E-Book, Deutsch, Band 3226, 64 Seiten
Reihe: Perry Rhodan-Erstauflage
Stern Perry Rhodan 3226: Die Exegeten
1. Auflage 2023
ISBN: 978-3-8453-6226-7
Verlag: Perry Rhodan digital
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection
Perry Rhodan-Zyklus "Fragmente"
E-Book, Deutsch, Band 3226, 64 Seiten
Reihe: Perry Rhodan-Erstauflage
ISBN: 978-3-8453-6226-7
Verlag: Perry Rhodan digital
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection
Das Ende des 21. Jahrhunderts Neuer Galaktischer Zeitrechnung ist angebrochen. Mehr als dreieinhalbtausend Jahre von unserer Zeit entfernt lebt die Menschheit in Frieden. Zwischen den Sternen der Milchstraße herrschen keine großen Konflikte mehr. Wie es aussieht, könnte Perry Rhodan, der als erster Mensch von der Erde auf Außerirdische gestoßen ist, sich endlich seinem großen Ziel nähern: der alte Traum von Freundschaft und Frieden zwischen den Völkern der Milchstraße und der umliegenden Galaxien. Die Angehörigen der Sternenvölker stehen für Freiheit und Selbstbestimmung ein, man arbeitet intensiv und gleichberechtigt zusammen. Bei ihrem Weg zu den Sternen hat ein geheimnisvolles Wesen die Menschen begleitet und unterstützt: Es trägt den Namen ES, man bezeichnet es als eine Superintelligenz, und es lebt seit vielen Millionen Jahren zwischen Zeit und Raum. Rhodan sieht ES als einen Mentor der Menschheit. Doch ES weilt nicht mehr in der Galaxis - das Geisteswesen scheint in ungezählte Fragmente zersplittert zu sein, die sich in verborgenen Fragmentrefugien ballen. Diese Refugien zu finden und die Fragmente wieder zu vereinen, ist Rhodans Ziel. In der Galaxis Morschaztas unweit Gruelfin befindet sich das erste Fragment, aber seine Wächter sind keineswegs bereit, es freizugeben. Rat wissen womöglich DIE EXEGETEN ... Dieses Material ist möglicherweise urheberrechtlich geschützt.
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Es ist ein Segen, dass in jedem Zeitalter jemand ausreichend Individualität und genug Mut hatte, um zu seinen eigenen Überzeugungen zu stehen. Ferdinand Magellan 1. Intrigant Ein unangenehm stechendes Aroma lag in der Luft. Es war die zum Geruch gewordene Angst des Gefangenen, die als Duftwolke in Kinurs Quartier hing. Nie zuvor hatte es eine solche Ausdünstung an Bord der GURTHASCHAT gegeben. Neue Wege verlangten neue Erfahrungen. Kinur beobachtete den Thola, der – gehalten von einem Fesselfeld – viel aufrechter in der roten Sitzgruppe saß, als es Tholas sonst taten. Würde Kinur endlich einen Durchbruch erreichen und den Willen des störrischen, die Perfektion beleidigenden Kerls brechen? »Thatharou ...«, sagte Kinur sinnend. Es war ein Name, der ihn, den Panjasen und ehemaligen Hüter der Vanoumswacht, kalt ließ. Doch der Thola, den Kinur in seiner Gewalt hatte, empfand das sicher anders. »Vermisst du sie?« Der Name des Gefangenen lautete Thassum. Er hatte den typischen, zierlichen Körperbau der Thola und war gut zweieinhalb Meter hoch. Der abgeflachte, an den Seiten wie zusammengepresst wirkende Kopf war vollkommen kahl. In der dunkelbraunen Haut zeigte sich links und rechts je die Hälfte einer Besonderheit: das Haruum. Die beiden grau schimmernden Kontaktflächen saßen seitlich an den Schläfen und machten die Thola zu dem, was sie waren: besondere Ärgernisse für Kinur und die Panjasen. Ohne diese Kontaktorgane hätte Kinur längst tun können, was notwendig war. Er hätte die Thola zur wahren Schönheit führen können. Sie fristeten ihr Dasein außerhalb des Großen Ganjats und waren kein Teil des erhabenen Reiches der Ewigen Ganja. Kinur wollte das ändern. Es war sein erster Auftrag, den ihm Viyesch, die Ewige, das Licht der Panjasen, seit dem Verlassen des Ganjavanoums gegeben hatte. »Tha-tha-rou ...