E-Book, Deutsch
Seinsche So tödlich der Wald | Ein fesselnder Finnland-Krimi
1. Auflage 2023
ISBN: 978-3-98637-728-1
Verlag: dp DIGITAL PUBLISHERS GmbH
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection
Ein Mord. Ein Kommissar. Ein Ort voller Lügen.
E-Book, Deutsch
ISBN: 978-3-98637-728-1
Verlag: dp DIGITAL PUBLISHERS GmbH
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection
Tief im dunklen Wald lauert der Tod …
Der fesselnde Kriminalroman vor der düsteren Kulisse Finnlands
In einem kleinen Provinzort in Ostfinnland wird ein Mensch auf der Jagd erschossen. Was zuerst wie ein normaler Unfall wirkt, entpuppt sich als gezielter Mord. Johannes Burgmeister, ein in Finnland urlaubender Oberkommissar aus Deutschland, wird zu den Ermittlungen hinzugezogen. Bei seinem Einsatz merkt der Kommissar allerdings schnell, dass nicht nur die Sprachbarriere hinderlich ist. Die Einwohner von Nurmes haben etwas zu verbergen, was um keinen Preis an die Öffentlichkeit geraten darf …
Erste Leser:innenstimmen
„Nervenaufreibender Hardboiled-Krimi mit unerwarteten Wendungen die mich definitiv an die Seiten gefesselt haben.“
„Das düstere Finnland eignet sich perfekt für einen spannenden Ermittlerkrimi!“
„Der Schreibstil des Autors, die Kulisse Finnlands, und der Kommissar machen den Krimi zu einem Must-Read! “
„Finstere Atmosphäre, hochspannender Fall und sympathische Charaktere: Krimi-Fans werden nicht enttäuscht!“
David Seinsche wurde 1982 geboren und begann bereits in seiner Kindheit, Welten mithilfe seiner Phantasie zu gestalten und auszuschmücken. Später brachte er diese dann zu Papier, erst als Redakteur, dann als Schriftsteller. Heutzutage reist er oft in die finnische Wildnis, um literarische Ideen zu entwickeln. Sein Debut-Roman Sternenfinsternis erschien im Jahr 2018, gefolgt vom Thriller Der Kreuziger im Jahr 2020 und Die Bestie im Jahr 2022. David Seinsche wird vertreten durch die Agentur Ashera.
Autoren/Hrsg.
Weitere Infos & Material
Kapitel 1
»Na super«, murmelte Johannes Burgmeister, als er träge blinzelnd den Vorhang ein Stück zur Seite schob und aus dem Fenster sah. Dem Sonnenstand nach zu urteilen, war es schon Mittag. Allerdings konnte man das in Finnland um diese Jahreszeit nie so genau wissen, vor allem nicht, wenn man wie er bisher nur kurze Zeit in dem nordischen Land verbracht hatte. Um sich zu vergewissern, warf er einen Blick auf die neben seinem Bett stehende Uhr. Tatsächlich war es bereits kurz nach vierzehn Uhr. Er hatte also über zehn Stunden geschlafen. Das war allerdings nicht weiter verwunderlich, da er gestern erst mitten in der Nacht zurückgekommen und direkt ins Bett gefallen war, kaum dass er es geschafft hatte, seine Kleidung auszuziehen. Langsam setzte er sich auf, rieb sich die müden Augen, wühlte durch seine Haare und stieg dann benommen aus dem Bett. Beinahe wäre er hingefallen, doch er konnte sich gerade noch am Bettpfosten festhalten.
»Alter«, sagte er leise, gähnte ausgiebig und beugte mehrfach langsam seine Beine, um die Durchblutung anzuregen.
Als das Kribbeln in seinen Unterschenkeln aufgehört hatte, stieg er vorsichtig über die auf dem Boden verstreuten Kleidungsstücke und tappte über den kühlen Holzboden ins Bad. Dort tastete er an der Wand neben der Tür herum, um den Lichtschalter zu finden, denn in diesem Raum gab es kein Fenster, das Tageslicht hätte hereinlassen können.
»Wo ist denn das verdammte Ding?«, murmelte er.
