Schröder | Zeitstrom | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, Band 1, 580 Seiten

Reihe: Zeitstrom

Schröder Zeitstrom

Der Umsturz

E-Book, Deutsch, Band 1, 580 Seiten

Reihe: Zeitstrom

ISBN: 978-3-7528-7551-5
Verlag: Books on Demand
Format: EPUB
Kopierschutz: Adobe DRM (»Systemvoraussetzungen)



Ein Wissenschaftler wird auf eine unfreiwillige Zeitreise in das Jahr 1943 geschickt. Durch sein Erscheinen und die Weitergabe seines Wissens nimmt die Geschichte einen anderen Verlauf. Der militärische Widerstand kann Hitler beseitigen und die Invasion der Alliierten in Frankreich verhindern. Als der Protagonist wieder in die Gegenwart zurückkehrt, sieht die Welt völlig anders aus. Sein Alter Ego, das bisher in diesem Zeitstrom lebte, verschwindet und hinterlässt eine Ehefrau und eine Tochter.
Schröder Zeitstrom jetzt bestellen!

Autoren/Hrsg.


Weitere Infos & Material


Das Experiment Sie standen am Fenster und tranken ihren Kaffee. „Weißt du eigentlich, was für ein Projekt die da drüben bearbeiten?“, fragte Frank Wächter und deutete mit einer Kopfbewegung auf ein Gebäude. Ein Betonklotz, der irgendwie fehl am Platze wirkte. Nicht besonders groß und vermutlich in den siebziger Jahren gebaut. Ein ehemaliges Munitionsdepot der Volksarmee, soviel Lutz wusste. Er war Wissenschaftler und arbeitete für die Bundeswehr, Soldat war er jedoch nicht mehr. „Ich habe neulich in der Kantine neben einigen aus der Gruppe gesessen. Da waren auch ein Russe und ein Schwede dabei“, fuhr sein Kollege fort. „Mit einem aus der Arbeitsgruppe habe ich vor ein paar Wochen gesprochen, Professor Vadström“, antwortete Lutz. „Der ist aber, glaube ich, nicht mehr hier. Ich hatte ihn bei einer Tagung in Stockholm kennengelernt. Da hat er mir erzählt, dass sie hier bei uns ein gemeinschaftliches Forschungsprojekt starten, Russland, Schweden und Deutschland. Ganz spannende Sache, sagte er. Ein russischer Wissenschaftler hat aus den Feldgleichungen der Quanten-Elektrodynamik eine Näherung entwickelt und dabei eine nichtlineare Erweiterung der Wellengleichungen im Vakuum gefunden.“ „Nichtlineare Wellengleichung für das Vakuum?“, fragte Frank. „Gibt es dafür eine Interpretation, ich meine, kann man damit irgendwelche Beobachtungen erklären?“ „Das weiß ich nicht. Aber man hat bei den Gleichungen eine Ähnlichkeit zu denen der Hydrodynamik festgestellt und daher nach Soliton1-Lösungen gesucht. Vielleicht haben sie ja etwas neues entdeckt und deswegen eine eigene Arbeitsgruppe gebildet.“ „Wird schon etwas Wichtiges sein, sonst wären sie ja nicht hier. Ich mach mich mal wieder an die Arbeit“, sagte Frank, überlegte es sich aber anders und drehte sich noch einmal um. „Du warst lange nicht mehr bei uns, Lutz. Unsere Kinder vermissen dich, das heißt eigentlich mehr den Blödsinn, den du mit ihnen anstellst. Wir haben ein neues Modellbauprojekt in Angriff genommen, ein U-Boot im Maßstab eins zu fünfundzwanzig. Die Kinder lagen mir damit in Ohren, ich habe mich dann breitschlagen lassen.“ Lutz sah seinen Kollegen und langjährigen Freund an und grinste. Sie hatten sich bei der Bundeswehr auf einer Friedensmission kennen gelernt. Er hatte zwar immer noch seine Militärfrisur, aber nun verzierte ein Schnauzer seine große Nase. „Seit wann interessieren sich deine Kinder für U-Boote?