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E-Book, Deutsch, 368 Seiten

Sinn Die wundersame Geldvermehrung

Staatsverschuldung, Negativzinsen, Inflation

E-Book, Deutsch, 368 Seiten

ISBN: 978-3-451-82579-8
Verlag: Verlag Herder
Format: EPUB
Kopierschutz: Wasserzeichen (»Systemvoraussetzungen)



Inflation und kein Ende in Sicht Die Inflation liegt auf dem höchsten Wert seit Jahrzehnten. Und es ist nicht ausgeschlossen, dass sie sich in Wellen weiter aufschaukelt. Die EZB könnte diese Entwicklung nicht mehr bremsen. Einkommen und Vermögen der unteren Mittelschicht würden erodieren, erhebliche politische Konsequenzen nicht mehr auszuschließen. Hans-Werner Sinn analysiert die europäische Geldpolitik und warnt eindringlich vor den Folgen.
Das Wirtschaftsbuch der StundeFinanzkrise, Eurokrise und zuletzt Corona haben der EU schwer zu schaffen gemacht. Zur Überwindung versuchte die EZB mit Rettungsschirmen, Konjunkturpaketen und Staatsanleihekäufen den Euroraum auf Kurs zu halten. Die Folgen: Nullzinsen, immense Staatsverschuldung und eine wachsende Inflation.
Staatsverschuldung, Negativzinsen, Inflation – ein giftiger Cocktail Die Schulden der Euroländer sind in den letzten 15 Jahren explodiert. Die Geldmenge hat sich versiebenfacht, und die Zinsen sind in den Keller gerauscht. Das belastet nicht nur die Sparvermögen der Kleinsparer. Es droht zusätzlich eine Zombifizierung der Wirtschaft, wie das Beispiel Japan zeigt. Und noch dramatischer: Es schürt eine enorme Inflationsgefahr.
Für Hans-Werner Sinn ist klar: Europa muss schleunigst wieder auf den Pfad einer soliden Geldpolitik zurückkehren. Nur dann kann das Vertrauen in den Euro bestehen bleiben und der europäische Traum von Wohlstand und Frieden gerettet werden.
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2. Die drei großen Krisen
Europa in der Dauerkrise l Erstens: Die Subprime-Krise l Zweitens: Die Wettbewerbskrise des Mittelmeerraums l Drittens: Die Coronakrise l Der Absturz l Wird nun auch Deutschland erfasst? Seit 2007 ist Europa in der Dauerkrise. Erst schwappte die US-amerikanische Finanzkrise über den Atlantik. Dann platzte die inflationäre Blase, die der Euro in den Mittelmeerländern erzeugt hatte, und hinterließ nur noch Torsos einst halbwegs wettbewerbsfähiger Volkswirtschaften zurück. Danach erfasste die Coronakrise die Welt und setzte zudem noch den ohnehin geschwächten Mittelmeerländern in besonderer Weise zu. Schließlich droht auch die deutsche Industrie, die unter den angeblich umweltpolitischen Vorgaben aus Brüssel besonders leidet, in einen Abwärtstrend zu geraten, der trotz der schnellen Erholung von der Coronakrise nicht zu übersehen ist. Europa in der Dauerkrise
Die große Inflation, die Stefan Zweig beschrieb, entstand aus der großen realwirtschaftlichen Krise, in die Deutschland durch den verlorenen Ersten Weltkrieg und die nachfolgende Spanische Grippe geriet: eine weltweite Pandemie, der in Deutschland wohl mindestens 600 000 Menschen zum Opfer fielen. Der fast bankrotte Staat hatte sich in immer mehr Staatsschulden geflüchtet, die von der Reichsbank anschließend monetisiert worden waren. Konkret hatte die Reichsbank einen immer größeren Bestand an Schatzwechseln – Staatspapieren mit kurzer Fristigkeit – mit frisch geschaffenen Mark erworben, um so sicherzustellen, dass der Markt aufnahmebereit für neue Schatzwechsel war, die der Staat verkaufte, um sich zu finanzieren. Angesichts dieses Ursachengeflechts ist es nützlich, vor einer Diskussion der Gefahren der heutigen Geldpolitik einen Blick auf die reale Krise der letzten Jahre zu werfen, die ebenfalls eine außergewöhnliche, wenn auch noch nicht längst so dramatische Ausweitung der Geldmenge mit sich brachte. Die heutige Krise begann im Jahr 2008, dem Jahr der Lehman-Pleite, oder eigentlich schon im Sommer 2007, als der Interbankenmarkt auch in Europa erstmals kurzfristig zusammenbrach. Alle Länder der Welt wurden davon erfasst, doch während die meisten sich schnell erholten, geriet die EU in eine tiefe Dauerkrise, die die Finanzmärkte, die Firmen der Realwirtschaft und das politische Gefüge der EU selbst zum Wanken brachte, zumal ab dem Jahr 2015 auch noch eine Welle von Flüchtlingen nach Europa strömte. Die osteuropäischen Länder distanzierten sich in dieser Zeit immer stärker vom Kurs der EU und der Eurozone, und das Vereinigte Königreich trat sogar aus der EU aus. Inzwischen hat sich zu allem Unglück auch noch die Pandemie hinzugesellt. Bei genauerer Betrachtung sind es inzwischen drei sich überlappende Wirtschaftskrisen, die der EU zu schaffen machten und noch machen: die Weltfinanzkrise, die in den Jahren 2007 und 2008 ausbrach, die Eurokrise, die durch die Finanzkrise gezündet wurde, und schließlich die Coronakrise, die im Jahr 2020 von China ausgehend die ganze Welt erfasste. Erstens: Die Subprime-Krise
