Spindler | Macht des Schicksals | E-Book | www.sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 496 Seiten

Reihe: MIRA Taschenbuch

Spindler Macht des Schicksals


1. Auflage 2002
ISBN: 978-3-86278-364-9
Verlag: MIRA Taschenbuch
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

E-Book, Deutsch, 496 Seiten

Reihe: MIRA Taschenbuch

ISBN: 978-3-86278-364-9
Verlag: MIRA Taschenbuch
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



M - immer wieder schreibt Skye Dearborn diesen Buchstaben, aus einer dunklen Erinnerung ihres Unterbewusstseins heraus. Wer sie wirklich ist, und warum sie von ihrer eigenen Mutter als Kind aus der Mitte der mächtigen Monarch-Familie gekidnappt wurde, erfährt sie erst, als das Schicksal zuschlägt. Denn getrieben von dem Wunsch, ihre Zukunft allein zu meistern, verlässt sie Chance McCord, den sie liebt, und wird eine erfolgreiche Schmuckdesignerin bei dem Mann, vor dem ihre Mutter sie immer schützen wollte. Jetzt ist er seinem Ziel ganz nah: Skye zu besitzen - oder sie zu töten



Erica Spindler studierte zunächst Kunst. Als erfolgreiche Malerin stellte sie in namhaften Galerien aus. 1982 begann sie mit dem Schreiben, als sie mit einer Erkältung das Bett hüten musste. 1987 veröffentlichte sie ihren ersten Roman. Zunächst tat sie sich als Autorin romantischer Geschichten hervor, wandte sich aber ab 1996 dem Kriminalroman zu. Ihre Bücher erreichen immer wieder die ersten Plätze der New York Times-Bestsellerliste und erscheinen inzwischen in über 20 Ländern. Spindlers Stil wird durch ihre Faszination für Psychologie und Zwischenmenschliches geprägt, die ihre Romane zu einem spannenden und emotionalen Erlebnis für ihre Leser und Leserinnen macht. Auch als präzise Beobachterin und Kommentatorin gesellschaftlicher Entwicklungen fällt Erica Spindler auf. Die 1957 in Illinois geborene Autorin lebt seit 1980 im Raum New Orleans. An der dortigen Universität schloss sie ihr Kunststudium ab. Heute wohnt sie mit ihrem Ehemann und den beiden gemeinsamen Söhnen im ländlichen Louisiana nahe der Metropole.

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2. TEIL


Der Jahrmarkt


3. KAPITEL


Lancaster County, Pennsylvania, 1983

Die Landschaft war üppig und grün und fruchtbar. Zwischen die sanften Hügel schmiegten sich Farmhäuser aus dem neunzehnten Jahrhundert, die Wiesen waren mit Kornsilos und Windmühlen betupft, auf den Straßen zockelten gemächlich Pferdefuhrwerke entlang.

Es war ein malerischer Anblick. Eine ländliche Idylle. Tag für Tag strömten Touristen nach Lancaster County, um die Atmosphäre zu schnuppern und sich – sei es auch nur für eine Woche oder zwei – in das vergangene Jahrhundert zurückversetzen zu lassen.

Dem siebzehnjährigen Chance McCord hing es restlos zum Hals heraus, im neunzehnten Jahrhundert zu leben. Die Idylle machte ihn krank. Er befürchtete, den Verstand zu verlieren, wenn er auch nur noch einen einzigen Tag in dieser ewiggleichen Hölle leben müsste.

Chance durchquerte sein spartanisch möbliertes Schlafzimmer und ging hinüber zum offenen Fenster, blieb davor stehen und starrte hinaus in den Abend. Er wollte seine Blue Jeans anziehen. Er wollte Rockmusik hören und fernsehen. Er wollte mit seinen Freunden herumhängen – Himmel, oder mit irgendwem, der so dachte und fühlte wie er selbst. Du großer Gott, sogar nach der Schule sehnte er sich. Die Amish People hielten nichts davon, Jugendliche in seinem Alter noch zur Schule zu schicken. Mit sechzehn war man in ihren Augen alt genug, um seine Pflichten gegenüber der Familie und der Gemeinschaft zu erfüllen, indem man Farmarbeit verrichtete. Er erfüllte seine Pflichten bereits seit einem Jahr, aber verdammt, er hasste Kühe.

