Sternberg / Amelang | Psychologen im Beruf | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 352 Seiten

Sternberg / Amelang Psychologen im Beruf

Anforderungen, Chancen und Perspektiven

E-Book, Deutsch, 352 Seiten

ISBN: 978-3-17-022827-6
Verlag: Kohlhammer
Format: PDF
Kopierschutz: Wasserzeichen (»Systemvoraussetzungen)



In diesem Band werden die verschiedenen Berufsfelder, in denen Psychologen tätig sind, anschaulich dargestellt. Die beruflichen Aspekte der Wissenschaftsdisziplin Psychologie werden vermittelt, und es wird aufgezeigt, welche Herausforderungen, Möglichkeiten und Probleme mit einer psychologischen Berufsausübung verbunden sind. Vor dem Hintergrund persönlicher Erfahrungen schildern die Autoren Ausbildung, Berufsweg und Berufsalltag sowie Chancen und Grenzen der beruflichen Karrierewege. Durch diese Bottom-Up-Perspektive erhält der Leser einen realistischen und differenzierten Einblick in die facettenreiche Berufswelt von Psychologen.
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1;Titel;1
2;Inhalt;6
3;Einleitung;8
4;1 Klinische Psychologie, Psychodiagnostik und Psychotherapie;12
4.1;Einleitung und Gegenstandsbestimmung;12
4.2;1 Eigener Werdegang;13
4.3;2 Aufgaben und Tätigkeiten;14
4.4;3 Tagesablauf, Wochenablauf;17
4.5;4 Ausbildung;18
4.6;5 Institutionen, Berufsfelder, Karrieren und Vergütungen;22
4.7;6 Was braucht man, um erfolgreich zu sein;23
4.8;7 Zukunftsperspektive;23
4.9;8 Informationsquellen, Fachgesellschaften, Fachzeitschriften;24
4.10;Literatur;25
5;2 Notfallpsychologie;26
5.1;Einleitung;26
5.2;1 Was ist Notfallpsychologie?;27
5.3;2 Aufgaben von Notfallpsychologen;31
5.4;3 Ausbildung, Fortbildung;32
5.5;4 Beschäftigungsmöglichkeiten; Institutionen, in denen Notfallpsychologen arbeiten können;34
5.6;5 Finanzielle Vergütung;34
5.7;6 Herausforderungen, Chancen, Hindernisse, Probleme;35
5.8;7 Eigenschaften, die man braucht und die hindern;35
5.9;8 Tagesablauf, Ablauf einerWoche;36
5.10;9 Ausblick, Entwicklung des Berufsfeldes;36
5.11;Zusammenfassung, Schlussfolgerungen;37
5.12;Literatur;37
6;3 Begleitung Schwerkranker und Sterbender;38
6.1;Einleitung;38
6.2;1 Die Idee der palliativmedizinischen Behandlung und Begleitung;39
6.3;2 Die Idee der palliativ-psychologischen Betreuung und Begleitung;42
6.4;3 Bewertung des Tätigkeitsfeldes und persönlicher Erfahrungshintergrund;48
6.5;Schlussbemerkung;52
6.6;Literatur;52
7;4 Gerontopsychologie;54
7.1;Einleitung;54
7.2;1 Wie ich zur Gerontopsychologie kam;56
7.3;2 Aufgaben der Gerontopsychologie;57
7.4;3 Settings und Institutionen der gerontopsychologischen Arbeit;62
7.5;4 Ausbildungsfragen;63
7.6;5 Herausforderungen des Berufsfeldes – Persönliche Voraussetzungen;63
7.7;6 Ein typischer Tages- und Wochenablauf;65
7.8;7 Weitere Aspekte der Professionalisierung;65
7.9;8 Weitere Informationsmöglichkeiten;66
7.10;9 Zu erwartende Entwicklungen in diesem Berufsfeld;67
7.11;Zusammenfassung und Schlussfolgerungen;67
7.12;Literatur;67
8;5 Neuropsychologe in einer Rehabilitationsklinik für Kinder und Jugendliche;70
8.1;Einleitung;70
8.2;1 Aufgaben des Neuropsychologen in einer Rehabilitationsklinik;71
