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E-Book

E-Book, Deutsch, Band 3, 416 Seiten

Reihe: Curriculum Prothetik

Strub / Kern / Türp Curriculum Prothetik

Band 3

E-Book, Deutsch, Band 3, 416 Seiten

Reihe: Curriculum Prothetik

ISBN: 978-3-86867-180-3
Verlag: Quintessenz
Format: EPUB
Kopierschutz: Adobe DRM (»Systemvoraussetzungen)



Seit seinem ersten Erscheinen im Jahre 1994 hat sich das Curriculum Prothetik zu einem echten "Renner" unter den deutschsprachigen Prothetikfachbüchern entwickelt. Bei Studierenden, Zahnärzten und Zahntechnikern erfreut es sich gleichermaßen großer Beliebtheit. Als hervorragend lesbare und durchgehend bebilderte Gesamtdarstellung des Faches ist es Standardlehrbuch an zahlreichen deutschen Universitäten.

Für die 4. Auflage wurde der Text umfangreich überarbeitet und aktualisiert. Die alten Schwarz-Weiß-Zeichnungen wurden vollständig durch neue, farbige Abbildungen ersetzt, die ein müheloses Verständnis der Materie garantieren.

Themen, die in Band 3 behandelt werden:

• Teilprothetik
• Modellgussprothetik
• Geschiebeprothetik
• Hybridprothetik
• Totalprothetik
• Implantologie
• Nachsorge
• Patientenzufriedenheit
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Weitere Infos & Material


• Teilprothetik
• Modellgussprothetik
• Geschiebeprothetik
• Hybridprothetik
• Totalprothetik
• Implantologie
• Nachsorge
• Patientenzufriedenheit


