Scott | Die Geheimnisse des Nicholas Flamel - Die silberne Magierin | E-Book | www.sack.de
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E-Book, Deutsch, Band 6, 544 Seiten

Reihe: Die Geheimnisse des Nicholas Flamel

Scott Die Geheimnisse des Nicholas Flamel - Die silberne Magierin

Band 6 - Eine abenteuerliche Jagd nach den Geheimnissen des berühmtesten Alchemisten aller Zeiten
1. Auflage 2013
ISBN: 978-3-641-08728-9
Verlag: cbj
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Band 6 - Eine abenteuerliche Jagd nach den Geheimnissen des berühmtesten Alchemisten aller Zeiten

E-Book, Deutsch, Band 6, 544 Seiten

Reihe: Die Geheimnisse des Nicholas Flamel

ISBN: 978-3-641-08728-9
Verlag: cbj
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Das furiose Finale der Erfolgsreihe!

Nach schweren Zerwürfnissen sind die Zwillinge Josh und Sophie nun endlich wieder vereint. Während Nicholas und Perenelle Flamel mit ihren letzten verbleibenden Kräften versuchen, die moderne Welt vor den Monstern zu retten, die auf Alcatraz freigesetzt wurden, reisen Josh und Sophie 10.000 Jahre weit in die Vergangenheit. Hier – auf der legendären Insel Danu Talis wird sich das Schicksal aller Zeiten entscheiden. Denn hier begann alles und hier wird alles enden. In der letzten Entscheidungsschlacht der Unsterblichen – müssen Josh und Sophie endgültig für sich bestimmen, auf welcher Seite sie stehen. Auf Danu Talis wird sich zeigen, wer von ihnen auserkoren ist, die Welt zu retten – und wer, sie zu zerstören.

Michael Scott ist einer der erfolgreichsten und profiliertesten Autoren Irlands und ein international anerkannter Fachmann für mythen- und kulturgeschichtliche Themen. Seine zahlreichen Fantasy- und Science-Fiction-Romane für Jugendliche wie für Erwachsene sind in mehr als zwanzig Ländern veröffentlicht. Seine Reihe um »Die Geheimnisse des Nicholas Flamel« ist ein internationaler Bestseller. Michael Scott lebt und schreibt in Dublin.
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KAPITEL EINS

Der kleine Kristallspiegel war uralt.

Er war älter als die Menschheit, als das Ältere Geschlecht, die Archone und selbst die Erstgewesenen, die vor ihnen allen da waren. Der Spiegel gehörte einst einem Erdenfürsten und wurde an die Oberfläche gespült, als die Insel Danu Talis vom urweltlichen Meeresboden gerissen wurde.

Jahrtausendelang hing er an der Wand in einem kleinen Zimmer im Sonnenpalast von Danu Talis. Generationen von Erstgewesenen und Älteren hatten gerätselt, was es mit dem kleinen Rechteck aus Kristall in dem einfachen schwarzen Rahmen wohl auf sich hatte. Der Rahmen war weder aus Holz noch aus Metall oder Stein. Obwohl das Kristall alle Eigenschaften eines Spiegels aufwies, handelte es sich doch um keinen gewöhnlichen Spiegel, denn es waren nur Schatten darin zu erkennen. Wer genau hineingeschaut hatte, beteuerte oftmals, eine Spur der eigenen Schädeldecke oder eine Andeutung von Knochen unter der Haut gesehen zu haben. Gelegentlich – wenn auch eher selten – wurde behauptet, es seien Ausschnitte entfernter Landschaften darin zu erkennen, polare Eiskappen, Wüstenstriche oder dampfende Dschungel.

Zu bestimmten Zeiten im Jahr – bei der Herbst- und Frühlings-Tagundnachtgleiche und während einer Sonnen- oder Mondfinsternis – zitterte das Glas und zeigte Szenen von Zeiten und Orten jenseits allen Begreifens, exotische Welten aus Metall und Chitin, Orte, über denen keine Sterne am Himmel standen, nur eine unbewegliche schwarze Sonne. Generationen von Gelehrten versuchten zeitlebens hinter die Bedeutung dieser Szenen zu kommen, doch selbst Abraham der Weise konnte ihnen ihr Geheimnis nicht entlocken.

Eines Tages dann, als Quetzalcoatl, ein Angehöriger des Älteren Geschlechts, den Spiegel gerade rücken wollte, stieß er mit der Hand an den Rahmen. Er spürte einen Stich, und als er die Hand überrascht zurückzog, sah er, dass er sich verletzt hatte. Ein Tropfen Blut spritzte auf das Kristallglas und plötzlich wurde es klar. Die Oberfläche kräuselte sich unter dem Blut, das in einer dünnen, knisternden Wellenlinie darüberlief. In diesem Moment sah Quetzalcoatl Unbegreifliches:

… die Insel Danu Talis im Herzen eines riesigen Reiches, das sich über die gesamte Erdkugel erstreckt …

… die Insel Danu Talis brennend und zerstört, entzweigerissen von Erdbeben, die Prachtstraßen und all die herrlichen Gebäude vom Meer verschluckt …

… die Insel Danu Talis, gerade noch unter einer dünnen Eisschicht zu erkennen. Riesige Wale mit spitzen Schnauzen lassen sich über der begrabenen Stadt treiben …

… die Stadt Danu Talis, strahlend und golden inmitten einer endlosen Wüste …

Der Ältere stahl den Spiegel an diesem Tag und brachte ihn nie zurück.