Schließlich fand er den Schalter, drückte ihn tief in die Fassung und das Oberlicht flammte auf. Es war so grell, dass er unwillkürlich die Augen zusammenkniff und gleichzeitig den Elektriker sowie den Besitzer des Hauses verfluchte. Als sich seine Augen weitgehend an die brutale Helligkeit gewöhnt hatten, beugte er sich über das Waschbecken, drehte den Wasserhahn auf und ließ das eiskalte Wasser in seine zu einem Trichter geformten Hände laufen. Einer Schaufel gleich hob er die Hände hoch und schüttete sich das kühle Nass ins Gesicht. Diese Prozedur wiederholte er noch einige Male, bis er das Gefühl hatte, einigermaßen erfrischt zu sein. Dann drehte er den Hahn wieder zu und richtete sich auf. Der Mann, der ihn aus dem Spiegel heraus anblickte, sah aus, als hätte er seine besten Jahre bereits lange hinter sich. Unter den Augen befanden sich so dunkle Ringe, dass man denken konnte, Burgmeister hätte sich für ein Goth-Treffen geschminkt. Die dunklen Haare, die normalerweise kurz geschnitten waren, waren in den vergangenen Wochen gewachsen und sahen aus, als würden sie einem unter Strom gesetzten Eichhörnchen gehören. Auf seiner Stirn hatten sich tiefe Falten eingegraben, die den Oberkommissar unwillkürlich an die Schützengräben des Ersten Weltkriegs erinnerten, die er einmal bei einem Urlaub in Ost-Frankreich besucht hatte.
Seine Nase stand leicht schief, was einer Schlägerei vor mehreren Jahren geschuldet war. Die Lippen waren schmal und leicht nach unten gezogen, was ihm den Ausdruck eines missmutigen Menschen verlieh, der im Leben nicht viel zu lachen hatte.
, dachte er.
Das seiner Meinung nach Interessanteste und noch immer Schönste an ihm waren seine Augen. Diese glichen farblich reifen Kastanien, lagen vergleichsweise tief in ihren Höhlen und hatten einen nicht unerheblichen Erfolg bei Frauen. Zumindest vermutete er das, denn er war seit einigen Jahren verheiratet, und bei seiner Arbeit hatte er vor allem mit Männern zu tun. Burgmeister wandte sich ab und stieg in die kleine Duschkabine, wobei der Begriff Kabine in diesem Zusammenhang übertrieben erschien, denn viel eher handelte es sich dabei um eine mit einem Vorhang abgetrennte Ecke, in dessen Boden sich ein vergitterter Abfluss befand. Während er das warme Wasser genoss und dem gleichmäßigen Brummen der Wasserpumpe lauschte, dachte er an den vergangenen Abend zurück.
Ursprünglich hatte er nur vorgehabt, zur örtlichen ABC-Tankstelle zu fahren und sich zwei Dosen Bier und eine Tiefkühlpizza zu holen. Doch dann war er irgendwie dort hängengeblieben, als der Kassierer, der, wie er im Laufe des Abends erfahren hatte, Mika hieß und einige Jahre in Deutschland studiert hatte, ihn auf einen Drink eingeladen hatte. Aus einem Glas waren schließlich mehrere geworden, und immer mehr von Mikas Freunden hatten sich dort eingefunden. Letzten Endes war Burgmeister so betrunken gewesen, dass er es nicht mehr allein geschafft hatte, in seine Unterkunft zu gelangen.
»Geile Nacht«, sagte er laut und grinste schief. Als das Duschwasser langsam kühler wurde und sich die Pumpe dem Geräusch nach zu urteilen immer mehr abmühte, drehte er die Dusche ab, band sich ein Handtuch um die Hüften und ging zurück in das Hauptzimmer, einem Raum mit dem Ausmaß von stattlichen zehn Quadratmetern. Vor etwa zwei Wochen war er nach Nurmes gekommen und hatte ein wenig außerhalb des knapp achttausend Einwohner zählenden Ortes eine kleine Hütte gemietet. In unmittelbarer Nähe befand sich das , ein Ressort am Nordufer des Pielinen-Sees, der unter den rund einhundertsiebenundsiebzigtausend Gewässern Finnlands komfortabel den vierten Platz einnimmt und zum Nationalerbe gehört. Er wusste von diversen Reiseseiten im Internet, dass man hier gut Hechte und Zander, aber auch Binnenlachse und Bachforellen angeln konnte. Nicht, dass ihn das sonderlich interessierte, denn das Einzige, was er von Fischen wusste, war, dass man sie essen konnte. Als Oberkommissar der Münchner Polizei hätte er sich auch im Bomba-Hotel ein Zimmer leisten können, aber er war kein großer Freund davon, viel Geld auszugeben, und