Die Weltfinanzkrise war in den USA aus der sogenannten Subprime-Krise entstanden. Sub-prime steht für private Wertpapiere minderer Qualität, die von Banken und Finanzvermittlern aus dem Bereich der Immobilienwirtschaft geschaffen worden waren und Ansprüche gegenüber wenig zahlungsfähigen Kreditnehmern und wenig soliden Immobilien begründeten. Die Banken und Kreditvermittler (Broker) mussten diese Immobilienkredite aufgrund des Community Reinvestment Act – eines Gesetzes gegen die Bildung von Slums an den Rändern der Großstädte – an sozial schwächere Familien ausreichen, weil sie sonst Sanktionen ausgesetzt worden wären.1 Diese Institute wussten, dass die Eier in ihren Körben, konkret die Forderungstitel gegen die Kreditnehmer, faul waren, und versuchten, sie schleunigst in der weiten Welt zu verkaufen. Dazu verpackten sie diese Titel wieder und wieder neu, indem sie immer komplexere Bündel aus guten und schlechten Krediten, ja anderen Kreditbündeln zusammenlegten. Es entstanden auf diese Weise z. B. die sogenannten ABS-Papiere mit einer Anspruchsstruktur, die so verworren war, dass sie keiner mehr verstand. ABS steht für Asset Backed Securities. Es handelt sich um Wertpapiere, die anteilige und in Rangstufen gegliederte Ansprüche an den Rückflüssen einer großen Zahl von anderen Wertpapieren begründen. Die mathematischen Risikomodelle, die angeblich den Überblick über die Risiken bewahren sollten, erwiesen sich im Nachhinein als schöngerechnete Mogel­packungen zur Erfüllung der Kriterien der amerikanischen Ratingagenturen, die aber bei ihrer Aufgabe, klare und verlässliche Qualitätssiegel zu erteilen, kläglich versagten, wenn sie nicht gar wissentlich ihre Augen verschlossen.2 Die Mogelei hatte im US-amerikanischen Finanzsystem Methode. Aber sie hatte weniger moralische als systemische Ursachen, denn die beteiligten Unternehmen der Finanzwirtschaft neigten zum Zocken, weil sie dabei Gewinne zulasten anderer machen konnten. Sie genossen das Privileg der beschränkten Haftung, das Kapitalgesellschaften generell genießen, und brauchten zudem nur sehr niedrige Eigenkapitalbestände vorzuweisen. Das veranlasste sie, sich an allzu riskante Investitionsprojekte heranzuwagen.3 Wenn alles gutging, schütteten sie ihre Gewinne an die Aktionäre aus und brachten sie so in Sicherheit, und wenn es schiefging, dann machten sie den Laden eben zu. Sie verloren dann zwar ihr Eigenkapital, aber weil das so klitzeklein im Verhältnis zur Größe des Glücksrades war, das damit gedreht wurde, konnten die Aktionäre diesen Verlust verkraften und zugleich in anderen Unternehmungen neue Glücksräder in Schwung bringen. Die Fremdkapitalgeber, die diesen Firmen Geld geliehen hatten, hatten stattdessen das Nachsehen. Noch schöner war es freilich, wenn die eigene Firma als systemrelevant eingestuft und von vornherein vom Steuerzahler gerettet wurde. Dann ließ sich das alte Rad sogar wieder reaktivieren und für ein neues Spiel verwenden. Die asymmetrische Beteiligung an Gewinnen und Verlusten, die aus einer Haftungsbeschränkung der Kapitalgesellschaften und einer zu laschen Eigenkapitalregulierung der Behörden resultiert, hat legale Geschäftsmodelle für die Unternehmen der Finanzwirtschaft ermöglicht, deren Erfolg für immer mehr Verbreitung sorgte und eine gewaltige Aufblähung rein finanzieller Transaktionen kompliziertester Art in der Welt führte. Die Finanzwirtschaft hat sich in den letzten Jahrzehnten viel schneller als die Realwirtschaft entwickelt, aber es ist nicht erkennbar, dass daraus ein volkswirtschaftlicher Vorteil entstand, der etwas mit dieser gewaltigen Aufblähung zu tun hatte, so wichtig ein funktionierendes Finanzwesen als solches für die Marktwirtschaft ist. Immer mehr Institutionen beteiligten sich an bloßen Spielen zulasten Dritter, hofften auf das schnelle Geld, gingen ins Risiko und beteiligten sich am Aufbau von Strukturen, die letztlich zum Kollaps der Weltwirtschaft führten, konkret zur ersten Rezession der Weltwirtschaft seit dem Zweiten Weltkrieg. Die verheerenden Entwicklungen fanden nicht nur in den USA statt. Überall schossen solche Kasinos im weiteren Sinne aus dem Boden. Überall auf der Welt, wo die Bilanzierungsregeln des Basler Ausschusses galten, auch in Europa, wandten sich auch Banken mit seriösen Namen dem Risikospiel der Finanzmärkte zu. Der Basler Ausschuss ist eine in Basel ansässige Koordinationseinrichtung, die den Regierungen einheitliche Empfehlungen für die Regulierung der jeweiligen nationalen Bankensysteme gibt, um den Deregulierungswettbewerb zu verhindern. Ihm gehören die G20-Länder und viele weitere Länder auf der ganzen Welt an. Obwohl die Intention der Basler Regeln vernünftig ist, waren sie unter dem Einfluss der regulierten Banken aber doch nicht in der Lage, die Risikospiele zu verhindern. Die für die Banken geltenden Eigenkapitalregeln setzten so wenig Eigenkapital voraus, dass damit der institutionellen Zockerei Tür und Tor geöffnet wurde. Die Banken wandten sich in diesen Jahren mehr und mehr dem sogenannten Investmentgeschäft zu, bei dem sie viel mehr Geld verdienen konnten als bei ihrem Kerngeschäft, der Ausleihung von Krediten an die Firmen der Realwirtschaft. Und wenn die Banken nicht unter eigenem Namen aktiv wurden, so taten sie es in ausgelagerten ausländischen Zweckgesellschaften in Irland und anderswo, deren Geschäftsgebaren sie zuhause nicht einmal bilanzieren mussten. Die Deutsche Bank und die Schweizer Bank UBS hatten damals Eigenkapitalquoten von weniger als 2 % bezüglich der Bilanzsumme, was im Grunde nur wenig mehr als nichts war. Öffentlich zitierte man lieber die sogenannte Kernkapitalquote, bei der nur ein Bruchteil der Bilanzsumme als Bezugsgröße für das Eigenkapital gewählt wurde, so dass hohe numerische Werte herauskamen.4 Diese niedrigen Eigenkapitalquoten waren höchst verwunderlich angesichts des Umstandes, dass die Banken von ihren Kunden meistens Eigenkapitalquoten von 30 % und mehr verlangten, bevor sie überhaupt nur daran dachten, ihnen einen Kredit zu geben. Der Londoner Investmentbanker der Deutschen Bank Anshu Jain, der ein Vielfaches des damaligen Vorstandschefs Josef Ackermann verdiente, scheffelte zeitweilig so viel Geld herbei, dass die Kollegen aus dem Firmenkundengeschäft nur erblassen konnten. Aber es liegt in der Natur dieser Zockerei, dass sie nicht...


