Schüler / Zoppa | Mörder auf der Flucht | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, Band 21, 192 Seiten

Reihe: Blutiger Osten

Schüler / Zoppa Mörder auf der Flucht

und sechs weitere Fälle
1. Auflage 2016
ISBN: 978-3-95958-723-5
Verlag: Bild und Heimat Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

und sechs weitere Fälle

E-Book, Deutsch, Band 21, 192 Seiten

Reihe: Blutiger Osten

ISBN: 978-3-95958-723-5
Verlag: Bild und Heimat Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Morde, Autoschieberbanden, Entführung, abgetauchte Verbrecher - Kriminalfälle, die von den Ermittlern besonderen Einsatz verlangen. Die Autoren berichten als Insider, wie man gewitzten und abgebrühten Tätern mit Hilfe der Zielfahndung und anderen kriminaltechnischen Methoden doch irgendwann auf die Spur kommt. Eine spannende Dokumentation aus dem Polizeialltag!

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Kuchenbecker, der Pate 1989 war das Jahr der Wende. Die Menschen schauten gebannt auf Deutschland, von wo die großen TV-Sender CNN, CBS etc. den Fall der Berliner Mauer in alle Regionen der Erde übertrugen. Gerührt nahm die Weltbevölkerung Anteil daran, wie sich die Menschen der bislang gespaltenen Nation in den Armen lagen. Trabbis mit deutschen Fahnen beherrschten den Ku’damm. Zuvor hatte bereits der 18. 10. 1989 für das politische und persönliche Leben des DDR-Staatsratsvorsitzenden Erich Honecker eine dramatische Veränderung mit sich gebracht, die dazu führte, dass er sämtliche Titel verlor und von Juli 1992 bis Januar 1993 in der Berliner Untersuchungshaftanstalt Moabit einsitzen musste. Aber es hätte ihn noch schlimmer treffen können, wie beispielsweise das Staatsoberhaupt von Panama. Der 1934 geborene Manuel Antonio Noriega Morena, wegen seiner Pockennarben auch »Ananasgesicht« genannt, hatte eine ebenso steile Karriereleiter erklimmen können wie der deutsche Dachdecker. Der General schaffte es von einem einfachen Leutnant zur See – über die Zwischenstationen: Anführer des militärischen Geheimdienstes und Stabschef des Heeres – bis hin zum Armeekommandeur und Diktator. Sein Absturz begann nur unwesentlich später als der seines deutschen Kollegen, und zwar am Mittwoch, dem 20. 12. 1989. Um ein Uhr morgens Ortszeit wurde sein in der Altstadt Panamas gelegenes Hauptquartier beschossen. Doch diesmal handelte es sich nicht um irgendeine Revolte in einer Bananenrepublik. Der denkbar schlimmste Fall war eingetreten. 26.000 US-Soldaten, unterstützt von Panzern, Hubschraubern, Kampfflugzeugen und Stealth-Bombern, griffen in ganz Panama die Kasernen der Streitkräfte an. Das Code-Wort lautete »Gerechte Sache«. US-Verteidigungsminister Richard Cheney erklärte vor laufenden Fernsehkameras: »Wir werden Noriega jagen, und wir werden ihn finden.« Dazu kam es nicht mehr. Sobald der panamaische Armeechef die Aussichtslosigkeit der Lage erkannt hatte, stellte er sich freiwillig. Auf Panama-City fielen 422 Bomben. Auf Grund der extremen militärischen Überlegenheit der US-Truppen dauerten die Kämpfe nur wenige Stunden. Sie kosteten 23 »Ledernacken« und rund 300 Soldaten der panamaischen Armee das Leben. Wie in jedem Krieg starben mit 400 Zivilisten mehr Nichtkombattanten als Kombattanten. Das Unternehmen »Gerechte Sache« belastete das Budget der USA-Streitkräfte mit nahezu 170 Millionen Dollar, der Gesamtschaden in Panama betrug eine Milliarde Dollar. Der Oppositionspolitiker Guillermo Endara wurde als neuer Präsident ausgerufen. General Noriega begab sich auf eine unfreiwillige Reise nach Florida. In Miami wurde ihm der Prozess gemacht und am 10. 04. 