Schreiber | Nicht jeder trägt die gleiche Last | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 508 Seiten

Schreiber Nicht jeder trägt die gleiche Last

Eine Familiengeschichte
1. Auflage 2016
ISBN: 978-3-99048-249-0
Verlag: novum pro Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Eine Familiengeschichte

E-Book, Deutsch, 508 Seiten

ISBN: 978-3-99048-249-0
Verlag: novum pro Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Monika Schreiber erlebt in den Nachkriegsjahren eine behütete Kindheit. Große Achtung vor dem Leben und ein noch größeres Helfersyndrom begleiteten sie. Sie wird Krankenschwester. Da schlägt das Schicksal in Form eines jungen Mannes zu: Hochzeit, Kinder, Ausreise nach Tunesien als Entwicklungshelfer - mit gehangen, mit gefangen. Es kommt zum Kulturschock, und weitab von jeder Zivilisation kämpft sie um die Gesundheit und das Wohlbefinden der Familie. Es folgen Abenteuer an der Elfenbeinküste, was mit drei lebhaften Kindern kein einfaches Unterfangen ist. Erst eine Studienzeit in Deutschland bietet endlich einmal Erholung und ganz normalen Alltag. Doch schon geht es wieder ins Ausland! Schließlich kehrt Ruhe ein: Ein Bauernhof wird gepachtet, die mittlerweile siebenköpfige Familie wird sesshaft und lebt für eine Weile trotz einiger Sogen in einer glücklichen, heilen Welt. Ein weiterer Neustart mit dem eigenen Bauernhof wird allerdings zum Fiasko. Doch das Leben geht weiter!

Monika Schreibers bewegende Lebensgeschichte lässt sich kurz und knapp zusammenfassen: 'von der Krankenschwester zur Schlossbesitzerin'. Nach der Ausbildung zur Kinderkrankenschwester folgten mehrere Jahre im Ausland, ein eigener Bauernhof und schließlich ein eigenes Schloss. Die verschiedenen Stationen ihres Lebens beschreibt sie in ihrem Buch 'Nicht jeder trägt die gleiche Last'. Die Autorin liebt es zu planen, zu bauen und zu basteln, und ihr Lebensmotto lautet: 'alles oder nichts'. Sie hat fünf Söhne.

Schreiber Nicht jeder trägt die gleiche Last jetzt bestellen!

Autoren/Hrsg.


