E-Book, Deutsch, 148 Seiten
Strackbein / Haas Die Kunst Krisen zu meistern
1. Auflage 2020
ISBN: 978-3-7526-1392-6
Verlag: BoD - Books on Demand
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
E-Book, Deutsch, 148 Seiten
ISBN: 978-3-7526-1392-6
Verlag: BoD - Books on Demand
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Krisen sind Bestandteil jeden Lebens und der Welt, die uns umgibt. Krisen kommen meistens unerwartet und wir müssen versuchen, das Beste daraus zu machen. Dazu leitet dieses Buch an. Mit seiner Hilfe können Sie zunächst die Krise reflektieren, die Sie erleben und erlebt haben. Auf dieser Basis können Sie einen konstruktiven Umgang mit inneren Widerständen entwickeln. Wichtig ist, Ihre eigenen Verhaltensmuster so umzuprogrammieren, dass Sie zu einem aktiven und lebensbejahenden Umgang mit Umbruchssituationen gelangen.
Rita Strackbein arbeitete nach dem Studium der Wirtschaftswissenschaften mit dem Schwerpunkt der Personal- und Organisationsentwicklung als Trainerin für ein Schweizer Trainingsinstitut, bevor sie sich 1993 als Beraterin und Trainerin selbstständig machte. Ihre Beratungs- und Coachings-Kompetenz hat sie in den Bereichen Führung, Coaching, Prozess- und Strategiebegleitung, Konfliktmediation, Beratung und Begleitung in Krisenzeiten. Ihr Motto: "Love it, change it or leave it!"
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1 WIE KRISEN UNSER LEBEN BEEINFLUSSEN KÖNNEN? Was bedeutet Krise in der heutigen Zeit für uns? Wir leben und arbeiten in einem gut funktionierenden Wirtschaftssystem, geprägt von immer mehr Wachstum und Konsum. Unser Leben ist scheinbar planbar, gut strukturiert, berechenbar und unser Wunsch ist - „so soll es bleiben“! Aber plötzlich ist alles anders! Am Beispiel der Corona-Krise haben wir das deutlich erlebt. Der Lockdown hat unser Leben nachhaltig verändert und das in allen Lebensbereichen. Wir haben im Homeoffice gearbeitet, zum Teil verbunden mit Homeschooling und Kleinkinderbetreuung, Einkaufen mit langen Schlangen und leeren Regalen, Toilettenpapier war auf einmal Mangelware, das Tragen von Schutzmasken, keine Besuche von Freunden, Bekannten und Familie, Urlaube mussten wir stornieren und vieles mehr. In den Medien gab es nur noch wenige andere Themen. Covid 19 war das beherrschende Thema mit sich widersprechenden Aussagen der verschiedensten Experten. Es gibt ein Leben vor und nach Corona! Corona war nicht die erste und letzte Krise in unserem Leben. Es war und ist aber eine besondere Krise, weil sie alle Bereiche der Gesellschaft und des Lebens betroffen hat. Man kann hier von einer „Tiefenkrise“ sprechen, weil sie alle Ebenen unserer Existenz betrifft. Der Zukunftsforscher Matthias Horx1 hat in seinem Buch „Die Zukunft nach Corona“ sehr gut die Tragweite dieser Tiefenkrise beschrieben. „Während die Finanzkrise 2009 eher das Bankensystem und die Finanzströme betraf und die Flüchtlingskrise 2015 eher auf die Politik (und das mediale System) einwirkte, wirkt eine Tiefenkrise direkt sowohl auf unser individuelles als auch auf unser kollektives Sein. Sie verändert Institutionen, gesellschaftliche Strukturen, Machtverhältnisse, Deutungsmuster. Sie stellt unseren Alltag auf den Kopf und legt darunter verborgene Muster und Spannungen frei. Eine Tiefenkrise verändert auch den „Mindset“ – die Art und Weise, wie Menschen Realität und Gesellschaft konstruieren. Sie fordert uns zum Neu-Handeln und Neu-Erfahren (…..) heraus.