8.3;2 Beschäftigungsmöglichkeiten, Berufsfelder;75
8.4;3 Ausbildung für das Berufsbild;75
8.5;4 Finanzielle Vergütung;76
8.6;5 Aufstiegschancen;77
8.7;6 Herausforderungen, Chancen;77
8.8;7 Tagesablauf;79
8.9;8 Wo kann man mehr erfahren?;82
8.10;9 Ausblick, Entwicklung des Berufsfeldes;82
8.11;Zusammenfassung;83
8.12;Literatur;83
9;6 Gesundheitspsychologie;84
9.1;Einleitung;84
9.2;1 Gesellschafts- und gesundheitspolitische Entwicklungslinien;85
9.3;2 Arbeitsmarkt Gesundheit: Ausgewählte Arbeitsgebiete der Autoren;86
9.4;3 Qualifikationen für die Gesundheitspsychologie: Aus- und Fortbildung;98
9.5;4 Informationen;100
9.6;Literatur;101
10;7 Markt- und Meinungsforschung;106
10.1;Einleitung;106
10.2;1 Was ist Marktforschung?;106
10.3;2 Was tun Psychologen in der Marktforschung?;110
10.4;3 Wie wird man Psychologe in der Marktforschung? Chancen und Perspektiven;111
10.5;4 Was muss man vorweisen, um Marktforscher zu werden?;112
10.6;5 Wie wurde ich Psychologin in der Marktforschung?;112
10.7;6 Der Alltag mit seinen Höhen und Tiefen;113
10.8;7 Informationsquellen: Verbände und Fachzeitschriften;114
10.9;Literatur;114
11;8 Personalauswahl und -entwicklung;115
11.1;1 Wie ich die Psychologie für mich entdeckte und mein Werdegang;115
11.2;2 Geschichte des Berufsbildes;116
11.3;3 Was ist Personalentwicklung?;117
11.4;4 Aufgaben eines Personalentwicklers (»alles, was anfällt«);118
11.5;5 Settings/Institutionen, in denen man arbeiten kann: Beschäftigungsmöglichkeiten, Berufsfelder;121
11.6;6 Ausbildung für das Berufsbild – Wie wird man eigentlich Personalentwickler?;122
11.7;7 Was Personalentwickler verdienen;123
11.8;8 Dienstleistungsangebote für Personalentwickler;124
11.9;9 Ein typischer Arbeitstag;124
11.10;10 Professionelle Vereine und Gesellschaften;125
11.11;11 Fachliteratur und Fachzeitschriften zum Personalmanagement;126
11.12;12 Wo kann man mehr erfahren? Informationsquellen und Internetportale;126
11.13;13 Ausblick;127
11.14;Zusammenfassung und Schlussfolgerungen;127
11.15;Literatur;127
12;9 Unternehmensberatung;129
12.1;1 Allgemeines zu Unternehmensberatungen;129
12.2;2 Beratungsbedarf der Unternehmen;130
12.3;3 Der Einsatz von Psychologen;131
12.4;4 Mein persönlicher Weg zur Unternehmensberatung;138
12.5;5 Beispiele durchgeführter Projekte;142
12.6;6 Wer sollte eine Position in einer Unternehmensberatung anstreben?;146
12.7;7 Lohnt es sich?;147
12.8;Weitere Informationsquellen;148
12.9;Literatur;148
13;10 Medienpsychologie und Marketing;149
13.1;1 Was ist Medienpsychologie?;149
13.2;2 Medienpsychologische Kompetenzen und Tätigkeitsbereiche;150
13.3;3 Beispiele medienpsychologischer Arbeitsbereiche;152
13.4;Fazit;159
13.5;Literatur;160
14;11 Selbstständige Psychologen;161
14.1;Einleitung;161
14.2;1 Geschichte des Berufsbildes;162
14.3;2 Was machen selbstständige Psychologen?;162
14.4;3 Aufgaben: »Alles, was anfällt«;163
14.5;4 Beschäftigungsmöglichkeiten;165
14.6;5 Ausbildung;166
14.7;6 Wie wird man selbstständiger Psychologe?;168
14.8;7 Finanzielle Vergütung und Aufstiegschancen;172
14.9;8 Herausforderungen, Chancen, Hindernisse;172