“ „Das kam so. Wir waren vor einer Weile an einem großen Teich, wo Modellbauer ihre Schiffe fahren lassen, und haben das neue Schiff von unserem Großen ausprobiert. Die anderen Modellschiffer waren ziemlich verbissen und haben die anderen, die nicht zu ihrer Gruppe gehörten, ständig herum kommandiert. Wir haben uns dann mit unserem Schiff in eine weniger befahrene Ecke verdrückt, ein paar andere übrigens auch, denen das Gequatsche der Typen auf die Nerven ging. Ich bin dann mit einem ins Gespräch gekommen und habe den Vorschlag gemacht, ein U-Boot zu bauen und dann auf dem Teich mit kleinen Torpedos Schiffe versenken zu spielen. Wir haben uns prächtig amüsiert. Die Kinder haben das natürlich mitbekommen und erstaunlicher Weise haben die genervt, wann wir endlich mit dem Bau anfangen, obwohl bisher kein Interesse an U-Booten vorhanden war. Neulich rief mich dieser Typ an. Er hätte einen Kumpel, der bei einer Firma für Sonaranlagen arbeitet, und würde ein Miniatur-Sonargerät beisteuern. Da konnte ich mich natürlich nicht mehr drücken.“ „Bei der ersten Feindfahrt will ich aber dabei sein!“ Frank lachte kurz und ging dann doch zu seinem Arbeitsplatz. Lutz wandte sich wieder seinem Schreibtisch zu und kam ins grübeln. Eigentlich hatte er mal bei der ESA2 arbeiten wollen, bemannte Raumfahrt. Er hatte Physik und Raumfahrt studiert. Aber dann hatte die Bundeswehr ihm ein interessantes Angebot gemacht, das er einfach nicht hatte ablehnen können. Sie gaben ihm die Möglichkeit, die theoretische Ausarbeitung über die Steuerung von Flugkörpern aus seiner Diplomarbeit in die Realität umzusetzen. Seine Arbeit war bei der Bundeswehr auf großes Interesse gestoßen, und er verdiente nicht schlecht. Zur ESA konnte er jetzt wohl nicht mehr, immerhin war er schon vierzig. Er fühlte sich überhaupt nicht alt und würde die körperlichen Anforderungen für die Raumfahrt spielend erfüllen, schließlich trainierte er seit Jahren intensiv Tae Kwon Do. Aber er hatte das Höchstalter für Bewerbungen überschritten. Doch hatte es auch Vorteile, für das Militär tätig zu sein: Man arbeitete mit der neuesten Technik und fand für neue Ideen immer ein offenes Ohr. Seufzend vertiefte Lutz sich wieder in seine Arbeit. Als er endlich seinen Rechner ausschaltete, war es schon zwanzig Uhr. Es war März, der Frühling war nicht mehr weit, aber die Abende waren noch recht frisch. Lutz zog seine Jacke vor der Brust zusammen und verließ das Gebäude. Die Wege des Geländes waren in helles Laternenlicht getaucht. An der Sicherheitsschleuse sah er einige Kollegen, die ebenfalls spät dran waren. „Hallo, Herr Bachmann, wie geht es ihnen? Lange nicht gesehen, dabei sind wir doch Nachbarn.“ „Professor Vadström, das ist aber eine Freude! Ich habe gar nicht gewusst, dass Sie noch hier sind.“ „Doch, doch, sehr zum Leidwesen meiner Familie“, sagte der Schwede. „Ich werde hier noch ein bisschen aushalten müssen, aber das Projekt macht gute Fortschritte. Darf ich ihnen noch einen Mitstreiter vorstellen? Das ist Doktor Alexej Iwanowitsch Lomonossow. Sie erinnern sich, was ich ihnen damals gesagt habe? Doktor Lomonossow ist der Entdecker der Erweiterung.“ Die beiden Männer gaben sich die Hand. Lomonossow war ein großer, kräftiger Mann, der wie Lutz einen Vollbart und fast schulterlanges dichtes Haar trug. Lutz war mit einem Meter fünfundsiebzig nicht gerade klein und kräftig gebaut, aber der Russe überragte ihn um Kopfeslänge. So sehen in den russischen Märchenfilmen immer die Recken aus, dachte er. „Herr Bachmann, haben Sie etwas Zeit? Wir wollten gerade eine Kleinigkeit essen gehen. Kommen Sie doch mit“, schlug Vadström vor. „Ja, warum nicht, wenn ich nicht störe?