Jetzt breitete Quetzalcoatl, schlank und mit weißem Bart, ein blaues Samttuch über einen einfachen Holztisch. Er strich den Stoff glatt und entfernte mit den schwarzen Fingernägeln Flusen und Staubkörnchen. Dann legte er den rechteckigen Spiegel mit dem schwarzen Rand mitten auf den Tisch und wischte ihn mit der Manschette seines weißen Leinenhemdes vorsichtig ab. Der Spiegel reflektierte nicht das Gesicht des Älteren mit der Hakennase; die polierte Oberfläche kräuselte sich und zeigte eine graue, rauchige Landschaft.

Quetzalcoatl beugte sich darüber, zog eine Nadel aus seinem Hemdärmel und stach sich damit in die fleischige Daumenkuppe.

»Ha! Mir juckt der Daumen schon …«, murmelte er in der uralten Sprache der Tolteken. Langsam bildete sich ein rubinroter Blutstropfen auf seiner glatten Haut. »… sicher naht ein Sündensohn.«

Er hielt die Hand über den Spiegel und ließ den Blutstropfen darauffallen. Sofort zitterte das Glas und schimmerte ölig in allen Farben des Regenbogens. Roter Rauch stieg auf, dann ordneten sich die Farben zu Bildern.

Jahrtausendelanges Experimentieren und Unmengen von Blut – wobei das Wenigste von ihm stammte – hatten den Älteren in die Lage versetzt, sich die Bilder zunutze zu machen. Er hatte das Glas mit so viel Blut versorgt, dass er inzwischen überzeugt war, der Spiegel sei ein fühlendes, lebendiges Wesen.

Quetzalcoatl starrte auf das Glas und murmelte: »Bring mich nach San Francisco.«

Das Bild im Spiegel verschwamm, dann floss weißes und graues Licht darüber und plötzlich schwebte Quetzalcoatl hoch über der Stadt und blickte hinunter auf die Bucht.

»Warum brennt es da unten nicht?«, überlegte er laut. »Warum sind keine Ungeheuer auf den Straßen?«

Er hatte den unsterblichen Humani Machiavelli und Billy the Kid erlaubt, nach San Francisco zurückzugehen, damit sie die Kreaturen auf der Gefängnisinsel Alcatraz auf die Stadt losließen. Hatten sie ihre Mission nicht erfüllt? Oder war er zu spät gekommen?

Das Bild im Glas veränderte sich. Es zeigte die langgestreckte Insel und Quetzalcoatl entdeckte Bewegung im Wasser. Etwas schwamm durch die Bucht. Es kam von Alcatraz und hielt auf die Stadt zu. Quetzalcoatl rieb sich die Hände. Nein, er war nicht zu spät gekommen, sondern gerade rechtzeitig, um Zeuge einer netten kleinen Chaosveranstaltung zu werden. Es war lange her, seit er das letzte Mal die Zerstörung einer Stadt miterlebt hatte, und er liebte solche Spektakel.

Plötzlich flackerte das farbige Bild und verschwand dann. Der Ältere stach sich noch zweimal mit der Nadel in den Finger und ließ nährendes Blut auf das Glas tropfen. Es kam wieder Leben in den Spiegel, und erneut erschien das Bild der Stadt, gestochen scharf und dreidimensional. Quetzalcoatl konzentrierte sich, das Bild verschob sich nach unten und seine Aufmerksamkeit wurde auf aufgewühltes Wasser mit weißen Schaumkronen gelenkt. Unter der Oberfläche lauerte etwas Riesiges: eine Seeschlange. Der Ältere kniff die Augen zusammen. Es war schwierig, Einzelheiten zu erkennen, da die Kreatur sich hin und her wand, aber wie es aussah, hatte sie mehr als einen Kopf. Er nickte zufrieden. Das gefiel ihm. Eine nette Idee. Und es ergab einen Sinn, dass die Meereswesen zuerst in die Stadt geschickt wurden. Als er sich vorstellte, wie die Monster durch die Straßen toben würden, lächelte er und zeigte dabei seine spitzen Zähne.

Quetzalcoatl beobachtete die Seeschlange, wie sie über die Bucht schoss und sich auf einen der Piers zuringelte, die in die Bay hineinragten. Er runzelte kurz die Stirn und nickte dann erneut. Sie würde am Embarcadero an Land kriechen. Ausgezeichnet! Das bedeutete jede Menge Touristen, jede Menge Öffentlichkeit.

