren Experimenten mehrfach bestätigt. Steht jemand aber bereits am Kiosk, mit der Absicht ein Getränk zu kaufen, kann ein geschickter Marketingimpuls die Kaufentscheidung durchaus beeinflussen. Ein wichtiger Faktor dafür ist, ob wir etwas bereits kennen. Dies belegen verschiedenste Studien. Werden Probanden beispielsweise zwei achteckige Formen vorgelegt und gefragt, welche ihnen besser gefalle, bevorzugt die Mehrheit die Form, die man ihnen zu einem früheren Zeitpunkt unbewusst wahrnehmbar bereits präsentiert hatte. Das gleiche Phänomen ließ sich auch in einem Experiment mit Gesichtern beobachten: Die Probanden schätzten die Personen als berühmter ein, deren Fotos sie zu einem früheren Zeitpunkt schon einmal vorgelegt bekommen hatten. Solche Präferenzen entstehen durch das unbewusste Vorbereiten und Anbahnen einer Informationsverarbeitung, genannt »Priming«. Der anbahnende Reiz kann durch ein Bild, einen Geruch, eine Geste, ein Wort oder Ähnliches ausgelöst werden und stößt Verbindungen mit Gedächtnisinhalten an. Dieser unbewusste Informationsmix beeinflusst maßgeblich bewusste Entscheidungen. In diesem Zusammenhang löste der US-amerikanische Physiologe Benjamin Libet 1979 eine viel beachtete Debatte über den freien Willen aus. Libet hatte seine Probanden in einem Experiment gebeten, zu einem selbstgewählten Zeitpunkt ihre Hand zu bewegen. Das Monitoring zeigte, dass die entsprechenden Hirnaktivitäten bereits einsetzten, bevor die Probanden den Entschluss, ihre Hand zu bewegen, bewusst getroffen hatten. Die Forschung kam zum Schluss, dass das Unbewusste das Bewusste wohl stärker steuert als umgekehrt. Oder wie es der deutsche Psychologe und Kognitionswissenschaftler Wolfgang Prinz ausdrückt: »Wir tun nicht, was wir wollen, wir wollen, was wir tun.« John-Dylan Haynes vom Bernstein Center for Computational Neuroscience in Berlin publizierte 2008 im Fachblatt »Nature Neuroscience« eine Wiederholung von Libets Experiment unter neuen Voraussetzungen. Seine Probanden sollten entscheiden, ob sie einen linken oder einen rechten Knopf drücken. Ein Kernspintomograf zeichnete dabei die Hirnaktivitäten auf. Anschließend wiederholte Haynes das Experiment. Anhand der zuvor gesammelten Hirnaktivitätsmuster konnte der Wissenschaftler in 60 bis 70 Prozent der Fälle korrekt voraussagen, ob seine Probanden den rechten oder den linken Knopf drücken würden. Die Entscheidung fiel üblicherweise eine halbe bis eine Sekunde vor der eigentlichen Bewegung. Das Forschungsteam beobachtete aber auch Hirnäktivitäten, die sehr früh – bis zu sieben Sekunden davor – anzeigten, wie sich jemand entscheiden würde. »Das heißt, das Gehirn hat Informationen über eine Entscheidung, die jemand erst sieben Sekunden später glaubt zu fällen«, hält Haynes fest. Aufgrund dieses Befundes stellte sich die Frage, ob man einer solchen Entscheidung ausgeliefert ist oder ob die Möglichkeit besteht, einen durch die Hirnaktivitäten angebahnten Entschluss kurzfristig zu korrigieren. So wurden die Probanden in einem weiteren Experiment vom Team um Haynes gebeten, einen Knopf am Fußboden zu betätigen, sobald sie ein grünes Licht sehen. Steht das Licht auf Rot und sie drücken dennoch den Knopf, haben sie das Spiel verloren. Dabei gab es eine List: Zum Zeitpunkt, als die vorbewussten Hirnaktivitäten dem Computer anzeigten, dass ein Proband bei Grün den Knopf auslösen wird, schaltete das System ganz kurzfristig auf Rot. Gelang es den Probanden, den Impuls zu stoppen und noch den richtigen Kopf zu drücken? »Wenn man sich das ganz genau anschaut, stellt man fest, dass die Probanden, nachdem das Gehirn die vorbereitende Aktivität getroffen hat, die Bewegung noch anhalten können. Sie können also die Entscheidung noch abbrechen. Das widerspricht der Interpretation des Libet-Experimentes, nach der dieser Prozess wie eine Dominokette ist, bei der man nicht mehr eingreifen kann«, erklärt John-Dylan Haynes. Bewusstes Eingreifen in die unbewussten Konditionierungen war ein Thema, mit dem Joseph Murphy (1898–1981) einen internationalen Longseller schuf: »Die Macht Ihres Unterbewusstseins« verkaufte sich seit der Erstpublikation im Jahr 1962 allein in Deutschland über 2,5 Millionen Mal. Murphy, der in Irland Jura, Philosophie und Religionswissenschaften studiert hatte, trug in Kalifornien als Vertreter der sogenannten Neugeist-Bewegung dazu bei, die »Macht des positiven Denkens« (Kapitel 3.4) populär zu machen. Murphys zentrale Aussage war, dass das Unbewusste mittels Affirmationen und Autosuggestionen aktiv gestaltet werden könne, ähnlich wie bei Hypnosepraktiken (Kapitel 4.9): »Was man dem Unbewussten als wahr übermittelt, wird wahr.« Murphys These inspirierte zur Entwicklung zahlreicher Methoden mit dem Zweck der Selbstmanipulation des Unbewussten. Diverse Studien lassen den Schluss zu, dass hoch motivierte Menschen mit wenig Angst vor Misserfolgen durchaus von affirmativem Arbeiten mit dem Unbewussten profitieren mögen. Für Menschen, denen es schwerfällt, sich selbst zu motivieren, könnte sich dieses Vorgehen aber eher als hinderlich erweisen – weil der Erfolg der Affirmationen aufgrund der unbewussten Voraussetzungen ausbleiben mag. Konditionierungen
Großen Einfluss auf das Unbewusste hat der Umstand, dass wir evolutionsbedingt stets wachsam und aufmerksam gegenüber Ereignissen sind, die unsere Existenz oder unser Selbstwertgefühl bedrohen könnten. In stabilen industrialisierten Ländern ist die Gefahr, dass uns ein wildes Tier angreift oder unvermittelt ein Krieger in der Haustür steht, eher gering. Großflächige Feuer wie in Kalifornien oder Australien und auch Bedrohungen durch neuartige Viren machen jedoch deutlich, dass unsere unbewussten, auf Selbstschutz ausgerichteten Konditionierungen noch immer von Nutzen sind. Auch im ungefährlichen Alltag registrieren wir nachhaltig alles, was uns irgendwie gefährden oder verletzen könnte. Dagegen beachten wir normalerweise...


