Studer / Sotoudeh / Abplanalp | Persönlichkeitsentwicklung in Hochschulausbildungen fördern 2 (E-Book) | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 256 Seiten

Studer / Sotoudeh / Abplanalp Persönlichkeitsentwicklung in Hochschulausbildungen fördern 2 (E-Book)

Reflexionsprozesse verstehen und begleiten
1. Auflage 2023
ISBN: 978-3-0355-2343-0
Verlag: hep verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: Adobe DRM (»Systemvoraussetzungen)

Reflexionsprozesse verstehen und begleiten

E-Book, Deutsch, 256 Seiten

ISBN: 978-3-0355-2343-0
Verlag: hep verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: Adobe DRM (»Systemvoraussetzungen)



Dieses E-Book enthält komplexe Grafiken und Tabellen, welche nur auf E-Readern gut lesbar sind, auf denen sich Bilder vergrössern lassen.

Die Fachwelt ist sich einig: Für die Persönlichkeitsentwicklung sind Reflexionsprozesse von zentraler Bedeutung. Für Studierende wie auch Lehrpersonen, Coachs und Supervisor*innen stellen sie jedoch häufig eine Blackbox dar. Im zweiten Band geben die Herausgeberinnen erste Antworten. Die theoretischen und praktischen Beiträge zeigen, wie Reflexionsprozesse im Kontext der Persönlichkeitsentwicklung verstanden, angestossen und begleitet werden können.