“, sagte Lutz mit einem Blick zu Doktor Lomonossow. „Nein, ganz im Gegenteil, Herr Bachmann. Ich freue mich, ihre Bekanntschaft zu machen“, sagte der Russe mit einem tiefen Bass und deutlichem Akzent. „Herr Professor Vadström“, begann Lutz, nachdem die Kellnerin die Speisekarte gebracht hatte, „Sie haben mir damals erzählt, dass sie nach Soliton-Lösungen suchten, wie sie in der Hydrodynamik ja bereits bekannt sind. Sind Sie erfolgreich gewesen, wenn ich das fragen darf? Ich will Sie nicht in Verlegenheit bringen, wegen eventueller Geheimhaltung.“ „Nein, nein“, sagte Vadström, „einiges wurde auch schon von Alexej und mir veröffentlicht. Streng geheim sind nur die Schlussfolgerungen und vor allem die Geräte, die jetzt nach unseren Vorgaben gebaut werden. Ja, wir waren bei der Suche erfolgreich. Und das ist auch der eigentliche Grund, warum wir beide hier sind.“ Er deutete auf Lomonossow, der zur Bestätigung nickte. „Nachdem Alexej und ich den Artikel über die elektromagnetischen Solitonen im Vakuum veröffentlicht hatten, meldete sich ihr deutscher Kollege Kurt Paulsen bei uns und bat um ein Gespräch, da er eine Idee habe und unsere Meinung dazu hören wollte.“ „Wir hatten uns allerdings schon ein wenig gewundert, dass die Einladung von einem Angehörigen der deutschen Botschaft überbracht wurde. Ich war damals gerade bei Erik in Stockholm“, fügte Alexej hinzu. „Ja, und dann sind wir nach Deutschland gefahren, zu ihrem Kollegen Paulsen“, ergänzte Vadström. „Aber was war das denn für eine Idee, die Paulsen hatte? Ich hatte mit ihm bisher nur wenig Kontakt“, sagte Lutz. „Das war hochinteressant. Er berechnete das Verhalten der Solitonen bei Streuungen an anderen Körpern und kam zu der Überzeugung, dass man ein Ortungsgerät daraus machen kann.“ „Also so was wie Radar“, warf Lutz ein. „Ja, aber was die Sache so unglaublich fantastisch macht, ist die Tatsache, dass die Ortungsmöglichkeiten unabhängig von im Weg stehenden Hindernissen und Materialien sind. Also zum Beispiel von Bergen oder auch Wasser.“ Lutz staunte. „Das ist ja unglaublich! Man kann sich also irgendwo in einen Keller oder eine Höhle verkriechen und die Umgebung abtasten?“ „Genau, und das ist auch der Grund, warum die Einladung von ihrem Verteidigungsministerium kam. Herr Paulsen hat sich wohl an seine Vorgesetzten gewandt, als er die Möglichkeiten erkannte. Unsere drei Regierungen arbeiten in diesem Projekt sehr eng zusammen, aber über Einzelheiten dürfen wir leider nichts sagen.“ Das Gespräch wurde kurz unterbrochen, als die Kellnerin...


Schröder, Helmut
Helmut Schröder, Jahrgang 1949, studierte Elektrotechnik und Physik in Berlin. Er hat viele Jahre als Hard- und Softwareentwickler gearbeitet. Jetzt ist er Rentner und kann sich mit ernsthaften Dingen beschäftigen, wie das Schreiben von fantastischen Romanen. Wenn er keine Geschichten schreibt, beschäftigt er sich mit Mehrkörperproblemen und Differentialgleichungen oder schreibt Software.


Ihre Fragen, Wünsche oder Anmerkungen
Vorname*
Nachname*
Ihre E-Mail-Adresse*
Kundennr.
Ihre Nachricht*
Lediglich mit * gekennzeichnete Felder sind Pflichtfelder.
Wenn Sie die im Kontaktformular eingegebenen Daten durch Klick auf den nachfolgenden Button übersenden, erklären Sie sich damit einverstanden, dass wir Ihr Angaben für die Beantwortung Ihrer Anfrage verwenden. Selbstverständlich werden Ihre Daten vertraulich behandelt und nicht an Dritte weitergegeben. Sie können der Verwendung Ihrer Daten jederzeit widersprechen. Das Datenhandling bei Sack Fachmedien erklären wir Ihnen in unserer Datenschutzerklärung.