E-Book, Deutsch, Band 3158, 64 Seiten
Reihe: Perry Rhodan-Erstauflage
Stern Perry Rhodan 3158: Lepso im Visier
1. Auflage 2022
ISBN: 978-3-8453-6158-1
Verlag: Perry Rhodan digital
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection
Perry Rhodan-Zyklus "Chaotarchen"
E-Book, Deutsch, Band 3158, 64 Seiten
Reihe: Perry Rhodan-Erstauflage
ISBN: 978-3-8453-6158-1
Verlag: Perry Rhodan digital
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection
In der Milchstraße schreibt man das Jahr 2071 Neuer Galaktischer Zeitrechnung. Dies entspricht dem Jahr 5658 nach Christus. Über dreitausend Jahre sind vergangen, seit Perry Rhodan seiner Menschheit den Weg zu den Sternen geöffnet hat. Noch vor Kurzem wirkte es, als würde sich der alte Traum von Partnerschaft und Frieden aller Völker der Milchstraße und der umliegenden Galaxien endlich erfüllen. Die Angehörigen der Sternenvölker stehen für Freiheit und Selbstbestimmtheit ein, man arbeitet intensiv zusammen. Doch entwickelt sich in der kleinen Galaxis Cassiopeia offensichtlich eine neue Gefahr. Dort ist FENERIK gestrandet, ein sogenannter Chaoporter. Nachdem Perry Rhodan und seine Gefährten versucht haben, gegen die Machtmittel dieses Raumgefährts vorzugehen, bahnt sich eine unerwartete Entwicklung an: FENERIK stürzt auf die Milchstraße zu. Was das genau bedeutet, weiß noch keiner. Die Völker der Galaxis beschließen unter dem Druck der Gefahr und der Erkenntnis ihrer eigenen Bedürfnisse den Schulterschluss zum Dritten Galaktikum. In der Zwischenzeit versucht sich Reginald Bull von Sälsinde zu befreien, einem Agenten des Chaoporters. Dazu hat er LEPSO IM VISIER ...
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2. Orbanas Gassen Endlich waren sie fort. Hinter der Raumfähre verschwand TSUBEILS ZUFLUCHT. Das Habitat, das ein gigantisches Casino, Bordell, Medo- und Vergnügungszentrum sowie Umschlagplatz für zahlreiche illegale Substanzen war, lag nun in Reginald Bulls Vergangenheit. Auf dem Hauptholo der Zentrale vergrößerte sich eine blaue, von gelbgrünen Landmassen durchsetzte Kugel. Sie näherten sich rasch der zweiten von fünf Welten im Firingsystem. »Lepso. Ausgerechnet.« Bull fühlte sich trotz des kurzen Schlafs während der sogenannten Handelskontrolle zerschlagen. Es lagen aufregende Tage hinter ihm. Der Zellaktivator pochte in seiner Schulter. Das lebensverlängernde Gerät spendete anregende Impulse. Geistesabwesend strich Bull über sein Schlüsselbein. Der Chip darunter war schuld daran, dass er weit fort von zu Hause war und etliche ihm misstrauten, einige sogar, ohne dass es ihnen bewusst war. Schlimmer noch: Er vertraute sich selbst nicht mehr. Solange Sälsinde in seinem Kopf ein- und ausging wie in einem Selbstbedienungsrestaurant, konnte Bull jederzeit zum Verräter werden. »Du scheinst nicht die besten Erinnerungen an Lepso zu haben«, stellte Uecker London fest. Seine blauen Augen waren fragend, doch Bull hatte keine Lust, die Vergangenheit aufzurollen, um Londons Neugier zu befriedigen. Es gab genug in der Gegenwart zu tun, und sie waren nicht allein. »Meine Lieblingswelt sieht anders aus«, brummte er und hoffte, dass sie es schnell hinter sich brachten. Je eher Bull den Seelenkäfig in Händen hielt, desto eher konnte er Sälsinde festsetzen und Lepso samt TSUBEILS ZUFLUCHT den Rücken kehren. Falls dieser Käfig wie erhofft funktionierte und keine Ausschussware war wie die anderen Artefakte, die ihm zum Kauf angeboten worden waren. London quittierte Bulls mäßige Laune mit einem charmanten Lächeln. Seine hellblaue Haut ging in den dunklen Blauton der schlichten Kleidung über, die Teil des SERUNS war. Man hätte ihn für einen verträumten Wissenschaftler halten können, der nie einen Fuß vor die Tür