“ Die Dimensionen dieser weltweiten Corona-Pandemie betreffen: Globale politische und ökonomische Systeme Nationale politische Systeme mit demokratischen Grundrechten Umwelt und Natur Technologische Systeme Wirtschaft und Konjunktur Mobilität und Arbeitswelt Soziales Leben Alltagsgestaltung in allen Lebensbereichen Eine Tiefenkrise kennzeichnet sich somit durch die Vielzahl der Dimensionen und der erlebten emotionalen Intensität der betroffenen Menschen. Die Corona-Krise hat viele von uns mit großer Wucht getroffen und das Leben nachhaltig verändert. Bereits vor Corona gab es Krisen in unserer Gesellschaft und in unserem Leben und es wird sie auch in Zukunft geben. Sicherlich hat jeder von uns in seinem Leben schon Krisen meistern müssen. Krisen in der beruflichen Welt (Umstrukturierungen, Insolvenz des Unternehmens, Kurzarbeit, Jobverlust etc.), privaten Welt (Ehescheidungen, Verlust von lieben Menschen, lebensbedrohliche Krankheiten, Unfälle mit schlimmen Folgen etc.), persönlichen Welt (Lebenskrisen, Sinnkrise, Stress, Ängste, Krankheit, Verlust des inneren Gleichgewichts etc.). 1.1. Wann ist eine Krise eine Krise? Zuerst wollen wir uns mit der Frage beschäftigen, wann eine Krise wirklich als Krise erlebt wird. Es gibt viele Veröffentlichungen zu diesem Thema. Eine Definition einer Krise von Caplan und Felix2 liest sich im ersten Moment etwas kompliziert, wir finden sie trotzdem sehr passend: Krise ist eine „ (….) relativ kurze Periode psychischen Ungleichgewichts in einer Person, die sich bedrohlichen Umständen gegenüber sieht, welche für sie ein bedeutsames Problem bilden, dem sie zum gegebenen Zeitpunkt weder entfliehen noch mit ihren üblichen Problemlösungsmöglichkeiten begegnen kann.“ Beschrieben wird weiter, dass nach dem „Eintritt der Krise eine Phase der Schwankung zwischen Hilflosigkeit und Bewältigungsversuchen sowie Resignation, Hoffnung, Planung, Verzweiflung, Ambivalenz und die Erkenntnis des Unausweichlichen sowie dessen Verdrängung kommt. Die Krise stellt ein sensibles Stadium dar, in dem wichtige neue Fähigkeiten und Einsichten erworben werden müssen, in dem theoretisch mehrere (Fehl-) Entwicklungen möglich sind.“3 Einen weiteren Zugang zum Thema Krise gibt Gunther Schmidt4, der in den unterschiedlichen Typen der Krise eine sehr praxisnahe und nachvollziehbare Darstellung wählt. Er spricht von folgenden Arten von Krisen: Gesellschaftliche Krise: Konjunktur, Arbeitslosigkeit, politische Systeme, Corona, Brexit, Klimawandel, Energiewende, etc. Organisations-Krise: Insolvenz, Fusionen, Umsatzverluste, Liquidität, Umstrukturierung, Abgasskandal, veränderte Märkte, Globalisierung, verschlafene Innovationen, Digitalisierung, etc. Interaktions-Krise: zwischenmenschliche Konflikte, aneinander vorbei reden und leben, Streitigkeiten, kulturelle und religiöse Unterschiede, unterschiedliche Erwartungen und Werthaltungen, etc. Sinn-Krise: der Sinn im Leben, der Arbeit, in den Beziehungen geht verloren Verlust-Krise: Verlust eines geliebten Menschen, einer Beziehung, der Gesundheit, des