Schneider, Claudia
Claudia Schneider, geboren 1963, begab sich im Alter von 22 Jahren auf Weltreise. Später schrieb und fotografierte sie freischaffend für deutschsprachige Medien – Merian, NZZ, Tages-Anzeiger, Cosmopolitan und viele mehr – und brachte rund 15 Reiseführer bei Bild-Atlas, Marco Polo sowie dem Regenbogen-Verlag heraus. Seit 2004 leitet Claudia Schneider die Redaktion einer Lokalzeitung, in ihrem Heimatkanton Zug. In ihrem aktuellen Buchprojekt folgt sie der Faszination für Bewusstsein und begibt sich auf eine Reise nach Innen ...

Niemann, Ole
Ole Niemann, 1998 in Berlin geboren, besuchte die Atelier Schule in Zürich. Nach der Matura studierte er Film an der Prague Film School in Tschechien. Für seine Abschlussarbeit setzte er sich mit dem Animationsfilm auseinander. Er war in verschiednen Funktionen (Drehbuch, Regie, Kamera, Schauspiel) an Filmprojekten beteiligt und arbeitet derzeit an seinem ersten eigenen Animationsfilm.

Claudia Schneider, geboren 1963, begab sich im Alter von 22 Jahren auf Weltreise. Später schrieb und fotografierte sie freischaffend für deutschsprachige Medien – Merian, NZZ, Tages-Anzeiger, Cosmopolitan und viele mehr – und brachte rund 15 Reiseführer bei Bild-Atlas, Marco Polo sowie dem Regenbogen-Verlag heraus. Seit 2004 leitet Claudia Schneider die Redaktion einer Lokalzeitung, in ihrem Heimatkanton Zug. In ihrem aktuellen Buchprojekt folgt sie der Faszination für Bewusstsein und begibt sich auf eine Reise nach Innen ...


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