Schuchardt | Notruf Deichklinik. Liebe, Lügen und ein Mord | E-Book | www.sack.de
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E-Book, Deutsch, Band 6, 120 Seiten

Reihe: Notruf Deichklinik

Schuchardt Notruf Deichklinik. Liebe, Lügen und ein Mord


1. Auflage 2018
ISBN: 978-3-95573-815-0
Verlag: Klarant
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

E-Book, Deutsch, Band 6, 120 Seiten

Reihe: Notruf Deichklinik

ISBN: 978-3-95573-815-0
Verlag: Klarant
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Ambulanzschwester Gesa ist heftig verliebt, endlich hat sie ihren Traumprinzen gefunden: gut aussehend, zuvorkommend und auch noch vermögend. Doch dann zerplatzen ihre romantischen Zukunftsträume, denn ihr Liebster wird mit schweren Kopfverletzungen in die Deichklinik eingeliefert, denen er kurz darauf erliegt. Bei den Ermittlungen stößt der leitende Kriminalhauptkommissar auf Unfassbares. Er und sein Team haben viel zu tun, um das Lügengebilde zu entwirren. Eines Tages bekommt Kriminalhauptkommissar Berber jedoch unerwartet den entscheidenden Hinweis. Ganz andere Sorgen haben Sven und Heyke. Sie wollen zusammenziehen und eine Familie gründen, aber Svens kratzbürstige ältere Schwester lässt ihn nicht aus ihren Fängen. Ihre ständigen Einmischungen, ihre Besserwisserei und ihre Streitlust stellen die Liebe der beiden auf eine harte Probe. Sven will sich endlich abnabeln, aber dann stürzt seine Schwester schwer und droht zum Pflegefall zu werden. Wie kann er sie da allein lassen?

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Kapitel 4


Durch das weit geöffnete Fenster wehte der Frühlingswind fröhliches Gelächter und den Duft von unzähligen Blüten in die Küche. Geräusche und Düfte, über die sich andere Menschen erfreuen würden. Nicht so Ortrud Gustavsen. Als eine zweite Lachwelle hereinschwappte, sprang sie auf, eilte ans Fenster und schlug die Flügel so fest zusammen, dass die Scheiben leise klirrten.

"Aber Ortrud, Liebe, nu lass doch dat Fenster offen." Ihr Vater, Gunnar Gustavsen, schüttelte tadelnd den Kopf. "Dat Wetter is so schön. Hör nur, wie die Vögel piepen. Dat is doch herrlich."

"Von wegen Vögel", schnaubte Ortrud ärgerlich. "Denen ist das Piepen bei dem Lärm da draußen vergangen." Sie kehrte an den Frühstückstisch zurück und setzte sich. "Am frühen Morgen schon einen derartigen Krach zu veranstalten, ist einfach rücksichtslos. Wenn die sich beim Frühstück unbedingt Witze erzählen müssen, dann sollen sie gefälligst im Haus essen, wie andere Leute auch."

"Aber wieso sollen sie?" Ihr Bruder Sven schickte Ortrud einen herausfordernden Blick quer über den Tisch. "Der Garten ist schließlich nicht nur zum Unkrautrupfen, Rasenmähen und Anschauen da. Ich würde bei diesem herrlichen Wetter auch lieber draußen auf der Terrasse essen anstatt hier in der Küche."

"Und Käfer und andere Insekten von deinem Butterbrot polken." Ärgerlich warf Ortrud ein paar Kandisstücke in ihre Tasse und goss Tee darüber. Es knackte leise. "Überhaupt, mein Lieber, anständige Menschen sind um diese Zeit arbeiten oder erledigen ihre Hausarbeit."

Bei der letzten Bemerkung sah sie Heyke so eindringlich an, dass diese sich augenblicklich schuldig fühlte. Hastig senkte sie den Kopf und wünschte einmal mehr, Svens Einladung zu diesem Frühstück nicht angenommen zu haben.

"Mannomann, Schwester, manchmal hörst du dich an, als wärst du schon achtzig." Sven verzog ärgerlich das Gesicht. "Mal ehrlich, du solltest endlich anfangen, das Leben von einer leichteren Seite zu nehmen. Du wirst ja sonst noch ganz spinnerig und bitter, so wie die alte Gese, die ständig vor sich hin schimpft."

