Shepherd | Wolfsblut im Sternenregen | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, Band 17, 107 Seiten

Reihe: Die Grimm-Chroniken

Shepherd Wolfsblut im Sternenregen


1. Auflage 2020
ISBN: 978-3-7394-8903-2
Verlag: tolino media
Format: EPUB
Kopierschutz: Adobe DRM (»Systemvoraussetzungen)

E-Book, Deutsch, Band 17, 107 Seiten

Reihe: Die Grimm-Chroniken

ISBN: 978-3-7394-8903-2
Verlag: tolino media
Format: EPUB
Kopierschutz: Adobe DRM (»Systemvoraussetzungen)



In Sternen wohnen die unschuldigen Seelen von Menschen, die zu früh aus dem Leben gerissen wurden. Wenn ihr Licht erlischt, finden sie Erlösung und ziehen als Sternschnuppen ein letztes Mal durch die Nacht. Doch was, wenn Unzählige von ihnen auf einmal vom Himmel stürzen? Ist das der Anfang vom Ende? Wenn einem nur noch sechs Tage bleiben, um das Schicksal der Welt zu entscheiden, kann jede Minute entscheidend sein.

Maya Shepherd wurde 1988 in Stuttgart geboren. Zusammen mit Mann, Kindern und Hund lebt sie mittlerweile im Rheinland und träumt von einem eigenen Schreibzimmer mit Wänden voller Bücher. Seit 2014 lebt sie ihren ganz persönlichen Traum und widmet sich hauptberuflich dem Erfinden von fremden Welten und Charakteren. 2019 gewann Maya Shepherd mit den Grimm-Chroniken den Skoutz-Award in der Kategorie "Fantasy".

