E-Book, Deutsch, 173 Seiten
Reihe: Piper Humorvoll
Schneyder Frauen rächen besser
14001. Auflage 2014
ISBN: 978-3-492-98136-1
Verlag: Piper ebooks in Piper Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Roman
E-Book, Deutsch, 173 Seiten
Reihe: Piper Humorvoll
ISBN: 978-3-492-98136-1
Verlag: Piper ebooks in Piper Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Kim Schneyder verbrachte ihre Kindheit in Deutschland und in der Schweiz. Nach einer pharmazeutischen Ausbildung war sie unter anderem als Werbedesignerin, Werbetexterin und Eheberaterin tätig. Heute lebt sie mit ihrem Mann und ihrer Tochter in Österreich. Nach ihren Erfolgsbüchern »Frauen rächen besser«, »Ich und er und null Verkehr«, »Hilfe, ich bin reich!« , »Im Bett mit Brad Pitt« und »Hilfe, ich hab den Prinzen verzaubert!« ist »Zum Teufel mit den Millionen« ihr sechster Roman.
Autoren/Hrsg.
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1
Haben Sie schon einmal ein Auto mit den Ohren wackeln sehen? Noch nie? Vollkommen absurd? Gibt es nicht?
Nun, das hätte ich auch gedacht, bis vor einer Woche. Und jetzt bin ich vermutlich der einzige Mensch auf der Welt, der eben dies bezeugen kann.
Vor besagter Woche nämlich, es war ein Freitag, hatte ich die Idee, meinen Herzallerliebsten mit einem Picknick zu überraschen. Nicht mit irgendeinem Picknick – Gott bewahre – ich bin schließlich nicht so naiv zu glauben, man könne einen Mann zufrieden stellen, indem man ihm eine nette Mahlzeit samt ein paar kühlen Bierchen auf einer duftenden Blumenwiese serviert. Nicht, dass ein Mann etwas gegen Sandwiches und Bier hätte, aber ihm würde das Entscheidende fehlen: seine Kumpels. Aus irgendeinem Grund verhält es sich nämlich so, dass Männer lieber in Gesellschaft von Männern sind, wenn sie Alkohol trinken. Dass mag daran liegen, dass sie mit zunehmendem Konsum dazu neigen, unverständliches Zeug zu brabbeln und sich daher instinktiv ein Gegenüber suchen, das dabei auf ähnlichem Niveau mithalten kann. Geht natürlich nur, wenn der andere gleich besoffen ist. Also: Man suche sich einen Trinkkumpanen, der mit derselben Entschlossenheit gegen volle Gläser ankämpft, und alles wird gut.
Da können wir Frauen natürlich nicht mithalten, ist einfach so, unabänderlich. Dafür hat uns die Natur mit einer Waffe ausgestattet, die, richtig eingesetzt, diesen Mangel locker wettmachen kann, vorausgesetzt, das Objekt unserer Begierde ist hetero: Sex.
Also, meine Pläne für dieses Picknick sahen folgendermaßen aus: ein gut gefüllter Futterkorb, ausreichend Bier, für mich eine Flasche Sekt – obwohl ich gar nicht auf Sekt stehe, aber es verleiht einem etwas Mondänes –, und als Dessert für den Geliebten meine Wenigkeit. Wobei der Ausdruck Wenigkeit nicht ganz den Tatsachen entspricht, denn immerhin bin ich eins zweiundsiebziggroß und wiege achtundsechzig Kilo. An guten Tagen. Das heißt, nach einer erfolgreichen Diät oder nach einer noch erfolgreicheren Darminfektion. So betrachtet, könnte man also sagen, dass ich ein recht üppiges Dessert abgebe.
Ich organisierte alles Nötige, einschließlich einer neuen Frisur, eines durchsichtigen Sommerkleidchens und der schwarzen Seidenunterwäsche, auf die Robert besonders abfährt. Dann begab ich mich an den Ort, an dem ich eine arbeitsreiche Woche beenden und ein Wochenende voller Lust und Sünde beginnen wollte: eine kleine Lichtung, wo wir schon öfter intime Stunden verbracht hatten, erreichbar nur über einen kleinen Waldweg. Da alles perfekt sein sollte, beschloss ich, vorher die Lage zu peilen, um sicher zu gehen, dass nicht schon ein anderes Pärchen auf eine ähnliche Idee gekommen war, obwohl wir bis dahin noch nie jemanden dort angetroffen hatten.
