E-Book, Deutsch
Simak Ingenieure des Kosmos
1. Auflage 2017
ISBN: 978-3-641-21320-6
Verlag: Heyne
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Roman
E-Book, Deutsch
ISBN: 978-3-641-21320-6
Verlag: Heyne
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Auf ihrem Weg zum Pluto macht die Besatzung der Space pup eine ungewöhnliche Entdeckung: sie finden ein antriebslos dahintreibendes Schiff. An Bord ist eine junge Frau, Caroline Martin, die fast tausend Jahre lang in Stasis zugebracht hat. Doch das ist erst der Beginn der ungewöhnlichen Reise der Space pup, denn Caroline ist in der Lage, telepathischen Kontakt zu einer außerirdischen Spezies aufzunehmen, die sich selbst als Ingenieure des Kosmos bezeichnet. Sie haben schlechte Nachrichten für die Menschen: das Universum steht kurz davor, mit einem anderen zu kollidieren, was fatale Folgen für alle seine Bewohner hätte. Einzig die Menschen, die das Denken noch nicht vollständig den Maschinen überlassen haben, könnten kreativ genug sein, den Zusammenstoß zu verhindern. Und so bricht die Space pup ins All auf ...
Clifford D. Simak, geboren 1904 in Millville, Wisconsin, arbeitete nach dem Studium bis zu seiner Rente 1976 als Zeitungsjournalist. Seit er als Kind die Romane von H. G. Wells gelesen hatte, interessierte Simak sich für die Science-Fiction. Er begann Anfang der Dreißigerjahre, seine ersten Science-Fiction-Kurzgeschichten in den Magazinen von Hugo Gernsback, vor allem in Wonder Stories und später in Astounding, zu veröffentlichen. Sein erster Roman, 'Ingenieure des Kosmos', erschien 1939 in Fortsetzungen und erinnerte noch an die Werke von E. E. 'Doc' Smith, doch Simak fand schnell seinen eigenen, ruhigen Stil. Dieser kam bei Fans wie Kollegen gut an: 1959 erhielt er seinen ersten Hugo Award; in den nächsten zwei Jahrzehnten folgten zwei weitere Hugos, darunter für seinen Roman 'Raumstation auf der Erde', ein Nebula Award und der SFWA Grand Maester. Sein bekanntestes Werk ist der Episodenroman 'Als es noch Menschen gab', der in einer fernen Zukunft angesiedelt ist, in der die Welt, wie wir sie kennen, längst zu einem Mythos geworden ist. Clifford D. Simak starb am 25. April 1988 in Minneapolis.
Weitere Infos & Material
»… abgesehen von Ihren Anweisungen müssen Sie zu jeder Zeit empfänglich für, vorbereitet auf und handlungsfähig entsprechend allem Nachrichtenmaterial sein, das Sie aus irgendwelchen Quellen erreicht, obgleich es Sie bis an die Grenzen des Sonnensystems führen könnte – vielleicht sogar bis zum äußersten Rand des Universums …«
Auszug aus dem INTERPLANETAREN REPORTERHANDBUCH
1. Kapitel
Herb Harper drehte das Radio an, und eine Milliarden von Meilen entfernte Stimme befahl: »Polizeikreuzer 968! Achtet auf Frachter Vulcan, Terra-Venus-Route. Durchsucht das Schiff nach Rauschgift. Man vermutet, dass es …«
Herb holte einen anderen Sender. Die Stimme des bekannten Ansagers Tim Donovan krächzte:
»Tommy Evans wird seinen Abflug zum Alpha Centauri um einige Tage verschieben müssen. Die Solare Verkehrskommission behauptet, einige Konstruktionsfehler an seinen neuen Generatoren entdeckt zu haben. Tommy besteht jedoch darauf, dass er mit ihnen bis auf Überlichtgeschwindigkeit beschleunigen kann. Dennoch ist der Befehl an ihn ergangen, sein Schiff zum Mars zurückzufliegen, damit es vor dem Start von Technikern geprüft werden kann. Tommy, jetzt auf Pluto, hat alles zu seinem Flug in den transsolaren Raum vorbereitet, und nach den letzten Informationen traf er keine Anstalten, dem Befehl der Kommission zu gehorchen. Seine Anhänger bezeichnen den Befehl als Vorwand und behaupten, es seien politische Gründe dabei im Spiel …«
Herb schaltete den Apparat aus und ging auf die Tür zu, welche die Aufenthaltsräume der Space pup vom Kontrollraum trennte.
»Hast du's gehört?«, fragte er. »Vielleicht sehen wir den Jungen auf Pluto.«
Gary Nelson, der an seiner schwarzen Pfeife sog und gerade eine Wolke stinkenden Rauches von sich blies, sah ihn wild an.
