Shepherd | Der Dornenprinz | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, Band 16, 109 Seiten

Reihe: Die Grimm-Chroniken

Shepherd Der Dornenprinz


1. Auflage 2020
ISBN: 978-3-7394-8434-1
Verlag: tolino media
Format: EPUB
Kopierschutz: Adobe DRM (»Systemvoraussetzungen)

E-Book, Deutsch, Band 16, 109 Seiten

Reihe: Die Grimm-Chroniken

ISBN: 978-3-7394-8434-1
Verlag: tolino media
Format: EPUB
Kopierschutz: Adobe DRM (»Systemvoraussetzungen)



Eine Seele, die einmal mit dem Bösen in Berührung kommt, gilt für immer als verloren. Dennoch ist es unmöglich, sich vor ihm zu verschließen, denn das Böse findet immer einen Weg zu den Menschen. Es hat viele Gesichter und kann in jeder Erscheinungsform auftreten, selbst mit einer winzigen rosa Nasenspitze, die lustig hin und her wackelt, wenn es sein Schnäuzchen in die Luft reckt. Kein Haus, nicht einmal ein Schloss, ist vor dem Bösen sicher.

Maya Shepherd wurde 1988 in Stuttgart geboren. Zusammen mit Mann, Kindern und Hund lebt sie mittlerweile im Rheinland und träumt von einem eigenen Schreibzimmer mit Wänden voller Bücher. Seit 2014 lebt sie ihren ganz persönlichen Traum und widmet sich hauptberuflich dem Erfinden von fremden Welten und Charakteren. Die Grimm-Chroniken wurden 2019 mit dem Skoutz-Award in der Kategorie Fantasy ausgezeichnet.

