Schüler | Sherlock Holmes - Neue Fälle 30: Sherlock Holmes und das Rätsel des Diskos von Phaistos | E-Book | sack.de
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E-Book, Deutsch, Band 3030, 160 Seiten

Reihe: Sherlock Holmes - Neue Fälle (Historische Kriminalromane)

Schüler Sherlock Holmes - Neue Fälle 30: Sherlock Holmes und das Rätsel des Diskos von Phaistos


1. Auflage 2024
ISBN: 978-3-95719-229-5
Verlag: Blitz Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection

E-Book, Deutsch, Band 3030, 160 Seiten

Reihe: Sherlock Holmes - Neue Fälle (Historische Kriminalromane)

ISBN: 978-3-95719-229-5
Verlag: Blitz Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection



Man schreibt das Jahr 1924. Der große Detektiv lebt einsam und zurückgezogen in seinem Cottage am Ärmelkanal. Dort arbeitet der 70-Jährige an seinem vierbändigen Hauptwerk Die hohe Schule der Verbrechensermittlung. Am 15. Mai 1924 erhält Sherlock Holmes einen Brief aus Griechenland. Er stammt von einem gewissen Professor Nikos Eratosthenes von der Insel Kreta. Darin wird der Detektiv gebeten, bei der Entschlüsselung eines mehrere tausend Jahre alten Artefakts zu helfen. Es handelt sich um eine Tonscheibe, die beidseitig mit geheimnisvollen Schriftzeichen bedruckt ist. Sie wird nach ihrem Fundort Diskos von Phaistos genannt und soll angeblich den Weg zu den Schatzkammern des untergegangenen Atlantis weisen. Holmes nimmt sich der Sache an und wird dabei in bewährter Weise von seinem alten Freund Dr. Watson unterstützt. Sehr bald stellt sich heraus, dass sich die scheinbar harmlose Übersetzungsarbeit in einen spannenden Kriminalfall verwandelt hat.

