E-Book, Deutsch, Band 725, 64 Seiten
Seeberg Die Welt der Hedwig Courths-Mahler 725
1. Auflage 2024
ISBN: 978-3-7517-7112-2
Verlag: Bastei Lübbe
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection
Zauberhafte Sommertage
E-Book, Deutsch, Band 725, 64 Seiten
Reihe: Die Welt der Hedwig Courths-Mahler
ISBN: 978-3-7517-7112-2
Verlag: Bastei Lübbe
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection
Tante Sybille ist verärgert, als sie von der Urlaubsreise ihrer Nichte erfährt. Denn an diesem Wochenende wollte sie Ingeborg den Sohn einer alten Jugendfreundin vorstellen, einen 'wunderbaren, gebildeten, reichen, jungen Mann', der genau der Richtige für sie wäre.
Das hübsche Mädchen hat allerdings nicht vor, sich von der Tante einen Ehemann aufschwatzen zu lassen, und macht sich schnell aus dem Staub. Und ausgerechnet diesen jungen Mann lernt Ingeborg, ohne es zu ahnen, zufällig in ihrem Urlaub kennen. Der ein wenig linkische Wissenschaftler, der bisher kaum Umgang mit jungen Damen pflegte, entpuppt sich nun unfreiwillig als großer Schürzenjäger und Herzensbrecher und schlägt Ingeborg, deren Bekanntschaft er unbedingt vertiefen möchte, immer wieder in die Flucht ...
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Zauberhafte Sommertage
Zwei Herzen werden von der Liebe überwältigt
Tante Sybille ist verärgert, als sie von der Urlaubsreise ihrer Nichte erfährt. Denn an diesem Wochenende wollte sie Ingeborg den Sohn einer alten Jugendfreundin vorstellen, einen »wunderbaren, gebildeten, reichen, jungen Mann«, der genau der Richtige für sie wäre.
Das hübsche Mädchen hat allerdings nicht vor, sich von der Tante einen Ehemann aufschwatzen zu lassen, und macht sich lieber aus dem Staub. Doch dann lernt Ingeborg, ohne es zu ahnen, ausgerechnet diesen jungen Mann zufällig in ihrem Urlaub kennen. Der ein wenig linkische Wissenschaftler, der bisher kaum Umgang mit jungen Damen pflegte, entpuppt sich nun unfreiwillig als großer Schürzenjäger und Herzensbrecher und schlägt Ingeborg, deren Bekanntschaft er unbedingt vertiefen möchte, immer wieder in die Flucht ...
»Aber Tante Sybille, du weißt doch, dass ich heute fahre«, wandte ihre Nichte enttäuscht ein.
Störrisch schüttelte Freifrau von Groningen den Kopf. Sie mochte sechzig, vielleicht siebzig sein; die Jahre waren ihr nicht anzusehen.
»Es tut mir leid, liebste Ingeborg, aber du kannst ganz einfach nicht weg. Es wäre närrisch, dem Schicksal, das uns so gnädig die Hand reicht, entgegenarbeiten zu wollen«, erwiderte die Baronin.
Ingeborg Fabricius, vierundzwanzig, die Abschlussprüfung erst seit einem Monat hinter sich, wandte den Kopf, um sich den in ihr aufsteigenden Ärger nicht anmerken zu lassen, aber Frau von Groningen ließ nicht locker.
»Natürlich sollst du dich von den Strapazen deiner Prüfung erholen. Du weißt, dass ich dir alles gönne, Kind. Ich lasse dich sogar deinen verrückten Motorroller fahren, obwohl ich das Ding absolut nicht leiden kann. Ein Roller ist nun einmal nichts für eine junge Dame, die auf sich hält. Ich drücke beide Augen zu, wenn ich dir gestatte, drei Wochen lang wie eine Vagabundin durch die Gegend zu fahren.«
»Wie nett von dir, Tantchen, dass du beide Augen zudrückst«, entgegnete Ingeborg spöttisch.
Die Tante, der das nicht entging, machte eine säuerliche Miene. Da ihr Rheuma und Gicht zu schaffen machten, stützte sie sich auf einen Stock.