außerdem benötigte er keinen Luxus. Das war neben einer Vielzahl an anderen Dingen etwas, was ihm seine Frau nahezu täglich vorwarf. Burgmeister öffnete das breite Fenster und atmete die frische Luft, die vom See herübergeweht kam, tief ein. So eine saubere Luft gab es in München einfach nicht, und so eine Ruhe erst recht nicht, dachte er, während er seine Kleidung vom Fußboden aufklaubte und sich anzog. Als er sich seine Hose, sein Shirt, seine Windjacke und seine Schuhe übergezogen hatte, überprüfte er, ob er seinen Zimmerschlüssel und seine Geldbörse bei sich hatte, und verließ dann die Hütte. Da es bereits Herbst war, war es draußen schon relativ kühl. Er zog den Reißverschluss seiner Jacke hoch, atmete nochmals tief ein und wandte sich dann in Richtung des Bomba-Restaurants, welches nur wenige Hundert Meter entfernt erbaut worden war. Der Beamte hatte einen Bärenhunger und stapfte daher zielstrebig den Pfad entlang an der Hotelanlage vorbei. Zu dieser Jahreszeit war der Sommer praktisch schon vorbei, und die Nächte konnten bereits empfindlich kühl werden. Dennoch waren überall Touristen unterwegs. Der Sprache nach zu urteilen, in der sie sich unterhielten, stammten sie irgendwo aus Osteuropa. Er tippte auf Russland, war sich aber nicht sicher, und eigentlich war es ihm auch egal. Eine Gruppe Kleinkinder tollte auf dem am Weg befindlichen Spielplatz herum, und er hielt kurz inne, um ihnen bei ihrem Treiben zuzusehen. Beim Anblick der spielenden Kinder dachte er unwillkürlich an seine Tochter, die jetzt gerade sicher in der Schule war und sich auf das Leben vorbereiten ließ. Oder, wie er es nannte, den Drill über sich ergehen ließ. Burgmeister schüttelte kurz den Kopf, um die aufkommende Wehmut zu vertreiben, und ging dann weiter, bis er an seinem Ziel angekommen war. Das zweistöckige und aus Holz gefertigte Gebäude stammte aus den späten neunzehnhundertsiebziger Jahren und war ein exakter Nachbau des Mitte des achtzehnten Jahrhunderts in Russland von Jegor Bombin errichteten Bomba-Hauses. Die Kopie, die in Nurmes stand, diente sowohl als Restaurant für Laufkundschaft, als auch als Standort für unterschiedlichste Veranstaltungen. Im Sommer gab es hier oft Theatervorstellungen und traditionelle Folklore zu bestaunen, während man im Winter von hier aus Schnee-Langlaufen oder die Umgebung auf einem Schneemobil erkunden konnte. Auch Wanderwege fanden sich hier zuhauf, und ein Golfplatz, auf dem man seine Fähigkeiten ausbauen konnte und der zu den besten Plätzen in ganz Finnland zählte.
Doch nichts davon interessierte Burgmeister, als er durch den Haupteingang des Bomba-Hauses trat. Den kleinen Souvenirladen zu seiner Linken ließ er unbeachtet und wandte sich direkt zum Restaurantbereich, der sich in einem großen, über zwei Stockwerke gehenden Raum befand. Er suchte sich einen Tisch in der Ecke aus und wartete darauf, dass die Bedienung vorbeikam, während er bereits die Speisekarte studierte. Er hatte sich gerade etwas aussuchen wollen, als sein Handy in der Hosentasche vibrierte. Er zog es hervor und warf einen Blick auf den kleinen Bildschirm. Es war die Nummer seiner Frau. Genervt legte er das Handy neben sich auf den Tisch, betrachtete weiter die Speisekarte und wartete darauf, bis sein Telefon aufhörte, langsam über den Tisch zu wandern. Als die Anruferin auch nach zwei Minuten noch nicht aufgegeben hatte, begann Burgmeister langsam, sich Gedanken zu machen. Was wollte seine Frau so früh von ihm? War vielleicht etwas mit seiner Tochter? Schlagartig regte sich sein Gewissen. Schließlich nahm er das Handy wieder in die Hand und drückte auf den -Knopf.
»Na endlich«, ertönte die Stimme seiner Frau aus dem Lautsprecher.
»Freut mich auch, dich zu hören«, antwortete der Polizist. »Wie geht es dir an diesem wunderschönen Tag, mein Schatz?«
»Hör gefälligst auf damit.«
»Okay«, lenkte er ein. »Was willst du? Ist irgendwas mit Janine?«
»Deiner Tochter geht es gut. Ich will nur wissen, wo du gerade steckst.«
»Was geht es dich an?«, fragte er unwirsch.
»Ganz einfach. Wenn dir was passiert, dann bin ich für die Beerdigung...