Spatscheck / Kreft | Methodenlehre in der Sozialen Arbeit | E-Book | sack.de
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E-Book, Deutsch, 235 Seiten

Spatscheck / Kreft Methodenlehre in der Sozialen Arbeit

Konzepte, Methoden, Verfahren, Techniken
4. neu bearbeitete und erweiterte Aufl 2023
ISBN: 978-3-8463-6083-5
Verlag: UTB
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Konzepte, Methoden, Verfahren, Techniken

E-Book, Deutsch, 235 Seiten

ISBN: 978-3-8463-6083-5
Verlag: UTB
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Wie kann in den verschiedenen Tätigkeitsfeldern der Sozialen Arbeit fachlich angemessen und planvoll gehandelt werden? Was sind die relevanten Methoden, Verfahren und Techniken und wie werden diese professionell eingesetzt? Namhafte Autor:innen erläutern in diesem Buch gut strukturiert die drei klassischen Methoden sowie die zentralen Verfahren und Techniken der Sozialen Arbeit als Grundlagen für das methodische Handeln nach den Regeln der Kunst.

Neben bewährten Vertreter:innen der Ansätze wurde diese Neuauflage um Beiträge weiterer Expert:innen ergänzt.

Mit Beiträgen von Sabine Ader, Bernd Birgmeier, Marc Diebäcker, Corinna Ehlers, Johannes Herwig-Lempp, Heiko Kleve, Joachim König, Björn Kraus, Dieter Kreft, Ansgar Marx, Stephan Maykus, Joachim Merchel, Werner Michl, Jana Molle, C. Wolfgang Müller, Hannah Münster-Bortig, Ria Puhl, Christian Reutlinger, Kirsten Sander, Barbara Schäuble, Christian Spatscheck, Hiltrud von Spiegel, Benedikt Sturzenhecker, Sabine Wagenblass, Marietheres Waschk, Eric Ebini Weiher, Peter-Ulrich Wendt und Gabriele Wild.

Spatscheck / Kreft Methodenlehre in der Sozialen Arbeit jetzt bestellen!

Weitere Infos & Material


Abkürzungsverzeichnis 8
Einführung 10
Von Dieter Kreft und Christian Spatscheck 10
1 Grundlagen für das methodische Handeln 13
1 1 Konzepte, Methoden, Verfahren und Techniken in der Sozialen Arbeit:
Ein Ordnungsversuch für das Handeln nach den Regeln der Kunst 13
Von Dieter Kreft und Christian Spatscheck
1 2 Beobachten, Beurteilen, Handeln: Handlungsbezogene
Reflexion und Wissensanwendung als Merkmale professioneller Sozialer Arbeit 28
Von Stephan Maykus
1 3 Handlungskompetenz in der Sozialen Arbeit 54
Von Dieter Kreft
1 4 Methodisches Handeln in der Sozialen Arbeit 66
Von Hiltrud von Spiegel
2 Die drei klassischen Methoden und ihre aktuellen Entwicklungen 74
2 1 Von der Einzelfallhilfe zum Case Management 74
Von Corinna Ehlers
2 2 Von der Gruppenpädagogik zur Sozialen Gruppenarbeit 86
Von Peter-Ulrich Wendt
2 3 Von der Gemeinwesenarbeit zum sozialräumlichen Handeln 96
Von Christian Reutlinger
3 Verfahren (eine exemplarische Auswahl) 108
3 1 Soziale Diagnostik/Fallverstehen 108
Von Sabine Ader
3 2 Hilfeplanung 114
Von Barbara Schäuble
3 3 Beratung 119
Von Jana Molle
3 4 Mediation 125
Von Ansgar Marx
3 5 Hausbesuche – Aufsuchende Arbeit in Haushalten 129
Von Dieter Kreft
3 6 Kinderschutzarbeit 133
Von Sabine Wagenblass
3 7 Biografiearbeit 139
Von Kirsten Sander
3 8 Erlebnispädagogik 143
Von Werner Michl
3 9 Straßensozialarbeit – Aufsuchende Soziale Arbeit im öffentlichen Raum 148
Von Marc Diebäcker und Gabriele Wild
3 10 Supervision 152
Von Björn Kraus
3 11 Coaching 159
Von Bernd Birgmeier
3 12 Evaluation und Selbstevaluation 164
Von Joachim König
3 13 Jugendhilfeplanung 169
Von Hanna Münster-Bortig und Eric Ebini Weiher
3 14 Qualitätsmanagement und Qualitätsentwicklung 174
Von Joachim Merchel
3 15 Sozialmanagement 179
Von Joachim Merchel
3 16 Öffentlichkeitsarbeit 183
Von Ria Puhl
4 Techniken (eine exemplarische Auswahl) 187
4 1 Fragen, Nachfragen, Zuhören 187
Von C. Wolfgang Müller
4 2 Genogrammarbeit 191
Von Christian Spatscheck
4 3 VIP-Karten/Netzwerkkarten 194
Von Johannes Herwig-Lempp
4 4 Aufstellungsarbeit 197
Von Heiko Kleve
4 5 Tetralemma – Handeln bei Vieldeutigkeiten 200
Von Heiko Kleve
4 6 Spielen und Spiele 203
Von Marietheres Waschk
4 7 Rollenspiel 205
Von Peter-Ulrich Wendt
Herausgeber und Autor:innen 207
Literatur 213
Sachregister 234