14.10;9 Tagesablauf, Ablauf einerWoche;173
14.11;10 Ausblick;174
15;12 Erziehungsberatung;178
15.1;1 Biographischer Einstieg: Kindergarten, Schule und Studium als nützliche berufliche Vorerfahrung;178
15.2;2 Berufliche Orientierungen;180
15.3;3 Erziehungsberatung/ Psychologische Beratungsstelle für Eltern, Kinder und Jugendliche;180
15.4;4 Finanzielle Lage der Beratungsstellen;187
15.5;5 Gehalt eines Psychologen (von BAT zu TVöD);188
15.6;6 Organisation einer EB: Stellenbeschreibung zur Tätigkeit eines Psychologen bzw. Geschäftsführers;188
15.7;7 Betriebsphilosophie einer Beratungsstelle;189
15.8;8 Fort- und Weiterbildungen;191
15.9;9 Entwicklung des Berufsfeldes;192
15.10;Schlusswort;193
15.11;Weitere Informationsquellen;193
16;13 Schulpsychologie;194
16.1;Einleitung;194
16.2;1 Mein Zugang zum Thema Schulpsychologie;194
16.3;2 Zur Geschichte (orientiert an der Festschrift »75 Jahre Schulpsychologie«);195
16.4;3 Schulpsychologie – das unbekannte Wesen;197
16.5;4 Aufgaben eines Schulpsychologen;199
16.6;5 Settings/Institutionen, in denen man arbeiten kann;201
16.7;6 Ausbildung für das Berufsbild, Trainings etc. – Wie wird man Schulpsychologe?;203
16.8;7 Tagesablauf, Ablauf einerWoche;204
16.9;8 Warum habe ich genau dieses Berufsbild gewählt?;204
16.10;9 Finanzielle Vergütung und Aufstiegsmöglich-keiten;206
16.11;10 Herausforderungen, Chancen, Hindernisse, Probleme;207
16.12;11 Eigenschaften, die man braucht, um erfolgreich zu sein;208
16.13;12 Professionelle Vereine, Fachzeitschriften, Informationsquellen – Wo kann man mehr erfahren?;208
16.14;Zusammenfassung;209
16.15;Literatur;209
17;14 Psychologie an der Hochschule;212
17.1;Einleitung;213
17.2;1 Aufgaben im Hochschulbereich;213
17.3;2 Aufstieg und Fall: Möglichkeiten und Gefahren, institutionell und individuell;221
17.4;3 Herausforderungen und förderliche Qualifikationsmerkmale;224
17.5;4 Übliche Wege des Einstiegs;225
17.6;5 Mein Weg;226
17.7;6 Arbeitstage;228
17.8;Literatur;228
18;15 Wissenschaftler an einem Max-Planck-Institut;230
18.1;Einleitung;230
18.2;1 Ein typischer Tag;231
18.3;2 Menschen;232
18.4;3 Forschung;232
18.5;4 Vorträge;233
18.6;5 Schreiben;233
18.7;6 Lehre;234
18.8;7 Gutachten;234
18.9;8 Gäste;234
18.10;9 Institut;234
18.11;10 Forschungsparadies;235
19;16 Neuro- und Biopsychologie;236
19.1;Einleitung;236
19.2;1 Eigene Erfahrungen;239
19.3;2 Ausbildung und Berufsperspektiven;240
19.4;3 Universitätslehrer im Bereich der Bio- und Neuropsychologie;242
19.5;Ausblick;244
19.6;Literatur;244
20;17 Verkehrspsychologie;248
20.1;1 Was ist Verkehrspsychologie?;248
20.2;2 Geschichte der Verkehrspsychologie;249
20.3;3 Beschäftigungsfelder in der Verkehrspsychologie;250
20.4;4 Ausblick;256
20.5;5 Weiterführende Informationen;258
20.6;Literatur;259
21;18 Forensische Diagnostik;261
21.1;Einleitung;261
21.2;1 Persönliche, soziale und kommunikative Anforderungen;263
21.3;2 Allgemeine Grund-kenntnisse des Rechts;264
21.4;3 Anwendungsbereiche der Diagnostik in der Rechtspsychologie;264
21.5;4 Wie wird man Sachverständiger?;269
21.6;Ausblick;271
21.7;Literatur;272
22;19 Psychologie im Strafvollzug;273
