E-Book, Deutsch, 252 Seiten
Senn Treat Your Money Like Your Lover
1. Auflage 2020
ISBN: 978-3-7325-9852-6
Verlag: Lübbe Life
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection
Kümmere dich um dein Geld und werde reich in jeder Beziehung
E-Book, Deutsch, 252 Seiten
ISBN: 978-3-7325-9852-6
Verlag: Lübbe Life
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection
'Ich müsste dringend mal meine Finanzen ordnen' - vielen sitzt das im Nacken und sie scheuen sich doch, das Thema anzugehen. Was aber wäre, wenn wir unser Geld betrachten würden wie einen Partner? MoneyCoach Ivonne Senn meint, im Umgang mit den Finanzen spiegeln sich Überzeugungen über das Leben, Beziehungen und den eigenen Selbstwert. Darum hat sie ein Programm entwickelt, um Beziehungsmuster zu erkennen, neu zu ordnen und so Selbstbewusstsein und sogar Spaß im Umgang mit Geld zu entwickeln.
Ivonne Senn ist Betriebswirtin und seit 2010 MoneyCoach. Sie arbeitet mit Millionären und Minijobbern, Selbstständigen, Angestellten und Familien und hat selbst schon richtig viel und viel zu wenig verdient. In ihren Workshops, Seminaren und Einzelcoachings hört sie immer wieder den Satz "Ich kann einfach nicht mit Geld umgehen" - der nie stimmt. Nun erklärt sie, wie es gelingt, wenn man auf der richtigen Ebene ansetzt - bei sich selbst ...
Autoren/Hrsg.
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3.2
WAS WOLLEN UNS
UNSERE GEFÜHLE SAGEN?
Gerade die sogenannten negativen Gefühle zuzulassen ist am Anfang gar nicht so leicht. Wenn wir sie empfinden, müssen wir zugeben, dass wir vielleicht Angst haben, neidisch, gestresst, überfordert, gelangweilt sind. Das Gute ist, wir müssen es ja erst einmal nur uns selbst gegenüber zugeben. Und wenn wir zu uns nicht ehrlich sein können, zu wem dann? Dabei sind gerade die »schlechten« Gefühle besonders spannend. Angst ist zum Beispiel eines meiner Lieblingsgefühle. Also nicht in dem Sinne, dass ich sie gerne und jeden Tag fühlen will, sondern weil sie zwei besondere Eigenschaften besitzt. Zum einen ist sie ein Gefühl, das immer vor etwas entsteht. Wenn mir jetzt jemand eine Pistole an den Kopf hält, habe ich keine Angst vor der Pistole, sondern davor, dass derjenige, der sie hält, abdrückt. Wenn er das getan hat, habe ich keine Angst mehr vor dem Schuss, sondern – mit etwas Glück – davor, was die Kugel in meinem Körper anrichtet, und so weiter. Zum anderen verrät mir die Angst, dass ich für die Situation, der ich mich gegenübersehe, nicht gerüstet bin. Mir fehlen entweder Informationen oder Unterstützung – oder beides. Stell dir vor, du stehst am Sonntag im Park und plötzlich schießt ein großer Hund auf dich zu – nur leider hast du keine Ahnung von Hunden und weißt nicht, ob er beißen oder nur spielen will. Also bekommst du Angst. Stünde eine hundeerfahrene Begleitung neben dir (Unterstützung), könnte sie dir sagen, ob du besser rennen oder dich darauf gefasst machen solltest, gleich stürmisch abgeschlabbert zu werden. Oder wenn du mehr über Hunde wüsstest (Information), könntest du die Situation selbst einschätzen. Angst ist also eine tolle Freundin, die uns davor warnt, dass uns noch etwas fehlt, um die Situation, der wir uns gegenübersehen, zu meistern. In Bezug auf Geld sind verbreitete Ängste, dass es nicht reicht und wir irgendwann ohne finanzielle Mittel dastehen, dass wir aus unserem Haus/unserer Wohnung rausmüssen oder unsere Schulden nie wieder loswerden. Wenn ich diese Ängste unterdrücke, mich ablenke, kann ich nichts gegen die möglichen Konsequenzen unternehmen. Wenn ich die Ängste jedoch zulasse und als Warnung akzeptiere, kann ich anfangen, etwas zu tun! Ich kann mir Wege überlegen, damit das, vor dem ich mich fürchte, nicht eintritt. Oder Alternativen finden für den Fall, dass es eben doch so weit kommt. ALLE UNSERE GEFÜHLE SIND WICHTIG –
