Singer | Der Code des Richters | E-Book | www.sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 416 Seiten

Reihe: Justizthriller

Singer Der Code des Richters

Thriller
1. Auflage 2014
ISBN: 978-3-7751-7206-6
Verlag: Hänssler
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Thriller

E-Book, Deutsch, 416 Seiten

Reihe: Justizthriller

ISBN: 978-3-7751-7206-6
Verlag: Hänssler
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Ein Millionär erkennt, dass er unvorbereitet ins Jenseits gehen wird. Doch dann kommt ihm eine brillante Idee: Eine TV-Realityshow soll darüber entscheiden, welche Religion die rettende Wahrheit besitzt. Vertreter der Weltreligionen verteidigen auf einer entlegenen Insel ihren Glauben vor 'Gericht'. Einer von ihnen: Oliver Finney, ein resoluter alter Richter, tiefgläubiger Christ. Doch nach und nach dämmert es Finney, dass es auf der Insel um mehr als Unterhaltung geht: Sein Leben steht auf dem Spiel. Ohne zu wissen, wem er trauen kann, schmuggelt er codierte Nachrichten an seine Assistentin Nikki. Doch alleine kann sie den Wettlauf gegen die Zeit nicht gewinnen, bevor Blut fließt.

Randy Singer wird von der Fachpresse hoch gelobt. Seine Justiz-Thriller sind 'mindestens genauso unterhaltsam wie John Grisham' (Publishers Weekly). Für 'Die Witwe' erhielt er sogar den begehrten Christy Award. Dabei kommt Singer aus der Praxis: Im wirklichen Leben arbeitete er als Anwalt. Und die Botschaft von Gottes Liebe 'verteidigt' er sonntags auf der Kanzel der 'Trinity Church' in Virgina Beach (USA).
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6


Der ehrenwerte Lester Madison Banks III sah alles andere als groß und mächtig aus, als er nackt in seinem Whirlpool saß. Seine Augen waren starr vor Angst bei dem Anblick, der sich ihm auf dem kleinen Bildschirm bot, der auf der Ablage seines Badezimmers stand. Für den Auftragskiller hatte der sechzigjährige despotische Rechtssprecher mehr von einer Trockenpflaume als von einem einflussreichen Richter des Bundesgerichts. Nur dass die runzelige Haut des alten Mannes kalkweiß war und die einzigen Spuren von Lila von seinen vor Kälte zitternden Lippen und dem runden Muttermal stammten, das an der vorderen Hälfte des fast kahlen Schädels prangte.

»Verkünde das Urteil«, befahl eine Stimme ungeduldig über den Empfänger, den der Killer im Ohr trug. Der Klient. Eine Person, für die der Auftragsmörder noch mehr Verachtung empfand als für den vor Angst schlotternden Richter vor ihm. Ein Kontrollfreak. Zerfressen von seiner Rachsucht. Die Sache hatte nur eine gute Seite. Der finanzielle Aspekt. 1,2 Millionen, um genau zu sein. Eine Million, um den gefährlichen Auftrag zu übernehmen, einen Richter auszuschalten. Für das Privileg, über ein Bildtelefon zusehen zu dürfen, weitere Zweihunderttausend extra.

Der Auftragskiller hielt seine Waffe auf den Richter gerichtet, obwohl er wusste, dass das nicht mehr nötig war. »Erinnere ihn daran, wie gnädig wir sind«, fuhr die Stimme in einer Mischung aus Schärfe und Vergnügen fort. »Wie verschonen seinen Enkel und richten ihn auf humane Weise hin.«

»Ich halte mich an das, was abgemacht war«, erwiderte der Killer. Er hätte niemals einwilligen sollen, dass der Typ bei der Hinrichtung zusehen durfte. Selbst für sein Verständnis war der Kerl schräg.

»Ich will sehen, wie er stirbt«, hatte der Klient verlangt, als er den Auftragsmörder anheuerte. Zuerst wollte er sogar mitkommen, als sei das Ganze ein Besuch im Freizeitpark, den er gemeinsam mit dem Killer genießen konnte. Dieser hatte sofort abgelehnt, sich aber wegen der Extrazahlung darauf eingelassen, das Bildtelefon mitzunehmen, das nun auf der Badezimmerablage stand und jedes Stöhnen und jede Grimasse des bedrängten Richters übertrug.

Neben der Kamera stand ein kleiner Monitor, der einzige Grund, warum der Richter sein arrogantes Verhalten, das er selbst bei vorgehaltener Waffe beibehielt, aufgab und nun einem unterwürfigen, geprügelten Hund glich. Der Bildschirm zeigte eine Echtzeitaufnahme seines jüngsten Enkels, der weniger als eine halbe Meile entfernt friedlich in seinem Zuhause schlief. Der kleine Junge war in dem nur durch ein Nachtlicht beleuchteten Raum kaum zu erkennen.

