E-Book, Deutsch, 246 Seiten, eBook
Steininger / Steinreiber / Ritz Extreme Wetterereignisse und ihre wirtschaftlichen Folgen
1. Auflage 2005
ISBN: 978-3-540-26864-2
Verlag: Springer
Format: PDF
Kopierschutz: 1 - PDF Watermark
Anpassung, Auswege und politische Forderungen betroffener Wirtschaftsbranchen
E-Book, Deutsch, 246 Seiten, eBook
ISBN: 978-3-540-26864-2
Verlag: Springer
Format: PDF
Kopierschutz: 1 - PDF Watermark
Zielgruppe
Research
Autoren/Hrsg.
Weitere Infos & Material
Grundlagen.- Charakterisierung von extremen Wetterereignissen.- Regionale Entwicklung und Auswirkungen extremer Wetterereignisse am Beispiel Österreich.- Wirtschaftliche Analyse von extremen Wetterereignissen: Struktur und Anwendung.- Integriertes Risikomanagement bei Naturkatastrophen.- Ausgestaltung nationaler Risikotransfermechanismen: grundsätzliche Überlegungen.- Vergleich von nationalen Risikotransfermechanismen am Beispiel Hochwasser.- Der Dialog Wirtschaft — Forschung — Politik: Erfahrungen aus der Schweiz.- Wirtschaftssektorale Analyse.- Tourismus und Naturgefahren: Mit Risikomanagement die Krise vermeiden.- Katastrophenmanagement und Gesundheitsversorgung vor neuen Herausforderungen — Eine Perspektive des Österreichischen Roten Kreuzes.- Land- und Forstwirtschaft: Bedrohung oder Umstellung.- Versicherungen: Erweiterung der Aufgabenbereiche in verbessertem Gesamtrahmen.- Energie und Wasser: Sicherung der Versorgung.- Schlussfolgerungen.- Zusammenfassung der wirtschaftssektoralen Analysen: Gefährdungen, Anpassungen und politische Forderungen.- Forschungsbedarf und Ausblick.
7 Vergleich von nationalen Risikotransfermechanismen am Beispiel Hochwasser (S. 91-92)
Franz Prettenthaler, Institut für Technologie- und Regionalpolitik, Joanneum Research Graz
Nadja Vetters, Institut für Volkswirtschaftslehre, Universität Graz
7.1 Einleitung
Das Augusthochwasser 2002, von dem Deutschland, Tschechien und Österreich am stärksten betroffen waren, hat in den betroffenen Ländern umfangreiche Finanzhilfen für die Betroffenen von Seiten der öffentlichen Haushalte erforderlich gemacht. In Österreich wurde beispielsweise der Katastrophenfonds, der dort sowohl die Funktion der Finanzierung von Hochwasserschutzeinrichtungen als auch der Entschädigung von Individuen und Körperschaften nach Katastrophen innehat, überfordert. Zahlreiche Umschichtungen im Bundeshaushalt waren die Folge, auch in Deutschland hat der enorme, durch die Katastrophe ausgelöste Finanzierungsbedarf die Frage nach der Adäquatheit des nationalen Risikotransfermechanismus (als Summe der Möglichkeiten zur Eigenvorsorge und der staatlichen Hilfszusagen) aufkommen lassen. Um aus der Katastrophe die richtigen Schlüsse für ein verbessertes volkswirtschaftliches Risikomanagement zu ziehen, werden in diesem Kapitel in einem ersten Schritt die Risikotransfermechanismen für Katastrophenereignisse verschiedener Länder einander gegenübergestellt.
Alle Länderberichte weisen dabei dieselbe Struktur auf, wobei beachtet werden muss, dass der Organisationsgrad sowie das staatliche Engagement in den untersuchten Ländern erheblich voneinander abweichen. Die Auswahl der Länder erfolgte zum einen aufgrund der Verfügbarkeit von entsprechenden nationalen Darstellungen, aber auch aufgrund der relativen Unterschiedlichkeit der Systeme, sodass ein möglichst breites Spektrum an Politikoptionen sichtbar wird. Für jedes Land wird zunächst untersucht, welche Optionen sich einem/einer ökonomischen AkteurIn bieten, sein Hab und Gut gegen Überschwemmungskatastrophen zu versichern, wobei naturgemäß auch Versicherungen gegen andere Katastrophenereignisse zur Sprache kommen. Der Länderbericht der Türkei stellt insofern eine Ausnahme dar, als er das dortige Risikotransfersystem im Bezug auf Erdbeben darstellt.
Dennoch wird der dort gewählte Ansatz als instruktiv für mögliche Reformen auf dem Gebiet der Versicherbarkeit gegen Hochwässer in anderen Ländern mit Reformbedarf erachtet, da er erst vor relativ kurzer Zeit auf die ebenfalls völlig unzureichenden bisherigen Regelungen angesichts steigender Vulnerabilität reagiert hat und durch die Unterstützung der Weltbank erhebliche ökonomische Expertise aufweist. Nach Darstellungen über drei wesentliche Details der nationalen Risikotransfermechanismen, die jeweils einer wichtigen Fragestellung von Anreiztheorie (Wie geschieht die Risikoprüfung, um Antiselektion1 auszuschließen?), sozialer Ausgewogenheit (wie sieht die Prämiengestaltung aus, ist sie auch für BürgerInnen in gefährdeten Gebieten erschwinglich?) und versicherungstechnischer Effizienz (Wie passiert die Risikobegrenzung der Primärversicherer?) zuzuordnen sind, erfolgt eine Analyse der nachahmenswerten und der verbesserungswürdigen Elemente des jeweiligen nationalen Risikotransfersysteme (RTS).
7.2 Internationaler Vergleich von Risikotransfersystemen für Überschwemmungsereignisse
7.2.1 Deutschland
Versicherungsoptionen In Deutschland sind Feuer- und Sturmschäden traditionell in der Deckung der Wohngebäudeversicherung inkludiert. Die Überschwemmungsversicherung besteht seit 1991 als Teil der so genannten erweiterten Elementarschadenversicherung. Man hat hier eine Paketlösung gewählt, das heißt gewisse Elementarschäden (Überschwemmung, Erdbeben, Erdrutsch, Erdsenkung, Schneedruck, Lawinen, Vulkanausbruch) können nur als Paket gegen eine Zusatzprämie im Rahmen der Hausrat- und Wohngebäude- sowie der Gewerbeversicherung versichert werden. Es besteht dabei allerdings keinerlei Deckungsverpflichtung, das heißt die Elementarschadensdeckung kann sowohl seitens der Versicherung als auch seitens der KundInnen ausgeschlossen werden.