Shepherd | Unterhalb des Horizonts | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, Band 18, 155 Seiten

Reihe: Die Grimm-Chroniken

Shepherd Unterhalb des Horizonts


1. Auflage 2020
ISBN: 978-3-7394-9682-5
Verlag: tolino media
Format: EPUB
Kopierschutz: Adobe DRM (»Systemvoraussetzungen)

E-Book, Deutsch, Band 18, 155 Seiten

Reihe: Die Grimm-Chroniken

ISBN: 978-3-7394-9682-5
Verlag: tolino media
Format: EPUB
Kopierschutz: Adobe DRM (»Systemvoraussetzungen)



Die Vergessenen Sieben hatten zueinander gefunden, um einen Krieg zu verhindern, doch nun musste jeder von ihnen sich seinem eigenen Kampf stellen. Ihre Herzen blieben miteinander verbunden und erst wenn jedes von ihnen aufhörte, zu schlagen, wäre alles verloren. Als das Mondmädchen sein Licht bei Tag erstrahlen ließ, weckte es den Hass der Sonne, die daraufhin drohte, die Erde zu verbrennen. Es gab nur einen Weg, um sie aufzuhalten. Sonne und Mond mussten einander an dem einzigen Ort begegnen, an dem dies möglich war: unterhalb des Horizonts. »Ich werde nicht kampflos untergehen«, schwor Lavena sich. »Es ist an der Zeit, dass Sonne und Mond Frieden miteinander schließen.«

Maya Shepherd wurde 1988 in Stuttgart geboren. Zusammen mit Mann, Kindern und Hund lebt sie mittlerweile im Rheinland und träumt von einem eigenen Schreibzimmer mit Wänden voller Bücher. Seit 2014 lebt sie ihren ganz persönlichen Traum und widmet sich hauptberuflich dem Erfinden von fremden Welten und Charakteren. 2019 gewann Maya Shepherd mit den Grimm-Chroniken den Skoutz-Award in der Kategorie Fantasy.