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Traurige Wahrheit
Donnerstag, 25. Oktober 2012 14.00 Uhr Königswinter, Friedhof des versunkenen Mondes, Totengräberhaus Es war schwer, dem Drang zu widerstehen, nicht direkt aus dem Haus zu stürmen und zur Schlosskommende zu eilen, um zu verhindern, dass Dorian Marys letzte Chance auf Rettung zunichtemachte. Margery konnte den Gedanken kaum ertragen, dass ihre Mutter die ganzen Jahre hinter dem Spiegel gelebt haben sollte, unfähig, in das Geschehen einzugreifen. Sie hatte immer gehofft, dass es eine Erklärung für ihr Verhalten gab. Als Kind war sie erfinderisch darin gewesen, sich Ausreden für die bösen Taten ihrer vermeintlichen Mutter einfallen zu lassen. Aber vor allem im letzten Jahr hatte sie sich gezwungen, zu akzeptieren, dass die Königin zu ihrer Feindin geworden war. Sie hatte Mary aufgegeben. »Wir brauchen eine spiegelnde schwarze Oberfläche«, entschied Jacob und hastete die Stufen vom Keller hoch in den Flur. Margery lief ihm aufgeregt nach, dicht gefolgt von Will. Simonja blieb bei Lavena, die sich weiterhin im Untergeschoss vor der Sonne versteckt halten musste. Jacob ging von einem Raum zum anderen, bis sein Blick auf den ausgeschalteten Fernseher im Wohnzimmer fiel. Er war genau das, was er gesucht hatte, auch wenn er sich unsicher war, ob sein Vorhaben funktionieren würde. »Margery, komm zu mir«, forderte er die Prinzessin auf. Nebeneinander nahmen sie vor dem Gerät auf dem Boden Platz und blickten in eine dunkle, leicht verzerrte Spiegelung ihrer selbst. »Du musst dreimal ihren Namen aussprechen«, flüsterte Jacob andächtig. Margery blickte ihn skeptisch an, aber tat, was er verlangte. »Mary«, sagte sie laut, wobei ihre Stimme vor Nervosität bebte. »Mary.« Ängstlich suchte sie den Blick von Will, der sich im Hintergrund hielt und sie ermutigte, fortzufahren. »Mary!« Sie starrten gebannt auf den Fernseher, doch nichts geschah. Nur die Enttäuschung zeigte sich mit jeder Sekunde, die verstrich, immer deutlicher auf Margerys Gesicht. »Warum funktioniert es nicht?«, wollte sie kläglich von Jacob wissen. Ihr Hals fühlte sich wie zugeschnürt an. »Ich hatte gehofft, dass es mit jeder schwarzen Spiegelung klappt«, antwortete er entschuldigend. Er hatte nur ein einziges Mal mit Mary sprechen können. Seitdem er sich wieder an die Vergangenheit erinnern konnte, hatte bisher die Zeit gefehlt, um es noch einmal zu probieren. »Was, wenn es zu spät ist?«, hauchte Margery verzweifelt und kämpfte mit den Tränen. Jacob schüttelte bestimmt den Kopf. »Selbst wenn Dorian die Königin bereits getötet hätte, würde das an Marys Zustand nichts ändern. Ihre Seele wäre immer noch in dem Spiegel gefangen.« Nur könnte sie dann nie wieder in ihren Körper zurückkehren, ergänzte Margery gedanklich. »Da!«, schrie Will plötzlich und deutete auf die dunkle Oberfläche des Fernsehers. Die Spiegelung verschwamm wie bei einem See, in den ein Stein geworfen worden war. Nur langsam klärte sich die Sicht und anstatt der Umrisse von drei Personen war dort nur noch eine zu erkennen. Helle Locken rahmten ein Gesicht mit weit aufgerissenen Augen ein. Unglaube stand in ihnen. Erst bebten die Lippen der Frau, dann ihr ganzer Körper. Es war unverwechselbar die Königin, aber sie hatte nichts Herablassendes oder Gemeines mehr an sich, sondern wirkte schwach – am Boden zerstört. »Margery?«, krächzte sie, ehe ein lautes Schluchzen ihrer Kehle entwich. Unbändige Sehnsucht lag darin. Nach all der Zeit schien sie kaum glauben zu können, dass sie nun wirklich die Möglichkeit hatte, mit ihrer Tochter zu sprechen. Tränen lösten sich aus Margerys Augen und perlten über ihre Wangen. »Mama? Bist du es wirklich?« Auch sie konnte nicht fassen, was hier gerade geschah. Noch vor einer Stunde hätte sie diese Wendung für unmöglich gehalten. Es war, als würde ein Traum in Erfüllung gehen. Dort war ihre Mutter, ihre echte Mutter. Die Frau, die sie so sehr geliebt hatte und die keinem Menschen je etwas zuleide getan hätte. Sie existierte immer noch. Mary presste hilflos ihre Hände gegen die Scheibe. »Ich bin hier. Ich war es die ganze Zeit«, wisperte sie gequält. »Es tut mir so leid, dass ich dir nicht helfen konnte.« Margery rutschte auf ihren Knien direkt vor den Fernseher und drückte ihre Hände gegen die ihrer Mutter – die kalte Oberfläche zwischen ihnen. Wenn sie die Distanz doch nur hätte zerbrechen können. Sie waren sich näher als in den vergangenen Jahren und dennoch unerreichbar füreinander. So viel war geschehen und die verlorene Zeit konnte ihnen niemand je zurückgeben. Wenn Margery doch nur früher verstanden hätte, was vor sich ging. »Ich hätte wissen müssen, dass du es nicht bist«, weinte sie schuldbewusst. »Du hättest niemals so grausam sein können.