»Wer will diesen ruhmsüchtigen Burschen schon sehen?«, fragte er verächtlich. »Seit wir vom Saturn abgeflogen sind, haben wir von Donovan nichts gehört als ›Tommy Evans hier, Tommy Evans da‹!«
Herb starrte seinen schmächtigen Kameraden verblüfft an.
»Schätze, dich hat das Raumfieber erwischt«, vermutete er. »In den letzten Tagen bist du wie ein bissiger Hund herumgelaufen.«
»Wer würde hier nicht das Raumfieber kriegen?«, schnappte Gary, wobei er auf die Sichtscheiben wies. »Rund herum nichts als diese ewige Schwärze, nur unterbrochen von kleinen, glitzernden Punkten. Man rast mit Hunderten von Sekundenmeilen dahin und fragt sich nach jeder Stunde, ob man sich überhaupt vorwärts bewegt hat. Und von draußen drückt und drängt der Weltraum, verhöhnt dich, versucht ins Schiff zu gelangen …«
Er brach ab und ließ sich in den Pilotensessel fallen.
»Wie wär's mit einem Schachspiel?«, fragte Herb.
Gary fuhr herum und fauchte ihn an:
»Hör mir bloß mit Schach auf, Mensch, sonst kannst du aber was erleben. Dann werf' ich dich mal raus, damit dein Gehirn ein bisschen abkühlt.«
»Und ich dachte, es würde dich beruhigen«, seufzte Herb.
Er ging durch den Kontrollraum und stellte sich neben Gary, wobei er durch die Sichtscheibe hinausblickte.
»Alles in Ordnung?«, fragte er.
»Was sollte wohl nicht in Ordnung sein?«, brummte Gary. »Nicht mal einem Meteor sind wir begegnet. Man kann nur rumsitzen und aufpassen. Und nicht mal das wäre nötig, denn wozu ist schließlich die Robot-Steuerung da?«
Das sanfte Brummen der Geosektoren erfüllte das Schiff. Kein anderes Geräusch war vernehmbar, und es schien, als stünde das Schiff bewegungslos im All. Weit rechts drehte sich Saturn durch den Raum, eine goldene, leuchtende Scheibe mit dünnen, hellen Ringen. Pluto dagegen war nur ein kleiner Lichtfleck, ein wenig links voraus. Die drei Milliarden Meilen entfernte Sonne konnten sie von hier aus nicht sehen.
Mit nahezu tausend Sekundenmeilen Geschwindigkeit näherte sich die Space pup ihrem Ziel: Pluto. Die Geosektoren, welche die Raumkrümmung selbst beeinflussten, schleuderten das kleine Schiff mit einer Geschwindigkeit durch diese unendliche Leere, von der man hundert Jahre zuvor höchstens geträumt hatte.
Und wenn ihn die Solare Verkehrskommission nicht hinderte, war Tommy Evans jetzt bereit, seinen Versuchsflug zu wagen, das Sonnensystem zu verlassen und den nächsten Stern anzufliegen – 4,29 Lichtjahre entfernt. Unter Benutzung seiner verbesserten elektro-gravatischen Geodeflektoren würde er die Lichtgeschwindigkeit überschreiten, würde damit etwas erreichen, das wenige Jahrhunderte zuvor von den gelehrtesten Männern für unmöglich erklärt worden war.
Der Raumschreiber in der Ecke begann zu ticken und zu klappern, erwärmte sich unter dem Impuls der Sendung, die vor Stunden in drei Milliarden Meilen Entfernung ausgestrahlt worden war.
Langsam und schwerfällig begannen die Tasten zu pochen:
An Nelson, Space pup, auf dem Flug zum Pluto. Vermuten, Evans wird ohne Genehmigung der SVK zum Centaurus starten. Anfliegt Pluto Höchstgeschwindigkeit. Handelt sofort. Sehr wichtig. Tempo. Grüße. Evening Rocket.
Die Maschine stoppte. Herb sah Gary an.
»Vielleicht hat Evans doch noch Mumm«, hoffte dieser, »und zeigt der SVK, was er von ihr hält.«
Herb grunzte. »Hinter ihm herjagen werden sie bestimmt nicht.«
Gary saß schon vor dem Sender und drehte den Schalter. Das Summen der elektrischen Generatoren begann das Geräusch der Geosektoren zu übertönen, als jene die notwendige Kraft lieferten, um einen Energiestrahl bis zur Erde zu jagen.