22.1;Einleitung;273
22.2;1 Beruflicher Werdegang des Autors;274
22.3;2 Geschichte des Berufsbildes;274
22.4;3 Einstellungsvoraussetzungen, Aufstiegschancen und Vergütung;275
22.5;4 Institutionen;276
22.6;5 Aufgaben des Psychologischen Dienstes;276
22.7;6 Ein Arbeitstag in der Untersuchungshaft;278
22.8;7 Eigenschaften, die für die Berufsausübung günstig sind;280
22.9;8 Herausforderungen und Probleme;281
22.10;9 Chancen;281
22.11;Literatur;282
23;20 Umweltpsychologie;283
23.1;1 Umweltpsychologie als Berufsfeld;283
23.2;2 Persönlicher Werdegang in der Umweltpsychologie;283
23.3;3 Was ist Umweltpsycho-logie und wie hat sie sich entwickelt?;285
23.4;4 Aufgaben einer Umweltpsychologin bzw. eines Umweltpsychologen;287
23.5;5 Chancen und Risiken der Arbeit im umwelt-psychologischen Bereich;293
23.6;6 Ausbildung zur Umweltpsychologin bzw. zum Umweltpsychologen;294
23.7;7 Netzwerke und Kontakte in der Um-weltpsychologie;296
23.8;8 Ausblick;296
23.9;Literatur;297
24;21 Psychologie bei der Polizei;300
24.1;Einleitung;300
24.2;1 Polizeipsychologie in Deutschland: Historische Entwicklung und Ist-Stand;300
24.3;2 Arbeitsfelder der Polizeipsychologie;301
24.4;Schlussbemerkung;308
24.5;Literatur;309
25;22 Sportpsychologie;310
25.1;Einleitung;310
25.2;1 Arbeitsfelder und Themen;311
25.3;2 Wege zur Sportpsychologie;314
25.4;3 Aus- und Fortbildung;318
25.5;4 Bestandsaufnahme und Ausblick;320
25.6;Informationen;321
26;23 Militärpsychologie;322
26.1;1 Was ist Militärpsychologie?;322
26.2;2 Warum sind wir Militärpsychologen geworden?;323
26.3;3 Welche Voraussetzungen sind mitzubringen, wenn man Psychologe bei der Bundeswehr werden will?;323
26.4;4 Wo kann man als Psychologe in der Bundeswehr eingesetzt werden?;324
26.5;5 Was kommt nach der Einstellung?;324
26.6;6 Aufstiegschancen;325
26.7;7 Die Bundeswehr – ein attraktiver Arbeitgeber;325
26.8;8 Herausforderungen, Chancen;325
26.9;9 Welche Eigenschaften sind notwendig, um erfolgreich zu sein?;326
26.10;10 Welche Kernaufgaben gibt es in der Wehrpsychologie?;326
26.11;11 Wo fallen die Kernaufgaben an?;327
26.12;Ausblick;331
26.13;Literatur;332
27;Verzeichnis der Autorinnen und Autoren;334
28;Stichwortverzeichnis;349


2 Notfallpsychologie
Frank Lasogga Einleitung 1 Was ist Notfallpsychologie? 2 Aufgaben von Notfallpsychologen 3 Ausbildung, Fortbildung 4 Beschäftigungsmöglichkeiten; Institutionen, in denen Notfallpsychologen arbeiten können 5 Finanzielle Vergütung 6 Herausforderungen, Chancen, Hindernisse, Probleme 7 Eigenschaften, die man braucht und die hindern 8 Tagesablauf, Ablauf einer Woche 9 Ausblick, Entwicklung des Berufsfeldes Zusammenfassung, Schlussfolgerungen Literatur Einleitung