Nachdem der Killer behauptet hatte, dort eine ferngesteuerte Sprengladung deponiert zu haben (eine kleine, aber notwendige Lüge), wurde der Richter mehr als gefügig. Banks hatte wie befohlen seine Kleidung abgelegt und den Whirlpool volllaufen lassen. Bevor er in die Wanne stieg, stellte er den Fernseher auf dem speziell angefertigten Holzregal über dem Whirlpool an. Der Richter schien in sich zusammenzufallen, als er ins Wasser glitt, während die Fox-Nachrichtenmoderatoren im Hintergrund plapperten.

»Was für ein erbärmlicher Anblick«, sagte der Klient. Die Stimme im Ohr ignorierend, trug der Killer dem Richter die Anklageschrift vor. Mit fester, emotionsloser Stimme erinnerte er ihn an die ungeheuerlichsten Fehler, die er in seiner gefeierten juristischen Laufbahn begangen hatte. Sie hatten einer jungen Frau das Leben gekostet. Und nun war es an der Zeit abzurechnen. Auge um Auge. Zahn um Zahn. Ein Leben für ein Leben.

Er sprach den alten Mann schuldig und fragte Richter Banks, ob er noch irgendwelche letzten Worte auf dem Herzen habe. Doch der Richter antwortete nicht, sein Blick war starr auf den Monitor gerichtet, der seinen Enkelsohn zeigte. Er schien alle Kraft aus diesem Bild zu ziehen.

»Nicht mal eine Entschuldigung«, bemerkte der Klient verächtlich.

Genau das war der Grund, warum der Killer etwas Achtung für den Richter empfand, auch wenn es nicht viel war. Schließlich hatte er noch einen Auftrag zu erledigen.

»Bevor ich das Urteil vollstrecke, Euer Ehren, hat mein Klient mir aufgetragen, Sie an Ihre eigene Rechtsprechung vor zwölf Jahren im Fall Der Staat gegen Vincent zu erinnern, bei dem Sie eine mitreißende Rede gehalten haben – mit großem Nachdruck haben Sie betont, dass die Hinrichtung durch den elektrischen Stuhl verfassungsgemäß sei. Erinnern Sie sich an diesen Fall, Herr Richter?«

Der Richter ignorierte die Frage.

»Wollen Sie, dass Ihr Enkel das hier überlebt?«, fragte der Auftragskiller mit flacher Stimme.

Banks nickte, den Blick noch immer an das Bild auf dem Monitor gefesselt.

»Dann beantworten Sie die Frage. Erinnern Sie sich an den Fall?«

»Ja.«

»Sie haben geurteilt, dass der Einsatz des elektrischen Stuhls weder grausam noch überzogen ist. Ist das richtig?«

»Das ist richtig.«

»Erinnern Sie sich an die Aussage des Arztes, der von Mr Vincents Anwälten beauftragt wurde?«

Ein Schauer lief dem Richter über den Rücken, möglicherweise ausgelöst durch die Erinnerung an diese Aussage, vielleicht auch durch die Gewissheit seines bevorstehenden Todes. Er warf dem Auftragsmörder einen heimlichen Blick zu und konzentrierte sich dann wieder auf den Bildschirm, wobei sein Atem in unregelmäßigen Stößen ging.

»Bring ihn dazu, zu antworten«, verlangte der Klient. Doch der Killer ignorierte die Stimme in seinem Ohr.

»Der Arzt hat bestätigt, dass der Tod durch Hinrichtung auf dem elektrischen Stuhl eine extrem gewaltsame und schmerzhafte Angelegenheit ist«, sagte der Auftragsmörder. »Er berichtete davon, dass er die Hinrichtung eines Gefangenen beobachtet hat. Der Delinquent wand und krümmte sich in seinem Todeskampf, wobei die Adern an seinem Hals wie Stahlbänder hervortraten. Er sagte außerdem, dass sein Gehirn die Temperatur kochenden Wassers erreichte und dass, als der Gerichtsmediziner später die Autopsie durchführte, seine Leber immer noch so heiß war, dass man sie nicht mit bloßen Händen anfassen konnte. Erinnern Sie sich daran, all das gehört zu haben, Euer Ehren?«

Der Richter nickte kaum merklich. Die hoheitsvolle Macht der Richterbank schrumpfte gerade zu einem schrumpeligen, zitternden alten Mann zusammen.

»Wie lautete Ihr Urteil, Richter?«

Schweigen. Doch der Auftragskiller hatte keine Zeit.

»Wie haben Sie entschieden?«, fragte er mit mehr Nachdruck.

