Buch, Englisch, 256 Seiten, Format (B × H): 254 mm x 297 mm, Gewicht: 1748 g
Buch, Englisch, 256 Seiten, Format (B × H): 254 mm x 297 mm, Gewicht: 1748 g
ISBN: 978-94-63887-81-6
Verlag: Cannibal/Hannibal Publishers
Deutscher Text weiter unten
According to medieval theologians, faith is a deadly serious business. Humour and virtue are irreconcilable, because laughter is uncontrollable and escapes the control of reason. A modest smile is permitted. But laughing loudly, grinning and grimacing: these are the playing field of the devil – just as pernicious as other uncontrollable urges, such as physical love or the addiction of the gambler. That is the domain of the peasant or fool. In the late Middle Ages, every right-thinking town-dweller knew the difference between the peasant and the fool. Peasants are inno- cently gullible, primitive, throwing themselves into feasting, gorging, drinking and sex. The peasant is the antithesis of the cultivated urbanite, who fastidiously controls his urges – and who therefore above all must not laugh too loudly. Only during Innocents Day parties or Shrove Tuesday celebrations is it permitted for urban partygoers to play the fool and to show their ‘underbelly’. In contrast to the peasant, the fool escapes the existing order. He holds up a mirror to the self-declared wise citizens, because ‘the fool reveals the truth through laughter’, even though it may be hidden between piss and shit, sex and snot. It is for precisely this reason that Erasmus, in his In Praise of Folly writes not as himself but through the persona of Folly, a broad back behind which the wise person can hide when he denounces social problems. Laughter thus alters the world. In this context, the fool and irony became important motifs in medieval art, especially in the Low Countries. This original art book is illustrated with dozens of top-quality works by Flemish masters from worldwide collections. Larry Silver is professor of art history at the University of Pennsylvania and the author of the monograph Hieronymus Bosch. He is renowned worldwide as one of the most important art historians of our age. With an introduction by Dr. Katharina Van Cauteren, art historian and chief of staff at The Phoebus Foundation.
Lob der Narretei: Über den Narren und den Tor in der flämischen Kunst
Nach Ansicht der mittelalterlichen Theologen ist der Glaube eine todernste Angelegenheit. Humor und Tugend sind unvereinbar, weil das Lachen unkontrollierbar ist und sich der Kontrolle der Vernunft entzieht. Ein bescheidenes Lächeln ist erlaubt. Aber lautes Lachen, Grinsen und Grimassieren: Das ist das Spielfeld des Teufels - ebenso verderblich wie andere unkontrollierbare Triebe, etwa die körperliche Liebe oder die Spielsucht. Das ist die Domäne des Bauern oder des Narren.
Im Spätmittelalter kannte jeder rechtschaffene Städter den Unterschied zwischen dem Bauern und dem Narren. Der Bauer ist von Natur aus leichtgläubig, primitiv, er stürzt sich ins Schlemmen, Fressen, Trinken und Sex. Der Bauer ist der Gegenpol zum kultivierten Städter, der seine Triebe penibel kontrolliert - und deshalb vor allem nicht zu laut lachen darf. Nur bei Festen wie am Tag der Unschuldigen oder der Fastnacht ist es den städtischen Partygängern erlaubt, den Narren zu spielen und ihre „Schattenseiten“ zu zeigen.
© Phoebus Foundation, Antwerpen
Im Gegensatz zum Bauern entzieht sich der Narr der bestehenden Ordnung. Er hält den selbsternannten weisen Bürgern den Spiegel vor, denn „der Narr enthüllt die Wahrheit durch Lachen“, auch wenn sie zwischen Pisse und Scheiße, Sex und Rotz versteckt sein mag. Genau aus diesem Grund schreibt Erasmus in seinem Lob der Torheit nicht als er selbst, sondern lässt die personifizierte Torheit sprechen, ein breiter Rücken, hinter dem sich der Weise verstecken kann, wenn er soziale Probleme anprangert. Das Lachen verändert also die Welt.
In diesem Zusammenhang wurden Narr und Ironie zu wichtigen Motiven in der mittelalterlichen Kunst, insbesondere in den Niederlanden. Dieses originelle Kunstbuch ist mit Dutzenden von erstklassigen Werken flämischer Meister aus weltweiten Sammlungen illustriert. Larry Silver ist Professor für Kunstgeschichte an der University of Pennsylvania und Autor der Monografie Hieronymus Bosch. Er ist weltweit als einer der bedeutendsten Kunsthistoriker unserer Zeit bekannt. Mit einer Einführung von Dr. Katharina Van Cauteren, Kunsthistorikerin und Leiterin der Phoebus Foundation.




