E-Book, Deutsch, 130 Seiten
Reihe: Digital Edition
Steffen Rivalen um Josie
1. Auflage 2018
ISBN: 978-3-7337-5718-2
Verlag: CORA Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
E-Book, Deutsch, 130 Seiten
Reihe: Digital Edition
ISBN: 978-3-7337-5718-2
Verlag: CORA Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Josie kann sich nicht entscheiden. Kein Wunder! Wann erhält man schon zwei Heiratsanträge auf einmal? Allerdings stellt Rory sich als Schürzenjäger heraus. Und ob Bruce wirklich aus Liebe um ihre Hand anhält? Eher scheint er dringend eine Frau zu brauchen, um sein Erbe antreten zu können. Was soll sie nur tun?
Sandra Steffen ist in einer idyllischen Gegend aufgewachsen, die sie schon im jungen Alter zum Schreiben inspiriert hat. Später heiratete sie ihre Jugendliebe, und gemeinsam bekamen sie und ihr Mann vier Söhne, die Sandras erklärte Helden sind. Inzwischen haben diese ihrer Mutter auch schon bezaubernde Enkel geschenkt, um die sie sich liebend gerne kümmert. Schon während Sandra ihre Söhne aufzog, arbeitete sie hart daran, ihren Traum von der eigenen Veröffentlichung zu verwirklichen - und das erfolgreich: Inzwischen hat sie schon über dreißig Bücher geschrieben und dafür mehrere Preise gewonnen. Heute verbringt sie ihre Zeit, natürlich neben dem Schreiben, am liebsten damit, ihre Enkel zu umsorgen und zu reisen. Einer ihrer sympathischen Grundsätze ist: 'Ich wähle meine Freunde, meine Schuhe und meinen Nachtisch immer mit Bedacht!'
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1. KAPITEL
Bruce McKenna fühlte ein leichtes Vibrieren unter den Sohlen seiner abgetragenen Cowboystiefel. Er hielt in der Arbeit inne und senkte die Heugabel. Während er angestrengt lauschte, ließ er die Augen durch die geöffnete Stalltür über das weite Land schweifen. Das Vibrieren wurde stärker, aber weit und breit war nichts zu sehen. Es klang wie ein näher kommender Tornado oder eine Viehherde oder …
Natürlich! Bruce McKenna warf die Heugabel achtlos zur Seite und lief nach draußen. Ein menschlicher Wirbelwind namens Sky Buchanan trieb sein Pferd die Zufahrt entlang. Kopf und Schultern waren vornübergebeugt.
Bruce fluchte leise, als er buchstäblich in letzter Sekunde das Gatter aufriss, damit Sky, immer noch in halsbrecherischem Tempo, hindurchpreschen konnte.
„Verflucht, Buchanan“, brummte Bruce, als Sky ein paar Zentimeter vor dem Stall zum Stehen kam. „Es kommt der Tag, an dem ich das Gatter nicht rechtzeitig aufkriege. Dann darf ich deine Überreste vom Holz abkratzen.“
Sky schwang sich aus dem Sattel und grinste. „Du scheinst nicht gerade bester Stimmung zu sein. Hat es Schwierigkeiten mit dem Testament gegeben?“
Nur das leise Schaben der Pferdehufe unterbrach die gespannte Stille.
Bruce nahm die Arbeit im Stall wieder auf. Seine Antwort war ein unverständliches Grunzen.
„Sag schon“, bohrte Sky. „Hat dein Vater dir nun die Ranch vermacht oder nicht?“
Bruce warf eine Heugabel voll Stroh in die Box. Ein Pferd wieherte. Bruce wusste, dass Sky ihn beobachtete. Und er wusste auch, dass sein bester Freund sich nicht von der Stelle rühren würde, bis er eine Antwort bekam. Sky war für seine Geduld ebenso bekannt wie Bruce für seine Entschlossenheit. Aber so verschieden die beiden auch waren, eins stand fest – sie konnten dem anderen ohne zu zögern ihr Leben anvertrauen.