"Das Leben ist nun mal kein Ponyhof, das solltest du doch wohl am besten wissen", schlug Ortrud verbal zurück. "Aber was rede ich? Meine Worte gehen bei dir ja sowieso zum einen Ohr rein und zum anderen wieder raus. Du wirst es nie zu etwas bringen."

Sven reichte es. Die ständigen Spitzen und Vorwürfe seiner Schwester und ihre immerwährende Schwarzseherei und Unzufriedenheit ging ihm mittlerweile so auf den Geist, dass er Ortrud manchmal am liebsten gepackt und so lange geschüttelt hätte, bis endlich ihre sämtlichen schlechten Gedanken aus ihrem Kopf flogen.

"Du kannst einem wirklich die Laune verderben!", schrie er sie an und warf sein Besteck auf den Teller, dass es verdächtig klirrte. "Da draußen scheinen sieben Sonnen vom Himmel, die Vögel singen, die ersten Feriengäste spazieren über den Deich und du, du maulst herum. Und warum tust du das? Weil du es nicht ertragen kannst, wenn es anderen gut geht, wenn sie sich freuen und ihr Leben genießen. Du bist erst zufrieden, wenn alle anderen genauso verbittert und schwarzseherisch herumrennen wie du selber!"

"Halt den Mund!" Ortruds Faust landete krachend auf dem Tisch. "Ich erlaube dir nicht, so mit mir zu reden. Aber das kommt nicht von dir." Ihre Blicke schossen Pfeile in Heykes Richtung. "Das kommt aus einem anderen Hirn, das dir das deine gerade vernebelt. Ich kann nur hoffen, dass du bald erkennst, wer es wirklich gut mit dir meint, und du wieder Verstand annimmst."

Wieder traf Heyke ein Blick aus eisglitzernden Augen, der ihr direkt in die Seele fuhr. Ortrud Gustavsen hatte ihre Art, anderen Leuten ein schlechtes Gewissen zu machen, auch wenn dazu eigentlich gar kein Grund bestand, zur Perfektion entwickelt. Sie besaß darin inzwischen so viel Routine, dass sie nur wenige Worte oder Blicke benötigte, um ihrem Gegner den Tag zu versauen.

Heyke war allerdings nicht gewillt, die bösartigen Sticheleien hinzunehmen. Sie schob ihren Stuhl zurück und stand auf.

"Ich möchte die gemütliche Runde nicht länger stören." Der unverhohlene Spott in ihrer Stimme war wie eine Ohrfeige mitten in Ortruds Gesicht und löste die gewünschte Reaktion bei ihr aus. Ihre Wangen leuchteten von einer Sekunde zur anderen tiefrot. Heyke wartete nicht auf Ortruds Erwiderung. Sie wandte sich ab und ging zur Tür, wo Sven sie einholte. Demonstrativ legte er den Arm um ihre Schultern, während er sich gleichzeitig an seine Schwester wandte.

"Es ist traurig, dass du dir mit deiner ewig schlechten Laune das Leben vergällst. Aber dass du dich Gästen gegenüber nicht zu benehmen weißt, ist unverzeihlich. Ich schäme mich für dich und kann Heyke nur um Entschuldigung bitten."

Flammende Röte überzog Ortruds Gesicht, doch sie blieb sitzen und zwang sich, cool zu tun.

"Ich weiß sehr wohl, mich Gästen gegenüber zu benehmen", erklärte sie hoheitsvoll. "Aber bei Flittchen sehe ich keinen Grund für irgendwelche Höflichkeiten."

Heyke öffnete angesichts dieser Beleidigung den Mund zu einer heftigen Erwiderung, doch dann überlegte sie es sich anders. Mit einer zornigen Bewegung löste sie sich aus Svens Umarmung, hastete in die Diele, wo sie ihren Mantel von der Garderobe riss, und stürzte nach draußen. Sven rannte ihr hinterher, allerdings nicht, ohne seiner Schwester ein giftiges "Du boshaftes Miststück!", zuzurufen.