Zuhause, eines Tieres, der Arbeit etc. Anforderungs-Krise: Leistungserwartungen in der Arbeit, in der Schule, in der Familie, in Vereinen, „ich muss immer funktionieren“, etc. Entwicklungs-Krise: Pubertät, Übergänge in Lebensphasen, von der Schule in die Ausbildung, von der Ausbildung in den Beruf, vom Beruf ins Rentenalter etc. 1.2. Wie erleben wir eine Krise? Krisen werden von uns sehr unterschiedlich und individuell erlebt. Eine gleiche Situation kann von uns völlig unterschiedlich wahrgenommen und interpretiert werden. Auch die Krisenverarbeitung und der damit verbundene individuelle Lernprozess ist bei vielen von uns sehr unterschiedlich. In vielen Beobachtungen und Untersuchungen wurden jedoch bestimmte Verhaltensmuster ermittelt und in sogenannten Phasen-Modellen der Krisenverarbeitung zusammengefasst. Das Phasenmodell zur Krisenbewältigung von Erika Schuchardt5 hat uns in besonderer Weise angesprochen. Dieses Krisenmodell fußt auf Untersuchungen von mehr als 2.000 Krisenbiografien, die sie für ihre Arbeit gesammelt und analysiert hat. Basierend darauf hat Erika Schuchardt acht Phasen herausgearbeitet und analysiert: Ungewissheit Gewissheit Aggression Verhandlung Depression Annahme Aktivität Solidarität Abb. 1 Phasenmodell der Krisenverarbeitung von Erika Schuchardt Das Krisenmodell nach Erika Schuchardt: Phase 1: Ungewissheit – Was ist eigentlich los….? Die Krise erfasst die Betroffenen völlig unvorbereitet. Man versucht die Krise erst einmal nicht zur Kenntnis zu nehmen, um die Psyche zu schützen. Die Betroffenen befinden sich in einem schockähnlichen Zustand. Phase 2: Gewissheit – Ja, aber das kann doch nicht sein….? Die schlechte Nachricht kommt „im Kopf“ der Betroffenen an, aber der Bauch und das Gefühl lehnen diese Erkenntnis noch ab. Kopf sagt ja – Bauch sagt nein und es kommt zu einer emotionalen Ablehnung und widersprüchlichen Verhaltensweisen. Phase 3: Aggression – Warum gerade ich….? Kommt die Krise auch im „Bauch“ an, reagieren viele Betroffene mit Wut, Zorn und Aggression auf die Ursache der Krise. Für diese Emotionen braucht es Raum, um diese ausdrücken zu können. Phase 4: Verhandlung – Wenn …, dann muss aber…? Die Betroffenen erkennen die Auswirkungen der Krise in vollem Umfang für das weitere Leben und versuchen, mit allen Mitteln und bekannten Maßnahmen zur Problemlösung das Schicksal „erträglich“ zu machen. Phase 5: Depression – Wozu …., alles ist sinnlos….? Die Betroffenen erkennen das Unausweichliche der Situation und realisieren, dass sie das Schicksal nicht aktiv beeinflussen können. Phase 6: Annahme – Ich erkenne jetzt erst….! Jetzt nehmen die Betroffenen das Schicksal mit allen Konsequenzen an und kämpfen nicht mehr gegen die Krise an. Phase 7: Aktivität – Ich tue das ….! Die Betroffenen können nun ihre ganze Energie darauf richten, die neu entstandene Situation „mitzugestalten“ und das Beste daraus zu machen. Man hat die „Opferrolle“ verlassen und übernimmt wieder Verantwortung für die eigene Situation und wird aktiv. Phase 8: Solidarität – Wir handeln ….! Für manche Betroffene ergibt sich nach der Sinn-Frage dieser Krise der Wunsch, andere zu unterstützen und sich mit anderen Betroffenen z.B. in Form von Selbsthilfegruppen zu solidarisieren. Wir sehen,...