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Verborgen
Donnerstag, 25. Oktober 2012 20.30 Uhr Königswinter, Finsterwald Zuerst versuchte Maggy gar nicht, sich zurückzuverwandeln, weil sie sich in dem winzigen Körper der Spinne sicherer fühlte. Das Gras ragte über sie wie Hochhäuser und machte sie dadurch beinahe unsichtbar. Sie konnte noch nicht ganz glauben, dass Vlad Dracul sie wirklich hatte gehen gelassen. Sie fürchtete, dass er es sich anders überlegen und ihr seine Vampire auf den Hals hetzen könnte, wenn sie in der Nähe von Schloss Drachenburg wieder ihre menschliche Gestalt annahm. Sobald sie die Bäume des Finsterwaldes erreichte, kletterte sie an einem Baumstamm empor und schwang sich leichtfüßig von Ast zu Ast. Mit ihren Spinnfäden durch die Luft zu gleiten, war beinahe wie Fliegen. Sie genoss es, sich gegen die Schwerkraft aufzulehnen, und fühlte sich dabei stärker denn je. Nicht einmal das schwindende Licht machte ihr etwas aus. Sich als Spinne zu bewegen, fühlte sich für sie wie etwas ganz Natürliches an, als hätte sie es schon immer in sich gehabt. Sie musste nicht überlegen, was sie tun sollte, sondern konnte jede Fähigkeit hervorrufen – es war wie Atmen. Die Zeit verstrich wie im Flug, sodass sie Schloss Drachenburg nicht mehr entdecken konnte, als sie nach einer Weile bewusst danach Ausschau hielt. Auch von den Vampiren gab es im Wald keine Spur mehr. Nun hätte sie den Zauber brechen sollen, um ihren Weg als Mensch fortzusetzen, auch wenn sie nicht wusste, wo sie mit der Suche nach den anderen beginnen könnte. Allein zur Orientierung hätte es jedoch geholfen, wenn sie wieder auf zwei anstatt acht Beinen gestanden hätte. Die Sicht einer Spinne unterschied sich doch deutlich von der eines Menschen, sodass sie sich in dem dunklen Wald kaum zurechtfand. Voller Zuversicht hatte sie Vlad Dracul gegenüber behauptet, dass sie sich natürlich zurückverwandeln könne. Was hatte er zu ihr gesagt? Sie solle die Luft anhalten? Nach wie vor war sie sich nicht sicher, ob das ein Scherz gewesen war, aber ihr blieb kaum etwas anderes übrig, als es auszuprobieren. Entschlossen ließ sie sich zurück zu Boden gleiten, hielt den Atem an und zählte die Sekunden. 1, 2, 3, 4, 5, 6, 7, 8, 9, 10 – bisher tat sich nichts. Aber vielleicht musste sie es länger versuchen, auch wenn sie sich etwas albern dabei vorkam. 11, 12, 13, 14, 15, 16, 17, 18, 19, 20. Frustriert gab sie auf und zog wieder Luft in ihre Lungen. Als ob sie sich zurückverwandeln würde, nur weil sie die Luft anhielt! Haha, sehr witzig, Vlad Dracul, dachte sie beschämt. Nur gut, dass er sie nicht bei diesem kläglichen Versuch beobachtet hatte. Was könnte sie noch versuchen? Einen Spruch schien es nicht zu geben, denn sonst hätte er bei dem Zauber im Hexenbuch gestanden. Es musste etwas Banales sein, das sich jederzeit umsetzen ließ. Baba Zima hatte sich schließlich innerhalb weniger Sekunden von einem Raben zurück in einen Menschen verwandelt. Hänsels Bann war gebrochen, als die böse Königin ihn gegen die Dornenhecke geschleudert hatte. War es vielleicht das? Musste sie irgendwo dagegen laufen? Obwohl sie sich dabei noch dümmer vorkam, nahm Maggy Schwung und rannte gegen die nächste Wurzel, die sich aus dem Erdboden erhob. Wie nicht anders zu erwarten, wurde sie von dem Aufprall zurückgeschleudert und taumelte etwas benommen von einem Bein aufs andere, bis diese sich verknoteten und sie umkippte. Nicht nur Vlad Dracul hätte sein Vergnügen an diesem erbärmlichen Schauspiel gehabt. Baba Zima wäre vermutlich vor Lachen an ihren Tränen erstickt. Maggy musste zu ihrem großen Missfallen einsehen, dass sie so bald nicht auf die Lösung kommen würde. Deshalb beschloss sie, sich erst mal als Spinne weiterzubewegen. Vielleicht würde sie sich auf ihrem Weg durch Zufall zurückverwandeln. Bedauerlicherweise hatte sie aber auch kein Ziel, sodass sie sich darauf beschränken musste, zu versuchen, aus dem Wald zu gelangen. Dann würde sie weitersehen. Maggy wusste nicht, wie viel Zeit vergangen war, als sie die ersten Wohnhäuser erreichte. Sonst ließ sich so etwas halbwegs daran erahnen, wie dunkel es war, aber heute war die Sonne immer noch als glühendes Licht am Horizont zu erkennen. Die Leute, an denen sie heimlich vorbeischlich, hatten kaum ein anderes Gesprächsthema. Es war die Sensation und viele stellten die wildesten Spekulationen darüber an, was die Ursache dafür sein könnte. Gewiss lag nicht einer von ihnen richtig, denn welcher Mensch, der ernst genommen werden wollte, würde dahinter eine Differenz zwischen Sonne und Mond vermuten? Zumindest waren die Geschäfte bereits geschlossen, denn in keinem brannte