Eine Zeit lang arbeitete Bruce wortlos weiter, doch dann spießte er die Heugabel in einen Strohballen und stützte sich darauf. „Ich weiß nicht, wie ich es erklären soll. Er hat mir sozusagen ein Kuckucksei ins Nest gelegt.“
„Was soll das heißen?“
Bruce zuckte die Achseln. „Ganz einfach. Er hat mir im Prinzip alles vermacht – außer den einhundert Hektar Land am Sugar Creek.“
„Wie bitte? Aber …“
„Das ist noch nicht alles.“ Er sah den Freund an. „Die hundert Hektar bekomme ich nur, wenn ich bis zu meinem nächsten Geburtstag verheiratet bin.“
„Und wenn nicht?“
Bruce’ Blick verfinsterte sich. „Dann geht das fruchtbarste Stück Land der McKennas an die O’Gradys über.“
Sky fluchte selten. Er war der Ansicht, dass es kaum jemals einen Grund dazu gab. Aber jetzt machte er seinem Ärger Luft. „Eigentlich hätte man wissen sollen, dass der alte Mistkerl dir das Leben auch nach seinem Tod noch vermiest.“
Bruce ballte die Hände zu Fäusten. Die O’Gradys besaßen die größte Ranch im Umkreis von zweihundert Meilen. Und sie ließen keine Gelegenheit aus, den McKennas zu stecken, dass sie nur die zweite Geige spielten. Bruce hasste es, Zweiter zu sein. In jeder Hinsicht. Aber am meisten bei den O’Gradys.
„Hast du auch etwas gehört?“ Bruce horchte auf und blickte über die Schulter zurück in Richtung Stalltür.
Sky lauschte angestrengt. Die Arbeiter waren allesamt nach Pierre aufgebrochen, um das Wochenende zu feiern. Er hörte nur das Rauschen des Windes, und das war in South Dakota nichts Ungewöhnliches. „Du willst nicht vielleicht unauffällig das Thema wechseln?“
Bruce brummte vor sich hin.
„Keine Panik. Bis Juli hast du noch reichlich Zeit. Wir haben erst Anfang Mai. Du nimmst alles viel zu ernst.“
„Das ist ernst, verflucht. Überleg doch mal. Ein bisschen Ernsthaftigkeit würde dir auch ganz gut tun.“
„Ich bin ernst, aber nur, wenn es um etwas Wichtiges geht – um mein Pferd zum Beispiel oder um die Herde. Und ich bin ernsthaft dankbar dafür, dass Isaac McKenna nicht mein Vater war.“ Er drehte sich um und ging in Richtung Tür.
„Wo gehst du hin?“, rief Bruce ihm hinterher.
„Ich hole uns eine Flasche von dem Lieblingsrum deines Vaters, und dann kippen wir uns einen hinter die Binde und überlegen, wie wir die Sache anpacken.“
„Ich kann mir nicht vorstellen, dass es etwas bringt, sich voll laufen zu lassen. Davon werde ich bestimmt kein glücklicher Ehemann.“
„Von ‚glücklich‘ war im Testament doch auch nicht die Rede, oder? Bin gleich zurück. Ich finde, du hast dir einen Schluck verdient.“
Bruce sah Sky nach, der auf das große, weiße Wohnhaus zuging. Isaac McKenna hatte das Haus und das angrenzende Land vor ungefähr vierzig Jahren gekauft, gleich nach seiner Hochzeit. Zehn Jahre danach hatte er noch einen Flügel anbauen lassen und das gesamte Gebäude mit einer Veranda umgeben. Kurz darauf war Bruce’ Mutter mit einem anderen Mann durchgebrannt.
Isaac hatte zwar mehr und mehr Land dazu gekauft, doch am Haus selbst wurde von jenem Tag an nichts mehr verändert. Es blieb nüchtern und ungastlich. Keine Blumenkästen vor den Fenstern, keine blühenden Büsche und Blumen im Vorgarten. Das Haus der McKennas war ein stattliches Haus, aber kein Zuhause.
Jetzt gehörte alles Bruce. Das Haus, das Land, die Tiere. Es gab da nur einen Haken – die Forderung im Testament seines Vaters.
Er ging um den Stall herum und setzte einen Fuß auf die unterste Latte des Zaunes. Am Horizont entdeckte er eine der besten Viehherden des Westens. Die Tiere waren auf dem Weg zum Wasserloch, wo sie die Nacht verbringen würden. Erst im Spätsommer würden sie sich zum Sugar Creek zurückziehen. Dort gab es auch in der trockensten Zeit noch genügend Wasser und Nahrung. Allerdings würden diese einhundert Hektar in diesem Spätsommer möglicherweise O’Grady gehören – wenn er, Bruce, nicht bis Juli eine Frau gefunden hatte.