Das Licht veränderte sich. Ganz schwach konnte er einen rotblauen, öligen Fleck auf dem Wasser ausmachen und stellte verdutzt fest, dass die Schlange direkt darauf zuhielt.

Ohne es zu merken, senkte Quetzalcoatl den Kopf noch weiter. Seine Hakennase berührte fast den Spiegel. Er konnte das Meer jetzt riechen, Salz mit einer winzigen Spur Fisch und Tang … und noch etwas. Er schloss die Augen und atmete tief durch. Eine Stadt sollte nach Metall und Autoabgasen riechen, nach verbranntem Essen und zu vielen ungewaschenen Körpern. Doch was er da roch, waren Düfte, die in einer Stadt nichts verloren hatten: das herbe Aroma von Minze, das blumige von grünem Tee und die Süße von Anis.

Die Erkenntnis traf ihn wie ein Schlag, als die riesige Kreatur – es war der Lotan – sich aus dem Wasser erhob und sieben Köpfe auf den bewegten, rotblauen Fleck zuschossen. Jetzt erkannte Quetzalcoatl die Auradüfte und -farben: Das Rot war Prometheus und das Blau der unsterbliche Humani Niten. Und der eklige Minzegeruch in der Luft konnte nur von einem einzigen Mann stammen: von Nicholas Flamel, dem unsterblichen Alchemysten.

Dann sah Quetzalcoatl sie auch am Ende des Piers stehen. Und ja, die Frau war ebenfalls da, die Zauberin Perenelle, mit der er nur schlechte Erfahrungen gemacht hatte. Automatisch ging seine Zunge zu der Lücke in seinem Gebiss, wo sie ihm einen seiner großen schwarzen Backenzähne ausgeschlagen hatte. Das war nicht gut. Das war alles andere als gut. Ein abtrünniger Älterer und drei der gefährlichsten Humani im ganzen Schattenreich …

Quetzalcoatl grub seine rasiermesserscharfen Fingernägel in die Handflächen. Dünnes Blut tropfte auf den Spiegel und sorgte dafür, dass die Bilder nicht verschwanden. Gebannt und ohne zu blinzeln schaute er darauf.

… der Lotan wendet sich den Auren zu und will sie sich einverleiben …

… die Kreatur erhebt sich aus dem Wasser, balanciert auf ihrem Schwanz, alle sieben Köpfe schießen nach vorn, die Mäuler weit aufgerissen …

… ein grüner Feuerblitz und der überwältigende Gestank von Minze …

»Nein!«, rief der Ältere, als er mit ansehen musste, wie der Lotan sich in ein kleines, blau geädertes Ei verwandelte. Er sah, wie das Ei in die ausgestreckte Hand des Alchemysten fiel. Flamel warf es triumphierend in die Luft … und eine über ihm kreisende Möwe schnappte danach und verschluckte es ganz.

»Nein! Neineineineinein …« Quetzalcoatl brüllte seine Wut hinaus. Sein Gesicht färbte sich dunkel, verzerrte sich und wurde zu dem eindimensionalen Bild einer Schlange, das die Maya und die Azteken zu Tode erschreckt hatte. Aus seinem Mund ragten unregelmäßige Zähne, die Augen wurden schmaler und das dunkle Haar bildete einen Stachelkranz um sein Gesicht. Er schlug mit der Faust auf den Tisch. Das alte Holz brach und nur seinen blitzschnellen Reflexen verdankte er es, dass der Spiegel nicht auf den Boden fiel und zersprang.

So schnell, wie sie gekommen war, verrauchte seine Wut auch wieder.

Quetzalcoatl atmete tief durch, fuhr sich mit der Hand durch sein störrisches Haar und glättete es. Billy und Machiavelli hätten nichts anderes zu tun...


Scott, Michael
Michael Scott ist einer der erfolgreichsten und profiliertesten Autoren Irlands und ein international anerkannter Fachmann für mythen- und kulturgeschichtliche Themen. Seine zahlreichen Fantasy- und Science-Fiction-Romane für Jugendliche wie für Erwachsene sind in mehr als zwanzig Ländern veröffentlicht. Seine Reihe um »Die Geheimnisse des Nicholas Flamel« ist ein internationaler Bestseller. Michael Scott lebt und schreibt in Dublin.

Höfker, Ursula
Ursula Höfker arbeitete nach Schule und Studium der Angewandten Sprachwissenschaften in verschiedenen Buch- und Zeitschriftenverlagen, bevor sie sich nach einem kurzen Abstecher in die USA in ihrem Heimatdorf als freiberufliche Übersetzerin selbständig machte. Seither lebt sie in Süddeutschland und träumt von ihrem alten Häuschen in der Toskana, das sie viel zu selten sieht.



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