E-Book, Deutsch, Band 1, 405 Seiten
Reihe: Science Fiction Hall of Fame
Silverberg Science Fiction Hall of Fame 1
Deutsche Erstausgabe
ISBN: 978-3-944720-57-9
Verlag: Golkonda Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Die besten Storys 1934-1948
E-Book, Deutsch, Band 1, 405 Seiten
Reihe: Science Fiction Hall of Fame
ISBN: 978-3-944720-57-9
Verlag: Golkonda Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Zum ersten Mal vollständig auf Deutsch: die legendäre Anthologie ?Science Fiction Hall of Fame? mit sechsundzwanzig klassischen Erzählungen aus den Jahren 1934 bis 1963. Die besten SF-Storys aller Zeiten, ausgewählt von den Mitgliedern der Science Fiction Writers of America! Die erste Hälfte dieser legendären Anthologie umfasst die besten SF-Erzählungen aus den Jahren 1934 bis 1948. Dabei reicht das Spektrum von Highlights der 1930er Jahre (Stanley G. Weinbaum, John W. Campbell) bis zu den maßgeblichen Meisterwerken der 1940er Jahre (Robert A. Heinlein, Isaac Asimov). Jede einzelne dieser Geschichten ist ein Juwel, das bis heute nichts von seinem Glanz verloren hat. Die beiden Bände ?Science Fiction Hall of Fame? sind einerseits die ideale Einstiegslektüre für alle, die einen Zugang zur Science Fiction suchen, ohne sich gleich eine ganze Bibliothek zulegen zu wollen. Für Freunde und Kenner der SF erfüllen sie andererseits einen lang gehegten Wunsch: Endlich liegen die grundlegenden Meisterwerke des Genres in neuen und überarbeiteten Übersetzungen gesammelt vor. Diese Erzählungen haben Geschichte geschrieben; diese beiden Bücher machen Geschichte greifbar. In ihrer spannendsten Form ...
Weitere Infos & Material
G "Einleitung" von Robert Silverberg (1970)
G "Eine Mars-Odyssee" von Stanley G. Weinbaum (1934)
G "Abendämmerung" von John W. Campbell, Jr. (1934)
G "Helena" von Lester del Rey (1938)
G "Die Straßen müssen rollen" von Robert A. Heinlein (1940)
G "Der mikrokosmische Gott" von Theodore Sturgeon (1941)
G "Einbruch der Nacht" von Isaac Asimov (1941)
G "Der Waffenladen" von A. E. van Vogt (1942)
G "Gar elump war der Pluckerwank" von Lewis Padgett (1943)
G "Zuflucht" von Clifford D. Simak (1944)
G "Arena" von Fredric Brown (1944)
G "Erstkontakt" von Murray Leinster (1945)
G "Nur eine Mutter" von Judith Merril (1948)
Stanley G. Weinbaum EINE MARS-ODYSSEE Jarvis streckte sich so ausgiebig, wie es in der ziemlich engen Hauptkabine der Ares überhaupt möglich war. »Endlich wieder richtige Luft zum Atmen!«, rief er begeistert. »Nach dem dünnen Zeug da draußen kommt sie mir dick wie Suppe vor!« Er warf einen Blick hinaus zu der flachen, kahlen Marslandschaft, die sich jenseits der Sichtluke im Licht des näheren Mondes erstreckte. Die anderen drei musterten ihn verständnisvoll – Putz, der Ingenieur, Leroy, der Biologe, und Harrison, der Astronom und Kommandant der Expedition. Dick Jarvis war der Chemiker der berühmten Ares-Expedition, die die ersten Menschen zu dem geheimnisvollen Nachbarn der Erde, dem Planeten Mars, gebracht hatte. Dies geschah natürlich alles in den Anfängen der bemannten Raumfahrt, weniger als zwanzig Jahre, nachdem der verrückte Amerikaner Doheny den Atomantrieb um den Preis seines Lebens vollendete, und nur ein Jahrzehnt, nachdem der ebenso verrückte Cardoza darauf zum Mond geritten war. Die vier von der Ares waren richtige Pioniere. Abgesehen von einem halben Dutzend Mondexpeditionen und dem unseligen Flug De Lanceys zu der verführerischen Venus waren sie die ersten, die die Schwerkraft eines anderen Himmelskörpers als der Heimatwelt verspürten, und ganz gewiss die erste Mannschaft, der es gelang, das System Erde–Mond zu verlassen. Und ihr Ruhm war verdient, wenn man all die Schwierigkeiten und Unannehmlichkeiten berücksichtigt – die Monate, die sie noch auf der Erde in Klimakammern hatten zubringen müssen, um dünne Luft wie auf dem Mars