Weitere Infos & Material


Kindheit Mitten in den Kriegswirren kam ich 1944 am 6. Mai in Eschwege zur Welt. Es war eine gruselige Zeit, jeder kämpfte um sein Überleben zwischen Bombeneinschlägen, Luftschutzkelleraufenthalten und der Suche nach Lebensmitteln. Mein Bruder Horst war schon 2 Jahre und ein rechtes Sorgenkind, daher waren meine Friedlichkeit und das nette Aussehen die einzigen Bemerkungen in den Briefen meiner Mutter, die meinen Vater an der Front erreichten: „Um Monika braucht man sich nicht zu kümmern, sie spielt mit ihren Händchen und brabbelt vergnügt vor sich hin“, ein wahrer Ausdruck, der das ganze Leben blieb. Aus meiner frühen Kindheit gibt es also nicht so viel zu berichten, als Sonnenschein war ich für meine Mutter erholsam, friedlich, still und bescheiden. Eine Begebenheit wurde mir dennoch immer wieder und wieder erzählt, nämlich als Bombeneinschläge das Nachbarhaus zerstörten, meine Mutter im Schutzkeller festgehalten wurde und ich im 4. Stock auf der Glasveranda inmitten von Millionen Glasscherben unverletzt und glücklich brabbelnd aufgefunden wurde. Meine Mutter konnte die Verzweiflung, während die Bomben auf Eschwege niedergingen und ihr Kind mittendrin alleine auf der Veranda im Körbchen lag, ihr Leben lang nicht vergessen! Wie unmenschlich war der Kommandant des Schutzkellers, doch eine Ausnahme konnte er nicht zulassen, da Gefahr für das Leben aller Schutzbefohlenen bestand. Für uns, die keinen Krieg erlebt haben, unvorstellbar. Eine weitere Geschichte kann ich auch nur von Erzähltem berichten, denn ich war noch zu klein, um Erinnerungen daran zu haben. Wir hatten eine polnische „Nanny“, die sollte auf mich aufpassen, da meine Mutter und Horst mit dem Handwagen auf das Land fuhren, um Ähren zu sammeln, vielleicht auch, um von Bauern, die meine Mutter noch aus ihrer Zeit als Geflügelzüchterin kannte, ein Stückchen Speck einzutauschen. Nun, das junge Ding hatte alles andere im Kopf und bemerkte nicht, wie ich auf der Straße dem Handwagen nachlief. Bald waren Mutter und Horst verschwunden und ich allein auf weiter Flur. Das machte mir wohl nichts aus und wacker stapfte ich weiter auf der großen Straße. Frauen und Mütter wollten mich retten, doch dann schrie ich wie am Spieß und so ließen sie mich weiterlaufen. Eschwege hatte ich schon lange hinter mich gebracht und vor mir lag das Dorf Reichensachsen. Keiner konnte mich stoppen und so hing eine Traube von Frauen hinter mir. Jeder versuchte es, wollte das arme Kind nach Hause zurückbringen, doch ich brüllte und lief weiter. Da kam ein alter Mann auf mich zu, sprach mit ruhiger Stimme, fragte, wie ich heiße, und siehe da, ich brüllte nicht und sagte meinen Namen: „Hossi.“ Wo ich wohnte wusste ich jedoch nicht und auch meinen richtigen Namen kannte ich noch nicht. Ich war erst 2 Jahre alt. Der Mann mit der beruhigenden und herzlichen Stimme nahm mich auf den Arm und mit ihm ging ich friedlich in seine Wohnung. Eine wunderschöne Puppe hatte ich im Arm, saß glücklich auf dem Schoß und lachte meiner verzweifelten Mutter entgegen. Sie war tausend Tode gestorben, die Polizei war eingeschaltet und nur deshalb wurde ich gefunden. Die Familie hatte mein Auffinden gemeldet. Das hätte auch anders ausgehen können!!! Für meine Mutter eine grausige Situation, hatte sie doch gerade Post vom Kommandeur des Grenadier-Regiments, nachdem schon im Jahr 1945 eine Vermisstenanzeige ausgestellt worden war, erhalten, mit der Nachricht, dass die Kompanie vom Vater ausgelöscht und es keine Überlebenden gab. Aber meine Mutter gab die Hoffnung nicht auf, schrieb weiter die Briefe an meinen Vater, berichtete von den Kindern und ihrem Leben. Der Krieg war unmenschlich. Über den Namen Hossi, den ich mir gab, wurde noch lange gesprochen, denn Hossi, so nannte ich meinen Bruder und so wollte ich gerne sein!! Psychologen würden heute darauf meine restliche Lebensgeschichte aufbauen. Die Hoffnung meiner Mutti ging in Erfüllung. An diesen Tag erinnere ich mich, als ich mit einem niedlichen Kleidchen herausgeputzt am Bahnhof stand, bewaffnet mit einem Blumenstrauß, meinen Vater begrüßen sollte und ihn ganz ordentlich mit „Guten Tag, Onkel Vati“ und einem Knicks empfing, während sich mein Bruder, die Händchen hoch gerissen, freudig „Papi, Papi“ rufend auf meinen Vater stürzte. Damit hatte er gepunktet und das Eis gebrochen. Meinetwegen bekam meine Mutter gleich Ärger mit Vater, da er ihr „Männer-Onkelbesuch“ vorwarf. Ich war gerade einmal 3,5 Jahre und hatte mir sicherlich nichts Böses gedacht. Die dunklen Wolken verzogen sich schnell, das Glück der Eltern breitete sich in unserer kleinen, beengten, einfachen, altmodischen und für die heutige Zeit „luxuslosen“ Wohnung, die wir mit Flüchtlingen teilten, aus, deshalb kann ich nur sagen, dass meine Kindheit mit Liebe umgeben war. Erst heute weiß ich, dass ich keine großen Ansprüche an das Glück habe und mit sehr wenig zufrieden sein kann. Das sei nur am Rande erwähnt! Vater hatte nach seiner Gefangenschaft sofort seine alte Tätigkeit als studierter Landwirt am Landwirtschaftsamt aufgenommen. Ein halbes Jahr später, 1948, wurde