1992 der Schuldspruch verkündet. Erstmals in der Geschichte der USA verurteilte ein amerikanisches Gericht ein ausländisches Staatsoberhaupt. Der Diktator war nach Meinung von Richter William Hoeveler des organisierten Verbrechens, der Geldwäsche und des Kokainhandels in acht Fällen überführt worden. Das Strafmaß wurde am 10. 07. 1992 festgelegt. Es lautete auf zweimal 20 Jahre, fünfmal 15 Jahre und einmal fünf Jahre, zusammengefasst in einer 40-jährigen Gesamtstrafe. Die Welt sah staunend zu und verstand auf einmal gar nichts mehr. Galt der Diktator nicht als radikaler Unterstützer der Contras in Nikaragua? War General Noriega nicht vom CIA als Top-Agent geführt worden? Hatte Richter Hoeveler nicht sämtliche dahingehenden Beweisangebote des Verteidigers Frank Rubino mit der Begründung abgelehnt, dass dadurch die nationalen Sicherheitsinteressen bedroht seien? Wie in den meisten Fällen hatte es auch in dieser Sache mehrere Gründe zum Handeln gegeben, offizielle, inoffizielle und streng geheime. Ein für jeden politisch interessierten Menschen erkennbarer Anlass war der offensichtlich fortschreitende Größenwahn von General Noriega gewesen. Der Diktator entwickelte sich zu einem Sicherheitsrisiko für die USA. Bedeutende Interessen standen auf dem Spiel. 1977 hatte der amerikanische Präsident Jimmy Carter mit dem damaligen panamaischen Diktator Omar Torrijos die 1979 beginnende schrittweise Übergabe des unter USA-Hoheit stehenden Panamakanals an das lateinamerikanische Land vereinbart, die bis zum 31. 12. 1999 abgeschlossen sein sollte. Torrijos war 1981 bei einem mysteriösen Flugzeugabsturz ums Leben gekommen und das »Ananasgesicht« hatte seine Nachfolge angetreten. Der General musste ausgeschaltet werden, damit die Wasserstraße auch nach dem Einholen des Sternenbanners sicher unter amerikanischem Einfluss blieb. Dafür, dass er nicht wie Grenadas Premierminister Maurice Bishop erschossen worden war, gab es einen wichtigen Beweggrund: Er wurde noch als Informant gebraucht. George Herbert Walker Bush, der am 20. 01. 1989 zum 41. Präsidenten der Vereinigten Staaten ernannt worden war, hatte gleich zu Beginn seiner Amtszeit dem Rauschgifthandel den Kampf angesagt. Aber anders als sein Vorgänger Ronald Reagan folgte er einem ganz konkreten Plan: Er wollte Luzifer mit dem Beelzebub austreiben, also die eine große Gruppe von Rauschgifthändlern mit Hilfe einer anderen Bande ausschalten. Es war ein typisch amerikanisches Prinzip. Der CIA-Chef John Edgar Hoover hatte einmal gesagt: »Gerechtigkeit hat wenig mit Ordnung und Recht zu tun.« Bei den illegalen Drogen gab es vier große Gruppen: 1.) Opium und Heroin, 2.) Kokain, 3.) Haschisch und Marihuana sowie 4.) alle möglichen synthetischen Substanzen. Die UNO errechnete, dass auf der Erde acht Millionen Menschen regelmäßig Opium und Heroin, zwölf Millionen Kokain sowie 140 Millionen Haschisch und Marihuana konsumierten. Zu der Zahl der »Tablettenwerfer« gab es keine verlässlichen Angaben. Die Weltproduktion von Kokain betrug im Jahr 1989 1230 Tonnen, von denen 300 Tonnen bei Polizeirazzien beschlagnahmt werden konnten. Die Hauptanbaugebiete für Kokain waren Kolumbien mit 65 Prozent, Peru mit 26 Prozent und Bolivien mit neun Prozent. In Kolumbien hatten zwei große Verbrecherbanden, das Medellín-Kartell und das Cali-Kartell, nach erbitterten Kämpfen die übrigen Konkurrenten ausgeschaltet und den Rauschgifthandel unter sich aufgeteilt. Drei Millionen Menschen waren mit der Herstellung und dem Vertrieb von Drogen beschäftigt. Pro Jahr wurden 7.500 Tonnen Marihuana, 800 Tonnen Kokain und fünf Tonnen Heroin produziert. Der Umsatz erreichte fünf bis acht Milliarden Dollar – das entsprach dem