atmen zu lernen, die Überwindung des leeren Raums in der winzigen Rakete mit ihrem klapprigen Reaktorantrieb, wie ihn das einundzwanzigste Jahrhundert kannte, und vor allem die Herausforderung und Gefahr einer völlig fremden Welt. Jarvis reckte sich nochmals und betastete seine von Erfrierungen mitgenommene Nasenspitze. Er zupfte etwas Haut ab und seufzte zufrieden. »Also«, platzte Harrison unvermittelt heraus, »erfahren wir nun endlich, was passiert ist? Sie ziehen mit einem Beiboot los, wir hören zehn Tage lang keinen Ton von Ihnen, und dann muss Putz Sie aus einem verrückten Ameisenhaufen rausholen, und in Ihrer Gesellschaft befindet sich ein marsianischer Strauß oder so was! Raus mit der Sprache, Mann!« »Ein ganz besonderer Strauß«, stellte Jarvis ernst fest, ohne den ebenso zweifelnden wie belustigten Gesichtsausdruck seiner Gefährten zu beachten. Er setzte sich gemütlich zurecht und begann. »Befehlsgemäß«, sagte er, »habe ich gewartet, bis Karl hier in Richtung Norden gestartet war, mich dann in meine fliegende Konservenbüchse gesetzt und bin nach Süden aufgebrochen. Wie Sie wissen, Käpt’n, hatten wir Anweisung, nicht zu landen, sondern nur nach interessanten Sachen Ausschau zu halten. Ich schaltete die beiden Kameras ein und sauste ziemlich hoch dahin, in rund siebenhundert Metern, weil dadurch erstens die Kameras ein größeres Gesichtsfeld hatten, und zweitens, weil der untere Düsenstrahl in dieser verdammt dünnen, sogenannten Luft so weit reicht, dass eine Menge Staub aufgewirbelt wird, wenn man tief fliegt.« »Das wissen wir alles schon von Putz«, knurrte Harrison. »Ich wünschte nur, Sie hätten die Filme retten können. Damit wäre dieser Ausflug wenigstens rentabel geworden. Erinnern Sie sich, wie sich die Öffentlichkeit begierig auf die ersten Mondaufnahmen gestürzt hat?« »Die Filme sind in Sicherheit«, erwiderte Jarvis. »Nun«, fuhr er fort, »ich bin, wie gesagt, ziemlich flott dahingesaust. Wie wir angenommen hatten, liefern die Flügel in der dünnen Atmosphäre recht wenig Auftrieb, jedenfalls unter hundertfünfzig Stundenkilometern oder so. Ich musste sogar dann noch etwas Vertikalschub dazuschalten. Nun, bei der Geschwindigkeit und Höhe und der durch die Vertikaldüsen verursachten Trübung war die Sicht nicht allzu gut. Ich konnte jedoch ausmachen, dass da unten sowieso weiter nichts war als graue Ebene, wie wir sie in der Woche seit unserer Landung erforscht haben – der gleiche zerzauste Bewuchs, und immer wieder diese Teppiche von herumkriechenden Pflanzentierchen oder Biopoden, wie Leroy sie nennt. Ich bin also weitergeflogen, habe wie angewiesen jede Stunde meine Position durchgegeben und hatte keine Ahnung, ob ihr mich auch hereinbekommen habt.« »Und ob!«, knurrte Harrison. »Vielleicht zweihundertfünfzig Kilometer weiter südlich«, fuhr Jarvis ungerührt fort, »ging die Oberfläche in eine Art niedriges Plateau über, eine Wüste aus gelbrotem Sand. Ich nahm also an, dass wir mit unserer Vermutung recht gehabt hatten, und dass diese graue Ebene, auf der wir gelandet waren, tatsächlich das Mare Cimmerium war. Meine orangefarbene Wüste müsste demnach die ›Xanthus‹ genannte Region sein. Wenn ich recht hatte, musste ich ein paar hundert Kilometer weiter wieder auf eine graue Ebene stoßen, das Mare Chronium, und dann noch auf eine orangefarbene Wüste, Thyle I oder II. Und so war’s auch.« »Putz hat unsere Position schon vor anderthalb Wochen bestätigt!«, brummte der Kapitän. »Wie wär’s, wenn Sie zur Sache kämen?« »Gleich!«, sagte Jarvis. »Nach dreißig Kilometern über Thyle überquerte ich einen Kanal – ob ihr’s glaubt oder nicht!« »Davon hat Putz Hunderte fotografiert! Wir möchten endlich was Neues hören!« »Hat er vielleicht auch eine Stadt gesehen?« »Ein Dutzend, wenn Sie diese Haufen von Lehmbrocken Städte nennen wollen!