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Weitere Infos & Material


(Berufs-)Biografische Selbstreflexion als transformatorischer Bildungsprozess in der akademischen Ausbildung pädagogischer Fachpersonen
Noëlle Behringer, Robert Langnickel und Pierre-Carl Link Abstract Professionalisierung kann als individueller Bildungsprozess verstanden werden, über den eine eigenständige berufliche Identität begründet und entwickelt wird. Nicht nur die Berufswahl, sondern auch die Ausübung des Berufs ereignet sich in Abhängigkeit unserer biografischen Erfahrungen. In pädagogischen Settings kommt dieser Umstand insbesondere deshalb zum Tragen, weil sich Fachpersonen mit ihrer ganzen Person in eine Beziehung zu den jungen Menschen begeben, in der biografische Erfahrungen einen wichtigen Resonanzboden für professionelles Handeln und den Habitus bilden. In Anlehnung an Kollers Verständnis von transformatorischen Bildungsprozessen wird aus einer psychodynamischen Perspektive heraus berufsbiografische Selbstreflexion als Strategie zur Persönlichkeitsentwicklung in der Hochschulausbildung ausgearbeitet. Damit wird vor allem ein Beitrag zum Verstehen von hochschulischen Reflexionsprozessen und einer Tiefenstruktur der Subjektbildung respektive Professionalisierung des Habitus und seiner Bildung vorgelegt, der auch unbewusste Prozesse berücksichtigt. 1 Hinführung
Professionalisierung kann unter mindestens zwei Blickwinkeln betrachtet werden: Zum einen in einem starken Sinne als ein dynamischer Prozess der Institutionalisierung hin zu einer Profession (Lempert, 1998) und zum anderen als individueller Bildungsprozess des Subjekts, über den eine eigenständige berufliche Identität begründet und entwickelt wird (Kraimer, 1994). Dieser Bildungsprozess in der hochschulischen Professionalisierungsphase pädagogischer Fachpersonen wird unter Bezug auf Koller (2018) als transformatorisch verstanden, genauer sind Bildungsprozesse eine «Transformation unbewusster Konstellationen» (Koller, 2015, S. 79). Diese individuelle Professionalisierungsperspektive fokussiert auf Biografie und Reflexivität, die «wiederum zur Persönlichkeitsentwicklung bei[trägt]» (Albers, 2019, S. 13). Biografiearbeit im Rahmen von Professionalisierungsstrategien meint in der Lesart von Helsper (2021) eine (berufs-)biografische Herausbildung von Wissensbeständen, Orientierungen, Motiven und Praxen als individuelle Voraussetzung für die Ermöglichung von Professionalität in bestehenden institutionellen Rahmungen. Brake (2006), der die Hochschule als personenbezogene Sozialisationshilfe versteht, geht davon aus, dass neben dem Erwerb von Handlungskompetenz auf Grundlage von wissenschaftlichen Erkenntnissen und berufsspezifischen Methoden insbesondere die Ausbildung einer Reflexionskompetenz als Teil von Persönlichkeitsentwicklung ein zentrales Studienziel ist. Einen zentralen Bezugspunkt von akademischen (Aus-)Bildungsprozessen an Hochschulen muss daher, so die These, das Eröffnen von gruppalen Sprechräumen zur Reflexion (un-)bewusster biografischer Dynamiken darstellen. In diesen Räumen kann Persönlichkeitsbildung im Sinne der emanzipatorischen Befreiung von selbst erzeugten und soziokulturell bedingten psychischen Abhängigkeiten stattfinden (Warsitz, 2006). Der Beitrag diskutiert diese These unter disziplinären, professionsbezogenen sowie emanzipationsdiskursiven Aspekten. Er geht der Frage nach, welche Bedeutung biografischer Selbstreflexion in der akademischen Ausbildung pädagogischer Fachpersonen zukommt und wie diese didaktisch umgesetzt werden kann. 2 Biografische Selbstreflexion als Teil der Persönlichkeitsentwicklung
Eine Vielzahl von Professionstheorien bezieht sich explizit auf den reflexiven Umgang mit unterschiedlichen Wissensbeständen als Charakteristikum pädagogischer Professionalität (Helsper, 2021). Der symbolisch-interaktionistische Ansatz und der strukturtheoretische Ansatz betonen die reflexive Auseinandersetzung mit Handlungslogiken, ihren Antinomien und Fallverstrickungen in der pädagogischen Arbeit. Im berufsbiografischen Ansatz gilt die Reflexionsfähigkeit pädagogischer Fachpersonen als Ausgangspunkt einer gelingenden Fallarbeit und des professionellen Handelns (ebd.). Im Zentrum steht das Reflektieren und Verstehen der eigenen Biografie als «ein vom Subjekt hervorgebrachtes Konstrukt, das als eine Einheit die Fülle von Erfahrungen und Ereignissen des gelebten Lebens zu einem Zusammenhang organisiert» (Marotzki, Nohl & Ortlepp, 2021, S. 16). Biografie kann als ein lebenslanger Prozess der Aufschichtung und Interpretation von bewussten und unbewussten Erfahrungen verstanden werden, der das gegenwärtige Handeln prägt (Gudjons, Wagener-Gudjons & Pieper, 2020, S. 21). Die reflexive Rekonstruktion eigener biografischer und berufsbiografischer Momente des Gewordenseins, des Seins und des Werdens (Schütze, 2021) ist ein fester Bestandteil von berufsbiografischen Bildungs- und Professionalisierungsprozessen. Die Ausbildung der Reflexionsfähigkeit als Versprachlichung des erlebten Lebens ist Teil der Persönlichkeitsentwicklung (Fröhlich, 2006, S. 50ff.). Was kann aber unter Persönlichkeitsentwicklung verstanden werden? Mit dem Ziel der pädagogischen Professionalisierung bedeutet Persönlichkeitsentwicklung «das eigene (biografische) Gewordensein zu reflektieren, in einen dialogischen Austausch über Erfahrungen zu gelangen, sich dabei eigene Orientierungsmuster bewusst zu machen und den eigenen Handlungsspielraum als Individuum zu erweitern» (Engel-Unterberger & Haselbacher, 2019, S. 120). Für Albers (2019, S. 18) ist personenbezogene Arbeit zentral für den subjektiven Wert der eigenen Bildung und Bedingung für theoretische und praxisorientierte Auseinandersetzungen mit Lerninhalten, die der pädagogischen Tätigkeit inhärent sind. Bildungsprozesse dieser Art können als eine «Transformation unbewusster Konstellationen» (Koller, 2015, S. 79) beschrieben werden. Koller versteht Bildung als eine «Transformation von Welt- und Selbstverhältnissen» (Koller, 2018, S. 44), womit nicht nur Lernen respektive ein Zuwachs an Fähigkeiten und Fertigkeiten des Subjekts gemeint ist. Bildung meint – auch in Abgrenzung zu Lernen –, dass sich die «Schemata der Wahrnehmung, Deutung und Verarbeitung von Problemen» transformieren (Koller, 2018, S. 157). Auf die Biografie bezogene Bildungsprozesse können als bewusste Aneignung und Verarbeitung der verdrängten Abschnitte der Biografie verstanden werden (Randolph, 1990, S. 172). Biografische Bildungsprozesse tragen zur Verantwortungsübernahme als autonomes, vernünftiges und moralisches Individuum bei (Kriza, 2019, S. 43). Sie sind damit ein Akt der Emanzipation. Bildung in diesem Sinne ist nicht nur Wissensvermittlung und Persönlichkeitsbildung, sondern befähigt das Subjekt darüber hinaus auch dazu, gesellschaftliche Verhältnisse infrage zu stellen (Langnickel, 2022) und verantwortungsbewusste Entscheidungen zu treffen. Kurz: Wenn man von der Existenz des Unbewussten ausgeht, ist Bildung wesentlich Selbstbildung, wie auch Aufklärung wesentlich Selbstaufklärung ist. Das Treffen von verantwortungsbewussten Entscheidungen ist eine von mehreren Schlüsselkompetenzen des sozial-emotionalen Lernens, das beispielsweise von dem internationalen Harvard-Forschungsnetzwerk CASEL (2021b) konzeptualisiert wird. Hinter dem Akronym CASEL verbirgt sich «The Collaborative for Academic, Social, and Emotional Learning» und damit eine Verbindung von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern, die zum sozial-emotionalen Lernen (kurz: SEL) forschen. We define social and emotional learning (SEL) as an integral part of education and human development. SEL is the process through which all young people and adults acquire and apply the knowledge, skills, and attitudes to develop healthy identities, manage emotions and achieve personal and collective goals, feel and show empathy for others, establish and maintain supportive relationships, and make responsible and caring decisions. (CASEL, 2021a) Der Begriff Persönlichkeitsbildung wird häufig synonym mit dem Begriff des sozialen Lernens verwendet (Budde, Gessner & Weuster, 2018, S. 15). Folgende fünf Bereiche sind grundlegend für sozial-emotionales Lernen in der Konzeptualisierung des CASEL Frameworks (Durlak, Domitrovich, Weissberg & Gullotta, 2016): Selbstwahrnehmung: Gedanken, Gefühle, Stärken und deren Wechselwirkung mit Verhalten erkennen; Selbstregulation: Gefühle und Verhalten managen und Impulse kontrollieren, um wichtige persönliche und leistungsbezogene Ziele erreichen zu können; Soziale Wahrnehmung: Soziales Bewusstsein bzw. Empathiefähigkeit, fremde Gefühle und Bedürfnisse verstehen und respektieren, Ähnlichkeiten und Unterschiede wertschätzen; Beziehungskompetenz: Positive Beziehungen durch Zuhören, Aushandeln und konstruktive Konfliktlösung gestalten; Verantwortungsbewusste Entscheidungen treffen: Verantwortung für Entscheidungen und Verhalten übernehmen, alternative Handlungsstrategien entwickeln und ethische Normen berücksichtigen. Die fünf miteinander verschränkten Kompetenzdimensionen im CASEL-Modell sind in gewisser Hinsicht durchaus hierarchisch zu lesen. Selbstwahrnehmung und Selbstregulation sind Voraussetzungen für die weiteren Kompetenzbereiche soziale Wahrnehmung...



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