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Kapitel 1 – Der Brief
Sherlock Holmes zog ein zusammengefaltetes Papier aus seiner Tasche und glättete es auf dem Tisch. Arthur Conan Doyle, Das Rätsel von Boscombe Valley
Sussex, 5. Mai 1924
Ein einzelner Schuss fiel oberhalb des Randes der Kreidefelsen. Der helle, scharfe Knall hallte über die schmale Bucht. Vögel stiegen auf. Ein aufgescheuchtes Kaninchen schlug mehrere Haken und verschwand dann in einem Erdloch. Der einsame Schwimmer draußen im Meer geriet etwas aus dem Rhythmus seiner bis dahin gleichmäßigen Schwimmzüge. Sherlock Holmes wandte sich der Küstenlinie der Downs von Sussex zu und hob den Kopf, konnte aber den Schützen nicht sehen. Der Klang der Waffe war für jeden, der etwas von diesem Metier verstand, unverwechselbar gewesen. Ganz zweifellos handelte es sich um ein Flobert-Gewehr, mit dem eine schwache Schrotladung verschossen worden war. Wegen der kurzen Reichweite und der geringen Durchschlagskraft eignete sich diese Flinte vor allem zum Übungsschießen und kaum zur Jagd. Bestenfalls konnten Kleintiere und Vögel damit erlegt werden, und wenn überhaupt, dann mit sehr viel Glück aus nächster Nähe. Aber hier draußen am Meer, in dieser gottverlassenen Gegend, gab es keine Schießstände. Kein vernünftiger Mensch würde sich auf den weiten Weg machen, um hier irgendwo im Nirgendwo Löcher in die Luft zu schießen. Deshalb gehörte nicht viel Scharfsinn dazu, um zu erraten, wer da herumgeballert hatte. „Aha, Patty ist es wieder einmal gelungen, seinem greisen Familienoberhaupt den Schlüssel zum Waffenschrank zu stibitzen“, brummte der Detektiv gleichsam besorgt wie auch verärgert. Patty Patrick Bassington war 43 Jahre alt, nahezu sieben Fuß groß, wog mehr als zweihundert Pfund und hatte die Kraft eines Bären. Holmes hatte einmal mit eigenen Augen gesehen, wie Patty einen Ackerwagen an der Deichsel hochgehoben und mühelos solange gehalten hatte, bis das zerbrochene linke Vorderrad vom Bauern gewechselt worden war. Alles Gute ist jedoch nie beisammen. Als der liebe Herrgott den Verstand verteilte, hatte Patty es vergessen, seine rechte Hand zu heben. Das Resultat war ein gutmütiger, liebenswerter Kerl mit dem Intellekt eines vierjährigen Kindes. Patty konnte keiner Fliege etwas zu Leide tun. Die Hänseleien der Dorf­jugend ertrug er mit großem Gleichmut. So schnell konnte ihn nichts aus der Ruhe bringen. Gleichwohl übten Feuerwaffen aller Art eine große Anziehungskraft auf ihn aus. Und das war in jedem Fall gefährlich. Selbst ein an sich relativ harmloses Flobert-Gewehr konnte in der Hand eines Tölpels beträchtlichen Schaden anrichten. Holmes beschloss, demnächst ein ernstes Wörtchen mit James Bassington zu reden, obwohl der ein unangenehmes Raubein war und sich jegliche Einmischung in seine Familienangelegenheiten verbat. Da wäre es höchst unklug, gleich mit der Tür ins Haus zu fallen. Stattdessen würden Diplomatie und Fingerspitzengefühl gefragt sein. Eine plötzliche Welle warf Sherlock Holmes aus der Bahn und beendete seine Grübeleien. Vor vier Monaten, am 6. Januar, war er 70 Jahre alt geworden. Im Leben eines jeden Menschen gibt es mehrere Zäsuren. Der 70. Geburtstag war eine davon. Das Leben neigte sich unaufhörlich dem Ende zu. Das Greisenalter hatte begonnen. Grauköpfe begannen unsichtbar zu werden. Niemand nahm sie mehr so richtig wahr. Ihr Wort galt wenig bis nichts, wenn sie nicht aufpassten. Der Detektiv verabscheute es, Trübsal zu blasen. Er lehnte es ab, ständig in sich hinein zu horchen und bei jedem Zipperlein zum Arzt zu rennen. Er hielt sich körperlich fit, ging nahezu bei jedem Wetter schwimmen, boxte täglich eine Viertelstunden am Sandsack und hatte so gut wie alle Laster, vor allem das Injizieren berauschender Substanzen, aufgegeben. Nur hin und wieder gönnte er sich ein gutes Pfeifchen und ein Glas vom besten Whisky. Holmes quälten keine nennenswerten Gebrechen. Doch gegen das allmähliche Abnehmen der Konstitution, der Sehkraft und des Hörvermögens halfen weder die ständigen Leibesübungen noch eine gesunde Ernährung etwas. Selbst Gelée Royale, der Futtersaft der Bienenköniginnen, welchen Holmes bei seiner Bienenzucht gewann und regelmäßig in winzigen Dosen zu sich nahm, konnte, trotz aller positiven Wirkung auf die Vitalität der Zellen, den Alterungsprozess nicht aufhalten. Als der Wind leicht auffrischte, hatte Holmes einige Mühe, gegen eine plötzlich auftretende Unterströmung anzukämpfen, die ihn hinaus in die offene See ziehen wollte. Doch es bestand kein Grund zur Sorge. Nach einigen kraftvollen Crawlzügen erreichte er unbeschadet das steinige Ufer. Wieder knallte ein Schuss. Eine in dieser Gegend sehr seltene Ringschnabelmöwe mit weiß-grauem Gefieder, einer