30
Einführung in die Teilprothetik
30.1 Ziele der Versorgung mit Teilprothesen
Teilbezahnte Kiefer sind Folge des Verlustes oder der Nichtanlage einzelner oder mehrere Zähne. Als Resultat kommt es entweder zu Unterbrechungen oder Verkürzungen der Zahnreihe eines oder beider Kiefer. Unterbrechungen können ein- oder mehrfach auftreten. Weiterhin kann die Zahnreihe ein- oder beidseitig verkürzt sein, ggf. auch in Kombination mit Unterbrechungen. Liegt als Folge der Teilbezahnung eine relevante Einbuße der orofazialen Funktionen (Mastikation, Sprache, Ästhetik, Okklusion) vor oder drohen diese gestört zu werden, ist der Ersatz fehlender Zähne zur Wiederherstellung indiziert. Dies ist auch unter Aspekten der Tertiärprophylaxe sinnvoll. 30.2 Zahnverlust und seine Folgen
(Brunner und Kundert 1988, Fröhlich und Körber 1977) 30.2.1 Epidemiologie
Die Mehrzahl zahnbegrenzter Lücken ist durch Zahnverluste infolge von Karies, Parodontalerkrankungen oder Traumata bedingt. Weitere Ursachen für zahnbegrenzte Lücken sind Nichtanlagen (Hypodontie). Im Durchschnitt fehlen jedem jungen Erwachsenen (35-44 Jahre) in Deutschland 2,7 Zähne. In der Alterskohorte der jungen Erwachsenen sind 3,6 % mit einer Teilprothese versorgt, bei 17,3 % liegt ein nicht versorgtes, teilbezahntes Lückengebiss vor. Bei Senioren (65-74 Jahre) tragen 28,1 % eine herausnehmbare Teilprothese und nur noch 4,7 % weisen unversorgte teilbezahnte Gebisse auf (Micheelis und Schiffner 2006). 30.2.2 Auswirkungen des teilweisen Zahnverlustes
Unmittelbare Folgen des Zahnverlustes sind für den Patienten spürbar als Einschränkung des Kauvermögens, Beeinträchtigung der Ästhetik und der Sprachfunktion. Die Beeinträchtigung der Kaufunktion nimmt mit zunehmender Anzahl fehlender Zähne zu. Dem Patienten können solche Veränderungen u. a. dadurch bewusst werden, dass sich die Verschlechterung der Kieferfunktionen (hier speziell der Kaufunktion) durch verlängerte Kauzeit und durch Impaktion von Speiseanteilen in den Lücken bemerkbar macht. Die Aspekte der gestörten Ästhetik und Sprache wiegen vor allem dann besonders schwer, wenn die Zahnverluste im Bereich der Front-, Eckzähne und Prämolaren des Oberkiefers, mit etwas geringerem Schweregrad auch im Unterkiefer, vorliegen. Patienten bemerken die Lückenbildung und empfinden dadurch eine starke persönliche und soziale Einschränkung. Die Störung der Phonetik macht sich meist durch Lispeln (Sigmatismus) bemerkbar. Nicht selten gehen mit Zahnverlust psychische Probleme einher. Auf der Ebene des Organismus haben Verluste einzelner Zähne in vielen Fällen eine direkte Auswirkung auf die Position der Nachbarzähne und Antagonisten. So können Nachbarzähne rotieren, wandern und/ oder kippen, ehemals antagonistische Zähne können elongieren. Diese Positionsänderungen schlagen sich sekundär in Veränderungen der statischen und dynamischen Okklusion nieder. Dadurch bedingt können ok- klusale Frühkontakte und Gleithindernisse bei exzentrischen Unterkieferbewegungen und eine erhöhte Attrition der betroffenen Zähne, eine Traumatisierung und ein Umbau bzw. Abbau des Zahnhalteapparats und Zahnlockerung bis hin zu Zahnverlust mit folgendem Knochenabbau auftreten. Darüber hinaus können Unstimmigkeiten im dentalen Bereich mitverantwortlich für das Auftreten von funktionellen Problemen im Bereich von Kiefergelenk und Kaumuskulatur sein (vgl. Kap. 10). Treten weitere Folgen auf, spricht man vom unkompensierten Gebissschaden. Es gibt aber auch Fälle, in denen das Vorliegen eines Lückengebisses nicht zu einer Ausweitung des vorhandenen Gebissschadens führt. In diesen Situationen kommt es nicht zu Störungen der Kaufunktion, der Unterkieferbeweglichkeit oder der Sprachfunktion oder zu Destruktionen des Parodonts. Stattdessen findet im Rahmen einer Adaptation ein funktioneller Umbau statt; das Lückengebiss befindet sich in einem stabilen Gleichgewicht. Solch ein kompensierter Gebissschaden ist in der Regel nur bei einzelnen Zahnverlusten zu erwarten, wobei die der Lücke benachbarten Zähne in habitueller Interkuspidation durch ihre Antagonisten deutlich fixiert sein müssen (Lehmann et al. 2008). Aber auch beim Fehlen sämtlicher Molaren kann der Schaden kompensiert sein. Bei einem kompensierten Gebissschaden ist die Frage berechtigt, ob Zahnersatz überhaupt indiziert ist, denn heute gilt als unbestritten, dass aus funktionellen Gründen nicht in jedem Lückengebiss ein Zahnersatz angefertigt werden muss (Battistuzzi et al. 1991, Brunner und Kundert 1988). Oft erfordern aber ästhetische Gründe die Anfertigung von Zahnersatz im stabilen Lückengebiss. Insbesondere, wenn alle Molaren fehlen, die Zahnreihe aber sonst geschlossen