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E-Book

E-Book, Deutsch, 279 Seiten

Schulz Zwiebelfleisch

Wie Marwin Feustel versuchte, die Welt zu retten

E-Book, Deutsch, 279 Seiten

ISBN: 978-3-8495-7819-0
Verlag: tredition
Format: EPUB
Kopierschutz: Adobe DRM (»Systemvoraussetzungen)



Marwin ist ein kluger, sympathischer Junge unserer Zeit. Wir erfahren, wie er geboren wird, wie er sich entwickelt, seine Erlebnisse in Kindergarten, Grundschule und Gymnasium. Er träumt, wie viele, von einem besseren Leben, nicht nur für sich, sondern für alle Menschen. Also setzt er sich mit Problemen unserer Tage auseinander. Das geschieht nicht todernst, sondern eher auf lustige Weise, kann aber einen interessierten Leser durchaus zum Nachdenken anregen.
Im naturwissenschaftlichen Zirkel des Gymnasiums möchte man auch helfen, Probleme unserer Welt zu bewältigen, und man sucht nach Wegen zur optimalen Energieversorgung der Menschen. Marwin entwickelt mit Hilfe von Faust, der ihm mehrfach begegnet, ein Gerät, das für jeden Menschen mit nur geringem Aufwand unbegrenzt die notwendige Energie erzeugen kann. Alle Energieprobleme unserer Welt könnten damit gelöst werden und für die Menschen der ganzen Welt könnte das ein Schritt heraus aus Armut, Hunger und Elend sein.
Doch da sind die "Gottväter", eine Art heimliche Bestimmer über alles, was auf der Erde geschieht. Diese Gottväter fühlen sich in ihrer Macht bedroht. Sie hatten zwar ihren Assistenten Heinrich und Moritz eine Wette erlaubt, ob sich die Menschheit selbstständig entwickeln kann bzw. ob ein Marwin die Menschheit voranbringen kann - oder ob er (= die Menschheit) am "Faulbett" scheitert bzw. durch unverantwortliches Handeln die Menschheit gefährdet oder gar vernichtet. Die durch Marwins Erfindung nun nahezu unendlich vorhandene Energie könnte auch eine riesige Bedrohung darstellen, wenn die Energie durch Verbrecher, Diktatoren usw. missbraucht wird. Sie bedroht aber auch die Macht der Gottväter selbst.
Also erhält Dr. Stopheles die Aufgabe, Marwins Erfindung zu verhindern. Dieser findet auf der Erde zahlreiche Verbündete: die Energiekonzerne und alle, die an Energie verdienen, Panikmacher aller Couleur, Zukunftspessimisten, Verhinderer von allem Neuen - und auch die Parteien im Deutschen Bundestag sind in ihrer Meinung hierzu sehr gespalten.
Das Buch regt an, über Kinder und Schule, über unsere Demokratie, über Bedrohungen der Demokratie, über Auffassungen zu Menschenrechten sowie über die Festlegung richtiger und falscher Meinungen nachzudenken und aktuelle Klischees nicht gedankenlos nachzuplappern. Jede Erfindung kann zum Segen oder Fluch der Menschheit werden.
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03 Zwiebelfleisch Was fiel ihr eigentlich ein? Sie kannte Winfried doch gar nicht! Er sah gut aus. Er war Ihr Retter. Trotzdem kannte sie ihn nicht. Ihre Gefahrenmeldestelle schrie: „Verlass sofort diesen Menschen!“ Doch ihr Bauch brummte: „Nur keine Hektik. Er sieht so toll aus. Er war dein Retter. Abhauen kannst du immer noch, falls es brenzlig wird!“ Wie ein getarnter Meuchelmörder oder Vergewaltiger sah er auch nicht aus. Beim Gedanken an einen Vergewaltiger konnte Maria in diesem Moment gar nichts Schlimmes empfinden, im Gegenteil … Winfried öffnete die Tür. „Erschrick nicht. Informatiker sind nicht so übermäßig ordentliche Leute.