»Nur eines stört an dieser Methode«, brummte Gary dabei. »Sie dauert zu lange und benötigt zuviel Energie. Ich wünschte, jemand würde einen Weg ausfindig machen, um die kosmischen Strahlen als Träger zu benutzen.«
»Dr. Kingsley beschäftigt sich auf Pluto mit einer Menge Sachen«, erklärte Herb. »Wenn er nur darüber sprechen würde, hätten wir mehr als einen Bericht für unsere Zeitung.«
Das gleichmäßige Summen der Dynamos zeigte an, dass der Apparat jetzt sendebereit war. Gary wandte sich ihm zu, und seine Finger begannen auf den Tasten zu tanzen. Er schrieb:
An Evening Rocket, Erde. Wenn Evans noch auf Pluto, nehmen wir sofort Fühlung auf. Falls nicht, senden wir Artikel über seinen Flug. Hier nichts zu berichten. Wetter gut. Herb ließ letztes Quart Whisky fallen und zerbrach es. Wie wär's mit einer Gehaltserhöhung?
»Das letzte«, grinste er dann, »wird sie auf die Palme bringen.«
»Du hättest das mit dem Scotch nicht hinzuzufügen brauchen«, murrte Herb. »Er rutschte mir einfach aus der Hand.«
»Natürlich«, bestätigte Gary sanft. »Er rutschte dir einfach aus der Hand, krachte auf eine Stahlplatte und war futsch. In Zukunft verwalte ich die Getränke, und wenn du was haben willst, fragst du mich gefälligst.«
»Vielleicht hat Kingsley irgendwas Flüssiges da«, hoffte Herb, »und schenkt uns eine Flasche.«
»In diesem Fall lässt du aber die Hände davon«, warnte ihn Gary.
Er stand auf und ging zum vorderen Teil des Schiffes, wobei er durch die Sichtscheibe hinausblickte.
»Wenn der Alte glaubt, mir noch mehr solche sonderbaren Aufgaben aufhalsen zu können«, sagte er dabei, »dann hat er sich aber schwer geirrt. Sobald wir zurück sind, werde ich zu ihm gehen und ihn bitten, mir mein altes Grundstück am Raumhafen zurückzugeben, wo ich mich für den Rest meines Lebens niederlassen werde. Dort werde ich dann die startenden und landenden Schiffe beobachten und jedes Mal niedersinken, den Boden küssen und meinem Schöpfer auf den Knien danken, dass ich nicht drin sitze.«
»Er bezahlt uns aber nicht schlecht«, hielt ihm Herb entgegen. »Unsere Bankkonten zu Hause haben einen ganz schönen Umfang angenommen.«
Gary tat so, als höre er ihn überhaupt nicht.
»›Kennen Sie sich in Ihrem Sonnensystem aus‹«, zitierte er. »An jedem Sonntag ein Spezialbericht im Evening Rocket. Text von Gary Nelson, Bilder von Herbert Harper. Unerschrockene Reporter setzen sich wagemutig den Gefahren des Weltalls aus, um Ihnen ein echtes Bild der Verhältnisse auf den Planeten des Solarsystems zu zeichnen. Ein Jahr allein im Raumschiff, berichten sie für die Leser des Rocket genauestens. Einzelheiten über das Leben im Weltenraum und auf den Planeten. Weißt du noch, wie sie sich einen abbrachen, um uns auch richtig herauszustellen? Ganzseitige Anzeigen mit allem Drum und Dran.«
Er spie aus.
»Dummes Zeug für Kinder«, sagte er verächtlich, wobei er seine Pfeife heftig gegen den Handrücken ausklopfte.
»Na ja«, wechselte Herb das Thema, »bald sind wir ja auf Pluto. Noch ein paar Tage, und wir haben es geschafft. Sie haben jetzt dort draußen eine Treibstoffbasis, außerdem Radioverbindung und Dr. Kingsleys Laboratorien.«
Gary ging zu dem Videoschirm und stellte ihn ein. »Sehn wir uns Pluto mal an«, sagte er dabei.
Der große, kreisförmige Schirm glühte auf. Darin schwamm das Bild des immer noch fast fünfhundert Millionen Meilen entfernten Pluto. Ein toter Planet, der matt im schwachen Licht der weit entfernten Sonne leuchtete. Ein Planet, über den der eisige Weltraum erbarmungslos herrschte, der tot gewesen war, lange bevor sich das erste Leben auf der Erde regte.
Das Bild war verschwommen, und Gary handhabte Skalen, um es schärfer zu bekommen.
»Warte«, rief Herb plötzlich. Seine Finger packten Garys Handgelenk.
»Dreh mal ein Stück zurück«, sagte er. »Ich sah dort draußen irgendetwas. Etwas, das ein Schiff zu sein schien. Vielleicht ist es Evans, der jetzt doch...