AUCH DIE SOGENANNTEN NEGATIVEN GEFÜHLE. Frei fließende Gefühle sind nicht schlimm. Sie laden uns ein, uns umzuschauen und Dinge zu sehen, die wir sonst nicht bemerkt hätten. Wenn wir uns trauen, sie zu fühlen, können wir verstehen, was sie uns sagen wollen. Hier mal die im Zusammenhang mit Geld am häufigsten vorkommenden »negativen« Gefühle und ihre Bedeutung: 3.2.1
Angst
Angst warnt uns, dass uns Informationen und/oder Unterstützung fehlen, um die uns bevorstehende Situation zu meistern. Wenn wir Angst verspüren, können wir keine rationalen Entscheidungen treffen. Doch woher kommt es, dass wir unter Angst irrational reagieren? Um diese Frage zu beantworten, müssen wir uns ein wenig mit den Vorgängen im menschlichen Gehirn und Körper beschäftigen. Angst entsteht in unserem Gehirn in der Amygdala, die sich wiederum im vorderen Teil des Temporallappens befindet. Sie ist mit unserem Gehirnstamm verbunden, welcher der älteste Teil unseres Gehirns ist. In (echten oder als solchen empfundenen) Gefahrensituationen schickt die Amygdala ein Signal an unseren Gehirnstamm, der daraufhin Botenstoffe wie Dopamin und Adrenalin ausschüttet, die dafür sorgen, dass wir kämpfen, fliehen oder erstarren (uns totstellen) können, um die Gefahr abzuwehren. Die Angst war ursprünglich da, um uns vor realen Gefahren zu warnen – zum Beispiel wenn auf einmal ein Säbelzahntiger vor uns stand. Dann sollten wir nicht lange nachdenken, was wir nun am besten tun, sondern einfach die Beine in die Hand nehmen und rennen. Unser sogenanntes rationales Denken ist in diesen Situationen erst einmal ausgeschaltet, und anstatt zu agieren, können wir nur reagieren. In den allermeisten Situationen, in denen wir heutzutage im Alltag Angst verspüren, sind Flucht, Kampf oder Erstarren jedoch nicht sonderlich hilfreich. Was können wir also tun? Immer dann, wenn wir Angst haben – wie unsinnig sie uns auch erscheinen mag –, müssen wir es erst einmal schaffen, unseren Gehirnstamm, auch Reptiliengehirn genannt, zu beruhigen, damit unser rationales Denken wieder einsetzen kann. Interessanterweise hat der Musculus psoas major – der große Lendenbeuger, der unseren Rumpf mit unseren Beinen verbindet – über das Rückenmark eine direkte Verbindung zu unserem Reptiliengehirn. Was Sinn ergibt, denn es ist der Muskel, der es uns ermöglicht, unsere Beine zu bewegen, wenn wir fliehen, kämpfen oder auch (zwecks Verstecken) in die Hocke gehen wollen. Zudem ist er über Faszien mit dem Zwerchfell verbunden und wird aktiviert, wenn wir zum Beispiel vor Schreck scharf einatmen oder bei Stress schneller und flacher atmen. Nicht umsonst heißt der Psoas auch der »Seelenmuskel«. Viele Rücken- und Knieprobleme haben eine emotionale Ursache, die sich über die Verbindung zum Lendenbeuger körperlich bemerkbar macht. In meiner Familie gehört es schon fast zum guten Ton, als Frau Rückenprobleme durch seelischen Stress zu bekommen – und dann die Ursache zu ignorieren. Das Reptiliengehirn ist über Nervenstränge aber auch mit unserem Zwerchfell und damit mit unserer Atmung verbunden. Auch das ergibt Sinn, denn bei Flucht, Kampf oder Erstarren passt sich unsere Atmung entsprechend