Licht, sodass Maggy wusste, dass es nach achtzehn Uhr sein musste. Im Schutz der Hausfassaden krabbelte sie von einem Gebäude zum nächsten, bis sie die Innenstadt mit ihrem Kopfsteinpflaster und den schmalen Gassen erreichte. Außer dem Bahnhof, dem Lebkuchenhaus und Schloss Drachenburg hatte sie bisher kaum etwas von der Ortschaft gesehen. Das machte ihre Suche nicht gerade leichter. Als Spinne konnte sie auch niemanden nach dem Weg zum nächsten Friedhof fragen. Der Friedhof des versunkenen Mondes war ihr einziger Anhaltspunkt. Es lag nicht nur an dem märchenhaften Namen, sondern sie wusste auch aus den ›Grimm-Chroniken‹, dass Will dort im Traum einmal Margery begegnet war. Vielleicht wäre sie dort sogar Simonja begegnet, denn welcher Ort wäre besser für den Tod geeignet als ein Friedhof? Da sie sich nicht einmal sicher war, ob dieser Friedhof in der Realität wirklich existierte, wollte sie sich darüber am Bahnhof mithilfe von Busfahrplänen Klarheit verschaffen. Sollte sie eine Linie finden, die tatsächlich dort hinfuhr, könnte sie versuchen, sich in den Bus zu schmuggeln. Auch wenn sie nun in dem Körper einer Spinne steckte, dachte sie immer noch wie ein Mensch. Nachdem sie sich möglichst unauffällig fortbewegt hatte, erstrahlte am Ende einer Straße endlich das hell erleuchtete Bahnhofsgebäude. Trotz ihrer Ungeduld musste sie sich weiterhin vorsichtig verhalten, wenn sie nicht von irgendeinem unachtsamen Menschen totgetrampelt werden wollte. Zwar hätte das vermutlich ihr Verwandlungsproblem beseitigt, aber wäre dennoch keine Lösung gewesen. Sie zwang sich also, Ruhe zu bewahren und sich im Schatten zu halten, bis ihre acht Augen eine bekannte Gestalt auf der Straße ausmachten. Es war vor allem ihre humpelnde und zugleich gehetzte Gangart, die sie verriet. Rumpelstein kam geradewegs auf Maggy zu. Zwar war er nicht derjenige, den sie sich gewünscht hätte, zu treffen, aber er stellte eine willkommene Alternative dar. Sie versuchte nicht, den Zwerg auf sich aufmerksam zu machen, sondern hielt sich versteckt, bis er an ihr vorüber war. Erst dann warf sie einen Spinnfaden aus, der Halt an dem schmutzigen Mantel des kleinen Mannes fand, und ließ sich auf dessen Rücken gleiten. Vielleicht hatte es einen Grund, dass es ihr bisher nicht gelungen war, sich zu verwandeln – nur so konnte sie Rumpelstein unbemerkt folgen. Wohin war er so eilig unterwegs? Welche Gemeinheit heckte er dieses Mal im Auftrag der Königin aus? Es schien, als wolle Rumpelstein vor einem unsichtbaren Verfolger davonlaufen. Immer wieder drehte er sich um oder legte den Kopf in den Nacken, um auf die Dächer zu blicken. Wonach hielt er Ausschau? Nach Raben, welche als die Späher der Königin galten? Warum sollte er sich vor ihnen fürchten? War er nicht auf Befehl von Elisabeth unterwegs? Während der Zwerg von einer Gasse in die nächste huschte und die kleine Stadt in ein Labyrinth verwandelte, beschlich Maggy immer mehr der Verdacht, dass er bei dem, was er vorhatte, nicht gesehen werden wollte – von niemandem. Was oder wen könnte er vor seiner Königin verbergen wollen? Als Maggy und er sich zuletzt im Krankenhaus begegnet waren, hatte sie ihn auf Eva angesprochen. Ich werde nicht zulassen, dass ihr sie mit in den Abgrund reißt, hatte er zu ihr gesagt, bevor er sie betäuben wollte. Versteckte er seine Tochter vor Elisabeth und war nun auf dem Weg zu ihr? Er ging sehr vorsichtig und gewissenhaft vor, schaute überallhin und führte seine möglichen Verfolger in die Irre. Aber eines beachtete er nicht: seinen eigenen Rücken. Unbemerkt harrte Maggy dort aus, bis Rumpelstein sie in eine Art Industriegebiet führte. Lagerhallen, Werksgelände und kleinere Fabriken reihten sich aneinander. In ihrer Mitte thronte ein altes Gebäude, welches sie am ehesten als Turm bezeichnet hätte. Die grauen Wände waren mit Graffitis besprüht und sämtliche Fenster zerbrochen. Insgesamt machte es einen ziemlich verfallenen Eindruck, der vermuten ließ, dass es in der heutigen Zeit keine Funktion mehr hatte. Der wacklige Bauzaun, der den Turm umgab, hielt weder Rumpelstein noch andere Eindringlinge fern. Zielstrebig quetschte sich der Zwerg durch eine ungeschützte Stelle und ging um den Turm herum, bis er an eine rostige Eisentür geriet, die jedoch mit einer neuen Metallkette und einem Schloss gesichert war. Zu Maggys Erstaunen trug Rumpelstein den passenden Schlüssel bei sich, was die Vermutung nahelegte, dass er es gewesen war, der das Schloss angebracht hatte. Er öffnete die Tür nur einen Spaltbreit und schob sich in das verwahrloste Innere. Das schwache Abendlicht fiel durch...



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