“ Er ging voran, packte einige herumliegende Kleidungsstücke – auch die gestern ausgezogene Unterhose war dabei - und warf sie rasch in eine Truhe. Die auf dem Tisch liegenden Zeitungen, alten Briefe und aufdringlichen Werbeprospekte raffte er schnell zusammen und warf sie in eine Pappkiste in der Ecke, die er immer als eine Art Ablage nutzte. Den Teller und die Tasse vom Frühstück sowie das Bierglas von gestern Abend brachte er in die Küche. Jetzt bat er Maria Platz zu nehmen. Sie war noch mit ihrem inneren Gefecht zwischen Kopf und Bauch beschäftigt gewesen, so dass seine hektischen Aufräumaktionen nur in ihrem Unterbewusstsein etwas Platz gefunden hatten, wo sie sicher von ihrer Hauptsteuerung bald wieder gelöscht würde. Informatiker war er. Und er lebte wohl allein hier. Das blieb in ihren grauen Windungen haften. Sie setzte sich auf die lange Couch. Wozu brauchte ein allein stehender Informatiker eine so lange Couch? „Ich gehe erst mal Kaffee kochen!“ Damit verließ er den Raum und ersparte ihr die nichtssagende Bemerkung, die sie wohl jetzt hätte von sich geben müssen. Als dann die Kaffeetassen auf dem Tisch standen, hielten sie beide sich diese entgegen, als ob sie sich zuprosten wollten. „Wir bleiben doch beim ‚du’?!“ “Natürlich!“ Sie tranken den ersten Schluck des kochend-heißen Gesöffs. „Danke nochmals, dass du mir geholfen hast!“ „Das war doch selbstverständlich! „Trotzdem war ich froh.“ „Eigentlich hast du mir zuerst geholfen.“ Maria schaute ihn fragend an. „Du hast mir die Zwiebeln gegeben.“ Maria musste lachen und erinnerte sich an seine hilflos-suchenden Blicke im Supermarkt. „Und du hast mich mit einer Möhre bedroht, dass mir fast angst und bange geworden wäre. Winfried wurde etwas rot, doch dann fiel er in ihr Lachen ein. „Vom Gummi wollen wir gar nicht erst wieder anfangen!“ Das Gespräch kam ins Stocken und weil Winfried nichts anderes einfiel, beschloss er aufs Ganze zu gehen. „Hättest du Lust …“ Er bemerkte Marias leichtes, aber nicht unwilliges Erschrecken und beendete deshalb rasch den Satz: „auf Zwiebelfleisch?“ Zwiebelfleisch war nun nicht gerade Marias Lieblingsessen und sie hasste Zwiebeln wegen der Gerüche und der Winde, die deren Genuss meist folgten. Aber konnte sie jetzt Nein sagen? Dann wäre wohl alles vorbei gewesen. Es war genau die Frage, auf die sie schon in der Kaufhalle gewartet hatte. „Warum nicht“, hauchte sie. Sie bemerkte, wie Winfrieds Augen erstrahlten. Er war sich überhaupt nicht sicher gewesen, ob sie auf ein so profanes Angebot eingehen würde. „Dann mach es dir bequem. Ich werde mich um das Essen kümmern:“ „Kann ich dir helfen?“ „Nein, nein. Ich komme schon klar. Außerdem ist es in meiner Küche ziemlich eng.“ Dass dort auch noch Unmengen schmutzigen Geschirrs die Enge des Raumes verstärkten, wollte er natürlich nicht verraten. Maria nahm einen weiteren Schluck Kaffee, lehnte sich auf der Couch zurück und harrte der Dinge, die da kommen sollten. In Gedanken entstanden Bilder, wie man sie sonst nur in französischen Filmen findet. Aber schön waren solche Träume doch. Das Zentralhirn gab zwar seine warnende Zwischenbemerkung: „Du kennst ihn doch gar nicht!“ Aber vom Bauch gingen eindeutige Schweigesignale ans Hirn. Er rumpelte eindeutig: „Appetit auf Zwiebelfleisch!“ Und schließlich war er heute ihr Retter! In der Küche rumorte es. Bald drangen von dort betörende Düfte herein. Bratendes Fleisch, diverse Gewürze und die Zwiebeln ergaben ein viel versprechendes Aroma. Sie hörte ihn das Lied vom gut geratenen Braten summen. Ob er wohl beim Zwiebelschneiden geweint hatte? Maria mochte keine weinenden Männer, aber heute hätte sie es irgendwie romantisch gefunden. Winfried brachte zwei Flaschen Bier und Gläser herein. „Das passt am besten zu Zwiebelfleisch.