Simsion | Der Mann, der zu träumen wagte | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 400 Seiten

Simsion Der Mann, der zu träumen wagte

Roman
1. Auflage 2017
ISBN: 978-3-10-490280-7
Verlag: S.Fischer
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Roman

E-Book, Deutsch, 400 Seiten

ISBN: 978-3-10-490280-7
Verlag: S.Fischer
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Was wäre, wenn deine große Liebe nach langen Jahren wieder auftaucht? Darfst du alles riskieren für einen Traum? Für das ganz große Glück? Keiner schreibt so unnachahmlich über Männer und Gefühle wie ?Das Rosie-Projekt?-Autor Simsion. Adam Sharp gefällt sein Leben: er lebt mit Claire zusammen, arbeitet als IT-Berater in London und gewinnt beim Pub-Quiz alle Musikfragen. Aber ab und zu überkommt ihn die Erinnerung an Angelina Brown. Vor über 20 Jahren, im sonnigen Melbourne, erlebte er mit ihr, was es bedeutet, wenn man die Liebe findet - und sie verliert. Wie wäre sein Leben verlaufen, wenn er sie damals nicht hätte gehen lassen? Völlig überraschend meldet sich Angelina bei ihm. Was will sie? Haben die Songs doch recht, die von der ewigen Liebe erzählen? Sie lädt ihn in ihr Landhaus nach Frankreich ein. Adam muss sich fragen: wieviel Risiko darf man eingehen, wenn Träume auf einmal wahr werden könnten? Der große Roman über die Mitte des Lebens und das Gefühl, noch jung zu sein, übers Begegnen und Auseinanderleben, und eigentlich darüber, ob in der Liebe gestern und heute zusammenpassen. Der neue Roman vom Autor des Weltbestsellers ?Das Rosie-Projekt?, Graeme Simsion.

Sein erster Roman, ?Das Rosie-Projekt?, wurde auf Anhieb ein Welterfolg und stand in Deutschland monatelang auf Platz 1 der Bestsellerliste. Mit dem Roman ?Der Rosie-Effekt? und jetzt ?Der Mann, der zu träumen wagte? setzt der Australier Graeme Simsion seine Erfolgsgeschichte fort. Simsion war erfolgreicher IT-Berater, bis er mit dem Schreiben anfing. Er ist verheiratet, hat zwei Kinder und lebt mit seiner Familie in Melbourne.
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TEIL I


Kapitel 1


Ich saß zu Hause in Norwich am Computer und sammelte Informationen über Pete Best, den vergessenen Schlagzeuger der Beatles, als unten in der Bildschirmecke eine E-Mail aufpoppte.

Von: angelina.brown@tpg.com.au

Hi.

Das war alles. Nach zweiundzwanzig Jahren, davon zwanzig ohne jeglichen Kontakt, beschließt meine Große Verlorene Liebe Angelina Brown aus heiterem Himmel, die Welt zu verändern, und schreibt

Selbstverständlich spielte gerade ein Song, um dem besonderen Moment Gewicht zu verleihen. Da ich Kopfhörer trug, erklang »My Sentimental Friend«, ein Hit der Herman’s Hermits aus dem Jahr 1969, mitten in meinem Schädel. Mit der sinngemäßen Textzeile vom , sollte es von nun an einen festen Platz im Soundtrack meines Lebens haben. Gut, es war nicht Wordsworth, aber stimulierend genug, um beim Eintreffen der E-Mail über ihre Absenderin nachzudenken.

War dies das erste Mal, dass sie wieder an mich dachte? Dass sie ihre Gedanken in die Zeit zurücktreiben ließ, in der »Like a Prayer« die Charts gestürmt hatte, und nun überlegte, wie es wohl dem Typen ging, den sie damals in dieser Bar in Melbourne kennengelernt hatte? Dass sie ihre Kontaktliste durchgesehen und sich spontan gefragt hatte: »Was ist aus dem wohl geworden?«

anklicken, zwei Buchstaben tippen, senden.