Die Notfallpsychologie ist eines der jüngsten Gebiete der wissenschaftlichen Psychologie. Erst Ende der 1980er-Jahre des vergangenen Jahrhunderts wurden erste Forschungsergebnisse zu einzelnen Aspekten der Notfallpsychologie publiziert. Der psychologische Umgang von professionellen Helfern, wie Rettungsdienstmitarbeitern, Notärzten, Polizeibeamten, Feuerwehrleuten etc., mit Notfallopfern wurde immer kritischer gesehen und eine Verbesserung im psychologischen Umgang auch von diesen Gruppen selbst gefordert. Auch die Belastungen der Helfer, die daraus resultierenden möglichen Folgen und der Umgang der Helfer mit diesen Belastungen wurden zunehmend thematisiert. In den 1980er-Jahren wurde ein inzwischen weitverbreitetes Konzept von Everly und Mitchell entwickelt, das »Critical Incident Stress Management (CISM)«, dessen generelle Effektivität allerdings heute aufgrund der vorliegenden Forschungsergebnisse als nicht gegeben anzusehen ist. Zwar wurde in den Medien insbesondere bei Großschadensereignissen wie dem Zugunfall von Eschede immer häufiger darüber berichtet, dass die Opfer und auch die Helfer psychologisch betreut würden, doch die Art der Betreuung war mehr oder minder dem Zufall überlassen und erfolgte weitgehend intuitiv. Die Berichterstattung in den Medien über Großschadensereignisse hat die Beachtung der psychologischen Belastungen der Opfer und der Helfer zwar vorangetrieben, allerdings machen Großschadensfälle nur einen äußerst geringen Anteil aller Notfälle aus. Das erste Buch im deutschsprachigen Raum, das den Titel »Notfallpsychologie« trug und eine erste Bestandsaufnahme der Notfallpsychologie im deutschsprachigen Raum vornahm, erschien erst vor wenigen Jahren (Lasogga & Gasch, 2002). Vorher lagen noch keine Definition und Beschreibung der Notfallpsychologie, ihrer Bereiche und Aufgabengebiete vor. Systematische Konzepte und Methoden, die im Umgang mit Notfallopfern indiziert sind, mussten erst entwickelt werden. Wenn es dementsprechend auf dem Gebiet der Notfallpsychologie noch viele »weiße Flecken« gibt, liegen heute doch Forschungsergebnisse zu den Belastungen von direkten und indirekten Notfallopfern und Helfern sowie den Folgen vor. Es wurden Konzepte zum Umgang mit den Opfern erstellt, und die Regeln zur »Psychischen Erste Hilfe (PEH)« (Lasogga & Gasch, 1997, 2006) sind Standard in der Ausbildung vieler Organisationen, wie beispielsweise den Rettungsdiensten. Auch wurden Gesamtkonzepte für den Umgang der Helfer mit ihren Belastungen entwickelt (Lasogga & Karutz, 2005). 1 Was ist Notfallpsychologie?
Die Definition von Notfallpsychologie lehnt sich weitgehend an Definitionen anderer Bereiche der Psychologie an. »Notfallpsychologie ist die Entwicklung und Anwendung von Theorien und Methoden der Psychologie sowie ihrer Nachbardisziplinen bei Einzelpersonen oder Gruppen, die von Notfällen betroffen sind. Notfallpsychologische Maßnahmen wenden sich sowohl an die Opfer als direkt Betroffene als auch an indirekt Betroffene wie Angehörige, Augenzeugen, Zuschauer, aber auch an Helfer. Notfallpsychologie umfasst Präventions-, Interventions- und Nachsorgemaßnahmen, bezogen auf einen relativ kurzfristigen Zeitraum« (Lasogga & Gasch, 2004). Wie aus der Definition ersichtlich ist, befasst sich Notfallpsychologie mit zwei Hauptbereichen: der Forschung, also der Entwicklung von Theorien, Modellen und Konzepten sowie deren Evaluation (konzeptuelle Notfallpsychologie),
der Anwendung, also der praktischen Arbeit vor, während und nach Notfällen (angewandte Notfallpsychologie).