2 Die drei klassischen Methoden und ihre aktuellen Entwicklungen 2.1 Von der Einzelfallhilfe zum Case Management Von Corinna Ehlers Die Arbeit mit Menschen macht den Großteil der Tätigkeiten in der Sozialen Arbeit aus. Hierfür kommen für unterschiedliche Zielgruppen verschiedene Methoden zum Einsatz. Einzelfallhilfe bzw. Case Management (CM) sind zentrale Handlungskonzepte der Sozialen Arbeit. Die Einzelfallhilfe gehört zu den drei klassischen Methoden der Sozialen Arbeit und hat sich über die letzten Jahrzehnte weiterentwickelt. Case Management, das sich aus der Einzelfallarbeit entwickelt hat, ist ein zentrales Verfahren der Sozialen Arbeit (Whitaker et al. 2006; Herman 2013; W. R. Wendt 2021). Es handelt sich um einen transdisziplinären Handlungsansatz, der das Ziel verfolgt, Menschen zu unterstützen und erforderliche Versorgungsleistungen über Einrichtungs- und Sektorengrenzen hinweg zu koordinieren. Um diesem Ziel gerecht werden zu können, müssen unterschiedliche Arbeitsebenen berücksichtigt werden. Einzelfallhilfe, in einer weiterentwickelten Form, und CM umfassen daher die Arbeit auf der Fallebene, also die konkrete Arbeit mit Klient:innen, sowie die Arbeit auf der Versorgungssystemebene. Hierzu zählt deren konzeptionelle und strukturelle Implementierung in Organisationen als auch deren Vernetzung in regionalen Strukturen. Aufgrund der mehrstufigen Umsetzung und den unterschiedlichen Funktionen sind Einzelfallhilfe und Case Management als Handlungsansätze zum Teil schwer zu erfassen. Im nachfolgenden Text werden die Entwicklungslinien in der Sozialen Arbeit in den USA und im deutschsprachigen Raum skizziert. Dabei werden die Leitgedanken, Arbeitsschritte und Funktionen von Einzelfallhilfe und Case Management in der Sozialen Arbeit vorgestellt. Geschichte: Die Entwicklung der Methode der Einzelfallhilfe und deren Weiterentwicklung ‚Case Management‘ liegt in der Sozialen Arbeit verwurzelt und lässt sich für Deutschland grob in zwei Phasen unterteilen: Erste Ansätze und Entwicklungen fanden in den USA statt und dann erfolgte die Übertragung des Handlungsansatzes nach Deutschland mit einer Ausdifferenzierung in der Praxis. Die Entwicklungsphasen gehen fließend ineinander über und wurden von unterschiedlichen Faktoren und gesellschaftlichen und theoretischen Entwicklungen beeinflusst. Eine ausführlichere Beschreibung findet sich bei Ehlers (2017). Erste Ansätze und Entwicklung in den USA: Die ersten Formen von Verfahren der Einzelfallhilfe und des Case Managements entstanden Ende des 19. Jahrhunderts bzw. Anfang des 20. Jahrhunderts (Wendt 2019). Amerikanische Wohlfahrtsorganisationen, die Charity Organization Societies (COS) koordinierten insbesondere für Familien, die in die USA immigrierten, soziale Dienste sowie ehrenamtliche Unterstützungsangebote. Die Mitarbeiter:innen der COS erfassten, in Ergänzung zu herkömmlichen Hilfsorganisationen im Sinne einer Clearingstelle, die Anliegen der Hilfesuchenden und stellten deren Hilfebedarf fest. Durch ein Erfassen des Unterstützungsbedarfs und auch die Überprüfung der Hilfen sollte eine Fehlversorgung vermieden werden. Durch