Es musste mehr dahinterstecken. Zunächst einmal stand ich sicher nicht in ihrer Kontaktliste, denn seit der Erfindung von E-Mails hatten wir keinen Kontakt mehr gehabt.

Ihrer Mail-Adresse nach lebte sie immer noch in Australien. Ich kontrollierte es kurz auf der Weltzeit-Webseite: 13.15 Uhr in Norwich bedeutete 00.15 Uhr in Melbourne. War sie betrunken? Hatte sie Charlie verlassen? Oder er ? Vielleicht lag die Trennung schon fünfzehn Jahre zurück.

Sie benutzte noch immer ihren Mädchennamen. Was nicht weiter überraschte. Sie hatte ihn nicht aufgegeben, als es Anlass dazu gab.

Über Charlie wusste ich nichts – nicht einmal seinen Nachnamen. In Gedanken hatte ich ihm immer ihren gegeben. Charlie Brown. Die kleine, kahle Cartoonfigur mit dem Baseball-Handschuh. In Wirklichkeit war ich derjenige, der ihn verpasst hatte.

Zwei Jahre zuvor, nach einigen Gläsern Bier, hatte ich sie mal gegoogelt. Und nichts gefunden. Angelina trug denselben Namen wie eine Gleichstellungsbeauftragte und eine Zeitungskolumnistin, und sie unter all den anderen, weniger offensichtlichen Links zu suchen hatte mein bierbenebeltes Hirn überfordert. Es sei denn, ich hätte nach Bildern gesucht, aber davon konnte ich mich gerade noch abhalten. Angelina war wie eine Sucht –  –, und der einzige Weg, mit einer Sucht umzugehen, ist Abstinenz.

Vielleicht. Zeit vergeht. Jeder Alkoholiker will zeigen, dass er geheilt ist. Nach zwanzig Jahren fester Beziehung sollte ich einer Exfreundin, die von sich aus Kontakt aufgenommen hatte, doch wohl ein oder zwei E-Mails schreiben können!

Vielleicht hatte sie eine tödliche Krankheit und wollte Unerledigtes abschließen. Dass mir ein solcher Gedanke kam, musste wohl auf das Frühstücksgespräch mit meiner Mutter zurückgehen. Vielleicht wollten sie und Charlie ja auch ein paar Tipps zu Urlaubsmöglichkeiten in Nordengland: »Hey, wir suchen etwas, wo es kalt und ungemütlich ist, damit wir mal aus dieser endlosen Sonne rauskommen.« Und was sagte das über meine Beziehung zu Claire, wenn ich mich zu anfällig fühlte, um auf eine harmlose Anfrage zu antworten?

Ich ließ Angelinas Mail bis zum Abend ruhen. Als Claire nach Hause kam, war ich immer noch unschlüssig. Unser Begrüßungsgespräch fand zwischen meinem Zimmer und dem Fuß der Treppe statt, also ohne Sichtkontakt, aber ich konnte mir Claire gut dabei vorstellen, da sie morgens in ihrem »Big-Meeting-Outfit« losgezogen war: graues Kostüm mit grünem Schal und Stiefeln, mit denen sie auf glatte eins fünfundsechzig kam.

»Tut mir leid, das Meeting hat länger gedauert. Essen riecht gut.«

»Jamie Oliver. Zitronen-Hühnchen. Ich hab schon gegessen.«

»Trinkst du einen Wein mit?«

»Gerne. Die Flasche ist schon offen und steht im Kühlschrank.«

»Wie geht’s deiner Mum?«

»Die Ergebnisse sind noch nicht da. Ich glaube, sie hat ein bisschen Angst.«

»Hast du sie von mir gegrüßt?«

»Vergessen.«

»Ach, Adam …! Hast du Elvis gefüttert?«

»Wenn nicht, würdest du es merken.«

Das war ein anschaulicher Einblick in die Beziehung, die Angelinas E-Mail auf die Probe stellen könnte. Wir waren ein funktionierender Haushalt. Wir stritten nicht; wir freuten uns auf gemeinsame Mahlzeiten an den Wochenenden; wir kümmerten uns umeinander. Gute Freunde. Über solche Beziehungen werden keine Songs geschrieben, aber sie haben ihr Gutes. Wir hatten es besser getroffen als meine Quizteam-Kollegin Sheilagh und ihr Mann Chad, die mit allen gut auskamen außer miteinander. Oder unsere Freunde Randall und Mandy, deren Sorgerechtskrieg um die Zwillinge (nach künstlicher Befruchtung), ausgetragen zwischen San José und Liverpool, jede Menge Verluste eingebracht hatte.