Er stützte sich auf das Fensterbrett auf und atmete tief die milde Abendluft ein. Vor einem Jahr noch wäre es ihm unvorstellbar gewesen, dass er sich eines Tages nach der weit verzweigten, unwirtlichen High School im Norden von Los Angeles zurücksehnen könnte, wo er sich immer wie ein Gefangener gefühlt hatte. Er hätte nicht im Traum daran gedacht, dass er sich jemals wünschen könnte, in seinem Englischkurs zu sitzen, wo der alte Waterson in monotonem Tonfall irgendetwas von einem Dichter herunterleierte, der schon lange vor der Erfindung der ersten Elektrogitarre das Zeitliche gesegnet hatte.

Jetzt wusste Chance, was es hieß, ein Gefangener zu sein.

Wenn er es nicht bald schaffte, hier rauszukommen, würde er eingehen wie eine Primel.

Nicht, dass seine Tante Rebecca – die Schwester seiner Mutter – oder ihr Mann Jacob schlechte Menschen gewesen wären. Ganz im Gegenteil, sie waren absolut fehlerlos. Sie hatten ihn zu sich genommen, nachdem seine Mutter gestorben war und sein reicher Vater – falls Chance ihn überhaupt so nennen konnte, denn er hatte die Existenz seines Sohnes niemals zur Kenntnis genommen – sich geweigert hatte, für ihn zu sorgen. Seine Tante und sein Onkel hatten ihn bei sich aufgenommen, obwohl sie es mit vier eigenen Kindern ohnehin nicht leicht hatten.

Und es war auch nicht so, dass sie ihn nicht mochten, obwohl ihm das gelegentlich so vorkam. Sie hatten einfach nur ihren Glauben, und mit diesem Glauben hatten sie ihr Herz gepanzert. Sie erwarteten von ihm, ebenfalls so zu glauben und zu leben, wie sie es taten.

Doch das konnte er nicht. Es war nicht in ihm.

Chance begann, unruhig im Zimmer auf und ab zu gehen, wobei er sich wie so oft wie ein gefangenes Tier im Käfig fühlte. Sie waren heute mit dem Pferdewagen in die Stadt gefahren, er, sein Onkel Jacob und Samuel, dessen zehnjähriger Sohn. Und dort hatte Chance das gesehen, was ihn seitdem beschäftigte. Einen Jahrmarkt mit Riesenrad, Karussells, Geisterbahn, Wahrsagerin und allem, was sonst noch dazugehörte. Ein Jahrmarkt mit einer Truppe, die von Ort zu Ort reiste und die Art von Show veranstaltete, von der Chance nicht einmal gewusst hatte, dass sie überhaupt noch existierte.

Das ist die Gelegenheit, hatte er gedacht. Vielleicht.

Während Jacob seinen Besorgungen nachging, war er, Chance, mit Samuel über den Jahrmarkt geschlendert und hatte sich umgeschaut. Als Jacob sie schließlich fand, war er wütend, obwohl er seine Stimme nicht erhob. Was er zu Chance sagte, tat weh, obwohl er sich nichts anmerken ließ; die Dinge, die sein Onkel ungesagt ließ, die Art, wie er Chance anschaute, trafen ihn bis ins Mark.

Später hörte er, wie sein Onkel und seine Tante sich stritten. Chance beugte sich übers Fensterbrett und schaute hinunter. In der Ferne konnte er den schwachen Schein der Lichter des Jahrmarkts erkennen. Frustration machte sich in ihm breit, der auf dem Fuß ein schlechtes Gewissen folgte. Er hatte Unfrieden in dieses Haus gebracht, er war schuld daran, dass zwischen seinem Onkel und seiner Tante, zwischen den Kindern und ihren Eltern Spannungen entstanden waren. Es war eine Familie und eine Gemeinschaft, die Außenseiter nicht ertragen konnte.