setzte, doch der stämmige Halbferrone war ein Tausendsassa, was seine berufliche Laufbahn betraf. Als Hyperphysiker mit Spezialwissen im Bereich Halbraumtheorie hatte er es – als Mann! – zum Stellvertretenden Kommandanten der VASE VOLL STÄHLERNER ROSEN geschafft und arbeitete nebenbei sowohl für den TLD als auch die USO als freischaffender Informant. Davon ahnte ihr Gastgeber entweder nichts, oder es war ihm gleichgültig. Der Báalol Munaur stand mit ihnen in der Zentrale der Raumfähre und beobachtete aus schmalen, violetten Augen, wie sie die rasch größer werdende, von Meeren und Landmassen überzogene Welt anflogen. Dünne Wolkenbänder sprenkelten einen Teil der Atmosphäre. Weite Flächen waren karges Land, unterbrochen von grünen, wuchernden Dschungeln. Obwohl Munaurs Gestalt unscheinbar wirkte, tat es sein Auftreten nicht. Der Báalol mit den kurzen, roten Haaren erweckte den Eindruck, als hätte er den Planeten erschaffen, den er begutachtete. An seinem Stehkragen glitzerten winzige Hyperkristalle. Sein eng anliegender Anzug war schlicht, aber teuer. Aus jeder einzelnen Faser sprach der Reichtum, der diesem Mann zur Verfügung stand. Ob er schon viele Geschäfte dieser Art abgeschlossen hatte? Eines jedenfalls stand außer Frage: Wer sich auf Lepso so wie Munaur behauptet hatte, war ein harter Hund. Jemand, der mit allen Wassern der Galaxis gewaschen war. Ein Hinweis darauf war der künstliche Ringfinger an der rechten Hand. Wie mochte Munaur ihn verloren haben? Wahrscheinlich würde Bull es nie erfahren. Falls alles gut ging, war er in wenigen Stunden fort und frei von Sälsinde. Bull richtete sich im Sessel auf. »Wirst du uns sofort zu ... dem Objekt führen?« Munaur zögerte. Die stechend violetten Augen wichen Bulls Blick aus. Auf seinem Gesicht zeigte sich keine Regung. »Wir werden direkt aufbrechen«, sagte er. »Und nun entschuldigt mich. Ich muss mich um die Landeformalitäten kümmern.« Er legte ein Dämpfungsfeld um sich, ohne Bull Zeit für eine weitere Frage zu lassen. Bull entging nicht, dass der Báalol einer direkten Antwort ausgewichen war. Verbarg Munaur etwas? Das Holo präsentierte ihnen Cnuuzo, den Hauptkontinent, der das Bild ausfüllte. Auf ihm lag Orbana, das Herz Lepsos, in der Nationalhymne besungen als »die Schöne«. Für Bull war diese Stadt vieles, doch schön konnte er das berstend überfüllte, labyrinthartige Gewirr kaum nennen. Wenn überhaupt, war es das Land, das Orbana umgab, das diese Stadt zu etwas Besonderem machte. Gleich drei Flüsse streiften oder teilten den Moloch: Kodbandel, Ontonto und Chylamassa. »Ist das nicht faszinierend?«, fragte London. »Ich würde lieber sehen, wie's kleiner wird«, brummte Bull. Er konzentrierte sich auf den Chylamassa. Der leicht geschlängelte, gebändigte Fluss entfaltete sich wenige Kilometer von der Hauptstadt entfernt in seiner ursprünglichen Wildheit. Er stürzte über etlichen Stufen in die Tiefe; ein beeindruckendes Spektakel, das viele Städter zu sich lockte. Sie überflogen die Wasserfälle. Die Raumfähre senkte sich Pynko Taebellu entgegen, einem der kleineren Häfen außerhalb Orbanas. Das Gefährt stach aus der Menge der einfachen Schiffe und Frachter heraus. Die dreieckige, leicht eingeschnittene Form war ungewöhnlich. Es wunderte Bull nicht, dass sie einen der besten Plätze dicht am Hauptausgang erhielten. Dort wartete bereits ein schnittiger roter Gleiter. Zu dritt stiegen sie in das wie frisch aus der Werft gekommene Fluggerät. Das elegante Design gefiel Bull auf Anhieb. Im Innern fand er trotz des engen Raums diverse Annehmlichkeiten wie einen bequemen, vielfach verstellbaren Sessel mit Massagefunktion. Allerdings stand ihm nicht der Sinn nach einer Massage. Auch das Fach, in dem sich edle Getränke aller