Oder meine Eltern, wo wir schon dabei sind.

Doch in den letzten zwei Jahren war nach und nach die Romantik unserer Beziehung verblasst. Vor drei Monaten hatte ich ein Einzelbett gekauft. Der vorgebliche Grund war mein Schnarchen gewesen und dass Claire ihren Schlaf brauchte, weil sie mit dem geplanten Verkauf ihrer Softwarefirma unter Stress stand. Unser Sexualleben zog dann gleich mit aus, und ich vermisste es nicht so sehr, wie ich gedacht hätte. Ich war nicht sicher, ob das gut oder schlecht war.

Unser Arrangement ähnelte vermutlich dem vieler Paare in unserem Alter. Es wäre schon weit hergeholt, unsere aktuellen Defizite einer Beziehung zuzuschreiben, die zweiundzwanzig Jahre zuvor geendet hatte. Wenn ich ein Problem mit einem Datenbankabgleich hatte oder mich an den Namen des Leadsängers der Bonzo Dog Doo Da Band zu erinnern versuchte oder Claire morgens zum Abschied einen Kuss auf die Stirn gab, dachte ich nicht an Angelina. Das passierte nur, wenn ich Musik hörte, oder in den seltenen Momenten, in denen ich mal ein ganzes Lied auf dem Klavier spielte. In diesen wenigen Minuten oder Stunden befand ich mich im Jahr 1989 …

Ich spielte in einer Bar – keinem Pub, sondern einer echten Bar – in Melbourne, Australien, an der Victoria Parade im Stadtteil Fitzroy am Rande der Innenstadt. Sie gehörte zu den wenigen Lokalen, die lang geöffnet hatten, und die Gäste waren eine Mischung aus Yuppies und Babyboomern. Zu der Zeit war ein Babyboomer noch jemand, der kurz nach Kriegsende zur Welt gekommen war, nicht jemand wie ich, der fast zwanzig Jahre später geboren wurde.

In den meisten Nächten waren es mehr Boomer als Yuppies, und mein Repertoire der Sechziger und Siebziger wurde gut nachgefragt. Am frühen Abend tröpfelten die Gäste eher, richtig voll wurde es erst, wenn die Leute mit dem Abendessen fertig waren und wenn die Nachzügler aus den Pubs antanzten, ihre Schirme ausschüttelten, die Wintermäntel und Wollmützen über den Garderobenständer warfen und eisgekühltes bestellten. Es war Anfang Juli, mitten im Winter, und mit seinem Versprechen von ständiger Sonne befand sich Australien bislang in der Bringschuld.

Für die Inneneinrichtung hätte das Lokal bestimmt keine Preise gewonnen. Es gab eine Theke mit acht bis zehn Barhockern, etwa ein Dutzend kleine Tische, an den Wänden Spiegel und alte Filmplakate. Keine Küche – nur Snacks in Tüten. Aber sobald genügend Leute da waren und mehr Gäste standen als saßen, schufen Lärm und Rauch ausreichend Atmosphäre, um das zu kompensieren.

Ich war seit drei Wochen in Australien. Eine australische Versicherungsgesellschaft führte eine neue Generation von Datenbanksystemen ein, und ich hatte einen fünfzehnmonatigen Betreuungsauftrag ergattert, mit dem ich all ihre Niederlassungen auf der ganzen Welt abklappern würde. Ich war sechsundzwanzig, hatte mein Informatikdiplom gerade mal fünf Jahre in der Tasche und schwamm auf der neuen Technologiewelle, die meine Berufskollegen in ihren Dreißigern verpasst hatten. Das Computerwesen befreite mich von meinen Untere-Mittelklasse-mit-Gesamtschule-Wurzeln, nachdem ich meinen ursprünglichen Plan, Rockstar zu werden, ad acta gelegt hatte.

