Scott | TITANEN - Lasst die Rennen beginnen | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 416 Seiten

Scott TITANEN - Lasst die Rennen beginnen

Actiongeladene Fantasy-Dystopie
1. Auflage 2022
ISBN: 978-3-641-19960-9
Verlag: cbt
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Actiongeladene Fantasy-Dystopie

E-Book, Deutsch, 416 Seiten

ISBN: 978-3-641-19960-9
Verlag: cbt
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Ein Mädchen riskiert auf der Rennbahn alles, um ihre Familie vor dem Ruin zu retten
Seitdem die 'Titanen' in Astrid Sullivans Nachbarschaft aufgetaucht sind, dreht sich ihr gesamtes Leben um die faszinierenden Rennpferde aus Stahl. Astrid verbringt Stunden damit, den Jockeys und ihren Pferden beim Training zuzuschauen, obwohl ihr Vater das gesamte Geld der Familie beim Wetten verspielt hat. Als Astrid die Gelegenheit erhält, selbst einen Titanen zu reiten, greift sie daher sofort zu. Denn ein Sieg würde alle, die sie liebt, vor dem finanziellen Ruin bewahren. Doch nicht jeder überlebt die Rennen ...

Victoria Scott hat bereits zahlreiche Jugendbücher veröffentlicht, darunter die 'Dante Walker'-Serie sowie die Romane 'Feuer & Flut' und 'Salz & Stein'. Victoria hasst Kaffee, liebt Zuckerwatte und findet, dass ihrer Lieblingsfarbe Gelb viel zu wenig Aufmerksamkeit geschenkt wird. Derzeit lebt sie mit ihrer Familie in Dallas, Texas.
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Kapitel 4


Dort in der Ferne blitzt Stahl in der Sonne auf und Hufschlag ertönt, als ein Pferd zur Bahn geführt wird. Magnolia und ich springen hastig auf, Doppel-Asse vergessen, überlassen den Alten sich selbst.

Das Pferd nähert sich den Startboxen und wirft den Kopf hoch. Ich spähe angestrengt durch die Schatten der Bäume und sehe den Reiter. Zwar kenne ich ihn nicht, aber das ist natürlich keine Überraschung, da Jockeys immer nur einmal an den Rennen teilnehmen dürfen. Das gilt auch für die Titanen. Sobald die Seriennummer eines Titanen in einen Vorlauf eingetragen wurde, darf er nach dieser Saison nie wieder ein Rennen laufen. Das begrenzt die Anzahl und die Art der Menschen, die in Titanen investieren. Es sorgt auch dafür, dass es immer neue Kunden gibt.

Der aufstrebende Jockey trägt Blau, weder Zahl noch Nachname oder Slogan auf dem Rücken. Dann ist er also ein Free Agent, wie so viele im Moment. Ohne einen Sponsor ist er vielleicht nicht in der Lage, die fünfzigtausend Dollar Startgeld aufzubringen. Verdammt, sein Titan könnte womöglich nur geborgt sein.

Langsam verwandeln sich die Augen des Titanen von schwarzen Kugeln in ein rot loderndes Sonnensystem – ein sicheres Zeichen dafür, dass der Rennmotor des Pferdes aufgewärmt und funktionsbereit ist. Der Jockey führt sein Pferd auf die Bahn und macht sich nicht die Mühe, die Startbox zu betreten. Er dreht die beiden joystickartigen Hebel zu beiden Seiten des Bedienfeldes, um das Geschöpf auszurichten.

»Denkst du, er arbeitet an der Startgeschwindigkeit?«, flüstert Magnolia.

Ich nicke, obwohl er in dem Fall in die Startbox gehen sollte. Dann hebe ich eine Hand an die Stirn und sehe mir den Mann genauer an. Er ist schlank und größer als die meisten Jockeys, die ich hier gesehen habe, außerdem trägt er eine Sonnenbrille und ein Taschentuch vor dem Mund.

Wo ist sein Helm?

Der Jockey gibt noch ein paar Befehle ein, und der Titan versteift sich, der Hals starr, die Beine wie angewurzelt.

Dann folgt ein leises Heulen, das immer mehr anschwillt und zeigt, dass das Pferd gleich losgelassen wird. Es klingt wie ein Flugzeug, das eine Startbahn entlangrollt und Fahrt aufnimmt. Aber das Pferd hat sich keinen Zentimeter bewegt. Magnolia sieht mich an und ich sie. Wir lächeln. Das hier ist unser Ort. Ist es immer gewesen. Egal, wie schwierig das Leben wird, und trotz des Geldes, das mein Vater hier verloren hat – diese Liebe verbindet uns.

