E-Book, Deutsch, Band 1, 432 Seiten
Reihe: Valentines
Smale Die Valentines – verdammt berühmt. Happy Girl
1. Auflage 2020
ISBN: 978-3-7336-0321-2
Verlag: Fischer Kinder- und Jugendbuch Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Band 1
E-Book, Deutsch, Band 1, 432 Seiten
Reihe: Valentines
ISBN: 978-3-7336-0321-2
Verlag: Fischer Kinder- und Jugendbuch Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Holly Smale wollte schon im Alter von fünf Jahren schreiben, als sie feststellte, dass Bücher nicht wie Äpfel auf Bäumen wachsen. Ihre Leidenschaft für Geschichten führte sie zu einer Reihe von Abenteuern, darunter Modeln, Unterrichten von Kindern in Japan sowie Rucksackreisen durch Dutzende von Ländern auf der ganzen Welt. Sie studierte Literatur und Feminismus an der Universität in Bristol, England. Ihre Serie über das »Geek Girl« Harriet war ein riesiger Erfolg, wurde in 30 Sprachen übersetzt, verkaufte sich weltweit über drei Millionen Mal und läuft aktuell als Serie auf Netflix.
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2
Krebs: 22. Juni – 22. Juli
Krebs, du besitzt die natürliche Gabe, eine Verbindung zu anderen Menschen aufzubauen. Heute befinden sich Merkur und Venus im vierten Haus, das für Familie, Zuhause, Wurzeln und Eltern steht. Nutze deine Talente, um engere Bande zu knüpfen.
Ich bin Hope, die neue weibliche Hauptfigur.
Vor fast sechzehn Jahren haben meine Eltern einen Blick auf das strahlende Gesicht ihrer neugeborenen Tochter geworfen und gedacht:
Und was soll ich sagen? Es hat total funktioniert.
Hope – mein Name ist Programm. Hoffnung gehört untrennbar zu mir, sie ist in meinem tiefsten Inneren verborgen wie der Kern einer Kirsche oder der Stein einer Avocado. Meine älteste Schwester Mercy hingegen hat, anders als die Bedeutung ihres Namens vermuten lässt, nicht die leiseste Spur von Mitleid. Sie hat ihren Namen in den Boden gestampft und mit Erde zugeschüttet, um dann so schnell und so weit wie möglich wegzurennen.
Das ist ein bisschen so wie bei einer … Kartoffel.
»Was ist mit dir?«, blafft Mercy, als ich, meine kostbare Eiscreme behutsam balancierend (Seine Eiscreme! Eine Kreation aus Hand!), vorsichtig auf der Rückbank der Limousine Platz nehme. »Im Ernst, das ist keine rhetorische Frage, Pudel. Wie lautet deine medizinische Diagnose?«
Sehnsüchtig streiche ich mit den Fingerspitzen über die Fensterscheibe und blicke dem Eiswagen hinterher, der sich langsam entfernt. Goodbye zu sagen kann manchmal so schwer sein.
HOPE
Bis zum nächsten Mal, mein schokoladiger Liebesheld.
Musik setzt ein.
Ende der Szene.
»Nenn mich nicht Pudel!« Ich drehe mich zu meiner Schwester um und schlecke an meiner Eiscreme. »Das kann ich nicht leiden, das weißt du genau.«
»Wie wär’s stattdessen mit Pups?« Seufzend legt Mer ihre Füße in den hochhackigen Stiefeln auf den Sitz neben mich. »Riecht schlecht, ist in der Öffentlichkeit peinlich und kommt immer im falschen Moment.«
»So bin ich nicht.«
»Bist du doch.«
»Bin ich nicht.«
Ich strecke ihr die Zunge raus, aber Mercy tut so, als würde sie es nicht bemerken. Mercy ist siebzehn und der Inbegriff von Glamour; heute hat sie ihre schwarzen Haare zu einem straffen Knoten zusammengebunden und trägt knallroten Lippenstift, ein schwarzes Seidenshirt, einen schwarzen Kapuzenmantel und eine schwarze Lederhose.