“ Dass er gar nichts anderes zu trinken im Hause hatte – außer Bier; Wasser und Kaffee -, wollte er nicht sagen. Maria war es egal. Hauptsache, er kam bald und saß wieder neben ihr. Bier trank sie recht gern und der Romantik würde es gewiss keinen Abbruch tun. Die Zeiten, wo es Wein oder noch besser Champagner sein musste, die waren längst vorbei. Immer wieder fragte sie sich, wieso sie eigentlich hier sitzt. Sie ging doch sonst nicht so einfach mit einem fremden Mann mit. Gab es womöglich doch einen Amor, der einen Pfeil auf sie (und wahrscheinlich auch auf ihn!) geschossen hatte? Winfried rief, dass das Zwiebelfleisch gleich fertig sei. Das Zwiebelfleisch war ihr eigentlich egal, aber Winfried, Winni, Friedi, Winfriedchen sollte endlich wieder bei ihr sein! Was dann geschehen sollte, daran dachte sie jetzt überhaupt nicht. Er brachte eine Kerze herein, die er soeben gefunden hatte, stellte sie auf den Tisch und zündete sie an, die Kerze. Frauen lieben solche Romantik. Marias Augen glänzten. Winfried hatte sein Werk in der Küche fast automatisch vollendet. Es brutzelte und brutzelte und nebenan saß sie. Maria war nicht seine erste Bekanntschaft, aber dass ein Mädchen, ein so tolles Mädchen, nur eine Stunde nach dem Kennenlernen auf seiner Couch saß und erwartungsvoll nach ihm (oder dem Zwiebelfleisch?) Ausschau hielt, das hatte es noch nie gegeben. Hoffentlich blieb sie nach dem Essen noch eine Weile. Maria, Mariachen, Rialein … welch ein schöner und lieber Name! Er seufzte und beförderte das Zwiebelfleisch auf die Teller. Am liebsten hätte er es noch dekoriert, mit einer Rose oder irgend etwas Schönem. Er suchte im Schrank, fand aber nichts Passendes. Lediglich eine Packung Kondome, die er zwar erfreut und sehnsüchtig anstierte, aber natürlich gleich wieder wegsteckte. Zum Dekorieren waren sie jedenfalls nicht geeignet. Mit viel Tamtam brachte Winfried das Zwiebelfleisch herein. Es roch sehr gut, es sah gut aus. Beide ließen es sich schmecken. Es war ein köstliches Zwiebelfleisch! Hoffentlich hat es keine Nachwirkungen! Maria wusste, dass sie von Zwiebeln manchmal höchst unangenehme Blähungen bekam, aber das war ihr egal, egal, egal. Für Winfried war es natürlich ein Leibgericht – sonst hätte er sich ja keines besorgt -, aber so richtig auf das Essen konnte er sich nicht konzentrieren. Hauptsache es schmeckte Maria. Als die Teller leer waren, kam es, wie es kommen musste und wie es längst von jedem erwartet wird: – Maria lobte das gute Essen. – Winfried freute sich über das Kompliment. Er sah es als Annäherungsversuch und er rückte etwas näher zu Maria. – Maria blieb anfangs wenigstens zum Schein noch etwas zurückhaltend, dann schmiegte sie sich an Winfried. – Winfried legte seinen Arm um sie und überlegte, ob er sie küssen dürfe. Gewollt hätte er schon, aber getraut hat er sich noch nicht gleich. – Maria merkte Winfrieds Wollen, was ja auch ihrem Wollen entsprach. Aber in ihrem Magen regten sich erste Blähungen. – Winfried fasste allen Mut, sein Mund näherte sich dem Marias. Da sie nicht zurückwich, berührten sich ihre Lippen sanft. – Maria hätte die Welt vergessen, aber die Blähungen wurden immer stärker. Winfried erhöhte den Druck, doch Marias Mund schloss sich plötzlich. Eigentlich wollte sie ihr hinterstes Teil verschließen und den Mund versonnen öffnen, aber dann kam alles umgekehrt. Die Detonation war unglaublich. Die Kerze war erloschen und aus dem Ständer gefallen. Winfried stand völlig verschreckt neben ihr. Maria wäre am liebsten im Sofa versunken. Oneinoneinonein! Sie stammelte etwas wie: „Verzeih, die Zwiebeln“ oder so etwas. Winfrieds Schreck ließ nach, er sah das stotternde Häufchen...


Wolfgang Schulz wurde am 22. Dezember 1951 in Tröbigau in der Oberlausitz geboren. Er besuchte die Oberschule Schmölln und die Erweiterte Oberschule Bischofswerda und studierte 1972-76 an der PH "Clara Zetkin" in Leipzig. Er wurde Lehrer für Deutsch und Geschichte sowie ab 2001 nach einem Zusatzstudium in Dresden für Gemeinschaftskunde. Nach Beendigung seiner Tätigkeit erfüllte er sich seinen lang gehegten Wunsch, ein Buch zu schreiben.


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