Das Geräusch wird lauter.

Und lauter.

Der Mann lehnt sich zurück, aber er sollte es besser wissen. Man muss sich vorbeugen. Seine Schultern straffen sich, und er stößt den Atem aus. Ich kann beinahe sehen, wie der Sauerstoff seinen Körper verlässt. Und dann schlägt er auf den glitzernden schwarzen Knopf, und sein Titan erwacht brüllend zum Leben.

Er rennt los und beschleunigt, bis ich das Gefühl habe, vor Aufregung zu platzen. Der Jockey lehnt sich noch weiter zurück und streckt die Beine in den schwarzen Ledersteigbügeln durch. Er hält sich mit der linken Hand am Haltegriff fest und führt die rechte über das Bedienfeld, um das Pferd in den nächsthöheren Gang zu schalten. Doch das ist ein Fehler. Er hätte es früher tun müssen. Die erste Kurve nähert sich schnell, und der enge Radius bedeutet, dass er das Tempo bald drosseln muss. Zwei Sekunden früher wäre am besten gewesen, besser zweieinhalb. Sein Armaturenbrett hat eine Stoppuhr. Warum benutzt er sie nicht?

Und tatsächlich, die erste Kurve kommt, und er verlangsamt seinen Titanen, begreift, dass er die Gerade hätte nutzen sollen. Aber hey, dafür ist das Training ja da. Als er seinen Titanen zum Startpunkt umwendet, lasse ich den Blick über die Bahn gleiten. Die Gambini-Brüder haben sie vor sechs Jahren gebaut, und im folgenden Jahr fand das erste Rennen statt. Mein Dad sagt, der ältere Bruder sei besessen vom Motorsportverband NASCAR, von Pferderennen und von allem, was mit Geschwindigkeit zu tun hat. Aber es war Arvin, der jüngere Bruder, der sich die Titanen ausgedacht hat. Dieses Wiesel ist derjenige, der die Fäden zieht, sagt Dad.

Die Gambini-Brüder haben nur eine lebende Verwandte, ihre Großmutter. Und diese Großmutter hat Taschen, die tiefer sind als die Tiefen der Hölle. Als die Brüder den Titanenparcours ins Leben riefen, ging es ihnen nicht ums Geld, sondern um Aufmerksamkeit. Als die Kameras liefen und die ersten Interviews erschienen, verwandelte sich Arvin in einen Mann, den die Leute beneideten. Schließlich sind viele Menschen wohlhabend. Aber nicht jeder ist berühmt.

Arvin und sein älterer Bruder mögen das Geld zwar nicht brauchen, aber an Renntagen scheffeln sie es ohne Ende. Männer kommen von weit her und stapfen mit schweren Arbeitsschuhen durch den Wald, um Wetten auf ihre Lieblingstitanen abzuschließen. Und die Mehrheit, die innerhalb weniger Minuten alles verliert? Nun, diese Knete fließt auf das Konto der Gambinis. Und dann ist da noch das Startgeld.

Diese fünfzigtausend Dollar, um ein Pferd für das Rennen anzumelden.

Gehen direkt an die Gambinis.

Und die zweihundertfünfzigtausend Dollar, die man braucht, um einen Titanen zu kaufen?

Ein Teil davon geht ebenfalls an die Gambinis, die Aktien von Hanover Steel Incorporated besitzen, der Firma, die sie herstellt.

Natürlich ist es nicht so, als hätten die Brüder keine Ausgaben. Da sind Rennbahn-Designer zu bezahlen, die Buchmacher und die Ingenieure, die immer neue Bahnen bauen, während die Sommerwochen voranschreiten und die Rennen anspruchsvoller werden. Und gefährlicher. Ich habe auch Reklametafeln gesehen und im Radio Ankündigungen für den Titanenparcours gehört. Dafür müssen die Brüder auch bezahlen.

Und dann ist da ihr Gefolge: ein Dutzend Angestellte, die den Brüdern mit frisch gebügelten Anzügen, Make-up und Frisiercreme hinterherdackeln, falls sie ein Interview geben müssen. Diese Menschen lachen über die Witze ihrer Bosse und lächeln nur, wenn Arvin und sein Bruder gut gelaunt sind.

Manchmal frage ich mich, wie es mit der echten Rennbahn in Detroit aussieht, die angeblich kurz vor dem Bankrott steht. Der Niedergang begann, bevor die Gambini-Brüder auf der Bildfläche erschienen sind. Nach der Rezession haben selbst die Reichen ein Auge aufs Geld gehabt und sind nicht mehr hingegangen. Natürlich haben sie sich anschließend gelangweilt. So sehr gelangweilt, dass sie die neue, sichere Investition in eine Technik ins Auge fassten, wie die Gambini-Brüder sie anpriesen und die den gleichen Spaß wie ein Rennen versprach.