Auch die Autositze sind aus schwarzem Leder. Es quietscht, wenn meine Schwester sich bewegt. Vielleicht sind das die Seelen der armen Kühe, die sich gegenseitig in ihrer neuen Daseinsform begrüßen.
Ohne Vorwarnung fange ich an zu kichern.
»Ist dir das Gehirn eingefroren?«, faucht Mer mich an und poliert ihren makellosen roten Fingernagel. »Oder ist spontane Hysterie nur eine weitere Nebenwirkung, wenn man ein Vakuum im Kopf hat?«
»Mercy.« Faith blickt von ihrem Fitnesstracker hoch. »Kannst du Hope nicht in Ruhe lassen? Ist es denn wirklich so schlimm, wenn wir ein bisschen zu spät kommen?«
Während ich meinen Namen verinnerlicht habe und Mercy den ihren ausradiert hat, trägt meine sechzehnjährige Schwester Faith ihren Namen wie eine Blume vor sich her: Sie ist immer sanft, immer bewundernswert, immer liebenswürdig.
Außerdem ist sie wunderschön.
Ja, ich weiß, das ist kein Charakterzug, aber wenn meine mittlere Schwester Faith eine Filmrolle wäre, dann würde genau das als Figurenbeschreibung im Skript stehen, denn Effies vollkommenes Gesicht ist immer das Erste, was allen auffällt, nur sie selbst scheint es nie zu bemerken.
Was totale Verschwendung ist. Wenn mein Gesicht irgendwann im Lauf des nächsten Jahres die gleichen perfekten Züge annimmt wie ihres, werde ich das Beste für mich daraus machen.
Gebrochene Herzen, wohin man auch schaut.
»Ja«, sagt Mercy schnippisch und sieht mich giftig an. »Ich habe an einem Sonntag Besseres zu tun, als zuzusehen, wie meine nervige kleine Schwester einen pickeligen Eiscremeverkäufer mit ihren Kuhaugen anhimmelt.«
»Erstens«, erkläre ich geduldig, »habe ich keine Kuhaugen. Sie sind geheimnisvoll und wie geschaffen dafür, zu verlocken und zu verführen. Und zweitens ist seine Akne eindeutig am Abheilen, denn er hat überall kleine Krusten, !« Triumphierend verschränke ich die Arme.
Mercy schaut mich fassungslos an und klatscht ihre Hand gegen die Stirn.
»Wir nähern uns dem Eingangstor«, mischt Effie sich ein. »Könnt ihr also bitte mal mit eurem Hickhack aufhören, vielleicht für fünfundvierzig Sekunden? Seid nett zueinander, setzt euer Pokerface auf, denn rechts –«
Das Auto kommt mit quietschenden Reifen zum Stehen.
»Yo, yo, !«, ruft Max. Er reißt die hintere Tür auf und streckt grinsend seinen kurzgeschorenen Kopf zu uns herein. »Wie ich sehe, wollen die drei Hexen sich heute ganz ohne Besen ? Wie geht’s, wie steht’s, meine Freundinnen der Nacht?«
Alles, was man über meinen neunzehnjährigen Bruder wissen muss, ist, dass er seinen Namen wörtlich nimmt.
»Was zum –«
»Ich will in diesem Auto keine Kraftausdrücke hören, Meernixe.« Lachend schubst Max unsere Schwester zur Seite und setzt sich mir gegenüber. Seine Ripped Jeans geben den Blick auf seine braunen Knie frei. »Freust du dich denn gar nicht, mich zu sehen, Schwesterherz? Ich weiß, dass du dich freust, denn meine bloße Anwesenheit zaubert ein Glühen in dein Gesicht.«
Er beugt sich vor und verzieht mit den Fingern Mercys Mund zu einem roten Horrorfilmlächeln.