« »Schön«, stellte Jarvis fest, »von nun an werd’ ich jedenfalls einiges zu erzählen haben, von dem Putz nichts gesehen hat!« Er rieb sich die brennende Nase und fuhr fort. »Ich wusste, dass ich zu dieser Jahreszeit mit sechzehn Stunden Tageslicht rechnen konnte, deshalb beschloss ich, nach acht Stunden umzukehren. Ich war noch immer über Thyle, I oder II, das weiß ich nicht, aber jedenfalls nicht mehr als vierzig Kilometer vom Rand entfernt. Und genau da streikte Karls Liebling, dieser lausige Antrieb!« »Streikte? Wieso?«, erkundigte sich Putz besorgt. »Der Schub wurde immer schwächer. Ich begann sofort Höhe zu verlieren, und auf einmal saß ich mit einem Rumms mitten in Thyle fest! Hab mir am Cockpitfenster ganz schön die Nase angeschlagen!« Er massierte sie sich erbittert. »Haben Sie denn mal versucht, die Brennkammer mit Schwefelsäure auszuwaschen?«, erkundigte sich Putz. »Manchmal gibt das Blei eine Sekundärstrahlung ab ...« »Woher denn!«, sagte Jarvis empört. »So was würd ich niemals versuchen – auf keinen Fall mehr als zehnmal! Außerdem hat der Aufprall die Landevorrichtung plattgedrückt und die unteren Düsen weggerissen. Selbst wenn ich also den Motor wieder in Gang gekriegt hätte – was dann? Keine zehn Kilometer hätte die Hauptdüse durchgehalten!« Er rieb sich wieder seine mehrfach malträtierte Nase. »Ein Glück, dass hier alles weniger als die Hälfte wiegt, sonst hätte ich mir sämtliche Knochen gebrochen!« »Ich hätte die Panne beheben können«, behauptete der Ingenieur. »Ich möchte wetten, dass es nichts Ernstes war.« »Wahrscheinlich nicht«, stimmte Jarvis sarkastisch zu. »Nur konnte das Ding eben nicht mehr fliegen. Gar nichts Ernstes, aber es blieb mir doch nur die Wahl, auf Rettung zu warten oder zu versuchen, zu Fuß zurückzukommen – fast dreizehnhundert Kilometer, und es waren nur noch etwa zwanzig Tage, bis wir starten mussten! Fünfundsechzig Kilometer pro Tag! Na ja«, schloss er, »ich hab mich entschieden loszuwandern. Die Chance, gefunden zu werden, war dabei auch nicht geringer, und wenigstens hatte ich was zu tun.« »Wir hätten Sie bestimmt gefunden«, sagte Harrison. »Zweifellos. Jedenfalls, ich hab mir aus den Sitzgurten eine Art Tragschlinge gemacht, mir den Wassertank auf den Rücken gepackt, Revolver und Patronengurt genommen, ein paar Notrationen und bin los.« »Den Wassertank!«, rief der schmächtige Biologe, Leroy, erstaunt. »Der wiegt doch fast fünfhundert Pfund!« »War nicht voll. Auf der Erde hätte er nur etwas über zweihundert gewogen, das sind hier knappe neunzig Pfund. Außerdem entspricht mein irdisches Körpergewicht von hundertneunzig Pfund auf dem Mars nur gut achtzig, sodass ich samt Tank tatsächlich nur hundertsiebzig Pfund auf die Waage gebracht hab, also immer noch zwanzig Pfund weniger als mein gewohntes Eigengewicht. Das hab ich natürlich einkalkuliert, als ich mich auf diesen Gewaltmarsch machte. Ach ja – einen Thermo-Schlafsack für diese eisigen Marsnächte hab ich natürlich auch mitgenommen. So trabte ich also los und kam auch recht gut voran. In acht Stunden Tageslicht konnte ich noch dreißig Kilometer oder mehr schaffen. Es wurde natürlich sehr schnell langweilig – immer nur über weichen, leeren Wüstensand dahinzustolpern. Nicht mal Leroys Biopoden ließen sich blicken. Nach einer Stunde oder so kam ich allerdings an den Kanal, der nichts als ein trockener Graben war, vielleicht hundertdreißig Meter breit und schnurgerade. Irgendwann einmal muss er jedoch Wasser geführt haben. Der Boden war mit etwas bedeckt, das wie ein sanfter, grüner Rasen aussah. Als ich allerdings näher ranging, kroch der Rasen mir aus dem Weg!« »Was?«, sagte Leroy. »Ja, das waren Verwandte von Ihren Biopoden. Ich hab eins davon gefangen, ein kleines, grashalmähnliches Ding, vielleicht fingerlang, mit zwei dünnen Stielbeinchen.« »Wo is’ es?« Leroys Faszination ließ seinen Akzent stärker werden. »Hab’s laufen...