Er war hier ein Außenseiter.

Er würde es immer sein.

Chance legte seine Stirn aufs Fensterbrett und träumte von Freiheit. Er versuchte sich vorzustellen, wie es wohl sein mochte, von Stadt zu Stadt zu reisen, ohne dass einem ständig jemand vorschrieb, was man zu denken oder wie man sich zu verhalten hatte.

Ein Jahrmarkt. Eine Chance. Ein Ausweg.

Sein Herz begann schneller zu klopfen. Er passte nicht hierher, er würde nie hierher passen. Das Gefühl war nicht neu für ihn, er hatte nie irgendwo reingepasst, er war immer ein Außenseiter gewesen, selbst mit seiner Mutter in L.A.. Aber er hatte große Pläne, Träume, die zu verwirklichen er entschlossen war.

Seine Mutter. Wie immer, wenn er an sie dachte, sah er ihr Bild ganz klar vor sich. Er sah ihr hübsches Gesicht und ihr Lächeln, er erinnerte sich an den gedankenverlorenen Blick, den sie oft hatte, ließ ihre Angewohnheit, direkt über seiner rechten Schulter ins Nirgendwo zu starren, vor seinem geistigen Auge Revue passieren. Wenn er an sie dachte, wurde ihm die Brust eng und schmerzte. Chance ballte seine Hände, die an der glatten, kalten Scheibe lagen, zu Fäusten. Connie McCord hatte sich nach so vielen Dingen gesehnt, nach Dingen, die ihr das Leben vorenthalten hatte, Dingen, die der Tod aus ihrer endgültigen Reichweite gerückt hatte.

Aber in seiner Reichweite lagen sie noch. Und er würde sie bekommen. Er wusste, was er wollte, was er brauchte und verdiente. Er würde sein Glück mit beiden Händen beim Schopf packen. Er wollte nicht enden wie seine Mutter, immer enttäuscht und unausgefüllt, immer von draußen sehnsüchtig nach drinnen schauend.

Er würde nicht sterben, ohne all das erreicht zu haben, wonach er sich sehnte.

Chance wandte sich vom Fenster ab. Er würde seine Träume Wirklichkeit werden lassen. Und er würde jetzt damit anfangen, in diesem Moment. Irgendwie würde er einen Weg finden.

Ein Jahrmarkt. Die Gelegenheit, auf die er gewartet hatte. Es war Zeit, sich auf den Weg zu machen.

4. KAPITEL


„Marvel’s Carnival“ war eine traurige, müde Angelegenheit, eine der letzten ihrer Art, die sich kurz vor dem Aussterben befand. Vor vierzig Jahren, vor der Ausbreitung von High-Tech-Maschinen und riesigen gewinnträchtigen Vergnügungsparks hatte Marvel seine Blütezeit erlebt. Die Truppe, die sich zur Hälfte aus Schaustellern und zur anderen Hälfte aus Zirkusleuten zusammensetzte, war in den Sommermonaten von Stadt zu Stadt gereist, ein paar Tage oder eine Woche geblieben und dann wieder weitergefahren.

Heutzutage bestand für ein kleines Unternehmen wie Marvel längst nicht mehr eine solche Nachfrage wie in jenen glorreichen Tagen. Jetzt machte die Truppe nur noch in ländlichen Gegenden, in denen sonst kaum etwas los war, Station. An entlegenen Orten, von wo aus man schlecht die Möglichkeit hatte, in einen dieser schicken Freizeitparks zu kommen, an Orten, wo die Kinder – junge wie alte – nach ein bisschen Abwechslung hungerten, um sich die langen Sommerabende zu vertreiben.

Ihnen gab Marvel eine Menge zu tun, eine Menge zu gaffen. Den Kindern hatten es der Feuerschlucker und der Schlangenbeschwörer angetan, die Jugendlichen fühlten sich vom Riesenrad und Ähnlichem sowie von den Glücks- und Geschicklichkeitsspielen angezogen, während die Erwachsenen am Essen, den Akrobaten und den Schlangenmenschen ihren Spaß hatten. Die Wahrsagerin liebten alle, ganz besonders in diesem Sommer, wo es dem Jahrmarktsbesitzer gelungen war, eine wirklich gute anzuheuern.