»Du bist ein so hübsches Mädchen, Ingeborg«, sagte sie dann einlenkend, »und könntest viel mehr aus dir machen. Aber so, wie du dich aufführst, werden die Männer niemals in Scharen unser Haus stürmen, um dir einen Heiratsantrag zu machen.«
»Ich dachte bisher auch noch nicht eine einzige Sekunde ans Heiraten, Tantchen.«
Die Augen Frau von Groningens funkelten wie geschliffene Glasknöpfe.
»Unfug! Jedes Mädel will heiraten. Es ist die Bestimmung der Frau, einen Mann zu haben, ein Haus zu führen und Kinder aufzuziehen.«
»Ich habe ja auch gar nichts gegen das Heiraten, nichts gegen einen Mann, nichts gegen einen Haushalt und nichts gegen Kinder, Tantchen, aber das hat alles noch ein wenig Zeit. Ich habe ja erst vor vier Wochen mein Examen gemacht.«
Frau von Groningen nickte sehr energisch.
»Das ist es. Du lebst in den Tag hinein. Du kümmerst dich zu wenig um die Zukunft. Und da du es nicht tust, muss sich ein anderer darum kümmern. Deshalb habe ich beschlossen, die Sache nunmehr in meine Hand zu nehmen.«
»Du hast also wieder einmal die Absicht, mich unter die Haube zu bringen, liebste Tante?«, stellte Ingeborg fest und seufzte abgrundtief.
»Wenn du es so nennen willst, mein Kind. Also, pass auf. Ich bekam durch Zufall wieder Verbindung mit einer Jugendfreundin. Eine Frau mit Lebensstil und sehr reich. Sie hat einen Sohn, der gerade im richtigen Alter für dich ist.«
Ingeborg hob in komischer Verzweiflung die Hände.
»Um Gottes willen, Tante! Du bist ja das reinste Heiratsinstitut. Und ich bin viel zu jung, um zu heiraten.«
»Ein Mädchen ist nie zu jung zur Heirat. Dieser Sohn meiner alten Freundin wird dir eine sorgenfreie Zukunft bieten können, das ist gewiss.«
Störrisch schüttelte Ingeborg den Kopf
»Und wenn er mir nicht gefällt? Zum Heiraten gehört schließlich Liebe, Tantchen.«
»Die große Liebe gibt es nur in Romanen, Kind. Natürlich gehört zu jeder Heirat Liebe, aber die braucht gar nicht vorher da zu sein, die kommt nach der Hochzeit von selbst. Auf jeden Fall fährst du heute nicht weg. Weil meine Jugendfreundin uns morgen mit ihrem Sohn einen Besuch machen will. Da hast du hier zu sein. Er ist ein sehr gebildeter junger Mann und nicht nur einfacher Doktor wie du, sondern doppelter!«
»Das freut mich für ihn, Tantchen, aber ich fahre dennoch heute mit meinem Motorroller weg.«
»Nein, du bleibst«, bestimmte Freifrau von Groningen. »Und du wirst morgen zu dem Sohn meiner Jugendfreundin besonders nett sein, Kind. Wenn du meinen Rat befolgst, werden wir sicher bald eure Verlobung feiern können.«
»Erstens suche ich mir den Mann, den ich mal heirate, selber aus, liebe Tante. Und zweitens trete ich meine Urlaubsfahrt heute an.«
»Das wirst du nicht tun«, widersprach Tante Sybille. »Du bist ein eigensinniges, undankbares Kind.«
»Vielleicht, Tantchen. Trotzdem fahre ich in zwei Stunden los, wie wir es verabredet haben. Ich bleibe keinen Tag länger als die geplanten drei Wochen. Wenn du jetzt so böse bist, dass du mich nach dieser Zeit nicht mehr bei dir haben willst, so kann ich es nicht ändern. Dann werde ich mich allein durchs Leben schlagen.«
»Ingeborg!« Frau von Groningen war zutiefst empört. Wütend trommelte sie mit dem Stock auf den Boden.