« Tief in ihrem Herzen hatte sie es gespürt, aber dieses Gefühl immer mehr verdrängt, weil es keinen Sinn ergab und sie schwächte. Erfolglos hatte sie versucht, zu akzeptieren, dass es die Mutter aus ihren Kindheitserinnerungen nicht mehr gab, dabei war sie die ganze Zeit zum Greifen nah gewesen – verborgen hinter einer dunklen Spiegeloberfläche. »Du konntest es nicht wissen!«, widersprach Mary ihr energisch. Sie machte ihrer Tochter keinen Vorwurf, genauso wenig wie sonst irgendjemandem. »Du warst noch ein Kind …« Ihre Stimme brach, als sie erkannte, wie groß ihre Tochter geworden war und wie viel sie verpasst hatte. »Mama«, schluchzte Margery aufgelöst. Ihr fehlten die Worte, um zum Ausdruck zu bringen, wie sehr sie ihre Mutter vermisst hatte. Sie hätte alles dafür gegeben, um sie umarmen zu können. Das Verlangen war so übermächtig, dass sie sich sogar genau an den Duft ihrer Mutter nach Apfelblüten erinnerte. Sie fühlte sich wieder wie das achtjährige Mädchen, das nicht verstehen konnte, warum seine Mutter es von einem Tag auf den anderen nicht mehr liebte. Mary brauchte keine Erklärung. Sie fühlte den Schmerz ihres Mädchens wie ihren eigenen. »Mein armes Kind«, seufzte sie. »All die Jahre musstest du unter dieser schrecklichen Hexe leiden. Das war das Schlimmste für mich. Ich musste tatenlos zusehen, wie sie dich quälte, und konnte dir nicht helfen. Wenn Jacob nicht gewesen wäre …« »Dorian will sie töten«, platzte es aus ihm heraus. »Dorian will die falsche Königin töten.« »Dorian?«, wiederholte Mary fassungslos. »Ist er nicht tot?« Entsetzen stand in ihrem Blick. Auch sie hatte versucht, sich mit einer vermeintlichen Wahrheit abzufinden, die ihr Herz nicht akzeptieren konnte. Unter Tränen lachte Margery. »Nein, er ist genauso wenig tot, wie du es bist.« Es war unglaublich, aber sie hatte ihre Eltern zurück. Jetzt musste alles gut werden. »Er weiß nicht, dass du in dem Spiegel gefangen bist. Wenn er die Königin tötet, dann …« Sie konnte es nicht aussprechen – so durfte es nicht enden. »Dann kann sie dir nichts mehr antun«, erwiderte Mary beruhigend. Scheinbar hatte sie jede Hoffnung verloren, dass sie je wieder frei sein würde. Vielleicht hatte sie das gemusst, um überleben zu können. Margery konnte sich gar nicht vorstellen, wie es sein musste, Jahre mit den eigenen Gedanken gefangen zu sein, die sich immer im Kreis drehten. Die meisten hätten an Marys Stelle wohl den Verstand verloren. Was hatte sie am Leben erhalten? An welche Hoffnung hatte sie sich geklammert? »Das ist nicht das Ende, Mary«, sagte Jacob bestimmt. »Ich werde einen Weg finden, um ihn aufzuhalten. Das verspreche ich dir!« »Du kannst nicht jeden retten«, warnte Mary ihn, ehe ihr Blick zurück zu ihrer Tochter glitt und sich ein zufriedenes Lächeln auf ihre Lippen legte. »Ich bin glücklich, solange es meine Kinder sind.« Margery hatte erst am Tag ihres sechzehnten Geburtstags in Engelland von Vlad Dracul erfahren, dass sie eine lebende Schwester hatte. Ihr Name war Rosalie und wenn sie ihrem Großvater glauben durfte, wollte diese ihren Tod. Sie kam jedoch nicht dazu, ihre Mutter danach zu fragen, denn ein Klopfen an der Haustür ließ sie alle innehalten. Sobald Margery den Blick von ihrer Mutter abwandte, war diese verschwunden. Zurück blieben nur ihr eigenes Spiegelbild und die kalte Oberfläche des Fernsehers. »Mama«, rief sie erschrocken und klopfte gegen die Scheibe. Sie war noch nicht bereit, sie so schnell wieder gehen zu lassen, nachdem sie gerade erst wieder zueinandergefunden hatten. »Mama!« Panisch hämmerte sie gegen den Fernseher und brüllte dazu: »Mary, Mary, Mary«, aber diese zeigte sich nicht mehr. Der erneute Verlust brannte ein Loch in ihre Brust und schürte ihre Angst, dass sie ihren Vater zu spät warnen würden. Sie durfte ihre Mutter nicht verlieren. Nicht schon wieder. Das könnte sie nicht verkraften, nachdem sie nun endlich die Wahrheit kannte. Verzweifelt fuhr sie zu Jacob herum. »Wo ist sie hin?« »Ich weiß es nicht«, gestand er. »Das ist auch erst das zweite Mal, dass ich Kontakt zu ihr aufgenommen habe. Vielleicht ist es nur für eine kurze Zeit möglich.« Er deutete zur Tür. »Wir müssen uns jetzt erst einmal um unseren Besuch kümmern, danach können wir es noch einmal versuchen.« Es fiel Margery schwer, sich von dem Fernseher zu lösen, da er ihre einzige Verbindung zu ihrer Mutter war. Ihr Innerstes war in Aufruhr und fühlte sich wund und verletzlich an. Wie sollte sie auch nur einen klaren Gedanken fassen, wenn sie nur an...



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