Art fanden, ignorierte er. Er wollte einen klaren Kopf behalten. Uecker London dagegen aktivierte die Massagefunktion und nutzte parallel einen handtellergroßen Schweberoboter, der ihm die rasierte Kopfhaut durchwalkte. Er gab sich entspannt, beinahe ein wenig schläfrig, doch Bull wusste, dass London hellwach war. Die Automatik fädelte sie in einen der zahllosen Gleiterströme. Offensichtlich hatte Munaur keine Bestechung gezahlt, wie es üblich war, wenn man es auf Lepso eilig hatte. Sie glitten daher in bester Ausflugsgeschwindigkeit in tieferen Regionen dahin, als wären sie Touristen mit jeder Menge Zeit. »Wie viele Einwohner hat Lepso derzeit?«, fragte Bull, dem das Schweigen an die Nerven ging. Er meinte Sälsinde in der Stille deutlicher zu spüren. Als würden klebrige Fäden über seine Haut streichen und nach Halt suchen. Munaur drehte den Sessel in seine Richtung. »Über zweihundertzehn Millionen.« Endlich landeten sie auf einem großen Platz im Stratto-Viertel. Die Metropole flimmerte, glitzerte und pulsierte, wie sie es seit jeher getan hatte. Obwohl vieles in ihr sich permanent veränderte, blieb sie doch unverändert ein Schmelztiegel für Glücksritter, Söldnerinnen, Spieler, Betrügerinnen und Diebe. »Die Heimat der Gesetzlosen«, sagte Bull beim Aussteigen. »Nicht jeder in Orbana ist gesetzlos.« Munaur bedeutete ihnen, ihm zu folgen. »Es gibt viele ehrbare Geschäftsleute vor Ort.« Als wollte er die eigenen Worte Lügen strafen, machte der Báalol im Gehen eine herrische Geste über seine Schulter, und der teure Luxusgleiter hüllte sich in einen Deflektorschirm. »Genau«, sagte Bull. »Und ich gehe jeden Sonntag in die Kirche.« »Kirchen sind einer dieser terranischen Mysterienkulte, nicht wahr?«, fragte London. »Unwichtig. Wo ist das Zielobjekt?« Bull wagte es nicht, den Hypersexta-Modulparstrahlungs-Extraktor »das Artefakt« zu nennen, geschweige denn bei seinem ebenso sperrigen wie verräterischen Namen. Auf Lepso gab es keinen geschützten Bereich, keine Sicherheiten. Es war eine Welt wie ein Minenfeld, und er stapfte mit großen Schritten mitten hindurch. Er wünschte sich Icho Tolot an seiner Seite. Oder Gucky. Am besten beide. Was er da erbeuten wollte, war so wertvoll, dass halb Lepso ihm nachjagte, und das nur deshalb, weil die andere Hälfte nichts von seiner Existenz wusste. Statt einer Antwort führte Munaur sie durch das Gedränge eines großen Platzes zu einer kleineren Gasse. Misstrauisch lauschte Bull in sich hinein. War Sälsinde wirklich da? Oder war er an Bord der Raumfähre geblieben? Ein klebriges Gefühl ließ Bull sich an die Wange fassen. Selbstverständlich war Sälsinde da. Aber möglicherweise nicht komplett. Bull konnte es schwer in Worte fassen, doch er vermutete, dass die Chaoessentia sich aufteilen konnte. Ein Teil Sälsindes war immer bei ihm und beobachtete, was er tat. Der andere Teil dagegen war womöglich andernorts. In gewisser Weise nicht existent, bis er gedacht oder gebraucht wurde. Er strich sich über die Wange. Solche Überlegungen sollte er eigentlich lieber Fachleuten überlassen. Das Problem war nur, dass Sälsinde selbst für einen Trox so einzigartig war, dass es für ihn keine Experten gab. Im Stratto-Viertel herrschte ein Gewirr, das dem in der Altstadt kaum nachstand. Alle erdenklichen Gebäude standen neben-, auf- oder ineinander. Einige wirkten wie falsch herum gebaut. Pyramiden, Kugeln, hohe Zylinder, klobige Würfel, hoch aufragende Dominosteine und Rundbögen gingen ineinander über. Es war ein sinnverwirrendes Bild, flankiert, verhüllt und begleitet von unzähligen farbigen Holobildern, Gleitern, Fremdwesen, Flugmaschinen und exotischen Tieren. Das Viertel hatte weniger Ordnung als ein Haufen zusammengestürzter Konservendosen....