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Betreten auf eigene Gefahr
Mittwoch, 24. Oktober 2012 23.45 Uhr Königswinter, Finsterwald, Lebkuchenhaus Es war verrückt. Vollkommen verrückt! Gerade hatte Maggy noch in dem verwitterten Achterbahntunnel des ehemaligen Spreeparks gestanden und nun spazierte sie durch eine Tür geradewegs ins Lebkuchenhaus. Trotz des dämmrigen Lichts im Inneren war der Duft nach Schokolade unverkennbar. Zudem erwartete Jacob sie bereits und deutete auf die Kohle im Ofen, die noch rot glühte. »Wer auch immer hier war, wir haben ihn nur knapp verpasst«, meinte er konzentriert und ließ dabei völlig unbeachtet, dass sie gerade mit nur einem einzigen Schritt hunderte Kilometer, die zwischen Berlin und Königswinter lagen, überbrückt hatten. Maggy konnte nicht so leicht den Zauber der Magie von sich abschütteln. Die Existenz des Portals war unglaublich! Nicht vorzustellen, wohin man damit überall gelangen könnte. Sie schritt durch die Stube und stellte sich vor den Ofen, aus dem ihr noch Hitze entgegenschlug. Wenn sie die Augen schloss, konnte sie sich vorstellen, dass Joe und Will direkt hinter ihr wären. Das Lebkuchenhaus war zu ihrer Zuflucht geworden, als ihre Welt im Wahnsinn versunken war. Sie hatten gescherzt, weil Maggy die Einzige von ihnen gewesen war, die in der Lage war, ein Feuer zu entfachen. Im Spaß hatten die beiden sie als Hexe bezeichnet und nicht geahnt, wie nah sie damit der Wahrheit kamen. »Ember muss hier gewesen sein«, erwiderte Maggy, nachdem einige Sekunden verstrichen waren. »Nur sie und ich können die Flammen auflodern lassen.« Jacob nickte. Für ihn ergab das Sinn. »Es ist wahrscheinlich, dass sie sich in Begleitung von jemandem befindet, den wir kennen.« Maggy vermutete, dass Joe nach Königswinter zurückgekehrt war, um nach Will zu suchen. In seiner Verzweiflung hatte er sicher auch die ›Grimm-Chroniken‹ gelesen, um darin Hinweise zu finden, die ihm weiterhelfen konnten. Vielleicht war er so auf Ember gestoßen und es war ihm gelungen, sie in dieser Welt aufzuspüren. Will und Margery befanden sich höchstwahrscheinlich in der Gewalt der bösen Königin. In dieser Hütte hatte Maggy beide zum letzten Mal außerhalb eines Traumes gesehen. Hier war es gewesen, als sich beide gegenseitig ihre Liebe gestanden hatten und Maggy ein stummer Zeuge davon geworden war. Die Erinnerung daran war wie ein Kniff in ihre Brust, nicht angenehm, aber ertragbar. Solange sie Will finden würden, wäre alles andere unwichtig. »Was machen wir jetzt?«, wandte sie sich an Jacob. Sie brauchte ihn, damit er ihr sagte, was sie zu tun hatte. Für gewöhnlich konnte sie selbst Entscheidungen treffen, aber sobald ihr Herz involviert war, fiel es ihr schwer, rational zu bleiben. »Wir sollten uns an den ursprünglichen Plan halten und uns auf den Weg zu Schloss Drachenburg machen«, beschloss Jacob. »Wenn wir dort nichts finden, was uns weiterbringt, können wir immer noch hierhin zurückkehren.« Alles war besser, als in diesem Haus zu sitzen und nur abzuwarten. Ihnen lief die Zeit davon. Der erste Tag war beinahe um und danach blieben ihnen nur noch sechs, um dafür zu sorgen, dass die Geschichte dieses Mal ein anderes Ende nahm. Eines, in dem Will nicht starb. Gemeinsam verließen sie das Lebkuchenhaus und traten in den Finsterwald hinaus. Obwohl Maggy wusste, dass hinter der Tür unzählige Bäume warten würden, hätte es einen Teil von ihr nicht gewundert, wenn sie dort den dunklen Achterbahntunnel vorgefunden hätte. Sie hatte von jeher an die Existenz von Magie glauben wollen, aber selbst für sie war es schwer, diese nun als einen Bestandteil ihrer Welt zu erleben. Für Jacob machte es keinen Unterschied, ob er sich in Engelland oder in Königswinter befand, der Finsterwald war derselbe. Mühelos fand er den Weg vom Lebkuchenhaus zu der Lichtung, auf der sich das erste Hinweisschild zum Schloss befand. Der Mond war hinter den Wolken hervorgekommen und erhellte mit seinem silbrigen Licht die Nacht. Maggy fragte sich, ob es Lavena war, die dort oben am Firmament leuchtete, doch sie konnte beim Anblick des Himmelskörpers keine besondere Verbindung zu ihm spüren. Wenn es wirklich Lavena wäre, müssten die Herzstücke von Margery, die sie in sich trugen, einander dann nicht erkennen? Trotz der Dunkelheit erinnerte sie sich daran, dass sie schon einmal mit Will und Joe auf dieser Lichtung gewesen war. Das Schild, welches sich dort befand, war damals jedoch ein anderes gewesen, zumindest hatte es eine andere Beschriftung besessen. Östlich der Sonne und westlich des Mondes, hatte es märchenhaft geheißen. Nun stand dort jedoch nur noch: PRIVATGELÄNDE – Betreten auf eigene Gefahr! Maggy machte Jacob darauf aufmerksam. »Was hat das zu bedeuten? Ich dachte, Schloss Drachenburg befindet sich in dieser Welt in städtischer Hand. Das habe ich zumindest im Internet gelesen.