Nachdem ich mein Auto ein Stück entfernt geparkt hatte, machte ich mich auf den Weg. Es war nicht weit. Beflügelt von wollüstigen Gedanken, aber dennoch darauf bedacht, meine filigranen Pumps nicht zum Opfer der spitzen Steine werden zu lassen, trippelte ich den Weg entlang. Nach der nächsten Kurve würde ich Robert anrufen.
Rate mal, wo ich bin, mein Bärchen, und was ich mithabe und was ich anhabe.
Was für eine Überraschung.
Und es wurde tatsächlich eine Überraschung. Nachdem ich die letzte Biegung genommen hatte, stoppte ich so abrupt, als wäre ich gegen eine Wand gelaufen. Ein Wagen stand da, mitten auf der Lichtung, genau an der Stelle, an der Robert und ich normalerweise parkten. Ein anderes Paar offensichtlich, das dieses verschwiegene Plätzchen auch kannte und das genau heute, genau zu dieser Stunde, beschlossen hatte, das zu tun, was ich mir eigentlich vorgenommen hatte. Die Enttäuschung darüber machte mich wütend, und eine innere Stimme flüsterte mir zu, ich sollte hingehen und ihnen klar machen, dass sie sich gefälligst ihren eigenen Platz suchen sollten. Abgesehen davon reizte es mich auch zu sehen, was sie da überhaupt trieben.
Doch dann fiel mir etwas auf.
Der Wagen war ein Mercedes, genau wie Roberts Wagen. Und er war schwarz, wie Roberts Wagen. Am allerauffälligsten aber: Der Schlitten hatte auch dasselbe Kennzeichen wie Roberts Wagen.
Und jetzt kann einer sagen, was er will, von wegen Frauen seien unlogisch. Ich jedenfalls zog sofort den richtigen Schluss, der in einem dringenden Verdacht gipfelte: Das musste Robert sein!
Der Mann, den ich geliebt hatte, dem ich meine Unschuld geopfert hätte – vorausgesetzt, ich hätte sie noch besessen, als wir uns kennen lernten. Der Mann, dem ich Kinder geschenkt hätte, sobald ich mich mit dem gnadenlosen Egoismus dieser kleinen Monster angefreundet hätte. Der Mann, mit dem ich mich Seite an Seite in einem Schaukelstuhl vor einem Kaminfeuer gesehen hatte – irgendwann, in hundert Jahren vielleicht, nachdem wir gemeinsam den Kurs »Synchronschaukeln für Fortgeschrittene« besucht haben. Dieser Mann parkte an dem Platz, den er meines Wissens nach nur aufsuchte, um Sex zu haben. An sich ja nichts Verwerfliches, nur die, mit der er das tun sollte, befand sich nicht in seinem Wagen, sondern stand zehn Meter dahinter und verstand die Welt nicht mehr.
Es dauerte eine Minute oder zwei, dann hatte ich den ersten Schock überstanden. Ohne Ohnmachtsanfall, ohne Herzinfarkt und – bei einer Frau durchaus keine Selbstverständlichkeit – ohne hysterischen Schreikrampf. Und dann begann mein Gehirn zu arbeiten, logisch und systematisch. Was sonst eigentlich gar nicht meine Art ist.
Tatsache war, dass Roberts Wagen hier parkte.
Aber was besagte das schon?
Im Grunde genommen gar nichts. Objektiv betrachtet gab es sogar mehrere Möglichkeiten, die allesamt harmlos und in keiner Weise beziehungsfeindlich waren.
Er könnte die gleiche Idee gehabt haben wie ich, und gründlich, wie Männer nun mal sind, hatte er sich nicht darauf beschränkt, die Abgeschiedenheit dieses Plätzchens zu Fuß zu erkunden, sondern sich mit seinem Schlachtross direkt an den Ort des Geschehens begeben. Und möglicherweise hatte er auch einen Imbiss besorgt, viel raffinierter natürlich als meiner, mit Lachs, Kaviar und Champagner (schließlich liebt er mich noch mehr als ich ihn), und wahrscheinlich rief er mich gerade in diesem Moment auf meinem Handy an, das ich im Wagen liegen gelassen hatte, immer und immer wieder und mit wachsender Verzweiflung, weil ich nicht ranging.