ist, kann eine Prämolarenokklusion für den Patienten eine Option sein, besonders dann, wenn keine prothetisch-rekonstruktive Therapie gewünscht wird. Man spricht in diesen Fällen vom Konzept der verkürzten Zahnreihe (engl. shortened dental arch, SDA). In vielen Fällen kommt es jedoch zu den zuvor genannten Veränderungen und Folgen; es liegt ein unkompensierter Gebissschaden vor. Hier ist im Gegensatz zum kompensierten Gebissschaden eine pro- thetische Therapie im Sinne einer künstlichen Kompensation indiziert und erforderlich. Neben einem kompensierten und unkompensierten gibt es noch einen sog. völligen Gebissschaden, der dadurch gekennzeichnet ist, dass eine weitere Schädigung nicht möglich ist, weil bereits alle Zähne verloren gegangen sind (vgl. Kapitel Totalprothetik) (Lehmann et al. 2008). Auch der Zustand des Zahnhalteapparats spielt im Lückengebiss eine nicht unbedeutende Rolle. Ist das Parodont der Restzähne gesund („pa- rodontale Resistenz“), so treten Stellungsänderungen dieser Zähne weniger schnell auf als bei einem erkrankten Zahnhalteapparat (chronische Parodontitis, Zahnlockerung; „parodontale Insuffizienz“) (Fröhlich 1959). Eine vorliegende Parodontitis ist fast immer mit schlechter Mundhygiene verbunden, und diese stellt einen prognostisch ungünstigen Faktor auch für den Erfolg der prothetischen Therapie dar. Daher muss auch die Therapie mit abnehmbarem Teilzahnersatz immer in einem synoptischen Behandlungskonzept erfolgen, so dass eine strukturierte Vorbehandlung erfolgt. 30.3 Aufgaben von partiellem Zahnersatz
Partiellen Prothesen kommen genauso wie festsitzendem Zahnersatz verschiedene Funktionen zu (vgl. Kap. 17): Wiederherstellung der (Kau-) Funktion
– Sicherung von statischer und dynamischer Okklusion – Verhinderung von Elongationen der Antagonisten und Stellungsänderungen der Nachbarzähne – Verteilung der Kaukräfte auf das Restgebiss, die zahnlosen Kieferabschnitte und die antagonistischen Zähne Wiederherstellung der Phonetik Wiederherstellung der Ästhetik Verhütung weitergehender direkter oder indirekter Destruktionen im stomatognathen System (prophylaktische Funktion) Die Hauptprobleme bei der Konstruktion einer Teilprothese betreffen zum einen den Pfeilerzahn (Ausmaß seiner Beweglichkeit, Möglichkeit einer Verankerung des Zahnersatzes an ihm) und zum anderen das Prothesenlager (die dem Knochen aufliegende Schleimhaut und den Kieferknochen). Das Prothesenlager weist eine zehnmal höhere Resilienz und Rückstellfähigkeit (Viskoelastizität) auf, als ein Zahn mit physiologischer Beweglichkeit in- trudierbar ist (Marxkors 2009). Aufgrund dessen ist eine starre körperliche Fassung von Pfeilerzähnen mit Klammerprothesen, im Gegensatz beispielsweise zu Zahnersatz, der über Doppelkronen verankert ist, häufig nicht zu erreichen. Battistuzzi et al. (1991) weisen darauf hin, dass die möglichen negativen Folgen, die sich aus der Therapie mit einer Teilprothese ergeben, in der Lehre zu wenig Beachtung finden. Viele Studien zeigen, dass durch die Inkorporation einer partiellen Prothese, auch wenn diese richtig konstruiert wurde, Destruktionen hervorgerufen werden können. Die möglichen Schäden beziehen sich sowohl auf Pfeiler- und Nachbarzähne. Die Eingliederung von Teilprothesen führt zu einem erhöhten Level an Plaquebefall der Ankerzähne. Weiterhin treten gingivale und parodontale Destruktionen auf. Pfeilerzähne in mit Teilprothesen versorgten Kiefern haben häufig erhöhte Sondierungstiefen. Darüber hinaus können Teilprothesen durch die Pfeilerbelastung zu erhöhter Beweglichkeit an den Pfeilern führen (Goodkind 1973). Daher ist bei parodontal geschädigten Pfeilern, die nach der Behandlung noch eine erhöhte Mobilität aufweisen, eine sekundäre Verblockung durch die Retentionselemente der Teilprothesen sinnvoll. Die sekundäre Verblockung kann unterstützend wirken, eine Mobilität zu verringern (O’Leary et al. 1966). Die Auswirkungen auf die zahnlosen Kieferabschnitte manifestieren sich als Schleimhautveränderungen oder beschleunigte Kieferkammresorptionen. Dies unterstreicht die große Bedeutung, die Mundhygienemaßnahmen und regelmäßigen Nachkontrollen zukommt. Kompensationsmöglichkeiten für häufige Schwachstellen im Rahmen einer prothetischen Versorgung ergeben sich auf zwei Ebenen: durch die Art der Konstruktion des Zahnersatzes:
– zum Beispiel maximale Extension der Sättel; bei Freiendprothesen spezielle Abformung der zahnlosen Bereiche (sog. altered-cast- Methode) (Marinello 1987)) – reduzierte Zahnaufstellung im distalen Sattelbereich – Wahl geeigneter Verankerungselemente (sekundäre Verblockung) ...


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