« Jacob zuckte nur mit den Schultern. Ein Warnschild war nichts, wovon er sich aufhalten lassen würde. Entschlossen folgte er dem Pfad, der den Hügel hinauf zum Schloss führte. Erst als Maggy durch den dunklen Wald lief, fiel ihr auf, dass sie sich zuvor noch nie bei Nacht dem Schloss genähert hatte. Laub raschelte unter ihren Füßen, ansonsten war es jedoch totenstill. Gerade das beunruhigte sie am meisten. Es schien, als gäbe es in diesem Teil des Waldes keine Tiere. Witterten sie die Gefahr und waren deshalb geflohen? Ihr wurde immer unheimlicher zumute, je näher sie dem Gemäuer kamen. Sie versuchte, es zu vermeiden, aber drehte sich doch immer wieder um und suchte zwischen den Baumstämmen nach leuchtenden Augenpaaren, die ihr durch die Dunkelheit folgten. Sicher bildete sie sich das Gefühl, beobachtet zu werden, nur ein. Seltsamerweise hatte die Angst jedoch erst eingesetzt, nachdem sie das Schild passiert hatten. Es war schwer vorherzusagen, was sie erwarten würde. Meistens kam es ganz anders, als man dachte. Was konnte schlimmer sein als ein blutdürstiger, schlafwandelnder Vampir? Ob Jacob sich genauso unwohl fühlte? Zumindest ließ er sich seine Furcht nicht anmerken, sondern erklomm mit festem Schritt den Hügel. Dabei schnaufte er allerdings auffällig schwer. Sein Atem hinterließ kleine Dampfwolken in der kalten Oktoberluft. Er hatte sich eine Hand auf seine Brust gepresst. Maggy kamen augenblicklich die mahnenden Worte des Arztes in den Sinn: Es tut mir leid, Ihnen das mitteilen zu müssen, aber Ihr Herz wird in diesem Zustand nicht mehr lange funktionstüchtig sein. »Jacob«, rief sie besorgt. »Wir sollten etwas langsamer gehen.« Er drehte sich mit gerötetem Gesicht zu ihr um. »Du bist doch noch jung«, tadelte er sie scherzhaft. »Macht dir so ein kleiner Fußmarsch etwa zu schaffen?« Mir nicht, aber dir, verkniff Maggy sich, zu sagen. Sie würde ihn niemals bloßstellen, doch ihre kummervolle Miene verriet ihre Gedanken. »Es ist nicht nötig, dass du auf mich Rücksicht nimmst«, sagte Jacob bestimmt. »Wenn ich erst einmal unter der Erde bin, werde ich genug Zeit haben, um mich auszuruhen.« Seine Aussage sollte sie aufheitern, aber Maggy fand daran überhaupt nichts witzig. Jacob verhielt sich ihrer Ansicht nach ziemlich unvernünftig. »Wir brauchen dich«, erinnerte sie ihn nachdrücklich. »Bitte gib auf dich acht!« Ihre Zuneigung besänftigte ihn, sodass er zumindest etwas langsamer ging. »Dafür, dass ich rein rechnerisch schon etwa vierhundert Jahre alt bin, habe ich mich doch ganz gut gehalten, oder?« Sie schmunzelte und klopfte ihm auf die Schulter. »Geradezu unwiderstehlich.« Jacob lachte verlegen auf, da kreuzten die Schienen der Drachenfelsbahn ihren Weg. Sie schimmerten im schwachen Mondschein. Nun war es nicht mehr weit. Rechts von ihnen erhoben sich bereits die Schlossmauern. Auf den letzten Metern klopfte Maggys Herz immer schneller, bis sie Schloss Drachenburg entdeckte. Es thronte auf einem Hügel, umschlossen vom Siebengebirge. Auf den ersten Blick wirkte es nicht verändert, aber es weckte in ihr völlig andere Gefühle als bei ihrem letzten Besuch. Damals war sie fasziniert gewesen und hatte alles über diesen mysteriösen Ort erfahren wollen. Nun rief sein Anblick in ihr den Wunsch hervor, zu fliehen. Etwas Dunkles und Beängstigendes ging von dem Gebäude aus, ohne dass sie es hätte benennen können. Es wirkte auf sie nicht mehr verwunschen, sondern nur noch einsam. Ein Blick zu Jacob verriet ihr, dass es ihm genauso erging. Das erkannte sie an seinem ernsten Gesicht und den aufeinandergepressten Lippen. Schlimme Dinge hatten sich in dem Gemäuer ereignet. Unschuldige Menschen hatten dort ihr Leben lassen müssen und böse Gedanken zogen sich darin wie Schimmel über die Wände. Verweilte man zu lange, bestand die Gefahr, ihre Sporen einzuatmen. Sie befielen die Seele, und selbst wenn es einem gelang, zu fliehen, wurde man sie danach nicht mehr los. Hatte das Böse erst einmal von einem Besitz ergriffen, war es schwer, es zurückzuweisen. Jacob atmete heftig. Es lag nicht nur an dem mühsamen Aufstieg, sondern er musste sich auch dazu überwinden, nicht umzukehren. Langsam überquerten sie die Brücke, die zum Torbogen führte. Ein massives Gitter versperrte ihnen den Durchgang. Das war neu. Probehalber rüttelte Jacob daran und das Geräusch hallte erschreckend laut durch die Nacht. Unsicher schaute er sich nach einer anderen Möglichkeit um, während Maggy den Klingelknopf neben dem...



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