Verärgert stößt sie ihn von sich. »Wie schaffst du es nur, so eine Nervensäge zu sein?«
»Keine Ahnung.« Max lässt sich ins Polster fallen und verschränkt lässig die Hände über dem Kopf, während er so tut, als würde er über ihre Frage nachdenken. »Ich möchte ja gerne von einem Geschenk der Götter sprechen, aber ich will nicht lügen – ich habe in letzter Zeit Abendunterricht genommen, um mein Nervensägenpotenzial voll auszuschöpfen.«
Dann gähnt er ausgiebig, zeigt dabei alle Backenzähne, seine Mandeln und einen einzelnen Spuckefaden – und sieht trotzdem noch attraktiv aus.
»Was heißt ?«, frage ich und beuge mich neugierig vor.
»Das sagt man, wenn man kleine Tierchen verloren hat, Babybär«, antwortet mein Bruder lachend und zerzaust meine Lockenmähne. »Ich muss euch warnen: Da draußen wimmelt es von Paps und Journos. Aber keine Sorge, meine geliebten Schwestern, ich war schon etwas früher da und habe der Meute ein paar Informationshäppchen zum Fraß vorgeworfen. Ich habe ihnen klargemacht, wie sehr wir uns gegenseitig eine Stütze sind und dass wir uns in diesen schweren Zeiten beistehen und so weiter und so fort …«
Er grinst übermütig. Faith wirft Mercy einen Blick zu.
Das erklärt die verspiegelte Sonnenbrille, die Max trägt, obwohl es inzwischen in Strömen regnet. (Genau genommen haben meine Haare vorher auch nicht im Sonnenschein geschimmert, das war ein kleines Extra aus der gut ausgestatteten Special-Effects-Abteilung meines Gehirns.)
»Mein Gott, Max«, zischt Mercy, die sich offensichtlich darüber ärgert, dass sie nicht selbst auf die Idee gekommen ist. »Du willst mal wieder um jeden Preis ins Rampenlicht, was?«
»Mein Gott, Mer.« Max lacht amüsiert. »Mal wieder eifersüchtig, was?«
Das Auto biegt um die letzte Kurve.
Ich verspüre ein aufgeregtes Flattern im Bauch. Es ist sehr wichtig, aus jeder Situation das Beste herauszuholen.
Mit geübter Hand zupfe ich meine Frisur zurecht und frische meinen roten Lippenstift auf. Wenn mir jemand gesagt hätte, dass uns Paparazzi erwarten, hätte ich mir mehr Mühe beim Contouring gegeben und darauf geachtet, dass meine Wangenknochen durch das getönte Fenster gut zu erkennen sind.
Das Auto kommt zum Stehen. Meine Geschwister und ich tauschen Blicke aus – für einen kurzen Moment vereint durch das, was uns draußen erwartet.
»Bereit?«, fragt Faith und beißt sich auf die Lippe.
»Auf die Plätze, fertig …«, sage ich und versuche dabei, nicht allzu vorfreudig auszusehen. »Ach so, wir sitzen ja schon auf unseren Plätzen.«
Mercy verdreht die Augen, dann schlägt sie die Kapuze ihres schwarzen Mantels hoch und nickt.
Max setzt die Sonnenbrille wieder auf. »Und … LOS!«
Auf das Kommando hin öffnen wir die Türen der großen schwarzen Limousine.
Blitzlichtgewitter und ein Sturm von Kameraklicks schlagen uns entgegen.
»Valentines! VALENTINES!«
»Hierher! Faith! Max! Mercy! Schaut hier rüber!«
»Redet mit uns! Könnt ihr sagen, was passiert ist? Was gibt’s Neues? Wie geht es Juliet?«
»Wollt ihr ein Statement abgeben? Hierher, dreht euch hierher!«
»Sagt doch was! Faith! Faith! Einen traurigen Blick für die Kameras bitte, Ladys!«
Kann sein, dass ich bisher ein paar winzige Details unterschlagen habe.
Mum ist in...