Rate mal, wo ich bin, mein Schnuffelchen, und was ich mithabe und was ich anhabe.
Wobei Letzteres bei einem Mann vielleicht nicht der beste Aufmacher ist, aber wer weiß – mein Robert war moderner, als man auf den ersten Blick vermuten würde. Auf jeden Fall aber ein wahnsinnig süßer Einfall von ihm, und einen Moment lang kämpfte ich gegen die Rührung an, die mich überkam.
Oder er hatte den Wagen einem Kollegen geborgt oder einem Bekannten, der dieses freundschaftliche Entgegenkommen missbrauchte, um sich in einem fremden Vehikel fleischlichen Genüssen hinzugeben.
Oder aber der Sachbearbeiter bei der Zulassungsstelle hatte etwas getan, was Beamte normalerweise niemals machen: Er hatte sich geirrt. Hatte einem anderen Mercedesfahrer haargenau das gleiche Kennzeichen verpasst wie meinem Robert. Das würde auch erklären, warum sich Robert vor nicht allzu langer Zeit über eine Anzeige wegen Geschwindigkeitsüberschreitung gewundert hatte, weil er sich beim besten Willen nicht daran erinnern konnte, zu dieser Zeit an dieser Straße mit dieser Geschwindigkeit gefahren zu sein. Eine einfache Erklärung, rückblickend: Das war gar nicht er, sondern sein Doppelgänger, kennzeichenmäßig. Und wer weiß, möglicherweise steckte da sogar System dahinter und die vergaben ihre Kennzeichen immer doppelt. Oder noch öfter. Fuhr dann einer von den Kennzeichenzwillingen oder -mehrlingen zu schnell, kassierte man bei allen ab. Bringt Schotter ohne Ende in die Staatskasse. Bei Gelegenheit werde ich die Bildzeitung anrufen und denen die Geschichte auf dem Tablett servieren. Das wird ein Megaskandal, und ich sehe mich schon von den Titelseiten lachen. Oder noch besser, ich gucke streng. Inquisitorisch.
Vierunddreißigjährige Immobilienmaklerin löst Regierungskrise aus.
Endlich berühmt. Zeit wurde es.
So hatte ich ohne langes Nachdenken drei vernünftige Erklärungen dafür gefunden, warum Roberts Wagen – oder zumindest einer, der ihm täuschend ähnlich sah – hier parkte. Hätte ich länger nachgedacht, wären mir sicher noch ein paar andere, ebenso logische Erklärungen eingefallen. Doch dann entdeckte ich etwas, das meine Anstrengungen in Sachen Unschuldsvermutung gehörig bremste.
Ich bemerkte, dass Roberts Wagen mit den Ohren wackelte. Und nicht nur das: Roberts Wagen war schwarz, die Ohren dagegen rot.
Roberts schwarzer Wagen wackelte mit seinen roten Ohren.
Klingt verrückt, aber ich schwöre, es war so. Und dafür hatte ich jetzt keine Erklärung zur Hand, zumindest nicht so auf die Schnelle.
Blieben also zwei Möglichkeiten: Ich konnte weiter wie angewurzelt stehen bleiben und mir Ausreden für das Zugegensein dieses verdammten Wagens ausdenken, oder ich konnte näher treten, um zu sehen, was zum Teufel hier vor sich ging. Ich entschied mich für Letzteres und ging ein paar Schritte auf den Wagen zu.
Und dann machte ich noch eine interessante Entdeckung: Bei dem Fahrzeug wackelten nicht nur die Ohren, sondern bei genauerer Betrachtung das ganze Fahrzeug. Und noch etwas kristallisierte sich heraus: Das Rote, was da links und rechts wackelte, waren gar keine Ohren. Das waren Schuhe. Damenschuhe. Oder besser gesagt: Schlampenschuhe. Pumps, hochhackig und knallrot. Ich meinte mich dunkel erinnern zu können, dass Lisa Elsbach – Roberts...