Sinn, Hans-Werner
Hans-Werner Sinn, geb. 1948, war bis zu seiner Emeritierung 2016, Professor für Volkswirtschaft an der Ludwig-Maximilians-Universität in München, Präsident des ifo Instituts und Direktor des Center for Economic Studies (CES). Er hatte zahlreiche Gastprofessuren im Ausland inne (u.a. Bergen, Stanford, Princeton, Jerusalem). Seit 1989 ist er Honorarprofessor der Universität Wien sowie seit 2016 ständiger Gastprofessor an der Universität Luzern. Sinn war Präsident des Weltverbandes der Finanzwissenschaftler (IIPF) und Vorsitzender des Verbandes der deutschsprachigen Ökonomen (VfS). Durch seine wirtschaftspolitischen Sachbücher, viele davon Bestseller, und seine pointierten Auftritte in den Medien ist er einer breiten Öffentlichkeit bekannt.

Hans-Werner Sinn, geb. 1948, war bis zu seiner Emeritierung 2016, Professor für Volkswirtschaft an der Ludwig-Maximilians-Universität in München, Präsident des ifo Instituts und Direktor des Center for Economic Studies (CES). Er hatte zahlreiche Gastprofessuren im Ausland inne (u.a. Bergen, Stanford, Princeton, Jerusalem). Seit 1989 ist er Honorarprofessor der Universität Wien sowie seit 2016 ständiger Gastprofessor an der Universität Luzern. Sinn war Präsident des Weltverbandes der Finanzwissenschaftler (IIPF) und Vorsitzender des Verbandes der deutschsprachigen Ökonomen (VfS). Durch seine wirtschaftspolitischen Sachbücher, viele davon Bestseller, und seine pointierten Auftritte in den Medien ist er einer breiten Öffentlichkeit bekannt.


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