Forschung Bevor notfallpsychologische Methoden theoriegeleitet, systematisch und gezielt angewendet werden können, müssen notwendigerweise zunächst einmal Konzepte, Modelle und Methoden zum Umgang mit den relevanten Personengruppen entwickelt werden. So ist darzulegen und zu begründen, welche Intervention (z. B. äußere Ressourcen aktivieren),
bei welchem Notfalltyp (z. B. Verkehrsunfall),
zu welchem Zeitpunkt (z. B. vor Ort),
von welcher Gruppe (z. B. psychosoziale Notfallhelfer, wie Notfallseelsorger),
bei welcher von einem Notfall betroffenen Personengruppe (z. B. Angehörige),
unter welchen Rahmenbedingungen (z. B. Autobahn)
erfolgen sollte. Diese Konzepte und Methoden müssen evaluiert werden, um sie zu optimieren, und um neue Konzepte und Methoden zu entwickeln. Auch gehört zur Notfallpsychologie die Entwicklung von Modellen und Konzepten zur Zusammenarbeit zwischen den bei einem Notfall tätigen Gruppen, wie Polizei, Rettungsorganisationen, Notärzten, Notfallseelsorgern etc. Diese Gruppen unterscheiden sich erheblich in ihrer Ausbildung, ihrer Organisationskultur, ihrem Führungsstil etc., was die Zusammenarbeit erschweren kann. Anwendung Die angewandte Notfallpsychologie beinhaltet praktische präventive Maßnahmen zum Umgang mit von Notfällen betroffenen Personengruppen sowie interventive und Nachsorgemaßnahmen bei verschiedenen Arten von Notfällen. Zielgruppen derartiger Maßnahmen können sein: 1. direkte Opfer, 2. indirekte Opfer, wie Angehörige, Verursacher und Augenzeugen, 3. Helfer. Es gibt unterschiedliche Definitionen, welche Personengruppen »notfallpsychologische Maßnahmen« durchführen bzw. »angewandte Notfallpsychologie« betreiben. Einige sprechen von einer »notfallpsychologischen Maßnahme« ausschließlich, wenn diese von Notfallpsychologen, also Diplompsychologen mit einer speziellen Zusatzausbildung in Notfallpsychologie, ausgeübt wird (enge Definition). Andere sprechen auch von einer »notfallpsychologischen Maßnahme«, wenn sie von Laienhelfern oder psychosozialen Notfallhelfern, wie Notfallseelsorgern, durchgeführt wird (weite Definition). Hier wird überwiegend Notfallpsychologie im engeren Sinne dargestellt, also die Tätigkeit, die Diplompsychologen mit einer zusätzlichen Ausbildung in Notfallpsychologie verrichten (Notfallpsychologen). Personengruppen Notfallpsychologie wendet sich an unterschiedliche Personengruppen. Die »direkten« Notfallopfer sind diejenigen Personen, die einen Notfall erlitten haben und notfallpsychologische Hilfe (im weiteren Sinne) benötigen. Die »indirekten« Notfallopfer sind Personen, die nicht selbst den Notfall erlitten haben, die aber mit den Folgen des Notfalls konfrontiert werden. Dazu gehören beispielsweise die Angehörigen der direkten Notfallopfer. Sie können vor Ort anwesend sein und den Notfall mit angesehen haben, beispielsweise, wie der Ehemann einen Herzinfarkt erlitten hat, oder sie können sich zuhause aufhalten, und müssen beispielsweise über den Tod des Ehemannes informiert werden. Ferner gehören zur Gruppe der indirekten Notfallopfer die Verursacher eines Notfalls (ein Lokomotivführer, der einen Suizidenten überfahren hat) und Augenzeugen, die das Notfallgeschehen direkt miterlebt haben. Zuschauer sind ebenfalls indirekte Notfallopfer, aber sie haben sich im Gegensatz zu Augenzeugen erst nachträglich zum Ort des Notfallgeschehens begeben. Auch mit Zuschauern muss bei einem Notfall psychologisch angemessen umgegangen werden. Auch Medienvertreter, die zumindest bei einem Großschadensfall sehr schnell vor Ort sind, sind indirekte Notfallopfer. Mit ihnen muss ebenfalls angemessen umgegangen werden. Neben den direkten und indirekten Notfallopfern sind die Helfer die...


Dr. Karin Sternberg ist Research Associate an der School of Public Health and John F. Kennedy School of Government der Harvard University in Cambridge, Massachusetts. Prof. em. Dr. Manfred Amelang ist Professor für Differentielle Psychologie und Persönlichkeitsforschung an der Universität Heidelberg.


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