die COS etablierte sich neben der Organisation von offiziellen Hilfsangeboten zudem eine Koordination ehrenamtlicher, sozialer und pflegerischer Dienste. Mary Richmond, eine Pionierin der Sozialen Arbeit, entwickelte, aufbauend auf ihrer praktischen Tätigkeit in einer COS zu Beginn des 20. Jahrhunderts, ein an medizinische Tätigkeiten angelehntes strukturiertes Vorgehen für die soziale Fallarbeit (Social Case Work). Dieser erste Ansatz der Fallarbeit umfasst drei Elemente: Anamnese, psychosoziale Diagnose und Behandlung. Neben der Beschreibung eines Arbeitsprozesses hält Richmond zwei zentrale Leitgedanken für die Fallarbeit fest: Soziale Einzelfallarbeit ist als Prozess der Persönlichkeitsentwicklung zu verstehen und Menschen werden immer im Kontext ihrer Umwelt betrachtet. Richmonds ‚Person in Environment‘-Modell bringt zum Ausdruck, dass die Wechselwirkung von Lebensverhältnissen und dem Verhalten von Menschen berücksichtigt werden muss. In der Sozialen Arbeit ist es erforderlich, nicht nur mit den Klient:innen zu arbeiten, also z.B. deren Selbstvertrauen und Selbstmanagementfa¨higkeiten zu stärken, sondern auch sozialpolitische und gesellschaftliche Verhältnisse zu berücksichtigen und diese ggf. zu verändern. Auf der Systemebene entwickelten sich Anfang des 20. Jahrhundert im Rahmen der Siedlungsbewegung sogenannte ‚Settlement Houses‘. In diesem gemeinwesenbezogenen Ansatz wurden Versorgungs- und Bildungsangebote für die Einwohner:innen eines Stadtteils angeboten. Neben der konkreten Unterstützung, die das Alltagsleben der bedürftigen Familien erleichtern sollten, ging es den Mitarbeiter:innen der Settlement Houses um die Verbesserung der Lebensverhältnisse (C. W. Müller 2013; und auch Kap. 2.3). Die ersten Ansätze der Sozialen Einzelfallhilfe entwickelten sich in den USA in den folgenden Jahrzehnten weiter und wurden in den 1960er und 1970er Jahren, durch koordinierende Case-Management-Ansa¨tze konzeptionell ergänzt (Neuffer 2013). Zum einen beeinflusste die Bürger:innenrechtsbewegung (Civil Rights Movement) und auch die Enthospitalisierung von Menschen mit Behinderungen die Entwicklung der Sozialen Arbeit, zum anderen führte eine Ausdifferenzierung von sozialen Dienstleistungen dazu, dass es notwendig wurde, die Konzeption der Hilfeleistung den komplexen Versorgungssituationen anzupassen. In den späten 1980er Jahren wurde der Handlungsansatz Case Management in den USA zunehmend im Gesundheitsbereich aufgegriffen. Hier wurde der Handlungsansatz oftmals in administrativen Arbeitsbereichen Managed-Care-Organisationen (MCO) oder im pflegerischen Bereich eingesetzt. Eine theoretische Fundierung erfährt Case Management zum Beispiel durch das Life Model, das von den beiden Sozialarbeiter:innen Carel Germain und Alex Gitterman (1999) entwickelt wurde. Das Life Model greift Gedanken von Richmond auf und betont Wechselwirkungen zwischen verschiedenen Systemen, sodass das Verhalten von Individuen immer im Wechselspiel zu Lebensverhältnissen zu sehen ist. Auch die Humanistische Psychologie hat die Soziale Einzelfallhilfe geprägt. Insbesondere der Personzentrierte Ansatz