Ortrud lächelte überheblich, obwohl die Worte gallebitter in ihre Seele drangen. Doch sie hätte niemals zugegeben, dass sie sich getroffen fühlte.

"Ach Ortrud, mein Kind." Gunnar seufzte bedrückt. "Musst du immer so streng sein? Kannst du nicht einmal deine Prinzipien vergessen und die Dinge nehmen, wie sie sind?"

Ortrud tat, als habe sie die Worte ihres Vaters nicht gehört.

"Wenn es dem Herrn hier nicht passt, kann er ruhig gehen", goss sie weiter Öl ins Feuer. "Ich mache mich jedenfalls nicht mit irgendwelchem Pöbel gemein."

Sie stand auf und begann, das gebrauchte Geschirr zusammenzustellen. Ihr Vater kommentierte ihr Tun mit einem tiefen Seufzer.

"Jetzt sei doch nicht so biestig", versuchte er, auf Ortrud einzuwirken. "Merkst du nicht, dass du dir mit deiner Art, die Dinge zu sehen, selbst im Wege stehst?"

Sie hielt nicht in ihrer Tätigkeit inne. Wie aufgezogen lief Ortrud zwischen dem Tisch, der Spüle und dem Kühlschrank hin und her, ließ schließlich, als alles abgeräumt und verstaut war, heißes Wasser ins Becken laufen, und begann, den Tisch abzuwischen.

"Ich merke nur, dass mein Bruder in sein Unglück rennt." Mit kräftigen Bewegungen schob sie das feuchte Tuch über die Platte. "Diese Frau ist nichts für ihn. Er wird es schon bald bereuen, sich mit ihr eingelassen zu haben."

"Aber wieso denn?" Gunnar stand auf und riss seiner Tochter den Lappen aus der Hand. "Heyke ist eine liebenswerte junge Frau. Ich mag sie sehr gerne. Was willst du denn? Dass Sven ein genauso einsames Leben führt wie du?"

"Nein!" Ortrud nahm den Lappen wieder an sich und fuhr fort, die Tischplatte zu wienern. "Aber ich habe nicht meine ganzen Lebenspläne aufgegeben, um dann mit anzusehen, wie mein kleiner Bruder in sein Unglück rennt." Sie schob ihren Vater beiseite, trat ans Spülbecken und widmete sich nun dem Geschirr. "Heyke ist kein Mädchen, das man heiratet. Sie ist weder als Ehefrau noch als Mutter geeignet."

"Und woher weißt du das?"

Ortrud legte den Teller ins heiße Wasser zurück und sah kurz über die Schulter zu ihrem Vater.

"Wenn Heyke Pflichtgefühl besäße, würde sie heute am Sonnabend ihren Eltern im Laden helfen, wo sicher viel zu tun ist, anstatt mit Sven nach Norderney zu fahren."

Gunnar Gustavsen schüttelte betrübt den Kopf.

"Heyke hilft ihren Eltern sehr oft in deren Laden", versuchte er, seine Tochter doch noch umzustimmen, obwohl er wusste, dass sie an ihren Vorurteilen mit einer Sturheit festhielt, die es den Leuten um sie herum mehr und mehr schwermachte, sie zu mögen. "Und das, obwohl sie ja noch in ihrem Beruf sehr gefordert wird. Aber für heute hat sie sich freigenommen, weil sie Sven eine Freude machen wollte."

"Einmal faulenzen ist schon zu viel." Wie Gunnar es befürchtet hatte, war Ortrud nicht bereit, auch nur ein Quäntchen nachzugeben. "Es wird zur Gewohnheit werden. Denk an meine Worte, Vater, bei Sven wird bald der Schlendrian einziehen."

Gunnar gab es auf, mit seiner Tochter zu diskutieren. Im Stillen ging er wieder einmal mit sich ins Gericht, so wie er es in den letzten Jahren häufig getan hatte. Im Grunde war es alleine seine Schuld, dass Ortrud sich zu dieser freudlosen, viel zu früh gealterten Frau entwickelt hatte. Damals, nach dem überraschenden Tod...



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