»Ich habe den Antrag des Angeklagten abgelehnt.«

Der Killer machte einen Schritt auf den Fernseher zu. Vor zwei Tagen war er bereits bei Banks eingebrochen und hatte die Steckdose mit dem FI-Schutzschalter durch eine defekte ersetzt, die den Stromkreis nicht unterbrechen würde, wenn Wasser in den Hochspannungsblock hinter der Bildröhre gelangte. Dreißigtausend Volt. Er hatte auch ein paar andere Steckdosen ausgetauscht, sodass es nach einem Fall von fehlerhafter Verkabelung aussehen würde. Außerdem hatte er einige der Schrauben des Holzregals, auf dem der Fernseher stand, losgedreht, um das Unfallszenario noch glaubhafter zu gestalten.

All das würde der Mordkommission mit Sicherheit suspekt vorkommen. Doch der Auftragsmörder hatte vorgesorgt – und zwei falsche Spuren hinterlassen.

Die Detectives würden wahrscheinlich einen Unfalltod ausschließen und von einem Verbrechen ausgehen. Doch sie würden ihre Ermittlungen direkt auf die La Familia Gang konzentrieren, in der Annahme, dass der Mord eine Vergeltungsmaßnahme für die verächtliche Art war, mit der Banks letzte Woche einen der Ganganführer zum Tode verurteilt hatte. In der Tat handelte es sich hier um eine Vergeltungsmaßnahme. Aber wer würde schon die Verbindung zu einem Fall herstellen, der acht Jahre zurücklag?

Auge um Auge. Man musste nur warten, bis ein Richter es sich mit einer Gang verscherzte, die bekannt für ihr brutales Vorgehen war, und schon konnte man mit einem Mord davonkommen.

Der Auftragsmörder legte seine freie Hand auf den Fernseher und blickte auf den Richter herab. »Glauben Sie immer noch, dass die Anwendung des elektrischen Stuhls nicht grausam und überzogen ist?«

»Verschonen Sie meinen Enkelsohn. Bitte.«

Der Killer verspürte einen leichten Anflug von Mitleid, den er jedoch sofort unterdrückte. Er hatte gelernt, seine Emotionen wegzuschieben. »Ich habe kein Verlangen danach, dem Jungen etwas anzutun, Herr Richter. Vorausgesetzt, Sie sind bereit, Ihr Todesurteil wie ein Mann hinzunehmen.«

»Was redest du da«, zischte der Klient in den Ohrempfänger. »Das steht nicht im Drehbuch. Er soll verzweifelt sterben.«

»Wissen Sie, Euer Ehren«, fuhr der Killer fort, »man sagt, dass die Zuschauer bei der Hinrichtung von Jesse Tafero in Florida gesehen haben, wie er vier Minuten lang die Fäuste ballte und sein ganzer Körper von Krämpfen geschüttelt wurde, während Rauch aus seiner Todesmaske hervorquoll und Funken flogen. Anscheinend wurden die Schwämme auf seinem Kopf nicht richtig platziert.« Das war eigentlich noch nicht das Ende des vorgegebenen Vortrags, doch der Killer hatte genug von dieser inszenierten Hinrichtung des alten Mannes. Seiner Meinung nach hatte der Klient ernsthafte psychische Probleme. Der Richter sollte einfach nur sterben.

»Irgendwelche letzten Worte?«, fragte der Auftragsmörder. Er verstärkte den Druck auf den Fernseher mit seiner Hand, bereit, diesen samt Regal in den Whirlpool plumpsen zu lassen.

»Was machst du da?«, fragte der Klient. »Es ist noch nicht zu Ende.«

Ohne Vorwarnung schnappte der Richter nach Luft und...


Singer, Randy
Randy Singer wird von der Fachpresse hoch gelobt. Seine Justiz-Thriller sind "mindestens genauso unterhaltsam wie John Grisham" (Publishers Weekly). Für "Die Witwe" erhielt er sogar den begehrten Christy Award. Dabei kommt Singer aus der Praxis: Im wirklichen Leben arbeitete er als Anwalt. Und die Botschaft von Gottes Liebe "verteidigt" er sonntags auf der Kanzel der "Trinity Church" in Virgina Beach (USA).

Randy Singer wird von der Fachpresse hoch gelobt. Seine Justiz-Thriller sind "mindestens genauso unterhaltsam wie John Grisham" (Publishers Weekly). Für "Die Witwe" erhielt er sogar den begehrten Christy Award. Dabei kommt Singer aus der Praxis: Im wirklichen Leben arbeitete er als Anwalt. Und die Botschaft von Gottes Liebe "verteidigt" er sonntags auf der Kanzel der "Trinity Church" in Virgina Beach (USA).



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