schwarzen Schwanzspitze und einem gelb-­schwarzen Schnabel schoss in der Luft einen Purzelbaum. Federn stoben durch die Luft. Dann klatschte der blutige Körper des unglückseligen Vogels unten auf den Küstenstreifen der kleinen Bucht. Holmes runzelte indigniert die Stirn, trocknete sich ab und kleidete sich an. Dann stieg er den schmalen Saumpfad hinauf, den Blick ständig nach oben gewandt. Patty erwartete ihn bereits. Er war unrasiert, trug oft geflickte Arbeitssachen und hatte die kläglichen Reste eines einstmals prächtigen Strohhuts auf dem Kopf. Die Krempe befand sich in völliger Auflösung, und die Farbe des Hutbands ließ sich beim besten Willen nicht mehr erraten. Der ungeschlachte Hüne strahlte wie ein Honigkuchenpferd und fuchtelte begeistert mit der Flinte, die in seinen Pranken wie ein Kinderspielzeug wirkte. „Onkel Homms, hattu das gesehn? Patty hat puff gemakt, und bumms ist Möbel runtagefalln.“ „Aber gewiss doch, mein Junge“, lobte ihn der Detektiv, obwohl ihm keinesfalls danach zu Mute war. „Das hast du ganz ausgezeichnet gemacht. Zeig mir doch bitte einmal dein Schießgewehr.“ Bereitwillig reichte ihm Patty die Waffe. Holmes zog den Klappverschluss zurück und sah nach der Munition. Das Flobert-Gewehr war nachgeladen worden. Im Lauf steckte eine scharfe Patrone. Der Detektiv zog sie aus dem Lager und verwahrte sie in seiner Rocktasche. „Hast du noch mehr davon?“, wollte er wissen. Patty nickte begeistert. „Ja, Onkel Homms, der gute Patty hat ganz viele Mumpeln.“ „Gib sie mir bitte. Ich hebe sie für dich auf.“ „Och nö.“ Patty zog einen Flunsch. „Ich will weiter puff auf Möbel maken.“ „Ein anderes Mal. Jetzt gehen wir zu mir nach Hause. Dort bekommst du eine schöne heiße Tasse Kakao.“ Das Verlangen des Einfaltspinsels war sofort geweckt. „Mit Hafakäk?“ „Ganz genau. Kakao und Haferkekse.“ Patty kramte bereitwillig die restlichen Patronen hervor und rief hocherfreut: „Juhu, ich mag Kacko und Hafakäk sehr.“ Der Weg zum Cottage war nicht weit. Das kleine, weiß gekalkte Landhaus mit seinen dunklen Balken, dem bemoosten Schindeldach und den weithin duftenden Rosenstöcken vor der Tür stand direkt hinter dem Hang oberhalb der Kreidefelsen. Gleich neben dem Gartentor befand sich die letzte Ruhestätte von Mrs. Hudson. Die treue Seele war in der Neujahrsnacht nach einigen Gläschen Sherry mit einem leichten Schwips zu Bett gegangen und morgens nicht wieder aufgewacht. Sherlock Holmes gönnte ihr diesen leichten Tod von Herzen, aber dieses resolute Persönchen, welches viele lange Jahre für sein leibliches Wohl gesorgt hatte, fehlte ihm sehr. Viel mehr, als er sich selber eingestehen wollte. Im Laufe der Zeit waren die beiden wie ein altes Ehepaar geworden, das sich wortlos verstand und einander von ganzem Herzen zugetan war. Ohne ein Wort zum Abschied hatte sich Mrs. Hudson auf den Weg zu anderen Seite gemacht. Stattdessen kam eine Zugehfrau aus dem Dorf, um sich dreimal wöchentlich um den Haushalt des Hagestolzes zu kümmern. Aber sie konnte die Kochkünste der verblichenen Haushälterin nur äußerst unvollkommen ersetzen. Der Detektiv seufzte, als er auf den Grabstein blickte und an sein einstiges Leibgericht Petersilienkartoffeln mit Hackbraten denken musste, in dessen Genuss er nun nie wieder kommen würde. Doch noch mehr als Mrs. Hudson vermisste er seinen alten Freund aus der Baker Street. Dr. Watson hockte einsam und allein im fernen London und langweilte sich zu Tode, wie er hin und wieder in einem seiner Briefe zwischen den Zeilen durchblicken ließ. Wenn etwas schlecht war, merkte man es sofort. Wenn etwas gut war, merkte man es immer erst hinterher. Die größte Bürde des Alters war außer dem Schwinden von Saft und Kraft die stark zunehmende Vereinsamung. In der Küche klapperte die Hausgehilfin mit den Töpfen. Gladys Neville war 35 Jahre alt, stämmig und von untersetzter Statur. Ihr rundes Gesicht war mit Sommer­sprossen übersät und wurde von rotblonden Locken umrahmt. Sie hatte fünf Kinder und einen guten Gatten. Roger Neville galt als ein geschickter Zimmermann. Trotzdem hatte er Mühe, mit seiner Hände Arbeit für seine ständig weiter wachsende Sippschaft zu sorgen. Der Schuldenberg wuchs, anstatt kleiner zur werden. Doch damit nicht genug. Neuer Nachwuchs hatte sich bereits angekündigt. Gladys war im fünften Monat schwanger und bereits kräftig aus dem Leim gegangen. Ihre einstige Schönheit ließ sich nur noch erahnen. „Meine liebe Mrs. Neville. Ich habe heute netten Besuch mitgebracht, der sich bereits mächtig auf eine Tasse Kakao und einen Teller Haferkekse freut.“ Gladys drehte sich um und musterte Patrick Bassington verächtlich, der inzwischen seinen Strohhut abgenommen hatte und...



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