«, wiederholte Kinur und dehnte dabei jede einzelne Silbe. »Für eine Thola ist sie attraktiv nicht wahr? Ihre Haruumsflächen sind ungewöhnlich groß. Erinnerst du dich, wie es war, sich mit ihr zu vereinen?« Er machte eine nachlässige Handbewegung, die das vorbereitete Holo aktivierte. Ein überlebensgroßes Bild leuchtete vor der Sitzgruppe in der Luft auf und zeigte Thatharou, die Erstdenkerin der Thola. Thatharou war einen halben Meter größer als Thassum und schaute mit großen, grauen Augen unruhig von links nach rechts. Sie wusste nicht, dass sie beobachtet wurde. Noch hatte Kinur keinen offiziellen Kontakt hergestellt. Neben Thatharou wartete ein zierlicher Panjase mit langen, braunen Haaren, der wie ein Tänzer wirkte. Er trug aufwendig gearbeiteten Schmuck am Hals und an den Handgelenken, wie er im Verwertungshof der Thola aus den Panzern der Krauck gefertigt wurde. Selbstverständlich. Omporon, der Obligatorische Mentor der Thola, biederte sich gern an. Kinur wandte sich seinem Gefangenen zu. »Du willst zu ihr zurück, nicht wahr?« Thassum konnte nicht antworten. Durch die Art der Fixierung war es ihm unmöglich zu sprechen. Kinur hatte keine Antwort erwartet. Er wollte Thassum weichklopfen, sein Haruum zum Schwingen bringen, wie die Thola es nannten. Tatsächlich pulsierten die beiden grauen Nervenkontaktflächen am Kopf des Gefangenen bei Thatharous Anblick stärker als zuvor. Zufrieden lächelnd setzte Kinur sich und stellte die Verbindung her. Thatharou konnte nur ihn sehen, wie er auf seiner Hälfte der Sitzgruppe in den weichen, dunkelroten Polstern saß. Hinter ihm flimmerte die goldene Wand sinnverwirrend. Er wusste, dass die Thola solche Eindrücke nervös machten. Normalerweise umgaben sie sich nur mit dem Nötigsten, um ihre empfindlichen Sinne zu schonen. Ihre Station, der Verwertungshof AMATHUMA, war ein Inbild von Kargheit und Zurückhaltung. Thatharou befand sich im Ausstellungsraum des Verwertungshofs, dem Saal der Findungen, der im Widerspruch zu dieser Einstellung zu stehen schien. Dieser Saal erinnerte Kinur an den Palast der erhabenen Ganja. Er war dank des Obligatorischen Mentors Omporon entstanden. In diesem Saal stellten die Thola die schönsten ihrer mentalen Entdeckungen aus. Selbst die Ewige Ganja war von der hohen Qualität der gefertigten Werke entzückt. Sie hatte sich bereits Kopfschmuck von den Thola fertigen lassen. Deshalb ging sie viel zu nachsichtig mit den störrischen Exegeten um. Aber nun war Kinur da. Er würde es richten und die Thola auf den Weg bringen, auf den sie gehörten: hinein in das Reich der Panjasen, als wertvolle Mitglieder einer großen Gemeinschaft. Kinur aktivierte die Verbindung und zwang sich zu einem Lächeln. Wenigsten war die Thola nicht so hässlich wie das Wesen, mit dem er es vor einiger Zeit zu tun bekommen hatte: einem Haluter. »Thatharou!«, rief er aus. »Ich freue mich, dass du meiner Bitte zu einem Gespräch nachkommst.« Thatharou bewegte die langen, schlanken Finger als wollte sie nach etwas greifen. Sie schien nervös zu sein. »Natürlich, Sicherheitsgesandter der Ewigen Ganja. Was kann ich für dich tun?« »Du hast mich gebeten, die Augen nach deinem verschwundenen Freund offen zu halten.« Die sich nervös bewegenden Finger hielten inne. »Thassum? Hast du ihn gefunden?« Thassum war ein Tüftler, der sich ein eigenes Raumschiff gebaut hatte. Eine winzige Nussschale, die er besser nicht selbst getestet hätte. Doch er hatte es getan und war in Raumnot geraten. Kinur hatte ihn gerettet – und zu seinem Gefangenen gemacht. »Leider nein«, sagte Kinur bedauernd. »Doch ich werde weitersuchen. Es gibt eine Spur, der ich nachgehe. Vielleicht ein tholaisches Notsignal. Es kann sein, dass Thassum schon bald zu dir zurückkehrt.