von Carl Rogers (1976), mit der Fokussierung auf die Bedürfnisse der Klient:innen im Rahmen einer empathischen Gesprächsführung, hat einen großen Einfluss auf die Fallarbeit. Übertragung des Handlungsansatzes nach Deutschland und die Ausdifferenzierung: Mary Richmond, Jane Addams und andere US-amerikanische Sozialarbeiter:innen etablierten erste Ansätze einer systematischen und professionellen Unterstützungsarbeit. Alice Salomon, eine deutsche Pionierin der Sozialen Arbeit, stand in den 1920er Jahren im Austausch mit den Kolleg:innen in den USA. Sie veröffentlichte 1926 das Lehrbuch „Soziale Diagnose“, mit dem sie die Ausführungen von Richmond auch in Deutschland zugänglich machte. Salomon erweiterte die Theorie Richmonds und stellte einen Zusammenhang zwischen ermittelnden sowie pädagogischen Tätigkeiten her (C. W. Müller 2013, 63). Die Ausweisung von Salomon und anderen Sozialarbeiter:innen durch das NS-Regime verursachte einen Bruch in der Methodenentwicklung in Deutschland. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde der Austausch mit Sozialarbeiter:innen aus den USA wiederaufgenommen. Dabei wurden viele Handlungskonzepte von dort übernommen, eine umfassende eigene Methodenentwicklung entstand in Deutschland erst wieder in den nachfolgenden Jahrzehnten. Seit den späten 1980er Jahren entwickelt sich Case Management zunächst im Sozialwesen, später im Bereich der Beschäftigungsförderung und im Gesundheitsbereich. Einen Meilenstein in der Entwicklung von Case Management in Deutschland stellt die Publikation „Ökosozial denken und handeln“ aus dem Jahr 1990 von Wolf Rainer Wendt dar. Er beschreibt im O¨kosozialen Modell, wie Soziale Arbeit sowohl die Systemebene gestalten, als auch Menschen mit komplexen Problemlagen in der Selbstorganisation unterstützen kann. Mittlerweile ist Case Management seit über 30 Jahren fest in die Soziale Arbeit als Handlungsansatz eingebunden und in der Sozialgesetzgebung verankert. Beispielsweise ist die systematische Arbeitsweise, die dem CM innewohnt seit den 1990er Jahren mit der Hilfeplanung im § 36 SGB VIII festgehalten. Auch in der neueren Gesetzgebung z.B. dem Bundesteilhabegesetz (BTHG) sind Handlungsansätze im Sinne des CM festgeschrieben. In der Sozialen Arbeit führte die Umsetzung von CM mit koordinierenden und steuernden Ansätzen auch zu einer kritischen Hinterfragung des Handlungskonzeptes, welches z.B. als neoliberales Steuerungsinstrument kritisiert wurde. Unter anderem wurde dabei auch die Frage aufgeworfen, ob CM überhaupt im wohlfahrtstaatlichen deutschen System Einsatz finden kann (Hansen 2006). Ungeachtet der kritischen Stimmen etablierte sich das Handlungskonzept in der Sozialen Arbeit in der Praxis (Wendt/Löcherbach 2017; Ehlers/Lehmann 2019; Ehlers/Broer 2013) als...


Kreft, Dieter
Prof. Dr. Dieter Kreft ist Verwaltungs- und Sozialwissenschaftler. Er lehrte an der Leuphana Universität Lüneburg und ist emeritiert.

Spatscheck, Christian
Prof. Dr. Christian Spatscheck ist Professor für Theorien und Methoden Sozialer Arbeit an der Hochschule Bremen.



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