Pferde, die wie Rennwagen funktionierten.

Es würde ihre Portfolios streuen, sagten die Brüder. Und wer weiß mehr über Motoren und Getriebe als die Bewohner von Detroit?

Sie stimmten zu und schüttelten sich die Hände. Und kurz darauf wurde den mittleren und unteren Klassen eine neue Chance geboten. Lasst die Champagnerangebote und kalten Stadionsitze zurück, wo ihr nie wirklich hingehören werdet, und kommt auf die Party im Wald. Einen Ort, wo ein Mann ein Bier trinken kann, das er von zu Hause mitgebracht hat. Einen Ort, wo er rauchen und fluchen und seine Freunde mit einer Zehn-Dollar-Wette beeindrucken kann, die er in bar bezahlt hat.

Einen Ort, an dem er sich wohlfühlen kann.

Wo er ein König sein kann.

Am ersten Abend rückte die Polizei mit gezückten Handschellen an der Bahn der Gambini-Brüder an. Aber die Beamten kamen aus der Arbeiterschicht. Nachdem Arvin ihnen die Hände geschüttelt und den Polizeichef des Warren Countys gebeten hatte, den ersten Schuss für das Eröffnungsrennen abzufeuern, um dann noch eine üppige Spende zuzusagen, wurden die Behördenvertreter nur noch selten gesehen. Wenn überhaupt, so sah man sie in den meisten Fällen in Zivil mit einem Wettschein in der Hand. Arvin begrüßte sie mit Namen und sorgte dafür, dass sie vor dem Rennstart einen guten Platz am Zaun bekamen.

Als der Jockey in Blau seinen Titanen zu einem dritten Versuch, den Bogen in Rekordzeit zu nehmen, wendet, schlüpfe ich näher an die Startmaschine heran, genau wie die Polizeibeamten nach Dienstschluss. Magnolia zischt meinen Namen, aber was spielt das für eine Rolle?

Der Jockey startet, und es ist bisher sein schlechtester Ritt. Ich bin mir nicht sicher, ob ich Mitleid mit ihm haben oder innerlich hämisch grinsen soll. Es gibt nichts zu grinsen. Es ist nicht so, als würde ich jemals die Chance bekommen, an einem Rennen teilzunehmen oder einen Titanen auch nur zu berühren.

Stahl knirscht auf Stahl, als das Pferd eine scharfe Kehrtwende macht und auf die Startboxen zudonnert. Es kommt mit voller Geschwindigkeit auf mich zu. Ich springe zurück und hätte es um ein Haar nicht rechtzeitig geschafft. Der Titan kracht gegen die Stelle, wo meine Finger waren, und der Jockey reißt sich das Tuch und die Sonnenbrille vom Gesicht.

»Das Training ist für die Öffentlichkeit gesperrt«, blafft er. Er hat blondes Haar, das er sich zu einem kurzen Pferdeschwanz zurückgebunden hat, und dunkelbraune Augen. Er ist nicht unattraktiv, aber er sieht auch nicht besonders gut aus. Jedenfalls nicht, wenn er so böse guckt.

Ich drehe lässig den Kopf von einer Seite zur anderen. »Ich sehe kein Schild, auf dem das draufsteht.«

Er packt die Joysticks fester, und der Titan zwischen seinen Beinen tänzelt. »Los, verschwinde von hier. Ich mag es nicht, wenn man mir zusieht.«

»Dir habe ich auch gar nicht zugesehen«, erwidere ich und richte den Blick auf sein Pferd.

Magnolia berührt mich am Arm, aber...


Scott, Victoria
Victoria Scott hat bereits zahlreiche Jugendbücher veröffentlicht, darunter die »Dante Walker«-Serie sowie die Romane »Feuer & Flut« und »Salz & Stein«. Victoria hasst Kaffee, liebt Zuckerwatte und findet, dass ihrer Lieblingsfarbe Gelb viel zu wenig Aufmerksamkeit geschenkt wird. Derzeit lebt sie mit ihrer Familie in Dallas, Texas.

Link, Michaela
Michaela Link lebt mit ihrem Mann und engstem Mitarbeiter auf einem aufgelassenen Bauernhof in Norddeutschland. Sie hat zahlreiche Romane aller Art aus dem Englischen ins Deutsche übersetzt und auch selbst einige phantastische und historische Romane geschrieben.



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