« »Das wäre wunderbar!« »Ich melde mich, sobald ich mehr weiß.« Kinur beendete die Verbindung und drehte sich zu Thassum um. Das kurze Gespräch hatte die gewünschte Wirkung erzielt. Das Haruum des Gefangenen pulsierte heftig. »Und?«, fragte Kinur. »Willst auch du bald gerettet werden?« Er desaktivierte einen Teil des Fesselfelds, sodass Thassum sprechen und den Kopf bewegen konnte. Die Haruumsteile pulsierten nun schneller. »Du Daschuth!«, rief Thassum. »Wie kannst du nur! Thatharou braucht mich! Hast du nicht gesehen, wie blass sie ist? Ich muss zu ihr zurück, ehe sie krank wird und das Huutha bekommt!« »Und ich möchte, dass du zu ihr zurückkehrst! Ich bin kein Daschuth, kein Monster aus deinen primitiven Märchen. Du hättest längst gehen dürfen, wenn du dich mir geöffnet hättest! Du bist derjenige, der den Fortschritt blockiert.« »Du willst ein Einfallstor in mein Gehirn! In mein Heiligstes!« »Nur vorübergehend. Und nur, wenn du mich zwingst. Wenn du freiwillig tust, was auf der Station zu tun ist, rühre ich dein Gehirn nicht an. Sei vernünftig! Ihr braucht ein neues Sicherheitssystem, und ihr müsst euch endlich der Idee der Vollkommenheit öffnen.« »Deine Idee von Vollkommenheit ist eine Kette! Du solltest sie sprengen. Sie macht dich zu einem Sklaven. Einem Vehikel für etwas, das dich lenkt.« Kinur lachte. »So spricht der Blinde. Auch du wirst es noch erkennen. Also, was ist nun? Arbeiten wir zusammen, oder zwingst du mich, in dein Allerheiligstes vorzudringen?« Thassums Schultern zuckten. »Du willst wirklich einen chirurgischen Eingriff vornehmen?« »Eine minimale Optimierung. Kaum der Rede wert.« »Ich lasse mich nicht erpressen!« Kinur seufzte. »Schade. Ich hatte so sehr gehofft, Thatharou zu sehen, könnte dich umstimmen. Denk an ihre Gesundheit! Wie du es selbst sagtest: Sie braucht dich!« »Ich bin ein Thola! Warum sollte ich mich von dir fremdbestimmen lassen?« »Vielleicht, weil ich dich in meiner Gewalt habe?« »Mein Geist ist frei. Ich bin kein Sklave wie du! Was mit Thatharou geschieht oder nicht geschieht, hast allein du zu verantworten!« Kinur stand auf. »Ich respektiere deine Stärke. In ihr liegt Schönheit. Doch das war mein letztes Angebot. Ich habe einen Auftrag erhalten. In Kürze schon werde ich helfen, ein Schiff aufzubringen. Eines aus einer anderen Galaxis, weit fort von Gruelfin. Mindestens zwei Unsterbliche sind an Bord. Der Name des Raumers ist MAGELLAN. Klingt das nicht exotisch? Es ist thorn.« Beim Wort »thorn« zuckte Thassum erneut, doch dieses Mal lag ein wehmütiger Ausdruck auf seinem flachen Gesicht. Die kleine Nase wirkte wie die eines Tiers, das witterte. Die Mimik kam Kinur primitiv vor und widerte ihn an. »Vielleicht ...«, sagte Kinur mit gesenkter Stimme, »gibt es sogar etwas an Bord, das thark ist.« Dieses Wort war wie eine eiskalte Dusche, die sich unerwartet über Thassum ergoss. Der Thola schüttelte den Kopf, stieß dünne Laute aus. »Ja«, bestätigte Kinur. »Du wirst dabei sein, wenn die Thola dieses fremde Schiff erforschen und ihm seine Geheimnisse entreißen. Und du wirst die anderen in meinem Sinn lenken. Ob du willst oder nicht. Mach es dir leichter! Arbeite mit mir zusammen!« An Thassums störrischem Gesichtsausdruck mit den zusammengekniffenen, schwarzgrauen Augen und den aufeinandergepressten Lippen las Kinur die Antwort ab. Er spürte Bedauern. Es wäre ihm ein Fest gewesen, den Thola auf seine Seite zu ziehen. »Also gut. Dann soll es so sein. Ich werde dein Gehirn optimieren lassen. Bald werden wir einander besser kennen als du und Thatharou.« Thassum wurde blass, doch seine Lippen blieben zusammengekniffen. Er würde der störrische Thola bleiben, der er nun einmal war....