In meiner ersten Woche in Melbourne war ich mit ein paar Kollegen in die Bar gegangen, um auf einen frischgebackenen Vater anzustoßen, und am Ende landete ich irgendwie am Klavier. Ich weiß noch, dass ich Elton Johns »Daniel« spielte, denn so hieß der neue Erdenbürger. Der Barbesitzer, ein bulliger Typ namens Shanksy, spendierte mir ein kleines Bier – ein , wie man in Australien sagt. Ich dankte ihm, dass ich auf seinem Klavier spielen durfte, und er sagte: »Jederzeit wieder, «

Ich nahm ihn beim Wort, und die Bar wurde mein zweites Zuhause. Shanksy sorgte für meine Getränke, und ich stellte ein Glas für Trinkgeld aufs Klavier. Meine Erträge waren erquicklich, doch um Geld ging es mir dabei nicht. Für meinen Job wurde ich gut bezahlt und bekam außerdem einen Wohnungszuschuss, der für ein Loft über einem vegetarischen Restaurant in der Brunswick Street ausreichte, fünfzehn Straßenbahn-Minuten von meiner Arbeit entfernt und zehn zu Fuß von der Bar.

Mit dem Klavier kam ich bald...


Hahn, Annette
Annette Hahn lebt in Münster und übersetzt aus dem Englischen. Unter anderem übertrug sie Romane von Graeme Simsion, Anne Fortier und Kate Saunders ins Deutsche.

Simsion, Graeme
Sein erster Roman, ›Das Rosie-Projekt‹, wurde auf Anhieb ein Welterfolg und stand in Deutschland monatelang auf Platz 1 der Bestsellerliste. Mit dem Roman ›Der Rosie-Effekt‹ und jetzt ›Der Mann, der zu träumen wagte‹ setzt der Australier Graeme Simsion seine Erfolgsgeschichte fort. Simsion war erfolgreicher IT-Berater, bis er mit dem Schreiben anfing. Er ist verheiratet, hat zwei Kinder und lebt mit seiner Familie in Melbourne.

Graeme SimsionSein erster Roman, ›Das Rosie-Projekt‹, wurde auf Anhieb ein Welterfolg und stand in Deutschland monatelang auf Platz 1 der Bestsellerliste. Mit dem Roman ›Der Rosie-Effekt‹ und jetzt ›Der Mann, der zu träumen wagte‹ setzt der Australier Graeme Simsion seine Erfolgsgeschichte fort. Simsion war erfolgreicher IT-Berater, bis er mit dem Schreiben anfing. Er ist verheiratet, hat zwei Kinder und lebt mit seiner Familie in Melbourne.
Annette HahnAnnette Hahn lebt in Münster und übersetzt aus dem Englischen. Unter anderem übertrug sie Romane von Graeme Simsion, Anne Fortier und Kate Saunders ins Deutsche.

Sein erster Roman, ›Das Rosie-Projekt‹, wurde auf Anhieb ein Welterfolg und stand in Deutschland monatelang auf Platz 1 der Bestsellerliste. Mit dem Roman ›Der Rosie-Effekt‹ und jetzt ›Der Mann, der zu träumen wagte‹ setzt der Australier Graeme Simsion seine Erfolgsgeschichte fort. Simsion war erfolgreicher IT-Berater, bis er mit dem Schreiben anfing. Er ist verheiratet, hat zwei Kinder und lebt mit seiner Familie in Melbourne.
Annette Hahn lebt in Berlin und übersetzt aus dem Englischen. Unter anderem übertrug sie Romane von Graeme Simsion, Anne Fortier und Kate Saunders ins Deutsche.



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