Aber das junge Mädchen war schon nicht mehr da. Die Tür hatte sich so lautlos hinter ihr geschlossen, dass sie es gar nicht bemerkt hatte.
Die Freifrau griff empört nach dem Klingelzug. Irgendwo in den hinteren Räumlichkeiten des Hauses schepperte eine Glocke.
Die alte Anna trat eilig ins Zimmer.
»Sie wünschen, Frau von Groningen?«
Tante Sybille bebte vor Zorn.
»Gehe zu meiner Nichte hinauf, Anna«, befahl sie. »Und sage ihr, wenn sie es tatsächlich wagen sollte zu fahren, dann ...«
Sie wurde unterbrochen. Das Telefon läutete. Frau von Groningen stampfte zu dem kleinen Tisch hinüber, auf dem der Apparat stand, und meldete sich grollend.
Plötzlich wurde ihre Stimme sehr freundlich.
»Ach, du bist es, liebste Alice! Natürlich freut Ingeborg sich sehr darauf, deinen lieben Sohn kennenzulernen. Ich selbstverständlich auch. Wir können beide den morgigen Tag kaum erwarten.«
Sie wurde unterbrochen. Eine Zeit lang lauschte sie. Ihr Gesicht veränderte sich.
»Wie? Dein Sohn kann nicht mitkommen? Wie meinst du das? Er muss unbedingt und dringend ... Ja, von solchen Dingen verstehe ich natürlich nichts. Drei Wochen wird das dauern? Aufgeschoben ist nicht aufgehoben. Wenn du der Meinung bist, dass es nicht anders geht, liebste Alice ...«
Wieder lauschte sie. Dann legte sich ein spitzbübisches, zufriedenes Lächeln um ihren Mund.
»Aber meine liebe Alice, du hast ja ganz recht! Drei Wochen? Darf ich dir einen Vorschlag machen?« Ihr Gesicht bekam einen vergnügten, spöttischen Ausdruck. »Dann kommt ihr eben nicht morgen, sondern in drei Wochen zu uns.«
Wieder lauschte sie.
»Natürlich, natürlich«, endete sie schließlich. »Es passt uns ausgezeichnet.« Sie lachte zufrieden. »Dann ist die Sache also fest abgemacht.«
Behutsam legte sie den Hörer auf. Ihre Augen funkelten vor Freude. Triumphierend wandte sie sich an Anna.
»Du gehst also jetzt sofort zu meiner Nichte hinauf und sagst ihr, ich hätte es mir überlegt, sie dürfe fahren. Ich will sogar vergessen, dass sie hässlich zu mir war. Aber sie soll unter allen Umständen daran denken, sich von mir zu verabschieden, ehe sie das Haus verlässt.«
Eine knappe Stunde später trat Ingeborg reisefertig in Frau von Groningens Zimmer. Sie sah in ihrer Reisekluft ausgezeichnet aus.
Frau von Groningen musterte sie kritisch.
»Gut. Ich denke, so kannst du dich sehen lassen. Obwohl mir dieses Herumsausen auf dem Motorroller nicht gefällt. Warum musst du durchaus solch ein Ding haben? Du weißt, dass ich dir gern ein Auto gekauft hätte.«
»Es macht mir eben Spaß, Tantchen«, gab Ingeborg lachend zurück. »Im Übrigen freue ich mich, dass du deine Meinung geändert hast.«
Tante Sybille blickte sie listig an.
»Hältst du mich für eine Despotin, Kind? Wenn du durchaus fahren willst, meinen Segen hast du. Und dieser Sohn meiner Jugendfreundin ist vielleicht doch nicht der Richtige für dich.« Sie dachte an das Gesicht, das Ingeborg machen würde, wenn sie zurückkam und den Mann im Haus fand, vor dem sie davonlaufen wollte.
Ingeborg küsste die Tante behutsam auf die Stirn. Frau von Groningen schaute ihr nach, bis sich die Tür hinter ihr schloss. Dann griff sie nach ihrem Stock und stampfte zum Fenster, um der Abfahrt der Nichte zuzusehen.
???
Ingeborg erreichte die Landstraße. Natürlich...