Hoffentlich kam Sky bald mit der Flasche zurück.
Bruce schob den Hut in den Nacken und ließ sich den Wind durchs Haar wehen. Da waren Zäune zu flicken, Maschinen zu reparieren, um die Ernte musste er sich kümmern, und außerdem wurde es allmählich Zeit, die Jungtiere mit Brandzeichen zu versehen. Wo um Himmels willen sollte er da die Zeit hernehmen, sich nach einer Frau umzusehen?
In Jasper Gulch gab es sowieso keine alleinstehenden Frauen. Zumindest fast keine. Vor fünfzig Jahren hatten die ersten Frauen dem Ort den Rücken gekehrt, und in den letzten zwanzig Jahren schienen sie regelrecht die Flucht zu ergreifen. Man konnte es ihnen nicht verübeln. Die vielfältigen Angebote der Stadt waren mit Abstand verlockender als das Leben auf einer Ranch.
Vor ein paar Jahren hatte der Stadtrat in den Zeitungen inseriert, dass in Jasper Gulch verzweifelt Frauen gesucht würden. Ein paar Blätter hatten das Ganze zu einer Story ausgebaut, mit der Folge, dass ganze Busladungen voller neugieriger und heiratswilliger Frauen herkamen, um sich die braven Cowboys und Rancher anzusehen. Doch die meisten fuhren mit dem nächsten Bus wieder zurück. Ein Blick auf die mageren Ernten und die verstaubten Männer reichte ihnen.
Nur wenige hatten sich nicht abschrecken lassen. Sie hatten beim zweiten Hinsehen wohl doch Gefallen an den eingefleischten Junggesellen gefunden und waren inzwischen hier verheiratet.
Mal überlegen, wer überhaupt noch infrage kam.
Der Kies knirschte unter Skys Stiefeln. Er stellte sich neben Bruce an den Zaun, öffnete die Flasche und schenkte zwei Gläser ein. Eins davon gab er seinem Freund. „Auf Isaac McKenna.“
Bruce verzichtete zwar darauf, seinen Vater zur Hölle zu wünschen – wahrscheinlich kam er auch ohne sein Dazutun dorthin –, doch auf ihn anzustoßen, war entschieden zu viel verlangt.
Er kippte das feurige Getränk in sich hinein und fühlte, wie das Brennen sich in Richtung Magen ausbreitete. Dann hielt er Sky das leere Glas hin.
„Ich habe nachgedacht“, begann Sky, während er nachschenkte.
„Kaum zu glauben“, brummte Bruce. „Und zu welchem Schluss bist du gekommen, Buchanan?“
„Ich würde sagen, deine Lage ist nicht so hoffnungslos, wie es im ersten Augenblick den Anschein hat.“
„Und wie kommst du darauf?“
Sky betrachtete den Freund von oben bis unten. „Ich kann mir zwar nicht erklären wieso, aber ich weiß, dass die Frauen auf dich fliegen. Ein paar von ihnen meinen allerdings, dass du genauso kaltherzig bist wie dein Vater. Vielleicht solltest du daran arbeiten, dieses Vorurteil aus dem Weg zu räumen. Du könntest dir zum Beispiel gelegentlich ein Lächeln abringen.“
„Ich lächle manchmal.“
„Aber sicher“, erwiderte der große, schlanke Cowboy mit den schwarzen Haaren und den grünen Augen amüsiert. „Wann denn? Wann hast du zum letzten Mal gelächelt?“
Bruce starrte in sein Glas. „Es ist einfach schon eine ganze Zeit her, seit ich etwas zu lächeln hatte.“
Sky zog eine Augenbraue hoch. Der Punkt ging an ihn.
„In einem irrst du, Sky. Die Situation ist hoffnungslos.“
„Unsinn, nicht, solange es noch unverheiratete Frauen in Jasper Gulch gibt. Und ein paar sind immer noch da.“
„Aber nur eine Handvoll.“
„Zum Beispiel Crystal Galloway.“
„Was soll Crystal Galloway mit einem Mann? Die interessiert sich nur für akademische Grade.“
„Stimmt. Aber warum ist sie dann damals auf das Inserat hin nach Jasper Gulch gekommen? Weil sie einen Mann suchte.“
...