er im Rahmen einer Fortbildung nach Amerika geschickt, um die deutsche Landwirtschaft zu modernisieren, auf Vordermann zu bringen und sie zu revolutionieren. Wieder stand uns eine aufregende Zeit bevor, denn Vater schickte uns wunderbare Carepakete von Übersee, gefüllt mit Milchpulver, Kaffee, Anziehsachen und leckeren Bonbons. Vater dachte mit Liebe an uns, denn ein Foto begleitete ihn. Mutti mit Bruder Horst und ich – 1948 Das tägliche Leben musste Mutti mit uns alleine bewältigen, gar nicht einfach, denn die Kriegsnachwehen hatten die Menschen noch fest im Griff, die Lebensmittel wurden noch immer auf Marken zugeteilt, es gab nur wenig Freude oder Abwechslung. So war ein Ausflug in den Stadtpark etwas ganz Besonderes. Die Aufregung war uns anzumerken, denn wie die Wilden waren wir unterwegs, ich kletterte im Eiltempo mit Hossi um die Wette auf den Diebesturm. Beim Rangeln schubste mich Horst vom Eingang fort, ich berührte das Geländer, welches brach und mit mir in die Tiefe stürzte. 25 m ging es mit mir bergab, Gott sei Dank durch Baum und Busch, über ein steil abfallendes Gelände und nur ein kleiner Stein bremste mich vor den Fluten der Werra. Da fand mich Mutti laut schreiend. Anscheinend schrie ich nur vor Schreck, denn der nette Arzt streichelte mir über den Kopf mit der Bemerkung: „Bist du heiratest, ist alles wieder gut!“ – Erst vor Kurzem erkannte man an meiner Wirbelsäule einen Bruch aus alten Tagen und das Rätsel um meine Unfähigkeit, einen Purzelbaum zu rollen, ist nun endlich aufgeklärt. So einfach wurde geheilt, denn ein aufgebauschtes Gesundheitssystem gab es in der Nachkriegszeit noch lange nicht! Vaters Carepakete halfen uns sehr, die Aufregungen und Freude sind unvergessene Begebenheiten, es gab auch ein unvergessenes Erlebnis, welches vor Mutti streng geheim gehalten wurde, denn wir wussten über unsere Bösartigkeit. Die Bonbons aus Amerika waren glaskugelähnlich, sehr sauer und groß. Eine echte Lutscharbeit. Wie es der Zufall wollte, kletterten wir mit den Bonbons im Mund an der Glasveranda im 4. Stock, zur Freude der gegenübersitzenden Schulklasse und machten, wie so oft, Faxen. Aus Versehen verlor ich mein Bonbon, das geradewegs auf dem Hut eines vorbeigehenden Passanten landete. Ihn traf der Schlag, der zwar nicht tödlich, aber dennoch sehr schmerzhaft war. Im ganzen Haus wurde nach dem Übeltäter geforscht. Die Schulklasse hing am Fenster und beobachtete das Schauspiel. Aufregung beherrschte das Straßenbild und wir Kinder sahen wie Unschuldsengel drein!!! Wir haben, das muss ich hier gestehen, noch öfters die Hüte zu treffen versucht. Mein Vater hatte mir einen Puppenwagen aus Amerika versprochen und nun kam er zurück ohne mein Geschenk, doch mit einer unheimlichen Geschichte, die er mir immer und immer wieder erzählen musste: Auf der Überfahrt zog ein tobender Sturm mit dunklen Wolken und unheimlichen Wellen auf. Kein Gepäck, kein Bett, kein Tisch und Stuhl blieb an seinem Platz. Die Menschen hielten sich an rettenden Seilen fest und bangten um ihr Leben. Schauderhaft malte mein Vater seine Geschichte aus, denn im Wasser rissen die Haie die Mäuler auf und warteten auf ihre Beute. Mit der nächsten großen Welle passierte es. Mein Puppenwagen riss sich aus der Verankerung und rutschte einem gefährlichen, riesigen Hai gerade ins Maul. Ich glaubte ihm! Wir hatten Freunde im Haus, einen kleinen Garten zum Spielen und verbrachten glückliche, aber einfache Kindertage. Mein Vater bastelte schöne Holzspielzeuge für meinen Bruder, ein Puppenbett für mich und vieles mehr, das wir unter dem Weihnachtsbaum fanden. Zuvor aber mussten wir den bösen Hans-Muff, der mit dem Weihnachtsmann kam, sonst aber in den tiefen Höhlen des Berges lebte, beruhigen und unter Zittern sagten wir die gelernten Gedichte und Lieder auf. Natürlich kam ich ins Stottern, Tränen liefen mir über die Backen, denn Hans-Muff öffnete seinen Sack und wollte mich Ketten rasselnd packen. Da stellte sich mein Bruder vor mich und sagte, wenn er mich mitnehmen wolle, müsse er auch ihn mitnehmen! Wir waren ein Herz und eine Seele. So lieb war Horst aber nicht immer. Er wollte mich sogar als Hexe im Märchenspiel „Hänsel und Gretel“ mit seinem Freund Wilfried verbrennen, indem er mich unter den Tisch im kleinen Kinderzimmer sperrte und mit einem Fidibus das gestapelte Holz anzündete. Nur die schnelle Reaktion von Mutti verhinderte Schlimmeres. Ein andermal, in Abwesenheit der Eltern, rettete er mich heldenhaft vor einer Maus....



Ihre Fragen, Wünsche oder Anmerkungen
Vorname*
Nachname*
Ihre E-Mail-Adresse*
Kundennr.
Ihre Nachricht*
Lediglich mit * gekennzeichnete Felder sind Pflichtfelder.
Wenn Sie die im Kontaktformular eingegebenen Daten durch Klick auf den nachfolgenden Button übersenden, erklären Sie sich damit einverstanden, dass wir Ihr Angaben für die Beantwortung Ihrer Anfrage verwenden. Selbstverständlich werden Ihre Daten vertraulich behandelt und nicht an Dritte weitergegeben. Sie können der Verwendung Ihrer Daten jederzeit widersprechen. Das Datenhandling bei Sack Fachmedien erklären wir Ihnen in unserer Datenschutzerklärung.