Bruttoinlandsprodukt des Nachbarlandes Panama. Noriega hatte mit dem Medellín-Kartell zusammengearbeitet und als Mittelsmann die Verteilung von Kokain organisiert sowie den Gewinn aus den illegalen Geschäften in panamaischen Banken gewaschen. Im Prozess gegen ihn traten Drogenschmuggler des Cali-Kartells als Zeugen auf. Der Schuldspruch kam erst nach massivem Druck auf die Geschworenen zustande. Das Verdikt stützte sich hauptsächlich auf die Aussagen von Leuten, die Noriegas Verteidiger als den »Abschaum der Erde« bezeichnete. Tatsächlich musste die Staatsanwaltschaft drei Jahre später einräumen, dass 1,25 Millionen Dollar Bestechungsgelder geflossen waren, und dass dem in den USA einsitzenden Cali-Drogenboss Luis »Lucho« Santacruz Echeverri acht von 23 Haftjahren erlassen wurden, nachdem er einen Drogendealer davon »überzeugt« hatte, vor Gericht gegen das »Ananasgesicht« aufzutreten. Vor den Geschworenen hatte sich Manuel Noriega selbstsicher gegeben und stundenlange Verteidigungsreden gehalten, weil er nicht an eine Verurteilung unter dem Bruch des Völkerrechts glaubte. Als ihm aber der Ernst der Lage klar geworden war, arbeitete er auf Seiten Beelzebubs mit den Strafverfolgungsbehörden zusammen, um Luzifer, also das Medellín-Kartell, auszuschalten. John Law, der ehemalige Leiter der US-Drogenfahndungsbehörde (DEA) bestätigte später, dass der General sehr kooperativ gewesen sei. Das Engagement wurde belohnt. Im März 1999 minderte ein US-Bundesgericht die Haftstrafe des Ex-Diktators auf 30 Jahre, was ihm nach amerikanischem Recht die Möglichkeit gab, im Jahr 2002 einen Begnadigungsantrag zu stellen. An der Spitze des Medellín-Kartells stand der Drogenboss Pablo Escobar, der Kolumbien mit blutigem Terror überzog und Hunderte von Polizisten, Richtern, Politikern und Journalisten ermorden ließ. Im Juni 1991 wurde Escobar verhaftet, am 22. Juli 1992 gelang ihm die Flucht aus dem Gefängnis. Auf seinen Kopf wurden 12 Millionen Dollar Belohnung ausgesetzt. Ihm heftete sich ein 2.500 Mann starker Suchtrupp an die Fersen, der aus kolumbianischen Polizei- und Militäreinheiten, CIA- und DEA-Mitarbeitern sowie Mitgliedern des Cali-Kartells bestand. Innerhalb von 16 Monaten kamen 80 Personen aus Escobars unmittelbarer Umgebung ums Leben: Leibwächter, Drogenhändler, Rechtsanwälte und Verwandte. Am 02. 12. 1993 hetzten ihn seine Verfolger über ein Hausdach und erschossen ihn, als er keinen Ausweg mehr hatte. Mit dem Tod von Pablo Escobar war das Ende des Medellín-Kartells gekommen. Das hatte zur Folge, dass nunmehr das Cali-Kartell den gesamten kolumbianischen Kokain-Handel kontrollierte. Der Rauschgifthandel florierte von da an noch besser als zuvor, da es etliche Monate lang keine ernsthafte Konkurrenz mehr gab. Hauptabsatzmärkte waren die USA und Europa. Die Verbrecherorganisation leitete ihren Namen von der Stadt Cali her, der Metropole des Verwaltungsbezirkes Valle del Cauca im Westen Kolumbiens, einem wichtigen Verkehrs-, Handels- und Industriezentrum mit 2,11 Millionen Einwohnern. Flucht aus der U-Haft Im Jahr 1992 stammte weit über ein Drittel des Kokains auf dem deutschen Markt aus Kolumbien. Das Rauschgift wurde mit Schiffen und Flugzeugen nach Europa gebracht, per Lkw oder Pkw zu zentralen Deponien transportiert...


Wolfgang Schüler, Jahrgang 1952, ist Rechtsanwalt und Autor zahlreicher Kriminalromane und Beiträge zur Historie der Kriminalistik. Seit 1999 ist er Mitglied in der Autorengruppe »Das Syndikat«. Wilfried Zoppa war viele Jahre als Kriminalhauptkommissar in Berlin tätig und arbeitete unter anderem bei der Fahndungsinspektion.



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