Claire Dearborn – Madame Claire genannt – war ein wirklich guter Fang, denn sie hatte tatsächlich hellseherische Fähigkeiten und war keine Schwindlerin oder Hochstaplerin wie die meisten anderen vor ihr. Ganz am Anfang hatte Abner Marvel noch seine Zweifel gehabt, aber die hatten sich schnell aufgelöst, als bereits am zweiten Tag die gesamte Einwohnerschaft des Ortes bei ihr Schlange gestanden hatte, um sich von ihr die Zukunft voraussagen zu lassen.

Abner Marvel, einer der letzten alten Hasen im Schaustellergeschäft, hatte sofort geschaltet. Er hatte der Frau und ihrer Tochter einen eigenen Wohnwagen zur Verfügung gestellt und den Preis für fünf Minuten aus der Hand lesen von zwei auf fünf Dollar erhöht. Natürlich konnte man sich noch zusätzliche Zeit kaufen. Mit Aufpreis selbstredend.

Nach Meinung der zwölfjährigen Skye Dearborn hätte ihre Mutter mit ihren hellseherischen Fähigkeiten eine Menge mehr Geld verdienen können als in dieser drittklassigen fahrenden Flohbude, aber als sie dies ihrer Mutter gegenüber einmal zur Sprache gebracht hatte, hatte sie nur gesagt, dass sie gern mit Marvel unterwegs sei und dass Geld allein auch nicht glücklich mache.

Gegen das Reisen hatte Skye...


Spindler, Erica
Es war eine Sommergrippe, die Erica Spindler dazu veranlasste, ihr erste Romance zu schreiben. Eigentlich wollte sie Malerin werden. Doch als sie im Juni 1982 im Supermarkt eine Riesenpackung Tempos kaufen musste, gab ihr die Kassiererin einen Liebesroman als Werbegeschenk mit. Wieder zu Hause, fing Erica Spindler zu schmökern - und war auf Anhieb begeistert!

In den folgenden sechs Monaten las sie jede Romance, die sie in die Finger bekam. Schließlich entschloss sie sich, selbst einen Lieberoman zu schreiben, und kaum hatte sie damit begonnen, wusste sie, dass sie ihre wahre Berufung gefunden hatte.

Erica und ihr Mann, der als Werbefachmann arbeitet und den sie als witzig, gut aussehend und ein bisschen frech beschreibt, haben sich auf der Kunsthochschule kennen gelernt und sind seitdem ein Paar. Sie haben zwei Söhne - der ältere war fast zehn, als der jüngere geboren wurde.

Die Familie lebt außerhalb von New Orleans im amerikanischen Bundesstaat Louisiana. Ursprünglich stammt Erica aus Illinois. Die Art und Weise, wie sie auf New Orleans verfiel, ähnelt dem Beginn ihrer Karriere als Autorin - es war schicksalhaft. Sie und ihr Mann, damals Studenten, waren nach New Orleans gekommen, um eine ägyptische Ausstellung zu besuchen. Da die Schlange an der Kasse sehr lang war, hatten sie zwei Möglichkeiten: entweder den ganzen Tag zu warten oder auf Erkundungstour zu gehen. Sie entschlossen sich zum Sightseeing und verliebten sich Hals über Kopf in die romantische Stadt am Mississippi.

Wer Erica Spindlers Romances liest, dem entgeht nicht, dass die erfolgreiche Autorin ganz besonders von Psychologie und gesellschaftlichen Entwicklungen, der Frage nach Gut und Böse, fasziniert ist. Diese Thematik, gepaart mit einem scharfen Blick für die Rollen von Mann und Frau in einer Liebesbeziehung, machen ihre Romane zu einem überaus spannenden, sehr emotionalen Leserlebnis.



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