an. Weiter vorne habe ich gesagt, dass wir, wenn wir Angst haben, aber eine rationale Entscheidung treffen sollen, erst einmal unser Reptiliengehirn beruhigen müssen, damit es aufhört, seine Botenstoffe auszuschütten. Und dabei hilft uns diese Verbindung zum Zwerchfell. Wir können unser Gehirn über den Körper nämlich einfach austricksen. ÜBUNG: Sofort zur Ruhe finden Egal, ob du gerade sitzt oder stehst, konzentriere dich darauf, auf vier Takte einzuatmen und auf sechs Takte auszuatmen. Mach das drei, vier Mal hintereinander. Merkst du, wie ruhig du wirst, wie geerdet du dich auf einmal fühlst? Diese Atemtechnik sorgt dafür, dass das Zwerchfell sich entspannt. In einer Angstsituation funkt es somit ans Gehirn, dass hier unten alles in Ordnung ist. Das wiederum beruhigt unser kleines Krokodil im Kopf, sodass es aufhört, unseren Körper mit Botenstoffen, die unsere Angst anfeuern, zu überschwemmen. Und, schwups, ist die richtige Ordnung im Kopf wiederhergestellt. Das Schöne an dieser Übung ist, dass wir sie überall anwenden können. Aufregung vor einem Vorstellungsgespräch? Check. Leichte Panik vor dem ersten Date? Check. Schwitzige Hände vor dem Betrachten des Kontoauszugs? Check. Einfach drei- bis fünfmal hintereinander länger ausatmen als einatmen, und schon kehrt Ruhe ein. Zu was für wundersamen Veränderungen in unserer Wahrnehmung es führen kann, wenn wir die Angst zulassen und mit ihr reden, durfte ich mit einer Klientin erleben. Finanziell war es bei ihr wirklich knapp. Sie kam seit Monaten gerade so mit ihrem Geld hin, hatte aber einen neuen, besser bezahlten Job in Aussicht. Ihre Angst war, dass sie diesen Job doch nicht bekommt und aus ihrer Wohnung ausziehen muss – eine Vorstellung, die sie wirklich panisch gemacht hat. Mit den fünf »Was dann?« sind wir mit dieser Angst in Kontakt getreten. ÜBUNG: Die fünf »Was dann?« Die fünf »Was dann?« sind eine Technik, sich seiner Angst zu stellen und einen Weg aus ihr herauszufinden. Und sie funktioniert genauso, wie sie sich anhört: Wir fragen fünfmal »Was dann?« und gehen so immer weiter in die Tiefe unserer Ängste. HINWEIS: Wenn du unter Depressionen leidest oder wegen einer anderen psychischen Erkrankung in Behandlung bist, solltest du diese Übung auf keinen Fall allein machen, sondern nur unter professioneller Begleitung durch einen Coach oder Therapeuten deines Vertrauens. Klientin: »Ich habe Angst, dass ich aus meiner Wohnung rausmuss, wenn ich den neuen Job doch nicht bekomme.« Ich: »Und was dann?« Klientin: »Dann säße ich erst mal auf der Straße.« Ich: »Und was dann?« Klientin: »Nun ja, vermutlich würde ich mich vorher doch schon nach was anderem umschauen. Aber das wäre dann nicht so schön wie meine jetzige Wohnung und vermutlich kleiner, sodass ich nicht alle Möbel behalten könnte …« Ich: »Und was dann?« Klientin: »Ein paar Sachen könnte ich vielleicht für ein paar Euro verkaufen. Und eine kleinere Wohnung bedeutet dann ja auch geringere Kosten.« Ich: »Und was dann?« Klientin: »Wenn ich weniger Fixkosten hätte, würde ich am Ende des Monats nicht immer zittern müssen, dass es reicht.« Ich: »Und was dann?« Klientin: »Ich könnte vielleicht sogar anfangen, was zurückzulegen. Und ich könnte meine Kinder finanziell unterstützen. Vielleicht würde ich in einem neuen Viertel auch neue Leute kennenlernen, und wer weiß, was sich daraus ergeben kann …« Ihre Vision, was alles passieren könnte, wenn sie aus ihrer Wohnung rausmüsste, wurde immer klarer, bunter und … leichter. Es...